Erscheinung des Herrn am 6. Januar 2020, 19:00

 

Der Stern, das Dreikönigenhaus, die Weisen, das Kind, Maria und Josef.
Alles wie immer. Und trotzdem stimmt was nicht… So stimmt es nicht mehr.
Perspektivwechsel sind eine Herausforderung. Wenn Du erst mal angefangen hast, musst Du dran bleiben. Weiterdenken. Alles sredna. Auf einmal stimmt das Frühere nicht mehr. Aber es öffnet sich etwas Neues. Das stimmt dann wieder. Im Zusammenhang. Verwirrend? Stimmt! Da brauchst Du dann etwas Weisheit. Weise. Im Morgenland und anderswo.

Fest der Erscheinung des Herrn
Mit der neuen Katechumenatsgruppe des Dekanates Trier
Begegnung an der Krippe und „Unter der Empore“

Und wer noch ein bisschen mitraten will, was in der Krippe nicht stimmt:
Hier noch ein Tipp:

Hier die Antwort:

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

so kennen wir sie – die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland, die einen Stern sehen, ihm nach Jerusalem folgen, dem bösen Herodes begegnen, sein Wissen nutzen, das Kind finden, es anbeten und ihm huldigen – mit Gold, Weihrauch und Myrrhe… und dann wieder auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurückkehren…Übrigens macht sich im nächsten Vers im Evangelium von Matthäus die Heilige Familie schon bald auf den Weg. Sie vor Herodes und seinen Todesschwadronen nach Ägypten, weil er einen möglichen Konkurrenten von Anfang an ausschalten will. Diese Geschichte haben wir schon am Fest der Heiligen Familie miteinander geteilt…. Heute also zurück zu den Königen.

Ob es hier bei uns in Herz Jesu genauso ist, wie es bei Matthäus berichtet wird? Könnte man meinen… Aber beim genauen Hinsehen stimmt etwas nicht: Die Könige hätten groß geschaut, wenn sie dem Stern gefolgt wären… und den Weissagungen des Herodes. Sie wären nämlich an einer verlassenen Krippe angekommen: ein paar Tiere stehen zwar noch am Stall von Betlehem, an einem Verschlag der Kaiserthermen – aber von der Heiligen Familie ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht sind sie nach Betlehem gegangen, um das Nötigste einzukaufen, oder sie sind bei den Hirten auf dem Feld zum Grillen oder sie sind wer weiß wo… auf dem Weg nach Ägypten können sie eigentlich noch nicht sein….

Ich weiß schon, was Sie denken: Ach bestimmt wieder so ein sredna-Ding… alles anders… Könnt Ihr denn nicht mal irgendwas so lassen, wie es bisher war?

Wenn wir den Blick schweifen lassen, über die ganze Landschaft von der Steipe in Nazareth über die Kaiserthermen in Betlehem – dann finden wir die Heilige Familie am Dreikönigenhaus. Dort sitzen sie, irgendwo im Morgenland, Maria, Josef und das Kind. Und sie unterhalten sich mit den Drei Königen… Was da geschehen ist, und wie sie dahin gekommen sind, können wir nur erahnen….

Vielleicht war alles ganz anders als Matthäus es berichtet: der Stern hatte die drei Weisen zwar wach gerüttelt und aufmerksam gemacht… er hatte die Könige eingeladen, aufgefordert: „Jetzt steht endlich auf! Stellt Euch eine Karawane zusammen und folgt mir nach Westen. Ich werde Euch zum neu geborenen König führen!“

Die Drei waren aber nicht so begeistert. Der eine sagte: „Ich bin doch viel zu alt!“ Der zweite sagte: „Ich kann nicht weg, ich bin gerade Opa geworden!“ Der dritte sagte: „Ich vertrage den Ritt auf dem Kamel nicht mehr!“

Außerdem konnten sie sich nicht einigen, was sie denn nun einpacken sollten. Der Stern wurde immer ungeduldiger und dachte bei sich: „Die Drei werden sich niemals auf den Weg machen! Bei denen ist Hopfen und Malz verloren! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass die Drei in Betlehem beim Jesuskind ankommen!“ 

So brauste der Stern als Sternschnuppe nach Betlehem und klagte Maria sein Leid. Die war – wie immer – kurz entschlossen und sagte: „Die Engel sind weg, die Hirten sind gegangen, besonders schön ist es hier auch nicht… dann können wir doch mal ins Morgenland reisen! Da war ich noch nie!“ Sie packten ihre wenigen Sachen zusammen. Josef setzte Maria und das Kind auf den Esel und los ging es nach Osten…

Nach vielen Wochen beschwerlicher Reise kamen sie dann endlich ins Morgenland. An einem schönen großen Haus, dem Dreikönigenhaus, konnten sie einfach nicht mehr und brachen zusammen. Zufällig wohnten dort die drei Weisen, die sich nicht entschließen konnten, dem Stern zu folgen. Sie sagten zueinander: „Gloria in excelsis Deo! Ehre sei Gott in der Höhe. Diese Drei sind dem Stern gefolgt, der uns geweckt habt und der uns zum neuen König von Israel führen wollte, ach wahrscheinlich ist er sogar der König für alle Völker. … und wir haben es vermasselt, wir konnten uns nicht aufraffen… Kommt, wir geben dem Kind ein paar schöne Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe!“ Die hatten sie ja sowieso schon eingekauft!

Und sie sagten zueinander: „ Wenn der mal groß ist, kann der bestimmt ein paar gute Sterndeuter brauchen!“ Sie saßen mit der Heiligen Familie zusammen und aßen und tranken und erzählten sich viele Geschichten. Danach sagten die drei Weisen dankbar: „Heute ist unserem Haus ein großer Segen geschenkt worden! Der Retter der Welt hat uns gefunden!“

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Geschichte steht nirgendwo im Evangelium, jedenfalls nicht so. Und sie ist trotzdem wahr. Gott kommt drin vor… und wir selbst. Gott macht sich auf die Suche nach uns…weil er uns liebt, weil er ein menschennärrischer Gott ist. Und weil er weiß, wie wir sind… müde, antriebsschwach, unentschieden, leicht abzulenken.  Dass wir es eben oft vermasseln, nach einem gut gemeinten ehrlich Anfang. Gott weiß, dass das nie was gibt mit unserer Rettung und mit der Rettung der ganzen Schöpfung, wenn er uns damit allein lässt.

Deshalb macht er sich auf die Suche, egal ob im Abend- oder Morgenland, im Dreikönigenhaus oder in einem Schweinestall, ob im Dornengestüpp oder in der Häuserwüste einer Mega-City: er findet uns. Wir werden gefunden… wie das verlorene Schaf, die verlorene Drachme, der verlorene Sohn. Die verlorenen Könige. Deshalb hat er ja schon die ganze Strapaze der Menschwerdung auf sich genommen.

Liebe Schwestern und Brüder,
mag sein, dass unser fleißiges Krippenbauerteam einfach zu sehr an den Bildern der vergangenen Jahre und Jahrzehnte gehangen hat… und dass eben am Dreikönigstag die Heilige Familie mit den anbetenden Königen vor das Dreikönigenhaus gehören, auch wenn das in der neuen Anordnung keinen Sinn macht.

Ohne es zu ahnen, haben sie uns damit auf die Grundbotschaft des ersten und des zweiten Weihnachtsfestes gestoßen: Gott findet uns – im Volk Israel, in der ganzen Welt.

Und da wird es dann wirklich „sredna“. Wenn wir hier irgendwas aus der Erfahrung der vergangenen sredna-Jahre wissen, wenn sich irgendeine Weisheit eingestellt hat, dann diese: „Wir werden gefunden!“ Ich glaube fest, dass wir auch in diesem Jahr wieder gefunden werden: von Themen, von Menschen, von Fragen, von Sehnsucht, von Jesus. Er hat ein Herz für uns. Er findet uns!“ Amen.

 

 

 

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