Wo kämen wir hin,
wenn alle sagten,
wo kämen wir hin,
und keiner ginge,
um zu sehen,
wohin wir kämen,
wenn wir gingen.
Kurt Marti, 1921-2017
DAS PROJEKT
„.sredna – anders sehen hören schmecken“ …
heißt das Kirchenprojekt in der Trierer Herz-Jesu-Kirche in der Osterzeit
In diesem Projekt trifft sich eine lebendige Gruppe von Christinnen und Christen in und um die Trierer Herz-Jesu-Kirche zu Gottesdienst und Begegnung im Kirchenraum, im Garten nebenan und an anderen Orten.
Sie vertraut auf die kreativen und sozialen Gaben von vielen Menschen und Gruppen im Barbaraviertel und darüber hinaus und lädt sie zum Mitmachen ein.
Ziel ist ein inklusives Miteinander als Anfang des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit. Dazu werden Barrieren entdeckt und – möglichst – abgebaut: So wird Teilhabe für alle möglich. Ein buntes vielfältiges Leben in der Kirche entsteht – auch als Beitrag für die Entwicklung des Barbaraviertels im Trierer Süden.
DIE WURZELN
Im Jahr 2003…
… wurde die ehemalige Pfarrei Herz-Jesu Teil der neugegründeten Pfarrei St. Matthias, zusammen mit der früheren Pfarrei St. Matthias und der Pfarrei St. Valerius. In dieser Zeit wurde das kirchliche Leben in Basilika und Pfarrzentrum St. Matthias konzentriert.
Das Leben in der Herz-Jesu-Kirche ging immer weiter zurück – nicht nur durch die Konzentrierung auf St. Matthias, sondern vor allem durch den demographischen Wandel und die Veränderung im Barbaraviertel.
Bis heute gibt es immer noch eine kleine, dynamische Gruppe von älteren Frauen und Männern aus der früheren Pfarrei Herz-Jesu, die der Kirche und dem kirchlichen Leben verbunden sind und das Projekt .sredna nach Kräften unterstützen.
Sie sorgen – bei allerlei Veränderungen und Neuheiten – dafür, dass wir von „Tradition“ sprechen können, von Weitergabe. Das Bestehende weiterentwickelt – ohne mit ihm zu brechen. Wer sich dem Neuen öffnet, geht mit und kann mitgestalten.
Im Jahr 2003…
… zog die frisch gegründete Katholische Gehörlosengemeinde im Bistum Trier in das ehemalige Pfarrhaus Herz-Jesu.
Das Pfarrhaus und der Garten dienen als Gemeindezentrum, Gästehaus und Wohnung des Pfarrers der Gehörlosengemeinde.
Mit der Zeit wurde die Herz-Jesu-Kirche mehr und mehr für gebärdensprachliche und inklusive Gottesdienste genutzt.
Schritt für Schritt entstand eine fruchtbare Nachbarschaft. Besonders die Österlichen Tage der Gehörlosengemeinde wurden und auch von „hörenden“ Freunden besucht und geschätzt.
Inklusion wurde ein Markenzeichen: die Gehörlosengemeinde machte ihre Gottesdienste zugänglich für hörende Menschen aus der Umgebung.
Da die Mitglieder der Gehörlosengemeinde oft weite Wege zurücklegen müssen, ist ein Gottesdienst ohne anschließende Begegnung beim gemeinsamen Mahl unvorstellbar. Diese Begegnung nennen wir „das achte Sakrament“.
Damit wird deutlich, dass auch die Begegnung etwas Geistliches ist und zum Gottesdienst unverzichtbar dazu gehört. Hier lebt eine Tradition, die an die Anfänge des Christentums in biblischen Zeiten erinnert.
Im Jahr 2012 …
… war die Herz-Jesu-Kirche eine der Stationskirchen bei der Heilig-Rock-Wallfahrt.
Insgesamt 85 Bewohner*innen und Begleiter*innen der Bewegungen ARCHE und GLAUBE & LICHT aus verschiedenen europäischen Ländern haben in der Herz-Jesu-Kirche Pilgernde und Gäste begrüßt, begleitet und bewirtet.
Die Pilgerbegleiter*innen wohnten im Pfarrhaus der Gehörlosengemeinde. Die Kirche war jeden Tag geöffnet, von morgens bis abends. Die starre Ordnung der Bänke wurde gelockert, nicht-gottesdienstliches Leben entstand unter der Empore.
In der Kirche wurde gebetet, getanzt, gesungen, gesprochen, gespielt, gestrickt, geschwiegen und gefeiert.
Die Pilgernden und die Pilgerbegleiter*innen ermöglichten eine ganz neue Kirchen-Erfahrung, auch für die Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Im Jahr 2017…
fragte die „Lokale Agenda 21“ bei der Pfarrei St. Matthias an, ob sie auf dem Abteihof 3 Hochbeete im Rahmen des Projektes „Essbare Stadt Trier“ aufstellen wollen. Nach verschiedenen Gesprächen wurden sie vor der Herz-Jesu-Kirche aufgestellt. Gemeindeassistent Heiko Paluch nutzte sie als „Pastorales Projekt“ im Rahmen seiner Ausbildung zum Gemeindereferenten.
Anfangen!
Sobald du dich auf den Weg machst,
öffnet der Horizont seine Grenzen.
(Hilde Domin)
DER ANFANGSIMPULS
Unabhängig voneinander hatten Organistin, Verwaltungsratsvorsitzende und Pfarrverwalter der Pfarrei St. Matthias Trier die Augustinerkirche in Würzburg besucht und sich von ihrem Geist „be-geistern“ lassen.
Der Impuls wurde in der Osterzeit 2017 in die Tat umgesetzt:
von Ostern bis zum Herz-Jesu-Fest wurden die Bänke in der Kirche umgestellt. Ein Oval entstand. Diese Veränderung hat vieles in Bewegung gebracht, im Raum, in der Gemeinde, im Umfeld.
Die Trierer Bistumssynode „herausgerufen“…
„Die Synode ist von der Notwendigkeit eines Perspektivwechsels überzeugt und betrachtet ihn als wesentlich für die Zukunft der Ortskirche von Trier. Sie nimmt damit tiefer, anders und radikal wahr, dass sich das gesellschaftliche und mit ihm auch das christliche Leben in einem rasanten Wandel befinden.
Im Neuen liegt eine Radikalität, die nicht dem Alten, bisher Bekannten verhaftet bleibt, sondern sich mit Mut und Weite neuen Perspektiven stellt…“
Abschlussdokument der Trierer Bistumssynode „herausgerufen.
Schritte in die Zukunft wagen“. Juni 2016
In der Trierer Herz-Jesu-Kirche haben wir den Begriff des Perspektivwechsels ganz wörtlich genommen. So entstand bei einer Tasse Kaffee das Kunstwort „.sredna“: das Wort „anders.“ von rechts nach links gelesen.
Wir ändern die Blickrichtung, schauen uns Dinge, Menschen, Themen von einer anderen Seite an. Der erste Blick kann sehr unbequem sein. Ungewohnt. Fremd. Mit etwas Geduld und Neugier erleben wir dann vielleicht auch Überraschungen, neue Einsichten, neuen Glaubens- und Lebensmut.
Das Projekt .sredna findet in der Osterzeit statt, der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. Der Tod Jesu zwang die Männer und Frauen aus seinem Freundeskreis, den Blick auf den Herrn völlig zu verändern,
neue Perspektiven zu entdecken.
Alle, die das wagten, entdeckten Jesus neu – den Auferstandenen, den Lebendigen.
Der Besuch in der Würzburger Augustinerkirche und der Geist der Trierer Bistumssynode lieferten zusammen die notwendige Energie um das Projekt zu beginnen.
Am Anfang stand schlicht und einfach die geistliche Energie, die Neugier und der Tatendrang von einigen Menschen. Am Anfang standen kein Pastoralplan, kein Pastoralteam- oder Pfarrgemeinderatsbeschluss, keine Sozialraumanalyse, kein Bistumsprojekt zur Synodenumsetzung.
Der „Geist des neuen Anfangs“ hat sich – ohne zu fragen – in einigen Herzen, Köpfen und Händen niedergelassen.
BISHERIGE ERFAHRUNGEN
.sredna 17
Das Projekt begann an den Österlichen Tagen Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern. Es dauerte 70 Tage, also bis zum Herz-Jesu-Fest. Es gab „anderes“ zu sehen, zu hören, zu schmecken. „Unter der Empore“ wird bei einigen Veranstaltungen auch für das leibliche Wohl gesorgt. Es waren gerade die regelmäßige Beterinnen und Beter, die gegen das Ende des Projekts protestierten: „Sredna soll bleiben: Die Sitzungordnung, das Leben, die Begeisterung!“
.sredna18
Die Planung von sredna18 wurde breit angelegt. Ein Leitungsteam von 8 Ehren- und Hauptamtlichen entstand. Zum 1. September 2017 bildete sich eine neue gemeinsame Trägerschaft von Pfarrei/Kirchengemeinde St. Matthias Trier, Katholische Gehörlosengemeinde im Bistum Trier und dem Dekanat Trier.
Bei der Erarbeitung des Programms entstand unerwartet ein Wochenplan, der die Projektwochen strukturierte.
Dazu kamen Menschen, die einzelne Programmangebote machten.
Ein großes Fest, das „finale“, beschloss das Projekt.
.sredna 19
Wie schon im Jahr zuvor, wurden die vielen Rückmeldungen und Wünsche in das Programm für 2019 aufgenommen. Anders als in den ersten beiden Jahren wurden wir von einem „Thema“ gefunden: Das Kreuz mit dem Kreuz.
Damit gab es einen Bezugspunkt für die 166 Veranstaltungen in den 71 Projekttagen.
Außerdem verstärkte sich eine Dimension, die schon bei .sredna18 begonnen hatte: Wir bauen weiter am Netzwerk mit unserer Nachbarschaft, dem Barbara-Viertel im Trierer Süden.
Beim Finale 2018 und 2019 wurde Sredna erlebt als…
Wir sind dankbar für die Rückmeldungen und Anregungen und neugierig auf die Impulse des Geistes Gottes.