2. Sonntag in der Fastenzeit SCHWEIGEND GEGENWART AHNEN am 24. Februar 2024 Lesungen, Texte, Lieder

INTROITUS

Christian Lehnert, Der Glaube
(Vortrag: Georg Weege)

Ein Widerschein / ich habe ihn gefunden
Im Winterfenster / nachts / sonst war da nichts.

Das Sichtbare war Dunst und nur ein Zeichen /
Verschwommenes Gewölk / ein warmer Leib /

Der seinen Atem in die Kälte schreibt /
Und soll / was er besagt / noch nicht erreichen.

Ein schwarzes Glas / ich war darin versunken
Und war der Funke eines fremden Lichts.

 ERÖFFNUNG – BUSSAKT – KYRIE – TAGESGEBET

 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
der uns zu seinen Geschwistern gemacht hat
die Liebe Gottes, der uns Vater und Mutter ist
und die Kraft des Geistes, die von beiden ausgeht,
sei mit euch.

Und mit deinem Geist.

Zu Beginn der Gedächtnisfeier unserer Erlösung
bekennen wir, dass wir sündige Menschen sind –
und dass wir uns schuldig macht haben –
in Gedanken, Worten und Taten –
und in dem, was wir nicht getan haben.

Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott….

 Vergebungsbitte

Gott, barmherzig und allmächtig,
erbarme dich uns,
unsere Schuld wirf hinter deinen Rücken
und führe uns wieder auf den Weg des Lebens.
Darum bitten wir und dafür danken wir
jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Kyrie

 

Kyrie, eleison. Kyrie eleison.

Christe, eleison. Christe eleison.

Kyrie, eleison. Kyrie, eleison.

Tagesgebet

 Herr, unser Gott,
du willst uns mit Jesus hinausführen
aus der Enge unseres Herzens.
Öffne uns das Herz für deine Gegenwart –
und gib uns den Mut und die Kraft zur Umkehr
zu dir und zu den Nächsten.
Darum bitten wir….

WORT GOTTES

 Erste Lesung

Aus dem Buch Génesis.

In jenen Tagen
1 stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
2Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Ísaak,
geh in das Land Moríja
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
9aAls sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf.
10Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
11Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
12Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
13Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.

15Der Engel des Herrn
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
16und sprach:
Ich habe bei mir geschworen – Spruch des Herrn:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
17 will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
18Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.

Gemeindelied: Hoffen wider alle Hoffnung GL 849,1-4 V/A

 

 

 Zweite Lesung

 

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!

31b Ist Gott für uns,
wer ist dann gegen uns?
32Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont,
sondern ihn für uns alle hingegeben –
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
33Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen?
Gott ist es, der gerecht macht.
34Wer kann sie verurteilen?
Christus Jesus, der gestorben ist,
mehr noch: der auferweckt worden ist,
er sitzt zur Rechten Gottes
und tritt für uns ein.

35 Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?
Bedrängnis oder Not oder Verfolgung,
Hunger oder Kälte,
Gefahr oder Schwert?
36 Wie geschrieben steht:
Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag
dem Tod ausgesetzt;
wir werden behandelt wie Schafe,
die man zum Schlachten bestimmt hat.
37 Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon
durch den, der uns geliebt hat.

38 Denn ich bin gewiss:
Weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges
noch Gewalten,
39 weder Höhe oder Tiefe
noch irgendeine andere Kreatur
können uns scheiden von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

 Ruf vor dem Evangelium: Meine Hoffnung und meine Freude

GL 365 V/A

 Evangelium

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
2 nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg,
aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
3seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.

5Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
6Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.

7Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn;
auf ihn sollt ihr hören.

8Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.

9Während sie den Berg hinabstiegen,
gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
10Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.

Vers: Meine Hoffnung und meine Freude GL 365 A

 

 Predigt

 

Verehrte Schwester und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes!

Si Deus pro nobis quis contra nos?

Sie ist schon sehr beeindruckend, die Klosteranlage der belgischen Trappistenabtei Orval, gerade mal 120 km von hier. Manche verbinden sie mit würzigem Bier und würzigem Käse. Aber sie ist mehr.

Die mittelalterliche Abtei ist nur noch eine Ruine seit der Französischen Revolution. Die neue Abtei aus den 1930er Jahren ist durchaus imposant. Ich bin jedes Mal ein bisschen aufgeregt, wenn wir durch den Bogen des Torhauses treten und die Große weiträumige Anlage sehen – mit der Kirche im Mittelpunkt, einer und dem Kloster auf der rechten Seite.

 

Mein Blick geht auf den Glockenturm, wo über der Uhr in lateinischer Sprache dieser großartige Satz aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes steht, den wir eben gehört haben:

Si Deus pro nobis quis contra nos?

Wenn Gott für uns, wer ist dann gegen uns?

Wer kann uns etwas anhaben, etwas zuleide tun, wenn Gott an unserer Seite ist, hinter uns und vor uns und in uns? Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns? Diese Zusage tut so gut.

Aber es mischt sich doch auch eine entscheidende Frage in die Gefühle von Sicherheit und Stärke: Ist Gott denn FÜR uns? Wie können wir das wissen? Darauf vertrauen?

Am letzten Sonntag haben wir gehört, wie Gott dem Noah versprochen hat: NIE WIEDER werde ich die Erde vernichten… Nie wieder werde ich Gewalt anwenden, um meinen Willen durchzusetzen.

Heute können einem Zweifel schon kommen. Wir hören die brutale Geschichte, in der Gott den Abraham auffordert, seinen Sohn Isaak zu opfern – zu verbrennen. Wie ein Schlachttier.

In den letzten Tagen habe ich einige Beiträge der Bibelauslegung gelesen, die Licht in diese dunkle Geschichte des Ersten Testaments bringen sollten… alles ist schwierig und wirft immer wieder neue Fragen auf.

Was ist das für ein Gott, der so etwas fordert? Der dem Abraham die Zukunft raubt, den einzigen Sohn? Was ist das für ein Gott, der Menschen so auf die Probe stellt und in tiefstes Leid stürzt? Was ist das für ein Gott, der dem Vater und Sohn eine so grauenhafte Mutprobe zumutet?

Und: Was ist das für ein Vater, der sich wortlos darauf einlässt? Der nicht kämpft? Der sich nicht „schützend“ vor seinen Sohn stellt? Für den ein „blinder Gehorsam“ wichtiger ist als die Liebe zu seinem eigenen, einzigen Kind?

In letzter Minute bricht Gott die Mutprobe ab. Genauer gesagt: noch nicht mal Gott selbst, sondern ein Engel….

Es gibt viele Erklärungen im Judentum und im Islam, wo die Geschichte von Abraham – Ibrahim und Isaak – Ismael eine entscheidende Rolle spielt. Meist geht es darum, Gott in seiner Ehre und seiner Barmherzigkeit zu retten.

Oder es geht darum, Abraham – Ibrahim als Vorbild des bedingungslosen Glaubens hinzustellen.

Ich kann und will über diese Brücken nicht gehen. Der jüdische Schriftsteller und Holocaust-Überlebender Elie Wiesel soll den Begriff des „Holocausts“ für die Ermordung von 6 Millionen Juden in den Konzentrationslagern geprägt haben: Holocaust meint die ganze Verbrennung eines Tieres bei einem religiösen Opfer. Elie Wiesel sagte im Blick auf das Volk Israel: Isaak ist dem Holocaust entkommen. Mag sein. Aber 6 Millionen Menschen nicht. Wiesel hat sich später von dieser Sicht distanziert.

War Gott FÜR sie, für die Millionen Toten und noch so viele andere zu allen Zeiten und an allen Orten, die vor der Zeit und durch Gewalt gestorben sind? War Gott GEGEN sie? Wie sollen wir die Frage für uns und andere glaubwürdig beantworten?

Im Evangelium geht Gott ganz anders mit seinem Sohn um: Eine Stimme aus dem Himmel (wieder nicht Gott selbst) ruft: dies ist mein geliebter Sohn, mein geliebtes Kind. Auf ihn sollt ihr hören! Ihm sollt ihr folgen. Das klingt wunderbar, lebens-bejahend. Das ist eine Bestätigung der Person Jesu – und seines Auftrags. Und eigentlich könnten wir uns mit ihm nur freuen und wie Petrus 3 Hütten bauen…. Und der Stimme trauen: ihm, Jesus folgen. Als Nachlaufende, als Schwestern und Brüder….

… wenn da nicht die weitere Lebensgeschichte Jesu wäre, die ihm auf dem Tabor bewusst ist: Jesus wird leiden. Und sterben. Qualvoll. Würdelos. Am Kreuz. Und dann wird er von den Toten auferstehen. Der Sohn Gottes wird leiden. Und sterben. Und begraben werden, hinabsteigen in das Reich des Todes.

 Ist Gott FÜR Jesus? Beschützt er ihn vor dem Leiden, dem Sterben, dem Tod? Nein. Ist er auf seiner Seite? In seinem Herzen? Möglicherweise. Die Theologie des „mitleidenden Gottes“ sagt: Gott stirbt in Jesus – aus Mitgefühl mit ihm und allen, die er Schwestern und Brüder nennt. Aus Liebe. Es ist die gleiche Liebe zu Gott, die Jesus zu diesem letzten Schritt bringt – aus seinem Kreuzweg und Todesweg nicht auszusteigen. Für den einen und die andere mag aus dieser Liebe Hoffnung keimen, dass am Ende doch die Liebe bleibt – und dass Gott FÜR uns ist – und nicht gegen uns.

Verehrte Schwester und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes,
Suchende und Hoffende, vielleicht.

Ist Gott für uns – wer ist dann gegen uns? Ob Gott für uns ist, lässt sich – angesichts der Bandbreite der persönlichen Erfahrungen und der Erfahrungen anderer – nicht einfach sagen.

Paulus schrieb:
Denn ich bin gewiss:
Weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges
noch Gewalten,
39 weder Höhe oder Tiefe
noch irgendeine andere Kreatur
können uns scheiden von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Ob wir mit seiner Bestimmtheit
diese Frage beantworten können?

Das kann eine ganz persönliche Antwort sein. Vielleicht auch nur eine Antwort für den Augenblick.

Ist Gott FÜR uns?

 Wenn Ja, dann mögen wir schweigend Gegenwart erahnen –

wie den Funke eines fremden Lichts in einem schwarzen Glas (Chr. Lehnert). Für einen Augenblick.

Wir werden diese erahnte Gegenwart des „Deus PRO NOBIS“ nicht festhalten können, ein Leben lang.

Mögen diese Augenblicke der Hoffnung uns tragen –

dass Gott FÜR uns ist –

besonders, wenn es nicht danach aussieht.

Amen.

Predigtlied: Herr, nimm auch uns zum Tabor mit GL 363,1-3

Glaubensbekenntnis (gesprochen)

Fürbitten (Petra)

 

Gott,

mit Dir möchte ich auf die Welt schauen um sie zu verstehen. Kriege, Tod und Grausamkeiten, Naturkatastrophen und Hungersnöte. Das alles hast Du nicht gewollt, das alles ist menschengemacht. Wie können wir dem Einhalt gebieten? Wie Ungerechtigkeit verhindern? Ich möchte inne halten, mich besinnen, Deine Gegenwart ahnen, damit ich verstehe was in Deiner Welt geschieht.

 

Schweigen möcht‘ ich Herr…

 

Täglich, stündlich stürmen Nachrichten auf uns ein. Selbsternannte Experten erklären uns die Welt, vermeintlich „wichtige“ Menschen geben ihre Kommentare dazu ab, verwickeln sich in Widersprüche, stellen falsche Behauptungen auf, – auch wir glauben zu allem etwas sagen zu müssen und verlieren dabei den Bezug zur Realität. Ich möchte schweigen und hinhören, damit ich den Dingen und Geschöpfen nahe komme.

 

Schweigen möcht‘ ich Herr…

 

Laut ist es geworden und schrill. Die Stimmen der Vernunft und der Liebe gehen unter im Geschrei, im Verlangen nach Konsum, im Wehklagen über die Verhältnisse und dem Wutgebrüll über die „Anderen“. Ich will das nicht mehr hören, – möchte das Gute bedenken, – lauschen damit ich Deine Stimme unter vielen höre.

 

Schweigen möcht‘ ich Herr…

 

Paulus schreibt an die Römer, dass Du immer an unserer Seite bist, für uns einstehst, dass uns nichts geschehen und uns nichts trennen kann. Darauf haben wir Dein Wort.

Das Gedicht, das wir gehört haben endet mit den Worten:

„Ein schwarzes Glas / ich war darin versunken

Und war der Funke eines fremden Lichts.“

Ja, ohne Dich sind wir nur ein Funke, ein Nichts, doch ein Wort von Dir genügt und wir werden heil. Ich möchte schweigen und staunen, dass Du dieses Wort für uns hast.

 

Schweigen möcht‘ ich Herr…

 

Gott, der Du uns Vater und Mutter, Bruder und Schwester bist, schenke uns Augenblicke der Ruhe und des Schweigens, damit wir uns in Deiner und unserer Gegenwart zurecht finden. Amen

 

 

EUCHARISTIE

 Lied zur Gabenbereitung: Herr, unser Herr

Gabengebet

Herr, unser Gott,
Brot und Wein haben wir bereitet.
Nimm sie an als unsere Gabe.
Stärke uns durch ihren Empfang
für unseren Weg durch die 40 Tage-Zeit.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.

Präfation

Sanctus: GL 731

Vaterunser

 Zum Brotbrechen: Schönster Herr Jesu GL 364,1.2.5

Kommunion (nur Brot)

COMMUNIO

 Christian Lehnert, Der Glaube
(Vortrag: Georg Weege)

Ein Widerschein / ich habe ihn gefunden
Im Winterfenster / nachts / sonst war da nichts.

Das Sichtbare war Dunst und nur ein Zeichen /
Verschwommenes Gewölk / ein warmer Leib /

Der seinen Atem in die Kälte schreibt /
Und soll / was er besagt / noch nicht erreichen.

Ein schwarzes Glas / ich war darin versunken
Und war der Funke eines fremden Lichts.

 SCHLUSS

Schlussgebet

Gott des Lichtes und des Lebens,
du hast uns in diesem Mahl
die Gegenwart deines Sohnes erahnen lassen.
Es nährt in uns die Hoffnung,
dass dein Wort und dein Geist uns führen
auf unserem Weg der Nachfolge
bis dereinst zum Leben in Fülle.
Schenk uns die Kraft,
dem Ende entgegen zu balancieren.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.

Segen

Lied zum Schluss: Matthiaslied GL 880,1.3.7

 

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