Karfreitag, 10. April – Telefongottesdienst LEIDENSGESCHICHTE(N) 15 Uhr

1. Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

Begrüßung und Einstimmung

Herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst vom Leiden und Sterben Jesu.
Schritt für Schritt gehen wir durch diese Österlichen Tage.
Gestern Abend haben wir unter den Bedingungen von
Kontaktreduzierung, Abstand, Vereinzelung
den Gründonnerstagabend gefeiert.

Ich selbst war allein – aber ich habe mich nicht einsam gefühlt.
Überhaupt nicht. Im Gegenteil.
Es waren so viele dabei,
50 am Telefon, und noch viel mehr in unseren Herzen.
Und das Knistern und Rauschen und Knacken und Piepen,
das Schlagen einer Uhr im Hintergrund, die nicht gefundene Stumm-Taste,
der schwere Atem ab und zu, das hier und da stören und ablenken mag,
das alles sind doch letzten Endes LEBENSZEICHEN –
dass da jemand ist – dass da Menschen sind:
Atmende, betende Menschen – in Gemeinschaft.

Nach dem Telefongottesdienst gab es noch ein paar Stunden am Telefon.
In einem Gespräch hat mir eine Kollegin, eine Seelsorgerin, erzählt,
dass sie es nicht so hat – mit den gestreamten Gottesdiensten
und den Inszenierungen in den Sozialen Netzwerken.

Sie verbringt die Zeit damit, Menschen in ihrer Gemeinde anzurufen,
Menschen, die sich in der Zeit der Abgeschiedenheit ihrer Wohnung über einen Anruf freuen können. Und sie freuen sich. Die Anrufe tun gut, zeigen, dass sie nicht vergessen sind.

Das ist FUSSWASCHUNG – in diesen Zeiten.
Berührend, zärtlich berühren – das geht auch mit der Stimme,
mit den Augen, mit den Herzen…
Das alles lernen wir im Augenblick –
wir lernen es mühsam.
Und wir lernen zu schätzen, was uns fehlt.
Die Berührung, mit den Händen, mit dem Mund, dem Atem, mit der Haut.

Berührung geht – auch jetzt. Fußwaschung geht. Auch jetzt.
Wie ER UNS, SO WIR EINANDER.

Heute ist Karfreitag.
Es geht es um die Konsequenz,
die Jesus aus seiner Haltung gezogen hat.
Liebe und Hingabe – bis in den Tod.
Für die, die ihm besonders am Herzen liegen.
Für eine ganze Welt. Gegen ihre unzähligen Sünden.
Gegen all den Schaden, den wir angerichtet haben und anrichten.
Er liebt, bleibt, bis in den Tod – und darüber hinaus.

Der Gründonnerstag findet im Wohnraum statt –
im Persönlichen, Intimen, Zwischenmenschlichen.
Der Karfreitag spielt in der Öffentlichkeit.
Unter den Augen aller. In den Bezügen der Welt, der Politik,
der großen Themen.
Das wird auch unseren heutigen Gottesdienst prägen.

Irgendwie und aus irgendwelchen Gründen
fordert die Welt den Tod Jesu,
des Sohnes Gottes, des Gerechten,
der für das Lebensrecht aller eintritt.
Der im Leben und in der Liebe
die Herrlichkeit Gottes aufleuchten sieht.

Er lässt sich auf die Forderung ein,
um seinen Lebensentwurf zu bestätigen,
um seinen Glauben an den Gott zu bezeugen,
den er Vater nennt.

Und dieser Vater?
Er lässt den Tod seines Sohnes zu –
und stellt sich gleichzeitig auf die Seite
und eröffnet ihm eine Zukunft
jenseits unserer Vorstellungen von Leben und Tod.

Ein Geheimnis, das nicht, kaum zu fassen ist.
Mit dem wir nur leben können – irgendwie.

Fremder, unbegreiflicher Gott,
sprich auch in dieser Feier das Wort,
das tröstet und befreit.
Führe uns in deinen großen Frieden.
Sei du der Atem, wenn wir zu dir beten.
Wir möchten glauben, komm uns entgegen!

2. Hymnus: Jesus Christus ist der Herr

Die Leidensgeschichte nach Johannes

Im Mittelpunkt des Karfreitags steht die Leidensgeschichte nach Johannes.
Jedes Evangelium setzt seinen eigenen Schwerpunkt.
Im Johannes geht Jesus bewusst und mit erhobenem Haupt
seinem Ende entgegen.
Nicht nur seinem Ende, sondern der Vollendung.
Der sterbende Jesus ist ein König.

Und nachdem er auch noch seine Mutter und den Jünger, den er liebte,
zusammen gebracht hat – in eine Verantwortungsgemeinschaft –
schaut er sozusagen vom Kreuz auf sein Leben –
und sagt: Fertig! Es ist vollbracht.

Das Werk, wozu er vom Himmel herabgestiegen ist, Fleisch angenommen hat,
dieses Werk ist vollbracht.
Wer es sehen und erleben wollte, konnte es sehen und erleben:
Nur die Liebe bleibt.

Dieses sehr geistige und vergeistigte Evangelium
hat unsere Lektorengruppe
unter der Leitung unseres Regisseurs Marc-Bernhard Gleißner
in ein Hörspiel umgesetzt.
Wir haben ein solches Hörspiel schon einmal erleben können,
am 5. Fastensonntag.

Da war es die Verheißung des Propheten Ezechiel.
Die Kunstform des Hörspiels wurde nötig,
weil wir uns ja nicht zum Gottesdienst sehen können.

Heute also wieder ein Hörspiel –
die majestätische, poetische Johannespassion –
unter den fragilen störungsanfälligen Bedingungen
einer Telefonkonferenz.
Herzlichen Dank allen, die die Passion geschrieben, an ihren heimischen Telefon geprobt und aufgeführt haben. Wir sind gespannt.


Ernest Pignon-Ernest, Ecce homo

Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes –
zum Nachhören.

3. O Haupt voll Blut und Wunden

Die Großen Fürbitten

Im letzten Jahr sind wir mit Abschnitten aus der Passion durch das Barbaraviertel gezogen.  nicht um zu demonstrieren, nicht um Krach zu machen, wie beim Kleppern.
Wir sind leise gegangen, – suchend, mitfühlend…
Wir haben 7 Orte in unserem Viertel aufgesucht,
die mit der Not von Menschen zu tun hatten.
Wir haben versucht, uns einen Reim zu machen auf das Leid –
auf die Geschichten und die Hintergründe.

Wir haben einen Zusammenhang gesucht –
zwischen den Kreuzen und dem Kreuz.

In diesem Jahr hat das Leid EINEN gemeinsamen Namen:
Coronavirus oder die Lungenkrankheit Covid 19.

Das Virus breitet sich in der gesamten Menschheitsfamilie aus
und kann bisher nicht wirksam bekämpft werden.
Wir schauen dieser Ausbreitung mit Angst und Hilflosigkeit zu.
Das Virus hat Lebensbedingungen und Lebensläufe verändert.
Global – weltweit – lokal – vor unserer Haustür – und persönlich , in unserem eigenen Leben.

Wir werden Menschen und ihre Geschichten kennen lernen –und für sie, mit ihnen beten.

Welches Leid ist das? 
In welche Krisen sind Menschen in den letzten Wochen gestürzt?
Welche Ängste treiben so manchen um und verursachen schlaflose Nächte?
Ja, und welche Verluste haben einige sogar zu tragen?
Das sind Fragen, die wir uns – wie viele andere auch – stellen.

Fangen wir vielleicht mal mit den Menschen an,
die jetzt und in der nächsten Zeit auf etwas Schönes verzichten müssen…

Kommunionkinder, Taufbewerber (Heiko)

 Heiko, du bist als Gemeindereferent hier in der Pfarrei für die Katechese der Erstkommunion zuständig. Wie haben denn die Eltern und Kinder reagiert, als sie gehört haben, dass ihr Fest erst mal ausfällt? 

Heiko: In unserer Pfarrei wären am 26. April 74 Kinder zur Erstkommunion gegangen. Sicherlich sind jetzt viele von ihnen traurig, dass die große Feier mit allen zusammen jetzt erstmal ausfallen muss. Daran hängen ja nicht nur die neuen Freundschaften, die sich gefunden haben, sondern auch das Fest mit der Familie, bei dem man sicherlich auch Verwandte getroffen hätte, die man nicht so oft sieht. 

Leider können wir ja auch im Moment auch nicht sagen, wann es einen neuen Termin geben wird. Und ob an dem auch alle überhaupt noch einmal zusammen kommen können. Besonders die Katechetinnen haben sich natürlich darauf gefreut, ihre und die Kinder aus ihrer Gruppe im Gottesdienst zu begleiten. Von den anderen Eltern kamen tatsächlich wenige Rückmeldungen.

Katja: Das wundert mich aber. Ich begleite ja in diesem Jahr auch wieder eine Gruppe von Erwachsenen, die getauft oder gefirmt werden möchten – 8 Männer und Frau. Die haben mich schon angeschrieben und nachgefragt, ob denn die Taufe und Firmung stattfinden wird, noch bevor es überhaupt eine offizielle Entscheidung von Seiten des Bistums gab. Der Termin wäre an Ostern gewesen. Klar, sie verstehen zwar, warum es keine Taufe geben kann, aber sie sind schon sehr enttäuscht und traurig.

Weißt du, be den meisten von ihnen kam der Wunsch getauft zu werden ja nicht von jetzt auf gleich. Sondern sie sind alle schon einen längeren Entscheidungsprozess gegangen – vor allem einen Innerlichen. Und jetzt, so kurz vor dme Ziel, merkt man schon, ist dieser Wunsch so tief, dass sie alle wirklich in den letzten Wochen auf diesen Tag hingefiebert haben – bei unseren Treffen war so eine richtige Vorfreude zu spüren: sie haben erzählt, wie ihre Familien und Freunde reagiert haben, als sie ihnen von ihrer Entscheidung erzählt haben – wer von ihnen mit zur Taufe kommt – welche Paten sie ausgesucht haben – und wie sie den Tag feiern möchten…

Ich hoffe sehr, dass wir dieses Fest für sie bald nachholen können…
Zu der Gruppe gehören auch geflüchtete Menschen aus Syrien und dem Iran, die ihr Heimatland verlassen mussten – weil sie sich nämlich dort schon für das Christentum interessiert haben – weil sie schon dort heimlich die Bibel gelesen haben und für sich entschieden haben, dass sie Christen werden möchten. Das geht in einem muslimischen Land natürlich gar nicht und ist super gefährlich!

Eine junge Frau z.B ist von ihrem Mann Ende letzten Jahres ganz schnell für viel Geld nach Deutschland geschickt worden – weil ihr Schwiegervater mitbekommen hat, dass sie Christin werden möchte – und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er sie umgebracht hätte, wenn sie nicht das Land verlassen hätte. 

Tja, sie ist jetzt hier in Deutschland – weiß nicht, wann und ob sie ihren Mann je wieder sieht. Aber sie sagt immer wieder: hier bin ich in Sicherheit – hier bin ich als Frau frei – und hier kann ich endlich offiziell Christin werden – im Herzen ist sie das schon lange… Sie hat schon im Januar die Wochen bis Ostern gezählt, und ihr Herzenswunsch, endlich Christin zu werden in Erfüllung geht….
Und: Jetzt haben wir Ostern und was ist mit ihr? Sie ist alleine im Flüchtlingscamp – in einem Zimmer mit 7 weiteren muslimischen Frauen Sie kann seit Wochen keine Gottesdienste besuchen – keinen Deutschkurs – noch nicht mal mich und meine Familie.  Und: sie hat immer noch keine Antwort auf ihren Asylantrag – trotz ihres – finde ich – wirklich triftigen Fluchtgrund. Das ginge sicherlich auch schneller, wenn sie jetzt getauft wäre…

 Für sie, für alle von denen wir gerade erzählt haben und alle, die in einer ähnlichen Situation sind, wollen wir beten: 

Für die Kommunionkinder und ihre Familien in der Pfarrei St. Matthias und für alle Kommunionkinder.

Für die Erwachsenen im Dekanat Trier, die sich auf die Taufe und Firmung vorbereiten und am Anfang Ihres Glaubenslebens stehen. 

Sowie für alle Menschen, die auf der Suche sind und ihr Leben im christlichen Glauben gestalten wollen.

Gesang (Katja): Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung

Menschen auf der Flucht

Unser Blick muss heute an Karfreitag auch über das, was uns im Kleinen beschäftigt, hinausgehen, – in die Welt – dorthin, wo Menschen auch schon vor Corona in Angst und Leid gelebt haben – und deren Situation jetzt nochmal schlimmer geworden ist. Denken wir an die vielen Menschen, die auf der Flucht sind, die in Flüchtlingslagern festsitzen – oder, in den vielen Kriegsgebieten leben.

Marc Bernhard: zu diesem Thema hast du heute einen Gesprächspartner, der für uns seine Geschichte erzählt.

Marc-Bernhard: Ich darf jetzt in meinem Zimmer Khaled begrüßen. Khaled ist ein sehr guter Freund von mir. Ich habe mit ihm Theater gespielt. 2018 hat er bei dem Stück Marx Gespenster mitgewirkt, in dem Stück hat er eine sehr absurde Rolle entwickelt: Er spielte einen Nazi, in einem Rehabilitationsprogramm, der sich in einen syrischen Geflüchteten in Pflegeausbildung hineinversetzen sollte. Kurz zu erwähnen, dass das Publikum bei seinem Auftritt immer sehr amüsiert war. Heute möchte ich mit Khaled über ein Thema reden, über dass man nicht lachen kann. Khaled, Du kommst aus Syrien, genauer gesagt aus Idlib. Und wir haben ja alle die Nachrichten verfolgt, gesehen, wie die Gegend im Bürgerkrieg zerstört wird. Für Dich ist das ganze ja noch viel näher.

Khaled: Antwort

Marc-Bernhard: Während die Corona-Krise im Moment die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht, sollten wir nicht die Menschen vergessen, für die Corona im Moment nicht unbedingt das wichtigste Problem ist. In Syrien und in anderen Teilen der Welt, in denen Krieg herrscht und in der die Angst ums eigene Überleben, aber auch die Angst um das Leben von Freunden und Familie Menschen herumtreibt und verzweifeln lässt. 

Khaled, wir bedanken uns herzlich dafür, dass Du mit uns Deine Geschichte geteilt hast.

Für alle Menschen, die im Bürgerkrieg in Syrien leiden müssen. Für alle Angehörigen und Freunde. Für alle die, die in Syrien nach einer friedlichen Lösung suchen und für all die, die in Syrien für ein demokratisches System kämpfen. Wir bitten um den Frieden in der Welt, dass kein Krieg und keine Verfolgung mehr stattfinde. Wir bitten um politische Freiheit, dass kein Volk mehr unter den Diktatoren und Autokraten in dieser Welt leiden muss. Wir bitten, um den Frieden in unserer Gesellschaft, dass kein Mensch Opfer von Rassismus, Islamophobie, Sexismus, Homo- und Transphobie werde.

Gesang (Katja): Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung

Menschen zuhause

Wir sprechen im Moment viel von den so genannten Risikogruppen, die besonders gefährdet sind. Alte oder kranke Menschen, Menschen, die zu Hause betreut werden – die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können und jetzt noch mehr eingeschränkt sind, als sonst schon. Jutta, deine Gesprächspartnerin kann uns heute ihre Geschichte dazu erzählen:

Beate ist Schmerzpatientin und 90 Prozent ihrer Zeit verbringt sie zu Hause. Ich habe Beate vor einigen Monaten kennengelernt und nichts von ihren Schmerzen wahrgenommen. Beate erzählen lassen… – was sie in der jetzigen Zeit positiv sieht …”ich kann jetzt alles im Netz nachlesen, auch eure sredna-Aktivitäten und Gottesdienste /– so wie die Anderen jetzt auch. Sonst verpasse ich aufgrund meiner Krankheit Vieles, was ich gerne erlebt, mitgemacht oder besucht hätte.

-Gefühl von Inklusion jetzt stärker

Das Umfeld verliert oft die Geduld, nachzufragen, ob ich noch etwas mitmache…

-Ihr Besuch erträgt ihre Hilflosigkeit nicht, kommen seltener bis gar nicht mehr

-Der Freundeskreis ist sehr, sehr klein geworden.

Wir beten für unsere kranken Freundinnen und Freunde und Mitmenschen.

Gib uns die Geduld, ihnen zuzuhören, sie nicht allein zu lassen, nur weil wir ihnen hilflos gegenüberstehen.

Für alle, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können und die darauf angewiesen sind, dass andere sich um sie kümmern.

Lass uns auch nach „Corona“ weiter daran arbeiten, Menschen mit einzubeziehen, die in unserem Umfeld fast unsichtbar geworden sind

Menschen im Gesundheitswesen und in der Politik

Im Moment gilt unsere besondere Solidarität und Wertschätzung denen, die im Gesundheitswesen arbeiten: Arzte, Ärztinnen, Pflegekräfte – und den Verantwortlichen in der Politik.

Marc Bernhard, du hast heute noch einen weiteren Gesprächspartner, der uns dazu etwas erzählen kann:

Marc-Bernhard: Ich darf jetzt unseren Ordnungsdezernenten der Stadt Trier begrüßen. Lieber Thomas, danke dass Du Dir Zeit für uns nimmst. Du bist ja im Moment als Ordnungsdezernent auch stellvertretender Leiter des Corona-Krisenstabes. Ich denke, da lastet im Moment auf Dir und Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Verantwortung auf Deinen Schultern. Wie stark seid Ihr da im Moment gefordert?

Thomas Schmitt: Antwort

Marc-Bernhard: Jetzt bist Du ja nicht nur Ordnungs-, sondern auch Wirtschafts- und Kulturdezernent. Wir hören im Moment ja viel von klein- und mittelständischen Unternehmen, dass die Krise für sie existenzgefährdend ist. Gleiches hört man von Freiberuflern und auch einige Hilferufe von Kulturschaffenden wurden auch schon abgesetzt. Wie empfindest Du diese Herausforderung an die Kommunalpolitik im Moment und für Dich?

Thomas Schmitt: Antwort

Marc-Bernhard: Es ist dieses Jahr ein ganz besonderer Karfreitag. Umsomehr bedanke ich mich bei Dir Thomas für das Interview und dass Du uns einen Einblick gegeben hast, über die Herausforderungen mit denen Du jeden Tag zu tun hast. Herzlichen Dank!

Für alle politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger in den Kommunen, im Land, in Deutschland und Europa und in der ganzen Welt,  dass sie gute Entscheidungen für die Menschen treffen, 

dass Du Ihnen Kreativität und Mut schenkst, um die anfallenden Probleme zu lösen, dass Du sie in ihrem Ansinnen gerecht und besonnen zu handeln unterstützt und dass Du mit Deinem Heiligen Geist Solidarität in der Gesellschaft und in der Politik trägst und uns Solidarität mit allen Entscheidungsträgerinnen und -trägern leben lässt.

Wir bitten für alle Menschen, deren Existenz wirtschaftlich und sozial gefährdet ist. Für die Verantwortlichen in der Wirtschaft, für alle Selbständigen und die Kulturschaffenden.

Herr, wir bitten für alle, die im Gesundheitswesen und in der Pflege arbeiten.

Opfer häuslicher Gewalt (Katja)
(vorbereitet, aber aus Zeitgründen nicht vorgetragen)

Ein Thema, das mich als Frau und als Mutter von 4 Kindern im Moment sehr beschäftigt ist das der „häuslichen Gewalt“… 
Man liest es ja im Moment überall: in Zeitungen, bei Facebook, – und gerade gestern Morgen habe ich noch eine Reportage im Deutschlandfunk dazu gehört. Häusliche und sexualisierte Gewalt steigt – gegenüber Frauen und gegenüber Kindern…
Ich habe zwar heute keine direkte Gesprächspartnerin, die etwas über dieses Thema hier live erzählen könnte, aber ich habe Anfang der Woche mit einer Mitarbeiterin des Frauennotrufs hier in Trier telefoniert, die genau das aus ihrer Arbeit bestätigt hat.

Allerdings, so sagt sie, ist ein Anstieg bei ihnen tatsächlich erst seit Anfang dieser Woche zu merken. Klar, sie hat das so erklärt:  am Anfang geht alles noch irgendwie – oder man denkt, dass noch alles geht – man kompensiert – versucht sich durchzubeißen oder zu ertragen
Aber irgendwann eskaliert es dann doch…

Die verschiedensten Situationen können wir uns ja alle vorstellen:

  • die Kinder gehen nicht mehr in den Kindergarten oder in die Schule – es gibt keine Nachmittagsbeschäftigung mehr – keine Betreuungen, keine Hobbies, kein Treffen mit Freunden
  • Die Eltern gehen nicht mehr arbeiten, bzw müssen ihre Arbeit im Homeoffice erledigen – gleichzeitig mit der Betreuung der Schularbeiten ihrer größeren Kinder – und anderer Beschäftigung der Kleinen. 
  • Und das alles in einer Wohnung – die oft viel zu klein ist für die ganze Familie – und ohne Garten…

Da kommt es selbst in den Familien zu Stress, in denen es sonst gut läuft…. Und in anderen, in denen einer der Partner auch vorher schon gewalttätig oder übergriffig war, häufen sich die Situationen jetzt nochmal mehr.

Die Mitarbeiterin vom Frauennotruf hat z.B erzählt, wie es bei Frauen aussieht, die schon vorher unter der Gewalt ihres Mannes gelitten haben. Sie sind ja auch auf einmal den ganzen Tag mit genau diesem Mann in einer Wohnung zusammen. Und alle Ablenkungen, die vorher vielleicht noch funktioniert haben – also raus gehen, Sport machen, durch die Stadt schlendern, und so was – das geht jetzt alles nicht mehr so einfach. 

Also ganz klar ist: das Gewaltpotential derer, die auch vorher schon gewalttätig waren, steigt jetzt enorm , jetzt, wo sie nichts zu tun haben, bzw auf so engem Raum mit ihren Partnerinnen zusammenleben – isoliert und ohne andere Sozialkontakte.

Was die Mitarbeiterin noch erzählt hat und was ich ziemlich dramatisch finde ist, dass viele Unterstützungs – und Hilfsysteme nicht mehr greifen. Es kann ja keiner mehr in die Häuser gehen…Das Jugendamt z.B., die können im Moment keine Mitarbeiter in die Familien schicken, um zuschauen, wie es den Kindern und Familien geht, die sie sonst ganz engmaschig besuchen und betreuen.

Und das Schlimme für die Frauen ist, jetzt, wo sie es besonders brauchen würden dass z.B auch das Zeitfenster sehr klein ist, in denen sie ungestört eine Beratungsstelle oder einen Notruf anrufen könnten. Die Mitarbeiterin vom Frauennotruf erzählte von einem Telefonat, das sie letzte Woche hatte:  eine Frau rief an und plötzlich mitten im Gespräch sagte sie: „Ich muss Schluss machen – er kommt aus dem Keller…“ – und legte auf. Puuuuh – 

Die Mitarbeiterin vom Frauennotruf hat sich auf jeden Fall sehr gefreut, dass ich sie angerufen habe, denn sie sagte, dass es ganz wichtig ist, das Thema der häuslichen und sexualisierten Gewalt in die Öffentlichkeit zu bringen und in der Öffentlichkeit zu halten.

Für die Paare und Familien, die im Moment auf engstem Raum zusammenleben und dadurch mehr als sonst Stress, Streit und Konflikte entstehen.

Für die Kinder und Frauen, die hilflos Gewalt und sexuelle Übergriffe ertragen müssen.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Hilfssystemen, die im Moment an ihre Grenzen kommen, und aushalten müssen, dass sie den Menschen nicht ausreichend helfen können.

Das waren Begegnungen und Bitten aus unserem Umfeld und Alltag als Team.
Uns ist bewusst, dass wir nicht alle und alles heute hier benennen können – und dass es noch viele andere Leidensgeschichten zu erzählen gibt.

Was unser Herz bewegt und was jetzt nicht zur Sprache kommen konnte, an das wollen wir in einem Moment der Stille denken – und dann mit hineinnehmen in das Gebet, das uns Jesus selbst gelehrt hat.

Vaterunser

Schluss

Da stehen wir nun – erschlagen von den Geschichten und den Schicksalen…
erschlagen von den eigenen Sorgen und Ängsten.
Und kein Ende in Sicht.
Nein, es ist noch nicht vollbracht.
Geschweige denn „vollendet“.

Das kommt alles nicht nacheinander –
Leben und Tod und vollendetes Leben.
Das ist alles gleichzeitig.
Im Kreuz – nicht danach…

Mit diesen Gedanken, mit diesen Fragen,
diesen Puzzlestücken endet unser heutiger Karfreitagsgottesdienst.
Kreuze wurden enthüllt.
Nein, wir können sie noch nicht loswerden.
Ins Grab legen.
Noch nicht.

Vielleicht treiben diese Gedanken
uns heute Nachmittag noch vor die Tür,
allein, mit dem Partner, der Partnerin, der Familie.
Vielleicht führt uns der Weg zu einer Kirche.
Hier in Herz-Jesu steht das Große Kreuz draußen,
vor einem Bauzaun.

Vor der Kirche, in der Kirche, könnte ein Ort sein,
wohin wir gehen können mit unseren Sorgen, unserer Angst, unserem Leid.
Unserem Mitleid.

Morgen Abend um 20 Uhr feiern wir hier die Osternacht.
Heute gibt es kein Abendgebet.
Morgen beten wir um 8.00 Uhr das Morgengebet
und um 12.30 Uhr das Mittagsgebet.

Wir wünschen allen einen stillen Nachmittag und schließen mit dem Lied:
Holz auf Jesu Schulter.

5. Zum Schluss: Holz auf Jesu Schulter

Eine Antwort auf „Karfreitag, 10. April – Telefongottesdienst LEIDENSGESCHICHTE(N) 15 Uhr“

  1. Liebe Sredna Leute,
    Ganz herzlichen Dank an alle die in diesen Tagen die vielen besonderen Angebote möglich gemacht haben. Danke für euren Einsatz, für eure Zeit und eure Kreativität.
    Ich freue mich auf diese Weise mit anderen zusammen am Osterfest teilhaben zu können.
    Ein großes Lob für eure vielen kreativen Ideen!

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