„Reiß doch die Himmel auf und komm herab!“
… schreit der Prophet Jesaja. Er ist der Prophet des Advents und der Weihnachtszeit. In diesem Jahr spricht er seine Botschaft auch „am Telefon“…. um 8.30 Uhr an Sonn- und Feiertagen.
Hier die Telefonnummer: 069/ 7104 9922.
Zugang: 977 3574 9228# danach: nochmal # (kein Passwort)
Oder über ZOOM: https://zoom.us/j/97735749228
29. November 1. Advent (Ralf Schmitz)
Klaviermusik zu Beginn: George Winston, December
Introitus
Zu Dir, Herr, erhebe ich meine Seele.
Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern, lass meine Feine nicht triumphieren.
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
Begrüßung
Liebe Freundinnen und Freunde,
mit dem Eröffnungsvers des 1. Adventssonntags haben wir unsere erste Morgenfeier im Advent hier am sredna-Betphon begonnen und ich begrüße Euch herzlich.
Es ist ein besonderer Advent. Ganz bestimmt. Anders als in den letzten Jahren.
Mir scheint, dass sich viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen in dieser Vorweihnachtszeit ganz besonders unwohl fühlen. Auf Facebook werden Bilder von erleuchteten Innenstädten gezeigt – in denen es menschenleer ist. Ein Post fiel mir gestern Abend auf – da schrieb eine Frau: Gottseidank gab es lange Schlangen vor den Geschäften. Die Leute kaufen noch…
Ich vermisse den Vorweihnachtstrubel nicht – und von Glühwein bekomme ich oft Sodbrennen. Ich habe mich auch in den letzten Jahren weitgehend vom Weihnachtsmarkt fern gehalten. Der Adventskranz im Treppenhaus der KGG hängt und in der Wohnung steht da, wo er seit vielen Jahren steht. Und in der Kirche war gestern Abend verhaltener Jazz zu hören. Ganz wunderbar unaufdringlich. Blues, passend zur Stimmung vieler Menschen.
„Reiß doch die Himmel auf – und komm herab!“
Dieser Vers aus dem Propheten Jesaja soll auch über unserer ersten Morgenfeier stehen. Bitten wir um Gottes Erbarmen.
Kyrie: Tau aus Himmelshöhn
Gebet
Herr, Herrscher über Zeit und Ewigkeit.
Wir danken dir für den Beginn des Adventes.
Es ist die Zeit der Wachsamkeit und des Betens,
in der wir uns auf deine Wiederkunft vorbereiten.
Nimm die Schläfrigkeit und die Angst von uns,
nimm die Eile und die Sorge um Zweitrangiges,
dass wir hellwach deiner Ankunft entgegengehen.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.
Betrachtung zum Buch Jesaja (1)
Und jetzt ist Jesaja am Telefon. Er ist der Prophet des Advents und der Weihnachtszeit wie kein anderer.
„Unser Erlöser von jeher. Wir sind der Ton, du der Töpfer. Wir sind das Werk deiner Hände.“
„Tröstet, tröstet mein Volk! Eine Stimme ruft: Bahntfür den Herrn einen Weg durch die Wüste“.
„Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn erhat mich gesalbt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zebrochen ist“
Das Volk, das im Dunkeln lebt sieht ein helles Licht. Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt!“
“ Wie willkommen sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten! Allen Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes.“
„Auf, werde Licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.“
„Weil du in meinen Augen kostbar bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker!“
Wer ist das, der so etwas schreibt?
Am Anfang des Jesajabuches stand wohl wirklich ein Mensch mit den Namen Jesaja. Sein Name bedeutet: JAHWE ist Hilfe, JAHWE ist Heil. Er lebte etwa 800 Jahre vor Christus in Jerusalem, war ein gebildeter Mann aus der judäischen Oberschicht, vielleicht sogar ein Verwandter des Königs. Er war verheiratet, der Name seiner Frau ist nicht überliefert – aber sie war auch eine Prophetin. Und die beiden haben wohl auch 2 Söhne gehabt, von denen im Buch berichtet wird. Sein Auftritt fiel in einen sehr dunklen Abschnitt der Geschichte Israels. Nach einem Krieg zwischen dem Norden und Süden Israels drangen die Assyrer von Norden her ein. Jesaja erlebte den Untergang des Nordreiches in Israel im Jahr 722. Nur knapp konnte Jerusalem der Zerstörung entgehen.
Jesaja macht dem Volk Israel klar, dass es nur eine Zukunft hat, wenn es bei seinVertrauen nur auf den Gott JAHWE gründet. Dabei mischt sich Jesaja durchaus in die Politik ein: kein Bündnis mit Ägypten, kein Aufstand gegen Assyrien, keine Allianz mit den Nachbarn wird Israel retten, sondern nur das Gesetz und das Vertrauen auf JAHWE. Dieses Thema zieht sich durch Kapitel 1 – 39.
Dann aber taucht der Name des Propheten Jesaja gar nicht mehr auf. Kapitel 40-48 spielen auch nicht mehr in Jerusalem, sondern in Babylon, in einer anderen Zeit, mit anderen Themen. Schon die Bibelforscher aus dem 18. Jahrhundert entdeckten ein zweites Buch unter der Überschrift des Jesaja. Es ist in Sprache Inhalt vom ersten Teil sehr verschieden. Aber auch dieser Teil untergliedert sich in die Zeit in Bybylon und eine Zeit, die wieder in Jerusalem spielt. Sie nannten es einfach den Deuterojesaja, den zweiten Jesaja.
Ein drittes Buch bildet den Schluss : Tritojesaja, dritter Jesaja, genannt – das auch in Jerusalem spielt, Anfang des 5. Jahrhunderts vor Christus. In Jerusalem gibt es wieder einen Tempel – und mit dem neuen Tempel soll sich auch eine neue gerechte Ordnung einstellen.
So bildet das Buch insgesamt einen Zeitraum von 300 Jahren ab. Und der Mensch Jesaja ist dabei nur der Ausgangspunkt. Aus seinem Leben und seiner Verkündigung wurde so etwas wie eine mittelalterliche Kathedrale. Wahrscheinlich ist es nicht so, dass es 3 unabhängige Bücher von 3 Schriftstellern waren, die zu einem zusammengefügt wurden. Wahrscheinlich haben viele gläubige einzelne Schriftgelehrte und ganze Schulen daran mitgewirkt und ihren Teil beigetragen. Sie haben dabei ihre Themen und ihre Lebensumstände mit verarbeitet. Die Kathedrale/das Buch „wurde“ in Jahrhunderten.
Über diesen langen Zeitraum ist ein Gesamtkunstwerk entstanden. Alles hängt miteinander zusammen und stützt sich gegenseitig. Das Kunstwerk ist aber weniger ein Gebäude, sondern eher ein Theaterstück – mit 7 Akten und vielen Aufzügen und noch mehr Szenen. Das Stück ist nicht ein Samelsurium auch Einzelteilen. Es ist ein Gesamtkunstwerk.
Es geht darin sowohl um das Sprechen über Gott als auch im das Sprechen Gottes selbst. Dabei spielt der Prophet eine besondere Rolle: er spricht als Mensch Gottes Wort. Die Spannung muss man aushalten. Die Hauptakteure im Drama sind Gott JAHWE, der Prophet, sein Wort, Isreal, Zion und die Völker.
Es geht um die Königsherrschaft JAHWES, dem Schöpfer von Himmel und Erde, der sein Volk weiden will wie ein guter Hirt. Er ist der Herr der Heerscharen – im Himmel. aber er beansprucht auch Autorität auf der Erde, dem Land – in dem Israel wohnt. Die Geschichte Israels voller Irrungen und Wirrungen wird in Beziehung zu Gott gesetzt. Gott ist ein Akteur – der König, das Volk, die Völker ebenso. Dabei wächst die Einsicht, die Grenzen anders verlaufen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb Israels gibt es Fromme und Frevler. JAHWE keine Berühungsängste hat – sein Heilswille gilt genauso den Frommen in den Völkern. Es ist eine turbulente Geschichte.
Das Heute ist im Jesajabuch die Frucht der Vergangenheit und gleichzeitig die Saat für die Zukunft. Alles bleibt in Bewegung. Gott JAHWE ist ein dynamischer Gott, der von sich sagt: „Ich JAHWE, bin der Erste, und noch bei den Letzten bin ich derselbe.“ (Jes 41,4b).
Vorhang auf…
zu einigen Akten und Szenen im Buch Jesaja.
Wir erleben Einblicke in das Wirken des Propheten und seiner Mit-Propheten. Und wir erleben Ausblicken, Fragen, Perspektiven für unser Leben als Christinnen und Christen im Advent und in der Weihnachtszeit. „Heiland, reiß die Himmel auf!“
Gesang: O Heiland reiß die Himmel auf GL 231,1-6
In einer modernen Fassung mit Daniel Behle zum Nachhören
Lesung
Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja.
Du, Herr, bist unser Vater,
„unser Erlöser von je her“ wirst du genannt.
Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren
und machst unser Herz hart,
so dass wir dich nicht mehr fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte und Mägde willen,
um der Stämme willen, die dein Eigentum sind.
Reiß doch den Himmel auf und komm herab,
so dass die Berge zittern vor dir.
Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen,
kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen,
dass es einen Gott gibt außer dir,
der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.
Ach, kämst doch denen entgegen,
die tun, was recht ist, und nachdenken über deine Wege.
Ja, du warst zornig, denn wir habe gegen dich gesündigt.
Von Urzeit an sind wir treulos geworden.
Wie unreine Menschen sind wir geworden,
unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid.
Wie Laub sind wir verwelkt –
unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
Niemand ruft deinen Namen an,
keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir.
Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen
und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen.
Und doch bist, Herr, unser Vater.
Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer,
wir alle sind das Werk deiner Hände.
Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7
Kurze Betrachtung zur Lesung (2)
Dieser Abschnitt spielt im 5. Akt.
Das Volk Israel ist aus dem Exil in Babylon heimgekehrt und kommt in die Stadt Jerusalem, die völlig heruntergewirtschaftet ist. Der Tempel liegt in Trümmern. Der Schock der Gefangenschaft sitzt tief. Gefühle des ungerechten Leidens durch Krieg und Verschleppung mischen sich mit dem Gefühl der eigenen Schuld. Sie lastet schwer auf dem Volk. Und dennoch: Ein leiser Hoffnungsfunke ist noch da, die Erinnerung an eine gute Zeit mit Gott lebt immer wieder auf.
Mit einem innigen Klagelied wendet sich die Tempelgemeinde an ihren Gott und verleiht ihrer Sehnsucht nach seiner neuerlichen väterlichen Zuwendung Ausdruck. Die Spannung ist kaum auszuhalten: einerseits die Erfahrung der Ferne Gottes – andererseits die Erinnerung an die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes und seiner Bereitschaft zur Vergebung.
Im Bittgebet erinnern die Beterinnen und Beter sich selbst und auch Gott
an das, was gewesen ist:
in früheren Tagen hat sich JAHWE als Retter und Erlöser erwiesen.
Sie rufen Gott als ihren Vater an, eine seltene Anrede.
Sie fühlen sich vaterlos in einem Umwelt, die keine Sicherheit gibt.
Auf ihre Lage können sie sich keine Reim machen.
Und dennoch setzen sie ihre Hoffnung auf Gott.
Wir sind bereit,umzukehren und unser Verhalten zu ändern;
komm herab und schreite ein:
vergib uns, wende auch du dich uns wieder zu,
begleite du als unser Schöpfer
mit deiner väterlichen Fürsorge und führe uns zu deiner Erlösung.
Wir sind der Ton, du bist der Töpfer,
wir sind das Werk deiner Hände.
In einem zeitgenössichen amerikanischen Kirchenlied heißt es:
Abba, Vater, du bist der Töpfer, wir sind Ton.
Forme uns nach dem Bild deines Sohnes.
Darum wollen wir heute morgen bitten.
Fürbitten
Wachsam sollen wir sein, Gott.
Deshalb beten wir heute Morgen – hellwach:
(Stille)
Für Corona-Opfer beten wir – und für alle an ihrer Seite.
(Stille)
Für Corona-Leugner und alle, die sich der Wirklichkeit nicht stellen wollen oder können.
(Stille)
Für Menschen in der medizinischen Forschung beten wir,
in der Behandlung und in der Pflege.
(Stille)
Für Kinder, Erwachsene und Jugendliche beten wir,
in den Schulen und Kindertageseinrichtungen.
(Stille)
Für Menschen ohne Arbeit beten wir,
wegen der Schutzmaßnahmen –
oder weil sie aus dem Lebensrhythmus gekommen sind.
(Stille)
Für Menschen auf der Flucht,
irgendwo gestrandet – oder ertrunken.
(Stille)
Für Menschen, die wir nicht vergessen wollen und können.
Lied: Ihr Himmel, tauet den Gerechten
Reiß die Himmel auf, Gott, und komm herab!
So beten wir, Gott,
heute – und morgen – und in Ewigkeit.
Vaterunser
Segen
Der barmherzige Gott hat uns die Hoffnung
auf das Kommen seines Sohnes geschenkt.
Er segne uns und heilige uns durch das Licht seiner Gnade.
Er mache uns fest im Glauben, froh in der Hoffnung
und mitfühlend in der Liebe.
Der Herr finde uns wachend und mit brennenden Lampen,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Lied: Tauet Himmel den Gerechten GL 747,1
6. Dezember 2. Advent (Bruni Werner/Ralf Schmitz)
Jes 40,1-5.9-11
Musik zur Einstimmung: Yah Ribon von Giora Feidmann
Begrüßung (Ralf)
Guten Morgen!
Herzich begrüße ich Sie und Euch zu unserer Morgenfeier am 2. Advent.
Ich tue das in Vertretung für Bruni Werner, die diesen Gottesdienst vorbereitet hat – aber im Moment nicht zuhause ist.
Die Gewalttat vom 1. Dezember hat eine tiefe Furche in das Leben hier in Trier gezogen. 5 Menschen sind gestorben, 15 sind zum Teil sehr stark verletzt, noch viel mehr sind geschockt und traumatisiert, weil sie die Amokfahrt selbst miterlebt haben. Unfassbares Leid hat sich ausgebreitet bei Angehörigen, Freundinnen und Freunden. Der Täter ist gefasst – was ihn angetrieben hat zu dieser sinnlosen brutalen feigen Tat, liegt im Dunkeln. Ein Auto hat er zur Waffe gemacht – gegen arglose und wehrlose Menschen, die in der Innenstadt unterwegs waren.
Professionelle Helferinnen und Helfer waren schnell zur Stelle: die Polizei, die Feuerwehr, die Rettungsdienste, die Notfallseelsorge. In den Krankenhäusern wurden und werden die Verletzten behandelt und versorgt. Die Anteilnahme der Bevölkerung ist groß – unzählige Gedenkorte sind entstanden – einschließlich Dom, Hauptmarkt und Porta Nigra.
Oberbürgermeister und Ministerpräsidentin ringen um Worte. Die ganze Welt schaut auf Trier. Schon wenige Stunden nach den schlimmen Nachrichten erreichten mich persönlich Zeichen der Anteilnahme aus Kanada und den Vereinigten Staaten. Freunde kennen Trier… und erinnern sich – und können es nicht glauben.
Mit einem Augenblick hat sich das Leben dramatisch verändert. Nein, Corona ist für viele nicht das Schlimmste, was sie in diesem Jahr ertragen mussten. Immerhin kann man sich gegen Corona schützen – gegen eine solche Gewalttat nicht.
Auf solche Erlebnisse kann man sich keinen Reim machen. Noch nicht. Vielleicht niemals. Man kann sie wohl nur durchleben – in der Hoffnung, dass irgendwann Licht sein wird – am Ende eines Tunnels. Wir versuchen, sie im Angesicht Gottes zu durchleben – im Weinen, in der Klagen, im Schreien, im Schweigen.
Wo bleibst Du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
Diese Frage stellen wir Gott –
zu Beginn dieses Gottesdienstes.
Wo bleibt seine Menschenfreundlichkeit, sein Erbarmen,
seine Gerechtigkeit?
Tau aus Himmelshöhn, Heil um das wir flehn! Her, erbarme dich!
Tagesgebet (Matthias)
Heiliger Gott,
du bist der Herr der Herrlichkeit, der in unsere Welt gekommen ist
und der wiederkommt am Ende der Zeit.
Deine Weisheit zeige uns den richtigen Weg.
Lass nicht zu,
dass die täglichen Aufgaben und Sorgen und darin hindern,
deinem Sohn entgegen zu gehen.
Darum bitten wir durch ihn, Christus unsern Herrn.
Zur Lesung (Ralf)
Heute hören wir einen Abschnitt das dem 40. Kapitel des Jesajabuches.
Nochmal kurz zur Erinnerung: Jesaja war ein Prophet im 8. Jahrhundert vor Christus. Aus seiner Botschaft entwickelte sich ein erstes Buch, zwei weitere Bücher kamen dazu – es entstand ein Theaterstück, das in 3 Jahrhunderten spielt. Heute sind wir im 5. Teil des Buch unter der Überschrift „Aus Babel zurück in die Heimat“ – und da hören wir die Zion/Jerusalem-Ouvertüre.
Die Wirkung dieses Textes entfaltet sich erst so richtig, wenn die Stille davor mitgedacht wird. Eine lange, drückende Stille. Die Stille des Exils. Die ersten39 Kapitel des Jesajabuches stehen unter dem Eindruck einer drohenden Katastrophe: Die Assyrer haben Jerusalem Ende des 8. Jhsv.Chr. wundersam verschont, doch die Gefahr ist nicht abgewendet. Auch wenn sich König Hiskija sicher ist, dass in seinen Tagen Frieden herrschen wird: Jesaja warnt vor Schlimmerem. Und dann –beredtes Schweigen: Die Katastrophe ist im Jahr 586 eingetreten: Jerusalem erobert, der Tempel zerstört, ein maßgeblicher Teil der Bevölkerung ins Babylonische Exil deportiert. Und das Jesajabuch verstummt angesichts der zerstörten Hoffnungen, die auf Jerusalem, auf Zion, lagen. Erst nach einer jahrzehntelangen Pause setzt das Buch mit Kapitel 40 wieder ein: Eine ganz anders gefärbteGottes-und Prophetenstimme erklingt, sanfter als die scharfen Worte und Gerichtsaussagen der letzten Kapitel: „Tröstet mein Volk“.
Schriftlesung Jes 40,1-5.9-11 (Matthias Werner)
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
2 Redet Jerusalem zu Herzen und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN.
3 Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
4 Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.
5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen. Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
6 Eine Stimme sagt: Rufe! Und jemand sagt: Was soll ich rufen?
Alles Fleisch ist wie das Gras
und all seine Treue ist wie die Blume auf dem Feld.
7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt,
wenn der Atem des HERRN darüber weht.
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.
8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt,
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
9 Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
10 Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm her.
11 Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam.
Antwortgesang – Ihr Himmel, tauet den Gerechten
Betrachtung
Die Ereignisse dieser Woche machen sprachlos. Die meisten jedenfalls. Es gibt auch Menschen, die reden… leider. Was ich so mitbekommen habe in den letzten Tagen ist das schon viel Wortmüll…
Es gab natürlich auch Menschen, wunderbare Menschen, die gute und richtige Worte gefunden haben – Worte die gut taten und gut tun.
Es fällt den Menschen unserer Tage immer schwerer, auszuhalten, dass es solche furchtbaren Ereignisse gibt – und dass sie uns immer treffen können. Klar: hier gibt es einen Täter. Seine Motive liegen – soweit ich das mitbekommen – habe noch im Unklaren. Bei vielen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen hat sich so ein Gefühl von „Rundum-versorgt“ eingestellt – so als hätten sie einen Anspruch darauf – von wem auch immer…
Die Alten haben viel mehr damit gerechnet, dass das Leben so sein kann: verschuldet und unverschuldet kann Leid über mich, über andere hereinbrechen.
Wir müssen einfach damit rechnen, dass so etwas geschieht – und dass wir davon betroffen sein können. Dass es uns treffen kann, unsere Liebsten – völlig unerwartet, ohne irgendeine Begründung. Es kann eine Naturkatastrophe sein, eine Krankheit – oder eben auch eine Gewalttat.
Insofern ist Advent immer. Der Herr – in der Form des Todesengels – kann immer kommen. Wir wissen nicht den Tag noch die Stunde – und auch nicht die Art und Weise. Wie ein Dieb in der Nacht, heißt es im Evangelium – oder mit einem SUV in der Trierer Innenstadt, mittags um 13.46 Uhr.
Wir haben keine Garantie auf körperliche und seelische Unversehrtheit. Keine Garantie auf Glück und Zufriedenheit. Niemandem gegenüber können wir das einklagen.
Manche reagieren mit Gewalt auf diese Tatsache. Wenn man Beiträge in den Sozialen Netzwerken liest, kann man sich fragen, ob wir wirklich noch eine zivilisierte Gesellschaft sind… Die Todesstrafe ist da fast noch eine harmlose Forderung… Gewalt muss man mit Gegengewalt begegnen. Amerika lässt grüßen.
Eine andere positive Reaktion auf eine solche Katastrophe ist Trost. Oder noch besser: Trösten. Wir können Rache fordern – oder wir können trösten.
Auf dem Weg durch die Stadt habe ich mich gefragt:
Was würde mich in einer solchen Situation trösten? Was würde mir gut tun?
Würde es mir gut tun, wenn dort, wo mein Liebster/meine Liebste getötet wurde, wenn dort hunderte von Kerzen brennen? Wenn Fotos aufgestellt würden? Würde es mir gut tun – oder wäre mir eine solche Öffentlichkeit zu viel, zu fremd? Könnte ich dieses Zeichen des Mitgefühls annehmen, ohne dass ich die Menschen überhaupt kenne? Oder würde es mir helfen, wenn mein, unser Leid öffentlich gesehen und anerkannt wird? Würde mir der Besuch des OBs oder der Ministerpräsidentin gut tun? Oder hätte ich lieber nur Vertraute an meiner Seite?
Würde mir ein Blumenstrauß, ein Händedruck gut tun – ohne Worte? Ein selbstgebackener Kuchen, ein langer Spaziergang, ein Anruf… Musik.
Würde mir ein Stück Normalität und Alltag gut tun, wenigstens nach der Beerdigung? Würde mir eine Gesprächsgruppe gut tun, in denen man sich gegenseitig zuhört und erzählt?
Trost, Getröstet werden und trösten kann sehr viele unterschiedliche Gesichter haben – und Gesten und Worte und Schweigen können sehr unterschiedlich wahrgenommen werden.
In der Lesung aus dem Propheten Jesaja ging es eben um Trost. Gott sagt dem Propheten, dass er dem Volk zu Herzen reden soll. Wie geht das: zu Herzen reden? Hat der OB zu Herzen geredet, oder die Ministerpräsidentin? Oder der Bischof? Oder der Polizist? Die Notfallseelsorgerin? Was haben sie gesagt?
Bei Jesaja soll der/die Tröstende sagen: Dein Frondienst, dein Leid wird ein Ende haben, aus der Hand des Herrn empfängst du Rettung.
In der Tiefe des Trostes, den Jesaja anbietet, liegt eine Hoffnung: die Hoffnung, dass es besser werden kann – dass sich das Blatt wendet. Dass aus dem felsigen Land eine Straße entsteht, ein Weg. Da wo alles unpassierbar erschien, da entsteht ein Weg.
Täler heben sich – und Du fällst nicht mehr in tiefste Abgründe… Höhen senken sich – und sich nicht mehr unüberwindbare Felswände…. Es geht weiter…. Irgendwie. Und sogar die Freude kehrt zurück, eines Tages.
Dann kommt Gott. Mit Macht – und starkem Arm – wie schon anfangs gesagt: nach Jahrzehnten des Schweigens. ..
Mit seinem starken Arm schlägt er nicht „drein“, schlägt niemanden entzwei – auch nicht die Täter…. mit seinem starken Arm trägt er die Lämmer, sie haben einen Platz an und in seinem Herzen. Behutsam führt er sie….
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
der Trost, der in diesem Worten liegt, tut mir gut. Ich bekomme es zwar nicht auf die Reihe, wie dieser Gott und Retter andererseits so viel Leid und Unheil zulassen kann…. Wie er Menschen in Situationen geraten lässt, die erst solchen Trost erforderlich machen. Es ist eine Frage, auf die es wohl zu meinen Lebzeiten keine Antwort geben wird.
Aber ich bin auch bereit zu glauben, dass Gott die tröstliche Verheißung wahr gemacht hat – als Jesus als Sohn der Maria und als Sohn Gottes geboren wurde. Ich bin bereit, zu glauben, dass Jesus selbst das tröstende Wort Gottes ist. Das Gott gesprochen hat, als es Zeit war. Nicht früher und nicht später.
Für den Augenblick bleibt uns nur die wachsame Aufmerksamkeit, auf das, was einzelne Menschen und was das Volk braucht. Und es bleibt die Aufmerksamkeit darauf, was der Geist uns als Botschaft eingibt. Mögen uns diese ermutigenden Worte durch die nächste Woche im Advent führen. Amen.
Musik – Lukalino von Stefan Wiesbruck
Fürbittgebet (Lektor*in)
Herr, unser Gott, vieles bewegt uns in diesen Stunden.
All dies bringen wir vor dich und bitten:
Für alle…
die bei der Gewalttat am 1. Dezember hier bei uns in Trier ihr Leben verloren haben,
die mit Verletzungen kämpfen,
die um Verwandte und Freunde trauern.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die in unsicherer Lage ausharren mussten,
die auf Nachrichten ihrer Lieben gewartet haben,
die diese Tat unmittelbar miterlebt haben.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die sich beruflich für verletzte und betroffenen Menschen einsetzen
in den Rettungsdiensten, der Feuerwehr und der Polizei,
in den Krankenhäusern und in der Notfallseelsorge.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die politische Entscheidungen treffen müssen,
die in der Aufklärung dieser Tat ermitteln,
die in den Medien über die Tat berichten.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die Angst haben und verunsichert sind.
deren Weltbild aus den Fugen geraten ist.
die ihren Kindern jetzt erklären müssen, was geschehen ist.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die in anderen Ländern unter Terror und Gewalt leiden.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Für alle…
die der Spirale der Gewalt und der Brutalisierung unserer Gesellschaft entgegenwirken,
die ohne großes Aufheben mitfühlend sind in Wort und Tat,
die Zeichen der Versöhnung und des Friedens setzen.
Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei! GL 229
Höre du, fremder und treuer Gott, auf unsere Bitte.
Dein Geist stärke in uns
Mitgefühl, Widerstandskraft und Hoffnung. Amen.
Vaterunser (Lektor*in)
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen (Matthias)
Mögen Zeichen an der Straße deines Lebens sein,
die dir sagen,
wohin du auf dem Weg bist.
Mögest du die Kraft haben,
die Richtung zu ändern,
wenn du die alte Straße nicht mehr gehen kannst.
Mögest du Trost auf deinem Weg erfahren, wenn du ihn nötig hast.
So segne uns und alle Menschen die auf dem Weg sind,
heute und an allen Tagen unseres Lebens.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.
Zum Schluss: Die Nacht ist vorgedrungen GL 220
13. Dezember 3. Advent (Katja Bruch)
Jes 61,1-2a.10-11
Gaudete in Domino semper (Choral)
Begrüßung (Katja Bruch)
Ich begrüße Euch alle ganz herzlich an diesem Morgen des 3. Adventssonntags. „Gaudete“ – so nennen katholische und evangelische Christen den heutigen Tag. Diese Bezeichnung kommt vom ersten Wort des lateinischen Eröffnungsverses: „Gaudete in Domino semper – Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“. Die Hälfte der Adventszeit liegt hinter uns und wir können uns freuen, dass das große Ereignis, auf das wir warten, nicht mehr weit entfernt ist.
Den Choral haben wir zu Beginn schon gehört – nun „Gaudete in Domino semper“ in einer modernen amerikanischen Fassung.
Einführung (Katja)
„Freit euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe!“
Freut euch, jetzt, in dieser Zeit? Geht das überhaupt – so könnten wir uns fragen – nach all dem, was wir hier in Trier in der vergangenen Woche Schreckliches erlebt haben? Was wir immer noch mitbekommen an Leid, Verzweiflung, Fragen und Trauer.
Sich freuen? Könnten wir uns fragen: Wenn man im Radio und Fernsehen immer nur noch hört, wie ernst die Corona Lage im ganzen Land ist, wie hoch die neuen Infektionszahlen sind und wie viele Tote jeden Tag hinzukommen.
Und wenn wir in die Welt schauen: Weihnachten in Moria? Dieser Titel geht in den letzten Tagen immer wieder durch die Sozialen Netzwerke…
Das alles lässt doch nicht an Freude denken! Und dennoch feiern wir diesen 3. Sonntag im Advent unter dem Titel „Gaudete“ – „Freut euch!“
Der Hl. Paulus, der diesen Satz geschrieben hat, hat ihn nicht glühweinseelig und in Couchlaune vor prasselndem Kaminfeuer verfasst. Im Knast war er – eingekerkert – wegen seiner Überzeugung. Und in dieser wirklich freudlosen Lage schreibt er einen Brief an die Gemeinde in Philippi. Es ist die erste christliche Gemeinde in Europa. Und auch dieser Gemeinde ging es nicht gut, denn sie wurde von außen wegen ihres Glaubens an diesen Jesus ziemlich angefeindet. Paulus will ihnen aus dem Gefängnis heraus zeigen, woraus er seine Kraft zieht. Und er will ihnen Mut machen – nicht aufzugeben:
„Eure Freude, ist die Freude im Herrn“ – so schreibt er. „Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.“
So rufen wir zu ihm, Jesus Christus, und bitten ihn um sein Kommen in diese Welt:
Lied: O Herr, wenn du kommst GL 233
Gebet (Katja)
Wenn du kommst, o Herr, wird die Welt wieder neu, die Schöpfung jauchzt dir zu – und alles Leid wird von deiner Klarheit durchstrahlt. Wenn du kommst, o Herr, dann baust du dein Reich unter uns auf.
Wir danken dir für diese Verheißung – und bitten dich:
Lass uns wachsam sein, für dein Kommen in diese Welt.
Lass uns wachsam und bereit sein, dir mit großer Freude entgegenzueilen – zu einem Fest, das niemals enden wird.
O Herr, wir warten auf dich! Amen
Schiftlesung (Marc-Bernhard)
Jes 61,1-3; 10-11 (Marc-Bernhard)
Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind,
um den Gefangenen Freilassung auszurufen
und den Gefesselten Befreiung,
um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen,
einen Tag der Vergeltung für unseren Gott,
um alle Trauernden zu trösten,
den Trauernden Zions Schmuck zu geben anstelle von Asche,
Freudenöl statt Trauer,
ein Gewand des Ruhms statt eines verzagten Geistes.
Man wird sie Eichen der Gerechtigkeit nennen,
Pflanzung des HERRN zum herrlichen Glanz.
Von Herzen freue ich mich am HERRN.
Meine Seele jubelt über meinen Gott.
Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,
er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit,
wie ein Bräutigam sich festlich schmückt
und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt
und der Garten seine Saat sprießen lässt,
so lässt GOTT, der Herr,
Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Nationen.
Impuls (Katja)
Der gerade gehörte Lesungstext steht ziemlich genau in der Mitte des dritten und jüngsten Teiles des Jesajabuches – dem Tritojesaja.
Wie der Apostel Paulus spricht hier auch der Prophet Jesaja den Menschen in einer schweren Situation Mut zu. Während die Gemeinde in Philippi in ihrer Gemeindegründung mit Anfeindungen von außen kämpft, befindet sich das Volk Israel in einem Neuanfang. Nach Jahren der Gefangenschaft konnten die im Exil lebenden Juden zurückkehren, um den in Trümmer liegenden Tempel und die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen. Die Situation ist für die Menschen nicht leicht. Nicht nur, dass alles in Schutt und Asche liegt, auch innergesellschaftlich liegt einiges im Argen und es gibt viele politische Unsicherheiten und soziale Ungerechtigkeit. Genau in diese Situation hinein tritt nun der Prophet Jesaja und spricht zu den Menschen die eben gehörten Worte. Er weiß sich selber als Gesalbter und Gesandter Gottes, der dem auserwählten Volk eine hoffnungsvolle und aufbauende Botschaft bringt: Gott selbst verspricht seinem Volk eine Zukunft:
Die Armen hören eine frohe Botschaft.
Gebrochene Herzen werden geheilt.
Gefangene und Gefesselte werden befreit.
Trauernde getröstet.
Diese umfassenden Heilsverheißungen sind mitten hineingesprochen in eine unheile und gebrochene Welt….
Da habe ich mir die Frage gestellt:
Wie hat das Volk wohl auf diese Worte Jesajas reagiert? Haben die Menschen ihm überhaupt zugehört? Hatten die Worte eine Wirkung auf sie – haben sie ihnen geholfen?
Und wie hören wir diesen Text heute – am 3. Adventsonntag 2020?
Ist er eine Zumutung – wenn wir uns umschauen – in unserer Fußgängerzone zum Beispiel, wo hunderte von Lichter brennen… Wenn wir hineinschauen in unsere Welt, die mit einem Virus kämpft, dem wir als Menschen unterlegen sind… ?
Oder können die Worte des Propheten uns helfen, weiterzugehen, Schritt für Schritt – mit dem Vertrauen, dass Gott mit uns geht?
Ich denke, diese Frage muss jede und jeder für sich selbst beantworten. Vielleicht fällt sie auch an manchen Tagen so aus, und an anderen Tagen wieder genau anders…
Der Prophet Jesaja hat am Ende die gleiche Antwort wie der Apostel Paulus:
„Gaudete in Domino semper“ – „Von Herzen freue ich mich am Herrn“
Und ich würde mir wünschen, dass viele Menschen mit Blick auf Weihnachten aus diesen Worten ihre Kraft ziehen können.
In tiefer Nacht (Chor)
Fürbitten (Elke Grün)
Wir beten für alle Menschen, die nach der schrecklichen Amokfahrt in unserer Stadt immer noch fassungslos und geschockt sind.
Für die Menschen, die getötet wurden – und alle ihre Lieben.
Für die vielen Verletzten und Augenzeugen.
Für alle, die ihre eigene Trauer und Anteilnahme ausdrücken möchten – und für alle, die dort Hilfe leisten, wo sie gebraucht werden.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
In dieser Zeit der Hoffnung beten wir für alle, die ihre Hoffnung verloren haben und mit Sorge auf das bevorstehende Weihnachtsfest schauen.
Für Familien und Freunde, die zerstritten sind. Für Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und um ihre Existenz bangen.
Für alle, die Angst haben vor den ansteigenden Corona-Zahlen. Für alle Schwer-Erkrankten.
Für Ärzte, Ärztinnen und Pflegende auf den Intensivstationen.
Für die vielen, die täglich an ihre Grenzen stoßen.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
In dieser Zeit des Advent beten wir für alle Prophetinnen und Propheten, die sich auch in unserer Zeit nicht scheuen, ihre Stimme zu erheben gegen Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
In dieser kalten Jahreszeit beten wir für die Menschen in der ganzen Welt, denen es am Nötigsten fehlt.
Für alle, die sich sehnen nach einem Dach über dem Kopf, nach Schutz und Wärme.
Für die vielen Obdachlosen und Flüchtlinge.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
Wir beten für die Menschen, die anderen Freude schenken.
Für alle, die die Hoffnung nicht verlieren und bei allen Zweifeln fest daran glauben, dass der Herr kommen wird.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
In Stille beten wir in unseren eigenen Anliegen.
kurze Stille – Komm, o Herr, Maranathá
Vaterunser
Gebet / Segen (Petra)
Der Herr segne und begleite uns auf unserem Weg hin zum Weihnachtsfest.
Er lasse uns die Ruhe finden, die wir brauchen, um Ihm zu begegnen,
damit wir nicht vergeblich warten auf den, der kommen will.
Er lasse sein Licht in unseren Herzen leuchten,
damit unsere Hoffnung auf Gott wachsen
und unser müder Glaube sich erfrischen kann.
Er schenke uns das Vertrauen, dass er wirklich kommt – zu uns –
und wir ihn sehen, so wie Er ist:
als Gott, der uns kennt,
der uns liebt
und der an uns denkt seit dem Tag, da wir geboren:
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Zum Schluss: Herr, send herab uns deinen Sohn
20. Dezember 4. Advent (Marc-Bernhard Gleißner)
Jes 7,1-14
Eröfnung: Ralf Schmitz
Ich wünsche allen einen guten Morgen und einen schönen vierten Advent. Wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Zu Anfang hören wir nicht den Introitus, sondern ein Gebet für England: A prayer for England
Lied: Massive Attack – A Prayer for England
Text/Übersetzung:
A Prayer for England/ Ein Gebet für England
In the name of,
(Im Namen von)
And by the power of,
(Und durch die Macht vom)
The holy spirit,
(Heiligen Geist)
May we invoke your,
(Mögen wir deine)
Intercession for,
(Fürbitten für)
The children of England.
(Die Kinder Englands halten)
Some of whom have seen,
(Von denen manche)
Murder so obscene,
(So obszönen Mord gesehen haben)
Some of whom have been, taken,
(Von denen manch einfach verschwanden)
Let not another child, be slain.
(Lass kein weiteres Kind ermordet warden)
Let not another search be made in vain.
(Lass keine weitere Suche ins Leere laufen)
Jah forgive us,
(Gott vergib uns)
For forgetting.
(Fürs Vergessen)
Jah help us!
(Gott hilf uns!)
We need more loving.
(Wir brauchen mehr Liebe)
See the teachers,
(Sieh die Lehrer)
Are representing you,
(Die in Deinem Namen)
So badly,
(Dich nicht würdig vertreten)
That not many can see you.
(Sodass viele dich nicht sehen können)
Let not another child, be slain.(Lass kein weiteres Kind ermordet warden)
Let not another search be made in vain.
(Lass keine weitere Suche ins Leere laufen)
Jah calls the ones who’s,
(Gott ruf diejenigen, deren)
Beliefs kill children to,
(Glauben Kinder tötet lässt)
Feel the love of you and be healed
(Um sie Deine Liebe zu spüren und um zu heilen),
And may we all cry too,
(Und mögen wir alle auch weinen)
For representing you,
(Da wir in Deinem Namen)
So badly, so badly.
(Dich so schlecht vertreten)
Jah forgive us,
(Gott vergib uns)
For forgetting,
(Fürs Vergessen)
Oh Jah help us!
(Oh Gott hilf uns)
To be forgiving.
(Zu vergeben)
The teachers, are representing you,
(Den Lehrern die dich
in Deinem Namen nicht würdig vertreten)
So badly that not many can see you.
(Sodass viele dich nicht sehen können)
Let not another search be, made in vain.
(Lass keine weitere Suche ins Leere laufen)
Let not another child be slain.
(Lass kein weiteres Kind ermordet werden)
Einführung: mbg
Einen guten Morgen,
um es vorweg zu sagen. Jesaja und ich sind heute auf Krawall gebürstet. Und damit brechen wir heute schon mit der ersten Erwartungshaltung an diesen vierten Advent. Jesaja wird heute vom Krieg erzählen. König Rezin will in den Krieg gegen Jerusalem ziehen und gegen dessen König Ahas. Doch der fürchtet sich sehr und zaudert. Er ist starr vor Schreck und Angst vor einem drohenden Krieg.
Das Lied, dass wir jetzt zu Beginn und Einstimmung auf den Jesaja-Text hörten, ist von der britischen Band Massive Attack. Gesungen wird es von Sinead O’Connor. Jener Irin, die 1991 ein Bild vom Papst zerriss, dann Theologie studierte und Religionslehrerin wurde. Also einer Frau, die mit der Kirche und dem Glauben gerungen hat und lautstark gegen Missstände in der Kirche rebellierte. Mit ihrem Lied A Prayer for England, den Text mit deutscher Übersetzung haben wir auf die Homepage gestellt, greift sie den Klerikalismus der Katholischen Kirche an und den Missbrauch von Kindern durch Lehrer und Priester in Großbritannien. Sinead zögert nicht, singt, schimpft und zieht in den Krieg mit einer Kirche, die nicht Gottes Willen erfüllt.
Das war 2003 als sie dieses Lied aufnahm. Vor 17 Jahren und heute stehen wir wieder vor der gleichen Frage: Wie halten wir es mit dieser Kirche? Ziehen wir in den Krieg? Die Berichte über die Missbrauchsskandale geben Grund genug dafür.
Wenig Besinnliches zum 4. Advent:
Gebet: Petra Weiland
Du Gott, der Dreifaltigkeit, in welcher Welt leben wir?
Hast Du uns nicht beigebracht, diese Welt zu pflegen, die Du erschaffen hast?
Hast Du uns nicht beigebracht, unseren Nächsten zu lieben, wie Du uns als Mensch selbst Zeugnis von Deiner Liebe gabst?
Hast Du uns nicht beigebracht, eines Geistes zu sein, mutig und für die Liebe den Glauben und die Hoffnung einzustehen?
Gott, gib uns den Mut, für Deine Liebe dazustehen, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, für die Schwächeren einzustehen, wenn sie es nicht selbst tun können, Trost zu spenden, wann immer er gebraucht wird und Deine Liebe zu leben.
Amen
Lesung: Jes 7, 1-14 (Bruni Werner)
1 In der Zeit, als Ahas,
der Sohn Jotams,
des Sohnes Usijas, König von Juda war,
zogen Rezin, der König von Aram,
und Pekach,
der Sohn Remaljas, der König von Israel,
gegen Jerusalem hinauf in den Krieg;
aber man konnte den Krieg gegen es nicht führen.
2 Als dem Haus David gemeldet wurde:
Aram hat sich auf Efraim niedergelassen!
da zitterte sein Herz und das Herz seines Volkes,
wie die Bäume des Waldes im Wind zittern.
3 Der HERR aber sagte zu Jesaja:
Geh hinaus, Ahas entgegen,
du und dein Sohn Schear-Jaschub, zum Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, zur Straße am Walkerfeld.
4 Sag zu ihm:
Hüte dich und verhalte dich still!
Fürchte dich nicht und dein Herz sei nicht verzagt
wegen dieser beiden rauchenden Holzscheitstummel,
wegen des glühenden Zorns Rezins, Arams und des Sohnes Remaljas!
5 Weil Aram gegen dich Böses plant,
Efraim und der Sohn Remaljas,
indem sie sagen:
6 Wir wollen gegen Juda hinaufziehen,
ihm Furcht einjagen
und es uns gefügig machen;
dann wollen wir den Sohn Tabeals als König in seiner Mitte einsetzen.
7 So spricht GOTT, der Herr:
Das kommt nicht zustande, das wird nicht geschehen.
8 Denn das Haupt von Aram ist Damaskus
und das Haupt von Damaskus ist Rezin.
Noch fünfundsechzig Jahre, dann wird Efraim zerschlagen, kein Volk mehr sein.
9 Das Haupt von Efraim ist Samaria und das Haupt von Samaria ist der Sohn Remaljas.
Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
10 Der HERR sprach weiter zu Ahas und sagte:
11 Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN,
deinem Gott, tief zur Unterwelt oder hoch nach oben hin!
12 Ahas antwortete: Ich werde um nichts bitten und den HERRN nicht versuchen.
13 Da sagte er:
Hört doch, Haus Davids!
Genügt es euch nicht, Menschen zu ermüden,
dass ihr auch noch meinen Gott ermüdet?
14 Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:
Siehe, die Jungfrau hat empfangen,
sie gebiert einen Sohn
und wird ihm den Namen Immanuel geben.
Impuls zum Bibeltext mbg
Letzte Woche habe ich die Online-Demonstration von Maria 2.0 gesehen! Und ich war beeindruckt! Im Erzbistum Köln sind die Katholik*innen auf die Barrikaden gegangen. Studierende, Vorsitzende von Verbände, des Katholikenrats, Pastoralreferent*innen, ein Professor. Sie alle mahnten den Skandal der Vertuschung und des Umgangs mit den Opfern sexueller Gewalt. Sie fanden klare Worte und verurteilten die Kirchenleitung, übten Solidarität Opfern, aber auch mit den Schwulen, Lesben, Bi, Trans- und Intersexuellen, Frauen, Geschiedenen, die unter dem kirchlichen Arbeitsrecht leiden müssen. Kirche ist für diese Menschen kein Sakrament, auch nicht die Verkünderin der frohen Botschaft, sie ist ein Machtapparat der Unterdrückung, die vielen Menschen den Krieg angesagt hat.
Ich weiß, dass sind drastische Worte. Aber ist es nicht diese Drastik, die es braucht, um diese Missstände aufzudecken?
Ich weiß nicht, seit wann der Advent eine Zeit der Harmoniebekundungen geworden ist: Die Texte aus dem Neuen Testament in der Leseordnung sprechen jede Woche vom Jüngsten Gericht, von Gottes Endabrechnung mit der Schöpfung. Das ist von Weltuntergang, von Krieg der Naturgewalten gegen die Menschen die Rede. Und heute: Jesaja! Ahas, König von Juda sieht auch einmal die Stadt Jerusalem belagert. Es ist Krieg: Lebensmittelversorgungen werden abgeschnitten und Menschen können sterben und Ahas, der König von Juda hat Angst, erstarrt zur Salzsäule, ist handlungsunfähig. Jesaja wird beauftragt ihn Mut zuzusprechen: „Es wird nicht passieren!“ Juda wird nicht fallen. Ahas hat Gott auf seiner Seite. Über Jesaja lässt er Ahas verkünden, das Königreiche Deiner Angreifer werden fallen, in fünfzig Jahren sind sie vom Erdboden verschwunden und noch mehr, Jesaja fordert Ahas auf: Wünsch Dir vom Herrn ein Zeichen!
Ahas hätte sich wünschen können: Lass keinen meiner Frauen und Männer sterben während der Belagerung oder lass uns die Lebensmittel nicht ausgehen. Oder: Verdammt noch mal, befreie mich von diesem Krieg. Aber nein Ahas will den Herrn nicht versuchen und verfällt in Lethargie.
Da platzt danach dann selbst Jesaja der Kragen: „Deine Angst nervt mich!“ Und als Zeichen wird ihm angekündigt: Die Jungfrau wird den Messias gebären und er wird Immanuel heißen. Gott sei mit uns. Machen wir uns nichts vor, dass ist nicht die Vorwegnahme der Weihnachtsgeschichte mit dem süßen kleinen Jesuskind, sondern die Ansage: Gott kommt auf die Welt und er wird die Verhältnisse auf den Kopf stellen.
Für Ahas heißt das: Stelle Dich mutig denjenigen, die Dich belagern!
Bei Petrus (2 Petr 3,14) heißt es:
„Deswegen, Geliebte, die ihr das Kommen des Herrn erwartet erwartet, bemüht euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler in Frieden angetroffen zu werden!“
Und was heißt es für uns? – Wohl auch in den Krieg ziehen, die verteidigen, die Opfer von Macht und Missbrauch sind. Unsere Waffen: Solidarität mit den Opfern, die drastischen Sprachen und Taten von Maria 2.0 und diese Kirche auf den Kopf zu stellen. Advent heißt Gott ist mit uns: Wollen wir ihm so seine Schöpfung zurück übergeben? Amen!
Fürbitten mbg
Statt Fürbitten hören wir nun das Lied „Für“ von And One. Steve Naghavi, Sänger und Autor dieses Texts, orientiert sich an seinem Text an der Struktur der Fürbitten. Doch sind diese Bitten düster. Er bittet für alle, die in Schuld verwickelt sind. Seine Fürbitten sind in einem düsteren Kriegsszenario eingebettet, mitten in der Wüste „hungernd voller Lebenslust“ in einer Leere ausgesetzt, in der er den Glauben nie vermisst hat, weil die Leere, die Lust von uns genommen hat. Und trotzdem malt er ein Kreuz in der Wüste auf den Himmel in der Hoffnung, dass ihn jemand hört und auf das Kreuz jemand antwortet. Dahinter steht der Wunsch: Zu zweit ein Leben weit!
Lied: And One – Für
Sie zeigt den tiefsten Punkt
Im Weg immerwährend
In unserem letzten wahren GrundUnd die Sterne, die mich führ’n
In der Wüste ausgesetzt
Dein Herz, eine Granate
Die mich auseinander fetztIch mal‘ ein Kreuz für Dich
Auf einem Himmel breit
Zu zweit ein Leben weit
Die Graden treffen mich
Auf dem Kreuz der Ewigkeit
Zu zweit ein Leben weitWir leben in der Wüste
Und wir kämpfen in der Stadt
Wir atmen all die Leere
Die die Lust von uns genommen hatFür die Gier, das nie erreichte
Hungernd voller Lebenslust
Diese Lüge in der Beichte
Hab den Glauben nie vermisst
Vater unser mbg
Guter Gott, Du hast mit uns zusammen gebetet. Dein Kreuz war, ist und wird auf ewig das Versprechen an uns sein: Zu zweit ein Leben weit. Darum beten wir, wie Du uns zu beten gelehrt hast.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gebet / Segen: Elke Grün
Zu zweit ein Leben weit! Zu zweit hinausgerufen in die Wüste der Welt! Gott, Vater und Mutter, Krieger und Hirte, lass uns nicht schweigend und voller Angst erstarrt sein, wenn in der Welt, in unserer Kirche, vor unserer Tür Unrecht geschieht. Gib uns ein starkes Herz, und eine mutige Stimme. Lass unser Tun in Liebe getragen sein. Amen
Vier Tage vor Weihnachten: Krieg! Machen wir uns nicht vor: Advent ist das Zugehen auf das Ende! Und während diese Morgenfeier mit Erwartungshaltungen gebrochen hat, so bricht auch Gott mit der Erwartung an das Ende aller Tage. Kein Weltuntergang, er wird Mensch und verletzlich. In unserem Glauben stehen wir immer in der Spannung Krieger*in zu sein oder berufen in der Liebe in Wort und Tat zu sein. An dieser Spannung ändert Weihnachten nichts, aber es lässt durchatmen, wenn Gott in letzter Konsequenz mit uns Menschen zärtlich ist. Und in diesem zärtlichen Sinne segne uns der barmherzige Gott, Mutter und Vater und Sohn und die Geistkraft, Amen!
Lied: Sonne der Gerechtigkeit Strophe 1 und 2 (Katja Bruch)
25. Dezember Weihnachten (Elke Grün)
Jes 9,1-6
Begrüßung (Elke)
Frohe Weihnachten – Guten Morgen! Heute am ersten Weihnachtstag möchten wir uns in die Texte des Buches Jesaja einlassen und unseren Tag miteinander beginnen.
Wir tun das verbunden im Glauben und dem Gebet, das uns miteinander in Kontakt bringt und bleiben lässt und so beginnen wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN
Das Lied von NOA Don’t be afraid – Fürchte dich nicht, passt ganz gut zum vergangenen Jahr und zum Jesajatext, den wir gleich hören werden. Auch wenn am Weihnachtstag die Stimmung friedlich , fröhlich, weihnachtlich sein kann und sein darf, so wie wir es gewohnt sind und es auch gerne mögen ist es heute nicht:
das erste Weihnachten mit akustischen, zeitlichen und zahlenmäßigen Einschnitten ohne inbrünstiges „Stille Nacht“ in der Kirche zu singen aber mit der klaren Ansage „Bleiben Sie so gut es geht zuhause, treffen Sie nur wenigen Menschen“ – in Luxemburg heißt die Parole „Treffen Sie außer Ihrer Kernfamilie nur Menschen die isoliert oder psychisch labil sind“ ganz schön harter Tobak. UND – eine Herausforderung für uns alle, die wir Weihnachten gerne Freund*innen und Familie bei und um uns haben.
Gebet (Christine)
Guter Gott, du bist in Jesus Mensch geworden und hast unsere Erlösung gebracht: Schenke uns die Kraft unseren Weg zu gehen, lass uns geduldig, aufmerksam, zugewandt und voller Hoffnung sein und bleiben. Gib uns die Gabe, dass wir das Licht im Dunkeln sehen und mit unserer Hoffnung und unserem Glauben den Weg in die Zukunft gehen, die du uns verheißt. Darum bitten wir dich – menschgewordener Gott, -Jesus, Kind in der Krippe. AMEN
Einführung (Elke)
Den Menschen rund um den Propheten Jesaja, der uns heute von einem Volk im Dunkeln erzählt ging es nicht berauschend. Den Kommentaren nach ist er wohl zu Zeiten des Babylonischen Exils entstanden: Jüdinnen und Juden litten darunter nicht in der Heimat sein zu können und ihren Glauben fern vom Tempel irgendwie leben zu müssen. Zwischen Kriegsgetöse, und Gewaltdarstellungen wird die Ankunft des Retters und Erlösers in einem Kind beschrieben. In der Welt Mächtige, die ihre Interessen durchsetzen und sich über andere Menschen und Völker erheben, sie bezwingen, unterdrücken und knechten, davon spricht der Prophet. Und er spricht von einem Kind das zur Welt kommen und alle Last, Not und Unterdrückung wegnehmen wird.
Lesung aus dem Buch Jesaja (Bruni)
Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf. Du mehrtest die Nation, schenktest ihr große Freude. Man freute sich vor deinem Angesicht, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn sein drückendes Joch und den Stab auf seiner Schulter, den Stock seines Antreibers zerbrachst du wie am Tag von Midian. Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.
Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.
Wort des lebendigen Gottes
Ansprache (Elke)
Liebe Schwestern und Brüder,
Ein Buch das ich jedes Jahr im Advent lese, bringt die Weihnachtsbotschaft auf den Punkt als der Verkündigungsengel lauthals ruft: „He! Euch ist ein Kind geboren!“
In dieser Geschichte geht es um die Herdmann-Kinder, die durch einen Zufall im Advent in der Gemeinde auftauchen und zum ersten Mal in ihrem Leben die Weihnachtsgeschichte hören, einen ganz persönlichen Zugang dazu bekommen und damit die ganze Christengemeinschaft dazu bringen, die Weihnachtsgeschichte neu zu erfahren.
An diese Geschichte musste ich denken, als ich den Jesaja-Text für den Impuls heute Morgen gelesen habe.
Auch hier begegnen wir einer Botschaft, die in einer schlimmen Situation Hoffnung schenkt und Erwartung auf Rettung und Erlösung entfacht. Im Exil fehlt dem jüdischen Volk der Tempel, die einfachen Menschen sind ohne geistliche Führung und die Elite des Volkes ist verschleppt und fern der Heimat. In diese Situation hinein spricht Jesaja von Rettung, Erlösung und Heil und bringt das Volk Israel so dazu, dass sie sich von der Verheißung der Rettung ansprechen, mitnehmen, ja mitreißen lassen.
Egal wie dunkel die Nacht ist, egal wie schlimm das Los im Krieg oder Exil ist, Gott der Herr wird sein Volk erlösen und retten.
Es spielt erst einmal keine Rolle wie die Realität aussieht, Rettung naht – das ist die große Botschaft des Propheten.
Und genau diese Botschaft ist uns zugesagt:
Damals wie heute leben wir in einer Welt in der die Logik der Macht, die Logik der Vergeltung herrscht.
Wir haben auch in diesem Jahr an vielen Stellen erleben müssen, wie Gewalt das Leben von Menschen lähmt und zerstört. Im ganz konkreten vor wenigen Wochen in Trier, in der Welt, dort wo Herrschende trotzig und egoistisch reagieren um sich, ihre Macht und ihren Vorteil zu sichern. Und genau da erscheint das Kind in der Krippe, welches sich der Welt und ihrer Machtlogik entgegenstellt.
Schon bei Jesaja wird auf ein Kind als Retter der Welt hingewiesen. Durch alle Dunkelheit, Gewalt und Machtdemonstration hindurch erscheint Gott als der, der uns alle rettet und erlösen wird.
Dieser Text hat eine klare politische Ausrichtung: er ist – wie auch das Magnificat – ein revolutionärer, ein umstürzlerischer Text, der in der Befreiungstheologie eine wichtige Rolle spielt.
Die Ausgangssituation des Volkes wird im Text recht drastisch dargestellt und von Beginn an werden zum einen die schwierigen Verhältnisse thematisiert und zum anderen wird die Hoffnung auf Rettung und Erlösung benannt, es werden Hoffnung und Sehnsucht nach dem REICH GOTTES geweckt.
Trotz aller Schwierigkeiten lässt sich das Volk Israel nicht unterkriegen, es bleibt seinem Gott treu und sieht auch in der Dunkelheit und Not das Licht Gottes, die Verheißung des Heils leuchten.
Gott befreit aus Verstrickungen, Verwicklungen und Abhängigkeiten er stellt Macht in Frage und sorgt dafür, dass am Ende alles gut wird – nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“ – nein Gottes Reich kommt, Gott will mit uns SEIN REICH aufbauen, mit dem kleinen Kind das sich uns gleich macht und die Erlösung der Welt bringen wird.
Das Kind in der Krippe, das uns heute begegnet will unsere Rettung, braucht unsere Hilfe und unseren Glauben daran, dass eine neue Welt, das REICH GOTTTES kommen kann und soll.
Lassen wir uns von diesem Kind anrühren, ansprechen, mitreißen und erlösen. AMEN
Lied: Freu dich Erd und Sternenzelt GL 762 1.3-5
Fürbitten ( Matthias)
Guter Gott, du hast uns Jesus als Kind gesandt, damit er uns erlöst und rettet. Voll Vertrauen bringen wir unsere Bitten vor dich:
Wir beten für die Opfer der Amokfahrt in Trier, die Verletzten, die Ersthelferinnen und Ersthelfer und alle, die als Familie, Freunde und Kolleginnen Menschen betrauern oder sie begleiten.
Jesus, Kind in der Krippe: sei bei uns und erhöre unsere Bitten
Wir beten für alle Menschen, die Weihnachten alleine und mit Sorgen verbringen: Schenke ihnen dein Licht und die Hoffnung auf dein Reich!
Jesus, Kind in der Krippe: sei bei uns und erhöre unsere Bitten.
Wir beten für alle, die heute Hunger, Not und Unterdrückung erleben: Schenke ihnen Hoffnung und die Aussicht auf Arbeiten und Leben in Würde
Jesus, Kind in der Krippe: sei bei uns und erhöre unsere Bitten
Wir beten für alle, die an Corona erkrankt oder davon genesen sind. Wir bitten für die Menschen, die jeden Tag infizierte Menschen begleiten und pflegen. Schenke ihnen allen Hoffnung und Kraft
Jesus, Kind in der Krippe: sei bei uns und erhöre unsere Bitten
Wir beten in einem Moment der Stille in unseren ganz persönlichen Anliegen
Jesus, Kind in der Krippe: sei bei uns und erhöre unsere Bitten
Guter Gott, in Jesus, der uns heute in der Krippe so nahe ist, hast du dich klein und uns gleich gemacht. Hilf uns in unseren Nöten und Sorgen nicht zu verzweifeln und schenke uns deine Gegenwart, damit wir die Hoffnung auf dein Kommen und dein Reich wach und lebendig halten. Erhöre unsere ausgesprochenen und unausgesprochenen Bitten. Darum bitten wir durch Jesus, der uns als Kind in der Krippe begegnet. AMEN
Vater unser (Bruni)
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Schussgebet und Segen (Christine)
Guter Gott, wir bitten dich:
Schenke uns und allen die mit uns wohnen und leben Frieden.
Schenke uns und allen die uns mit guten Absichten begegnen Hoffnung, Freude und Zufriedenheit.
Schenke uns und allen Menschen die Fülle der Nacht und Erfüllung des Tages. Gib uns immer wieder die Gewissheit, dass dein Licht uns leuchtet und erleuchtet. Schenke uns die Erfahrung deiner Liebe zu jedem und jeder einzelnen von uns. Lass in uns der Hoffnung leben und wachsen, dass du uns und unser Leben erfüllst.
So segne uns alle der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN
Menschen die ihr wart verloren GL 245. 1-2
26. Dezember Hl. Stephanus/Zweiter Weihnachtstag (Ralf Schmitz)
Jes 62,1-5
Hodie Christus natus est
Heute ist Christus geboren. Heute ist der Heiland erschienen. Heute singen die Engel im Himmel und auf der Erde voller Freude: Ehre sei Gott in der Höhe.
Begrüßung (Ralf)
Guten Morgen!
Herzlich begrüße ich Euch zur Morgenfeier am 2. Weihnachtstag. Eigentlich war sie nicht vorgesehen – weil aber durch den 2. Lockdown heute Nachmittag kein Gottesdienst in Herz-Jesu stattfindet, treffen wir uns hier. Weitere Texte im Propheten Jesaja gibt es ja reichlich… Die heutige Morgenfeier wird von der Form her ein wenig anders sein… morgens geht es dann wieder „gewohnt“ weiter, falls man das sagen kann, wenn Marc-Bernhard den Gottesdienst vorbereitet.
Wir hören zuerst ein Lied, das wir in den letzten Tagen vor Weihnachten morgen und abends am Betphon gesungen und gebetet haben: es ist eine Vertonung der 7 großen O-Antiphonen von John Mason Neale. O komm, o komm Emmanuel – mit einer sehnsuchtsvollen Melodie, die letztlich die Spannung zwischen sehnsuchtsvoller Erwartung und Erfahrung der Freude über die nahende Erfüllung nicht auflöst. Freue dich, Isreal, bald kommt „Gott mit uns“. Wie schon oft gesagt in den letzten Tagen und Wochen: Weihnachten beendet den Advent nicht – Weihnachten ist das „Aber“, „Dennoch“, „Trotzdem“…
Wir hören das Lied in einer Fassung aus der Christ Church Cathedral in Montreal.
O come, o come Emanuel
Impuls
Weihnachten 2020 ist völlig anders.
Ich habe nachgedacht, ob es irgendwann in meinem Leben schon einmal ganz anders war… und bin dann beim Weihnachtsfest 1996 gelandet. Weihnachten während meiner Zeit in der ARCHE in Daybreak in Richmond Hill – etwas 30 km nördlich von Toronto. Die ARCHE ist eine Lebensgemeinschaft von Menschen mit und ohne Behinderung. 10 relativ eigenständige Hausgemeinschaften gehörten zu unserer ARCHE und ich wohnte im Green House – im Grünen Haus, das eben grün angestrichen war – zusammen mit 8 anderen. Anfang Dezember hatte ich meine Weihnachtsferien bei ARCHE-Freunden in San Francisco gemacht – und nun freute ich mich auf Weihnachten – in einer anderen Sprache, in einer andere Kultur – in vor allem im tiefen Schnee.
Aber es begann mit einigen Enttäuschungen. Am Heiligen Abend leerte sich das Haus. Die Bewohner fuhren nach Hause zu ihren Familien, die kanadischen Assistenten ebenfalls – und ich blieb mit einem nordirischen Assistenten, der Katholiken hasste, allein im Haus. Wir hatten abends mit dem letzten Bewohner ein paar Päckchen geöffnet, ich war ziemlich traurig in die kleine anglikanische Kirche in der Nachbarschaft zur Mitternachtsmette gegangen, nach St. John on the Hill… 30 Leute waren zusammen – nicht ganz das, was ich auch den Christmetten zuhause kannte… es regnete und als ich nach Hause kam, begrüßte mich ein beißender Geruch: der Adventskranz war abgebrannt und hatte den Feuermelder ausgelöst – die Nachtfrau von den Bermuda Islands war völlig hysterisch und überfordert… also: Lüften, Saubermachen, Bill beruhigen und Bernadette. Stille Nacht! Und Frohes Fest!
Lied: O du fröhliche
Impuls 2
Am nächsten Morgen war es immerhin sonnig, die Temperaturen waren gefallen und ich brachte Bill zu seiner Family. Dann war ich allein. Und dachte: so hatte ich mir Weihnachten in Gemeinschaft nun auch nicht vorgestellt.
Dann aber kam er: der zweite Weihnachtstag. Als ich aufgestanden war, konnte ich meinen Augen nicht trauen: es hatte geschneit. Nicht ein paar Zentimeter, sonder ein paar Zig-zentimeter. Als ich die Haustür aufmachte, stand da eine Schneewand, die mir fast bis zu den Hüften reichte. Es hatte ziemlich gestürmt in der Nacht… Überall um uns herum sah man die blauen Lichter der Schneepflüge, die sich durch den Schnee kämpften…. Ich wusste überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte mit dem Schneeschippen… und ich konnte auch niemanden fragen. Nach einer halben Stunde war der Erfolg sehr mäßig, die Hände taten weh… Winter in Kanada. Romantisch war es nicht.
Bis Mittag musste ich die Garagenzufahrt frei haben, denn ich sollte eine Bewohnerin bei Freunden irgendwo in Süd-Ontario abholen. Das Unternehmen war aussichtslos – bis dann der Hausmeister mit dem Schneeplug zur Gargagenauffahrt kam – ein paar Mal hin und her rangierte – die Zufahrt war frei, daneben türmten sich Schneewände auf! „Merry Christmas“ rief Allan Dubbs – und fuhr weiter… „Merry Christmas“.
Inzwischen schien die Sonne – und es war wirklich ein Traum. Winter in Kanada. Die Straßen waren schnell weiß vom Streusalz und trocken. 2 Stunden Hin- und 2 Stunden Rückfahrt lagen vor mir. Nichts in Kanada. Auf dieser Fahrt habe ich im Radio CBC das folgende Lied kennen gelernt, was ich wohl immer mit dem 2. Weihnachtstag verbinden werden: der Gute König Wencelas – on the Feast of Stephen. An Stephanstag….
Good King Wencelas (Loreena Mc Kennitt)
Good King Wenceslas looked out,
upon the Feast of Stephen,
when the snow lay round about,
deep and crisp and even:
brightly shone the moon that night,
though the frost was cruel,
when a poor man came in site,
gathering winter fuel.
(König)
Hither page and stand by me
I you know it telling:
yonder man who is he,
where and what his dwelling?
(Diener)
Sir he lives a good way hence
underneath the mountain
right against the forest fence,
by Saint Agnes‘ fountain:
(König)
Bring me food and bring me wine,
bring me pine logs hither:
you and I will see him dine,
when we take them thither.
Page and monarch forth they went,
forth they went together,
through the wild wind’s loud lament,
and the bitter weather.
(Diener)
Sir the night is darker now,
and the wind grows stronger;
fails my heart – I know not how,
I can go no longer.
(König)
Mark my footsteps well my page,
follow in them boldly:
you shall find the winter’s rage,
chills your blood less coldly.
In his masters steps he trod,
where the snow lay even,
strong to do the will of God,
in the hope of Heaven:
therefore Christians all be sure,
grace and wealth possessing,
you that now will bless the poor,
shall yourselves find blessing.
Impuls 3
Das Lied wurde im Viktorianischen Zeitalter (Victorian Age) von John Mason Neale zu einer traditionellen englischen Volksmelodie geschrieben. Es basiert auf einer fiktiven Geschichte des tschechischen Dichters Vaclav Alois Svoboda, die John Mason Neale ins Englische übersetzte. Wenceslas ist ein böhmischer König, der am St Stephen’s Day von seinem Schloß aus einen Armen sieht, der Brennholz sammelt. Ähnlich wie die Heilige Elisabeth macht er sich mit einem Diener auf dem Weg – um dem Armen ein Mahl und Wein und Brennholz zu bringen, am Stefanstag. Die beiden machen sich auf den Weg, es stürmt und schneit – und den den Diener verlässt die Kraft. Er kann nicht mehr weiter… Da sagt der König: „Lauf hinter mir her, tritt in meine Fußstapfen, dann ist der Weg nicht mehr so schwer!“ Die Liebenswürdigkeit des Königs lässt den Schnee schmelzen und der Knecht kann weiterlaufen – um den Willen Gottes zu tun, in der Hoffnung des Himmels. Also – schließt das Lied: Ihr Christen, die ihr genug zum Leben habt: Wenn Ihr die Armen mit Gaben segnet, kehrt der Segen zu Euch zurück.
Ich kam ihm Haus von Familie White an – in Alm/Ontario. Ich war früher schon ein paar Mal dort gewesen. Art hatte die Tankstelle im Ort, Doris war in der Kirche sehr aktiv – ich hatte eine Flasche Rotwein dabei – erst später erzählte mir ihre Tochter Sue, dass sie aus religiösen Gründen keinen Alkohol trinken… Tja. Es war ein Fest. Wir erzählten Geschichten und lachten – endlich Weihnachten. Janice, die Bewohnerin, die ich abholen sollte, war nicht so begeistert – sie schaute mich an mit einem Blick – sie hätte mich am liebsten fortgebeamt – damit sie noch ein bisschen bleiben könnte in dieser wunderbaren intakten Welt.
Zum Abschied erzählte mir Chrissy, die andere Tochter, die in einer Bank arbeitet, dass sie die letzte Woche vor Weihnachten als Weihnachtsbaum am Schalter gestanden habe. „Das glaube ich nicht!“ „Willst Du es sehen?“ „Ja!“ Und nach ein paar Minuten stand sie vor mir: in einem grün-türkisfarbenen bodenlangen Kleid, eine Weihnachtsmann-Mütze auf dem Kopf. Sie war umwickelt mit einer Lichterkette, die am Kleid befestigt war – sie steckte den Stecker in die Steckdose und „blinkte in bunten Farben“. Merry Christmas.
Auf der Heimfahrt redeten wir kein Wort. Janice redet sowieso nicht. Sie schaute am Fenster raus in den Schnee – und ignorierte mich so gut sie konnte. Irgendwann gab ich auf, dachte mir, dass ich eben nicht King Wenceslas binb – und dass aus mir eben noch nicht die Liebe herausströmt, dass der Schnee schmilzt. Außerdem war ja auch kein Diener da, der das hätte bemerken können. Ein kurzer Stopp bei Countrystyle Donuts lockerte dann aber auch Janices Missstimmung ein wenig auf – ein Donut mit dem bunten Vanille-Streusel sorgte für eine ausgeglichene Null als wir zuhause ankamen.
Ein völlig anderes Weihnachten – das ich wohl nicht vergessen werde, so wenig wie dieses Weihnachten im Lockdown – das mich am Telefon beten und Weihnachtslieder singen lässt. Da wäre damals übrigens unbezahlbar gewesen. Und Internet gab es noch nicht flächendeckend… Und ich wusste noch nicht, was eine E-Mail ist.
Es gibt die Sehnsucht in uns allen – die Sehnsucht nach einem guten Ende. Wie die Mystikerin Julian von Norwich es so einfach ausdrückt: „All will be well!“ Alles wird gut.
Diese Hoffnung wird kaum durch Nachrichten im Fernsehen genährt, durch Chats in den Sozialen Netzwerken, durch politische Statments und programmatische Reden … Sie wird genährt durch Phantasie und Poesie, durch Glauben, durch Liebe – ja, auch durch Romantik – und durch geteilte Erfahrung.
Und da sind wir bei dem Abschnitt, den wir jetzt aus dem Propheten Jesaja hören werden. Von diesen Hoffnungsgeschichten wollen wir nicht schweigen – bis Gerechtigkeit und Heil leuchten wie ein helles Licht und eine brennende Fackel. Nach der wechselvollen Geschichte Israels ist das Volk zurückgekehrt in das verwüstete Jerusalem und hat mit dem Wiederaufbau begonnen. Dabei geht es nicht nur um den Wiederaufbau des Tempels als Gebäude – sondern es geht um den Aufbau eines menschlichen und menschenwürdigen Miteinanders – das nicht auf Kosten anderer Völker geht, sondern andere miteinbezieht.
Lesung aus dem Propheten Jesaja Jes 61,1-12
Um Zions willen werde ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine brennende Fackel.
2 Dann sehen die Nationen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des HERRN für dich bestimmt. 3 Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des HERRN, zu einem königlichen Kopfschmuck in der Hand deines Gottes.
4 Nicht länger nennt man dich Verlassene und dein Land nicht mehr Verwüstung, sondern du wirst heißen: Ich habe Gefallen an dir und dein Land wird Vermählte genannt. Denn der HERR hat an dir Gefallen und dein Land wird vermählt.
6 Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter gestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht, niemals sollen sie schweigen. Die ihr den HERRN erinnert, gönnt euch keine Ruhe!
7 Lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem festigt und bis er es einsetzt als Ruhm auf Erden! 8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Nie mehr gebe ich dein Korn deinen Feinden zu essen. Nie mehr trinken Fremde deinen Wein, um den du dich so gemüht hast. 9 Die das Korn ernten, sollen es auch essen und den HERRN preisen. Die den Wein lesen, sollen ihn auch trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.
10 Zieht ein, zieht ein durch die Tore, bahnt dem Volk einen Weg! Bahnt, ja bahnt die Straße und räumt die Steine beiseite! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11 Siehe, der HERR hat es bekannt gemacht bis ans Ende der Erde.
Sagt der Tochter Zion: Siehe, deine Rettung kommt. Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm her! 12 Dann wird man sie nennen Heiliges Volk, Erlöste des HERRN. Und du wirst genannt werden: Begehrte, nicht mehr verlassene Stadt.
Gesang: Tochter Zion
Gebet
Für das Fest der Weihnacht wünsche ich uns,
dass wir es mit wachem Herzen erwarten
und von ganzem Herzen feiern können.
Für das Fest der Gabentische
wünsche ich uns, dass wir uns
selbst und einander als wertvolles
Geschenk annehmen können.
Für das Fest der Lichter
wünsche ich uns, dass wir uns
gemeinsam ermutigen, unser
je eigenes Licht leuchten zu lassen.
Für das Fest der Kinder
wünsche ich uns, dass wir
das Kind in uns
schätzen und schützen.
Für das Fest der Liebe
wünsche ich uns, dass wir
uns als Geschwister Jesu
sehen und verstehen können.
Text: Paul Weismantel
Vaterunser
Segen
Guter Gott, wir bitten dich:
Schenke uns und allen die mit uns wohnen und leben Frieden.
Schenke uns und allen die uns mit guten Absichten begegnen Hoffnung, Freude und Zufriedenheit.
Schenke uns und allen Menschen
die Fülle der Nacht und Erfüllung des Tages.
Gib uns immer wieder die Gewissheit,
dass dein Licht uns leuchtet und erleuchtet.
Schenke uns die Erfahrung deiner Liebe
zu jedem und jeder einzelnen von uns.
Lass in uns der Hoffnung leben und wachsen,
dass du uns und unser Leben erfüllst.
So segne uns alle der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN
Lied zum Schluss: In dulci jubilo
27. Dezember Heilige Familie (Marc-Bernhard Gleißner)
Jes 49,14-22
Eröffnung: Marc-Bernhard
Lasst uns beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen
Freuet Euch, freuet Euch, ja freuet Euch, Gott ist mit uns! Er hat uns die größte Gnade zuteil werden lassen, die wir uns nur vorstellen können. Gott, Vater und Mutter, Kind und Menschenfreund hat uns in seine Gemeinschaft eingeladen. Hören wir ein Gnadenlied von Jonathan Elias und Alanis Morisette aus The Prayer Cycle
Lied: Jonathan Elias – Mercy
Einführung (mbg)
1 Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne!
Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen;
als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
2 Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert,
er verbarg mich im Schatten seiner Hand.
Er machte mich zu einem spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher.
3 Er sagte zu mir:
Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.
4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan.
Aber mein Recht liegt beim HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.
5 Jetzt aber hat der HERR gesprochen,
der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat,
damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde.
So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke.
6 Und er sagte:
Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist,
nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen;
damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.
7 So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger,
zu dem tief verachteten Mann, dem Abscheu der Nation, dem Knecht der Herrschenden: Könige werden es sehen und sich erheben,
Fürsten werfen sich nieder, um des HERRN willen,
der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.
8 So spricht der HERR:
Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag des Heils habe ich dir geholfen.
Und ich forme dich und mache dich zum Bund mit dem Volk, um das Land aufzurichten und das verödete Erbe zu verteilen,
9 den Gefangenen zu sagen:
Kommt heraus! und denen, die in der Finsternis sind: Zeigt euch!
An den Wegen weiden sie, auf allen kahlen Hügeln ist ihre Weide.
10 Sie leiden weder Hunger noch Durst, Hitze und Sonnenglut treffen sie nicht.
Denn der sich ihrer erbarmt, leitet sie und führt sie zu sprudelnden Quellen.
11 Alle meine Berge mache ich zu Wegen und meine Straßen werden gebahnt sein.
12 Siehe, sie kommen von fern, die einen von Norden und Westen, andere aus dem Land der Siniter.
13 Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, freut euch, ihr Berge!
Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Armen.
Es gibt keinen Text, der für mich emotional so sehr Weihnachten bedeutet wie dieser Text. Es war Ostern 2002. Ich war damals Mitglied in der charismatischen Erneuerung in einer Stadt in der Eifel. Vor dieser Gruppe hatte ich irgendwann im Januar mein Outing. Irgendwann Anfang März meldete sich dann mein ehemaliger Religionslehrer, der Priester und für die Charismatische Erneuerung eine besondere Funktion spielte, bei mir und meinte, wir müssten reden. In einem mir aufgezwungenen Beichtgespräch wurde mir gesagt, dass ich sündig lebe und man meine Homosexualität wegbeten könne. Innerhalb kürzester Zeit fing eine Gehirnwäsche an, die mich von mir selbst entfremdete, ich der ich zu hören bekam: So wie Du bist, bist Du nicht gut. Du bist nicht Gottes Geliebtes Kind.
In der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag träumte ich schlecht. Ich träumte, dass die einzige Freundin, die ich in der Charismatischen Erneuerung hatte, die Gruppe verließ und sich auf neue Wege machte. Karsamstagmorgen wachte ich auf, weil das Telefon klingelte. Am Telefon war jene besagte Freundin von der ich träumte, und sagte mir, dass sie die Charismatische Erneuerung verlassen wollte. Mein erster Impuls war die Bibel zu öffnen und dort stieß ich auf den Jesaja-Text, den wir eben hörten: Die Berufung des Gottesknechts. Zum ersten Mal hörte ich nicht, dass ich schlecht und sündig sei, sondern Gott selbst habe mich schon im Mutterleib berufen und mich zu seinem geliebten Kind gemacht. Der Text ist eine Kriegsansage, an alle, die die Macht gewählt haben, um die Menschen zu unterdrücken.
An diesem Tag habe ich Gottes Gnade gespürt. Seine absolute Zusage an mich. Diese Gnade ist heute am 27.12. Berufung für uns alle. So lasst uns beten!
Gebet (Christine Hild)
Gnadengebet von Pierre Olivaint Wachse in mir
Wachse, Jesus,
wachse in mir.
In meinem Geist, in meinem Herzen, in meiner Vorstellung, in meinen Sinnen.
Wachse in mir in deiner Milde, in deiner Reinheit,
in deiner Demut, deinem Eifer, deiner Liebe.
Wachse in mir mit deiner Gnade, deinem Licht und deinem Frieden.
Wachse in mir zur Verherrlichung deines Vaters, zur größeren Ehre Gottes. Amen
Lesung: Jes 49, 14-22 (Rita Altmaier)
14 Doch Zion sagt:
Der HERR hat mich verlassen,
Gott hat mich vergessen.
15 Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen,
ohne Erbarmen sein gegenüber ihrem leiblichen Sohn?
Und selbst wenn sie ihn vergisst:
Ich vergesse dich nicht.
16 Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände,
deine Mauern sind beständig vor mir.
17 Deine Erbauer eilen herbei und die dich zerstört und verwüstet haben, ziehen davon.
18 Erhebe deine Augen ringsum und schau:
Alle haben sich versammelt und sind zu dir gekommen.
So wahr ich lebe – Spruch des HERRN:
Du wirst sie alle wie einen Schmuck anlegen,
du wirst dich mit ihnen schmücken wie eine Braut.
19 Denn dein ödes, verheertes, zerstörtes Land wird jetzt zu eng für seine Bewohner,
weit weg sind alle, die dich verschlingen wollten.
20 Bald wirst du, die du kinderlos warst, mit eigenen Ohren hören, wie deine Kinder sagen: Mir ist der Platz zu eng, rück zur Seite, damit ich hier wohnen kann!
21 Dann wirst du dich in deinem Herzen fragen:
Wer hat mir diese geboren?
Ich war doch kinderlos und unfruchtbar, war verbannt und verstoßen.
Wer hat mir diese herangezogen?
Ich war doch allein übrig geblieben.
Wo kommen sie her?
22 So spricht GOTT, der Herr:
Siehe, ich erhebe meine Hand zu Nationen;
und für Völker richte ich mein Feldzeichen auf
und sie bringen auf den Armen deine Söhne herbei
und tragen deine Töchter auf den Hüften.
Impuls zum Bibeltext (mbg)
Was will man zu diesem Bibeltext noch viel sagen, bevor man ihn auf sich richtig wirken lässt: Erstens, Gott ist ein Gott der zuhört. Er erhört die Wehrufe Zions, seines erwählten Volkes. Kein: „Hör auf rumzujammern.“ Kein: „Ihr nervt!“. Kein: „Jetzt hör doch schon auf, mit Deinem Rumgeheule änderst Du auch nicht.“ Auch wenn der historische Kontext hier das Exil Babylons ist, dass überwunden werden soll, so kennen wir Menschen diese Situationen der Trauer, des Anklagens, des am Bodenzerstörtseins. Gott kommt hier nicht mit Durchhalteparolen. Gott weiß, wie wichtig es ist, die Trauer, das Verzweifeln zu durchleben. Das ist Mut! Trauer zuzulassen!
Zweitens: Gott antwortet mit Beistand. Dem Trauernden wird es nicht helfen zu hören, zu hören, dass da jemand da ist. Wenn sich Gott im Nächsten offenbart und sagt, ich fang Dich. Diese Zusage hilft nicht, aber sie holt einen aus der Hilflosigkeit raus. Der andere kann angeschrieen werden, man kann sich an ihn festklammern. Beistand hilft nicht, er macht aber nicht hilflos. Das ist Glaube.
Drittens, Gott öffnet die Augen. Zeigt auf das, was Zion erschaffen hat. Die modernen Psychologen nennen das Ressourcenmanagement. „Schau auf das, was Du kannst, was Du geschaffen hast. Das wird Dir helfen aus dieser Situation herauszukommen. Das ist Liebe zu sich selbst. Die auch wieder Liebe zur Welt, zum Nächsten, die Gott ermöglicht.
Viertens, die Zusage Gottes ist Hoffnung. Es wird ein Ende der Trauer geben und ein Neubeginn an dem alles gut wird. Diese Hoffnung ist Gnade.
Mut, Glaube, Liebe, Hoffnung das ist die Gnade, die uns trotz allem zuteil wird, ob im babylonischen Exil, trotz Corona, trotz Tod, trotz tiefer Traurigkeit. Nehmen wir uns jetzt zwei Minuten in Stille und notieren uns, unsere Bitten für Gnade für uns, für andere Menschen, für die Welt. Sie können dann gleich im Anschluss an die Fürbitten vorgetragen werden. Wer will.
Fürbitten (Matthias)
Einleitung:
Guter Gott, dieses Jahr ist Weihnachten so anders, so dunkel, so eingeschränkt, so voller Sorgen; doch wir glauben daran, dass Du heute in der Gestalt eines Kindes in die Welt gekommen bist, um Liebe wie einer Kerze in der Dunkelheit anzuzünden, damit wir teilhaben an Deiner Gnade.
Wir bitten für alle Menschen, für die Corona zu Weihnachten eine Belastung ist; für die Pflegedienste, Ärztinnen und Ärzte und die Gesundheitsämter, deren Arbeit mit Weihnachten unter erschwerten Bedingungen nicht endet; für Politikerinnen und Politiker und die Vollzugsdienste, die Verantwortung tragen für unseren Schutz; für die Familien und Risikogruppen, die Weihnachten dieses Jahr auf Distanz feiern müssen; für alle Erkrankten und für alle die, die mit der Einsamkeit nicht zurechtkommen.
Gott, Du Licht dieser Welt, wir bitten Dich um Deine Gnade.
Wir bitten für die Welt, die trotz Weihnachten nicht zur Ruhe kommt; für die Menschen, die in Kriegsgebieten leben, für Menschen, die in Ländern leben, in denen das Gesundheitssystem wegen Armut kaum Schutz bieten kann; für die Geflüchteten vor den Mauern Europas in Moria. Gib Ihnen alle Perspektive auf Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit, Ankommen und Weihnachten.
Gott, Du Licht dieser Welt, wir bitten Dich um Deine Gnade.
Wir bitten für unsere Kirche, dass sie Sakrament werde und nicht Machtapparat bleibt. Für die Menschen, die leiden müssen unter den Vertuschungen von Missbrauchsskandalen und kirchlicher Macht. Lass uns zu Deiner Gemeinschaft werden und als Gemeinschaft der Glaubenden einander tragen.
Gott, Du Licht dieser Welt, wir bitten Dich um Deine Gnade.
Wir bitten für uns, mit unseren Sorgen und Nöten; für unsere Mitmenschen.
Wer mag, kann sich jetzt entstummen und seine Fürbitten laut vortragen. (warten)
Guter Gott, hör Du unsere stille Bitten. (kurze Pause)
Gott, Du Licht dieser Welt, wir bitten Dich um Deine Gnade.
Abschluss: Guter Gott, Du hast zu einem Volk berufen, schenke uns Deine Gnadengaben Mut, Glaube, Liebe und Hoffnung und lass uns selbst zu dem Licht der Liebe werden, dass Du mit Jesus in die Welt geschickt hast. Amen
Vater unser (Petra)
Guter Gott, Du hast mit uns zusammen gebetet. Dein Kreuz war, ist und wird auf ewig das Versprechen an uns sein: Zu zweit ein Leben weit. Darum beten wir, wie Du uns zu beten gelehrt hast.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gebet (Bruni)
Unser Mut liegt bei Geist: Als Geistkraft nimmt Gott uns die Angst und wir geben Zeugnis seiner Gerechtigkeit.
Unser Glaube liegt bei Gott, der als Vater und Mutter, Himmel und Erde und uns erschaffen hat.
Unsere Liebe liegt bei Gott, der Mensch geworden ist, dem nichts Menschliches fremd ist, damit einander tragen, halten und zärtlich umarmen.
Unsere Hoffnung ist bei Jesu, der geboren als Kind Tod und Sünde überwunden hat.
Amen.
Segen (mbg)
Wir sind jetzt in der Weihnachtsoktav und wir dürfen Weihnachten weiterfeiern. Und uns die Gnade vergewissern, dass Gott mit uns ist. Zum Abschluss hören wir noch von der Band Porcupine Tree „Lazarus“. Lazarus hat Gottes Gnade besonders erfahren, da Jesus ihn von Toten erweckt hat. Es gibt eine wundervolle Zeile in diesem Lied: „Mein David sorge Dich nicht zu sehr, du bist für diese kalte Welt einfach nicht gemacht, so lege Deinen Kopf auf meine Schulter, ich habe genug Kraft, um Dich zu tragen.“
In diesem Glaube an diese Liebe und Gnade hoffen wir mutig! Und so segne uns der gute Gott, der Vater, die Mutter, der Sohn und die Geistkraft. Amen
Abschlusslied: Porcupine Tree – Lazarus
1. Januar Neujahr (Ralf Schmitz)
Jes 43,1-7
Begrüßung
Willkommen zu unserer ersten Morgenfeier am Telefon – im Jahr 2021.
Ich hoffe, Ihr seid gut ins neue Jahr gegangen – gekommen.
Gestern abend las ich irgendwo zwischen den persönlichen Reflexionen, den kritischen Standpunkten und den weisen Ratschlägen den Satz:
„Zu 2020 ist alles gesagt“.
Was zu 2021 sagen, zu einer Zeit, da das Neue Jahr in unserer Zeitzone noch keine 9 Stunden alt ist?
Ich leihe mir heute Morgen dankbar Worte –
so hat es Fulbert Steffensky ausgedrückt,
als er zu uns im September in der Herz-Jesu-Kirche gesprochen hat,
weil unser Denken, unser Glauben und Hoffen immer auf den Schultern anderer ruht.
Ich habe noch keine eigenen.
Heute morgen leihe ich mir dankbar Worte –
von der Dichterin Mascha Kaleko (gefunden bei Tom Urig)
aus dem Buch Jesaja –
von der Predigerin Claudia Bruweleit –
ein Gebet von Huub Oosterhuis –
das Vaterunser – unüberbietbar aus dem Munde Jesu –
ein Gebet aus Afrika (gefunden bei Pia Lutz)
wird diese Feier beschließen.
Dazwischen geliehene Töne –
von Cat Stevens,
dessen „Morning has broken“ wir im Frühjahr unzählige Male gesungen haben,
von Gabriel Moll, der viele Weihnachtslieder für uns zum Mitsingen gespielt und aufgenommen hat,
von einer Gruppe amerikanischer katholischer Musiker,
die den Klassiker „be not afraid“ – „fürchte dich nicht“
gemeinsam an vielen Orten musiziert haben.
Gedicht
Rezept
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.
Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
Wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.
Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.
Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
Zum Weggefährten.
Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Mascha Kaleko
Gesang: Lobpreiset all,1-3
Lesung (Jes 43,1-7)
Jetzt aber – so spricht der HERR,
der dich erschaffen hat, Jakob,
und der dich geformt hat, Israel:
Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich ausgelöst,
ich habe dich beim Namen gerufen,
du gehörst mir!
2 Wenn du durchs Wasser schreitest,
bin ich bei dir,
wenn durch Ströme,
dann reißen sie dich nicht fort.
Wenn du durchs Feuer gehst,
wirst du nicht versengt,
keine Flamme wird dich verbrennen.
3 Denn ich, der HERR, bin dein Gott,
ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.
Ich habe Ägypten als Kaufpreis für dich gegeben,
Kusch und Seba an deiner Stelle.
4 Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist
und weil ich dich liebe,
gebe ich Menschen für dich
und für dein Leben ganze Völker.
5 Fürchte dich nicht,
denn ich bin mit dir!
Vom Aufgang der Sonne
bringe ich deine Kinder herbei
und vom Untergang her sammle ich dich.
6 Ich sage zum Norden:
Gib her!
und zum Süden: Halt nicht zurück!
Führe meine Söhne heim aus der Ferne,
meine Töchter vom Ende der Erde! 7
Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist,
habe ich zu meiner Ehre erschaffen,
geformt und gemacht.
Auslegung
(von Claudia Bruweleit)
Es ist ein Wort, das seit mehr als Zweitausend Jahren Menschen getröstet und ermutigt hat…. Ein Wort, das dem Volk Israel und jedem Einzelnen persönlich Gottes unsichtbare Nähe zusagt.
Der Prophet, der hier spricht, wird auch der Zweite Jesaja genannt. Er hatte das Volk Israel nach mehr als dreißig Jahren im babylonischen Exil getröstet und ihnen zugesagt, dass Gott sie nach Jerusalem zurückführen werde.
Lange hatten die Israeliten es als Strafe Gottes verstanden, dass sie fern der Heimat leben mussten. Inzwischen leben sie in dritter Generation in dem fremden Land. Doch nun ändern sich die politischen Verhältnisse. Der persische König Kyros II nimmt Babylon ein. Durch seine Worte beginnen sie zu hoffen, dass sie als Freie zurückkehren werden.
Seine Worte sagen ihnen auch: Gott ist es, der dieses alles wirkt. Er ist ihnen gnädig gesonnen:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
Den Israeliten wird dieses Gotteswort zu einem Protestwort gegen die herrschenden Verhältnisse. Es ist ein Wort der Freiheit – sie gehören nicht mehr dem babylonischen König und auch nicht dem neuen persischen Herrscher, selbst dann nicht, wenn dieser Anspruch auf sie erheben sollte.
Sie erinnern sich an Gott, der ihr Volk schon damals aus Ägyptenland befreit hat. Der sie durch das Wasser des Schilfmeeres gerettet hat. Auch wenn fremde Völker und Könige sie bedrängen sollten wie Feuer, werden sie dieses Volk nicht überwinden.
Die Zusage Gottes stärkt ihr Selbstbewusstsein und macht sie unempfindlich gegen die Verlockungen, in der fremden Kultur aufzugehen.
Wie hören wir heute diese Sätze?
Jesus Christus, selbst ein Jude, hat uns Christinnen und Christen in die Verheißung seines Volkes hinein genommen. Er hat uns gelehrt, Gott als einen lieben Vater anzusehen, den wir vertrauensvoll um Hilfe bitten können.
Das Netz des Glaubens ist durch ihn ausgespannt bis in unsere Zeit. Durch Christus gehören wir auch zu Gott und hören sein Versprechen an Israel neu
für uns Einzelne. Er verspricht, uns auf unseren Wegen zu begleiten. Fürchte dich nicht, (…) du bist mein!
Auch uns ist Furcht ein vielfältiger Begriff. Wir fürchten uns vor Krankheit und Leiden. Vor dem Verlust der Arbeitsstelle. Vor Einsamkeit. Vor Streit und Zerrüttung. Vor Terror, Krieg. Das sind innere und äußere Abgründe, die sich vor uns auftun.
Furcht an sich ist nichts Schlimmes. Sie kann sich aber auf den ganzen Menschen ausdehnen, kann sein Denken und Handeln besetzen, so dass er sich getrieben vorkommt und nicht mehr weiß, was er oder sie tun soll.
Aus der Herrschaft der Furcht will Gott uns herausreißen. Indem wir uns an ihm festmachen, gewinnen wir einen anderen Blick auf den Gegenstand unserer Furcht. Er kennt uns mit unseren Fehlern und Stärken. Er weiß: wir sind mehr als das, was wir in unserer Angst, in unserer Furcht wahrnehmen. Menschen helfen uns mit ihrem Glauben und ihren Erfahrungen, neuen Wegen zu vertrauen. Wir können handeln. Wir können aushalten. Wir können neu beginnen. Gott erlöst uns aus der Starre der Furcht und gibt uns neuen Raum zum Handeln.
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Wen Gott beim Namen ruft, der gehört zu ihm. Gott will nicht, dass Verzweiflung und Angst das letzte Wort haben über uns, denn er ist größer als alles, was uns ängstigen könnte.
https://predigten.evangelisch.de/predigt/predigt-ueber-jesaja-43-1-7-von-claudia-bruweleit
Lied: Von guten Mächten 1,5,6
Gebet
Du schweigst so tie in allen Sprachen,
dass es sich anfühlt, als ob es dich nicht gibt.
Doch beten wir
mit all deinen „kleinsten Menschen“,
allen, die nicht geachtet,
unwichtig gefunden, erniedrigt;
mit Angeschlagenen, Verletzten, Missachteten,
mit obdachlosen Streunern,
mit großen und kleinen Süchtigen,
mit allen Betrübten, Einsamen
beten wir
um Trost, um erste Hilfe, um Ausweg.
Wende dich hin zu uns.
Wende uns einander zu.
Huub Oosterhuis
Vaterunser
Segen
Zum Schluss: We wish you a Merry Christmas
3. Januar 2. Sonntag in der Weihnachtszeit (Petra Weiland)
Jes 66,10-14c
Choral: Dum medium silentium
Eröffnung (Petra Weiland)
Wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohne und des Heiligen Geistes.
Als tiefes Schweigen das All umfing
und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,
da stieg dein allmächtiges Wort, oh Herr,
vom Himmel herab, vom königlichen Thron.
Hören wir zu Beginn die wunderbare Aretha Franklin mit „Go tell it on the mountain“
Liebe Freundinnen und Freunde,
„Go tell it on the mountain“ Geht, sagt es allen Leuten, Jesus Christus ist geboren. Dieses Lied drückt die unbändige Freude darüber aus, dass der Herr Mensch geworden ist, sich uns zum Bruder gemacht hat. Und wie das mit unbändiger Freude so ist, sie will geteilt werden. „Wes des Herz voll ist, des läuft der Mund über“ sagt ein altes Sprichwort. Also geht und sagt es allen Leuten. Jesus Christus ist geboren, welch eine Verheißung. So voller Freude und Verheißung sind auch die Worte des Propheten Jesaja, die wir heute hören werden.
Ein seltsames Weihnachtsfest liegt hinter uns und ein stiller ja befremdlicher Jahreswechsel. So richtige Freude wollte sich nicht einstellen. Wir wünschten ein „Gesegnetes Weihnachtsfest“ an Stelle von „Frohe Weihnachten“ und bei den Wünschen für das Neue Jahr herrschte auch Vorsicht: „Hauptsache gesund“ Auf viele Traditionen und auf manches liebgewordene Ritual mussten wir verzichten. Es ist aber auch Platz geschaffen worden für Neues, vielleicht Tieferes. Ich kann mich nicht erinnern in der Advents- und Weihnachtszeit jemals so viel Zeit im Gebet verbracht zu haben, wie in den vergangen Wochen. Zu viele vermeintlich unbedingt wichtige Dinge waren in früheren Jahren zu erledigen, damit die Festtage so schön und glanzvoll werden würden, wie sie unbedingt sein sollten, ja mussten. So viel Arbeit sollte, musste noch vor dem Jahreswechsel fertig werden. Dieses Jahr habe ich erlebt, dass viele Dinge verzichtbar sind, nicht aber das gemeinsame Gebet und nicht die Hinwendung zu unseren Mitmenschen. „Zeit für Menschlichkeit“ singen die „Höhner“
Da ist die Ärztin, die keinen aufgeben will
Der Pfleger steht keine Sekunde still
Der Pfarrer, spricht und er macht dir Mut
Die Verkäuferin, die jetzt genau das Richtige tut
Ein Anruf, ein Chat, ein Post macht Mut, Applaus auf dem Balkon tut so gut
Wenn die Welt sich scheinbar nicht mehr dreht
Und keiner weiß, wie’s mit uns weiter geht
Alle gemeinsam gegen Einsamkeit
Jetzt ist die Zeit für Menschlichkeit
Du belädst den Truck und du fährst die Bahn
Du sorgst für Ordnung du packst das Regal
Du gibst Unterricht und zwar digital,
du spielst mit den Kindern ja, das ist genial,
Und alle spüren, es ist jetzt soweit, jetzt kommt die Zeit für Menschlichkeit
Wenn die Welt sich scheinbar nicht mehr dreht
Und keiner weiß, wie’s mit uns weiter geht
Alle gemeinsam gegen Einsamkeit
Jetzt ist die Zeit für Menschlichkeit
Wir sind uns näher als je zuvor.
Wir sind nicht allein und wir singen im Chor
denn eins können wir jetzt zeigen
Zusammenhalt und der wird bleiben
Wenn die Welt sich scheinbar nicht mehr dreht
Und keiner weiß, wie’s mit uns weiter geht
Alle gemeinsam gegen Einsamkeit
Jetzt ist die Zeit für Menschlichkeit
Jetzt ist Zeit für Menschlichkeit, aber auch Zeit sich Gott zuzuwenden und zu beten, Christine spricht uns das Tagesgebet
Tagesgebet (Christine)
Allmächtiger, ewiger Gott,
du erleuchtest alle, die an dich glauben.
Offenbare dich den Völkern der Erde,
damit alle Menschen
das Licht deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Betrachtung zum Buch Jesaja (Petra)
Wir hören heute Verse aus dem 66. Kapitel des Buches Jesaja. Das 66. Kapitel ist zugleich das letzte im Buch Jesaja und am Ende des Buches herrscht Freude. Das Wunder des neuen Zions, der Wiederaufbau des Gottesvolkes und der Gottesstadt Jerusalem wird geschildert. Dem Aufruf zur Freude in den Versen 10-11 folgt die Verheißung in den Versen 12-14. Aus der Trauer über Jerusalem wird Freude. Im Zentrum dieses Jubels steht ein bemerkenswertes Gottesbild. Gott spricht von sich als liebender und tröstender Mutter. „Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind.“
In der Lobaufforderung (Verse 10-11) gibt es eine im alten Testament einmalige Konzentration von Begriffen und Bildern der Freude, des Trostes, der Sättigung und des Vergnügens. Die Stadt selbst wird als stillende Mutter dargestellt, die ihre Kinder mit Freude versorgt. In der Welt des alten Testaments geht Trauer mit Fasten als äußerem Zeichen einher. Das Trinken, Sattwerden und genießen ist somit eine Aufforderung die Trauer zu beenden
In Vers 12 verheißt Gott Frieden und Wohlstand, ja nie versiegenden Reichtum. „In dieser Stadt werdet ihr euch wie Kinder fühlen, die ihre Mutter auf den Armen trägt, auf den Schoß nimmt und liebkost.“ Welch ein Bild der Geborgenheit. Und in Vers 13 wird noch eins drauf gesetzt: „Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind.“ Gott selbst ist uns Mutter, Trost und Hoffnung. „Wenn ihr das alles seht, werdet ihr wieder von Herzen fröhlich sein, und neue Lebenskraft wird in euch aufkeimen wie frisches Gras.“ Mit Vers 14 zeigt uns Gott wozu wir mit seinem Trost und Beistand fähig sind.
Hören wir vor der Lesung das Lied das wir unter dem deutschen Titel „Tochter Zion freue Dich“ kennen in der englischen Fassung gesungen von den „Musicos solidarios“
Hören wir nun die Lesung aus dem Buch Jesaja, Bruni Werner trägt sie uns vor
Lesung (Bruni)
Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja.
Jesaja 66, 10 – 14 c
Freut euch mit Jerusalem! Jubelt über diese Stadt, alle, die ihr sie liebt! Früher habt ihr um sie getrauert, doch jetzt dürft ihr singen und jubeln vor Freude. 11 Lasst euch von ihr trösten wie ein Kind an der Mutterbrust. Trinkt euch satt! Genießt die Pracht dieser Stadt! 12 Denn ich, der HERR, sage euch: Frieden und Wohlstand werden Jerusalem überfluten wie ein großer Strom. Ich lasse den Reichtum der Völker hereinfließen wie einen nie versiegenden Bach. Und an dieser Fülle dürft ihr euch satt trinken. In dieser Stadt werdet ihr euch wie Kinder fühlen, die ihre Mutter auf den Armen trägt, auf den Schoß nimmt und liebkost. 13 Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind. Die neue Pracht Jerusalems lässt euch den Kummer vergessen. 14 Wenn ihr das alles seht, werdet ihr wieder von Herzen fröhlich sein, und neue Lebenskraft wird in euch aufkeimen wie frisches Gras.« Dann zeigt der HERR seinen treuen Dienern, wie mächtig er ist; seine Feinde aber werden seinen Zorn spüren.
Kurze Betrachtung zur Lesung (2) (Petra)
Im Rechtsleben gibt es den Begriff der „Rosinentheorie“ Gemeint ist damit, dass man sich bei widersprechenden Verträgen oder Gesetzen nicht aus mehreren Grundlagen selektiv das heraus suchen darf, was einem jeweils besser passt. Bei der heutigen Lesung darf man das, denn eigentlich besteht sie nur aus „Rosinen“ : Freut Euch; Jubelt, Ihr dürft singen und jubeln, Lasst Euch trösten, trinkt Euch satt, Genießt die Pracht, Ihr werdet fröhlich sein, neue Lebenskraft wird aufkeimen. Pure Freude und positive Aussichten werden uns hier verkündet. Nach all den Herausforderungen vor die uns das alte Jahr gestellt hat, können wir das kaum glauben. Aber ist das nicht genau die Botschaft, die uns verkündet wird, nicht nur bei Jesaja sondern auch im Weihnachtsevangelium: „Fürchtet Euch nicht! Freut Euch.“ Das fällt schwer nach den vergangenen Monaten mit den Einschränkungen, den Rückschlägen und Katastrophen. In der Morgenfeier am 27.12.2020 hatte uns Marc-Bernhard zu ganz persönlichen Fürbitten aufgerufen und es zeigte sich, dass jeder seine ganz persönlichen Probleme und Sorgen zu tragen hat zusätzlich zu Corona, Klimakatastrophe, Attentaten und Krieg. Da braucht es eine Quelle der Kraft um Mut zu schöpfen und unbeirrbar weiter zu hoffen. Diese Quelle finden wir im Wort Gottes, im alten wie im neuen Testament. Den Glauben, den Mut und die Kraft die uns verheißene Freude– trotz aller Widrigkeiten – zu leben, das wünsche ich uns für das Neue Jahr
Anstelle der Fürbitten beten wir mit einem Gebet von Roland Breitenbach Rita Altmaier spricht es uns vor.
Jesus,
du bist die Wahrheit Gottes. Durchdringe und erfülle mein Leben. Dann haben Lüge und Verleumdung keinen Platz in mir. Ich kann ruhig und beruhigt sein. Du bist die Wahrheit aller Konfessionen. Schenke mir das Wertvolle aus ihren Lehren und Geboten. Führe die immer noch getrennten Wege zur friedvollen Einheit, damit die Völker der Erde daraus lernen.
Jesus, dann erfülle mich mit deiner Botschaft und deinem Geist, damit ich die Frohe Botschaft annehmen und weitergeben kann. Mit Wahrheit und Redlichkeit erfülle mich, sodass dein Licht durch mich hindurch scheint und sich andere an meinem Glauben stärken und mit meiner Liebe wärmen können. Amen
Überleitung (Petra)
Eines meiner vielen Lieblingslieder ist das Halleluja von Pentatonix. In der Vorbereitung dieser Morgenfeier ist mir aufgefallen, dass der Text eigentlich ziemlich wirr ist, und das liegt nicht nur an meinem mangelhaften Englisch. Deshalb habe ich die deutsche Übersetzung hier nicht eingestellt. Wir hören es trotzdem, weil es nicht so sehr auf den Text ankommt, sondern auf die Melodie, die genau diese Hoffnung und Zärtlichkeit ausdrückt, die wir so dringend brauchen
I’ve heard there was a secret chord
That David played and it pleased the Lord
But you don’t really care for music, do ya?
Well it goes like this: the fourth, the fifth
The minor fall, the major lift
The baffled king composing Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah, hmm
Well, your faith was strong, but you needed proof
You saw her bathing on the roof
Her beauty in the moonlight overthrew ya
She tied you to the kitchen chair
She broke your throne and she cut your hair
And from your lips she drew the Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Well baby, I’ve been here before
I’ve seen this room and I’ve walked this floor
I used to live alone before I knew ya
And I’ve seen your flag on the marble arch
And love is not a victory march
It’s a cold and it’s a broken Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Well, maybe there’s a God above
But all I’ve ever learned from love
Was how to shoot somebody who outdrew ya
And it’s not a cry that you hear at night
It’s not somebody who has seen the Light
It’s a cold and it’s a broken Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Quelle: Musixmatch
Songwriter: Leonard Cohen
Songtext von Hallelujah © Sony/atv Songs Llc
Unsere Bitten und Wünsche, ob ins Wort gebracht oder nicht, ob klar formuliert oder etwas wirr, tragen wir vor Gott mit dem Gebet, dass er uns zu beten gelehrt hat. Matthias betet für uns
Vater unser(Matthias)
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Überleitung(Petra)
Mit einem Segen von Lothar Zenetti möchte ich diese Morgenfeier beschließen, danach singt uns Anja Lenninger noch das Lied „Geh unter der Gnade“
Herr, segne uns, lass uns dir dankbar sein
lass uns Dich loben, solange wir leben
und mit den Gaben, die Du uns gegeben
wollen wir tätig sein
Herr, geh mit uns und lass uns nicht allein
lass uns dein Wort und dein Beispiel bewahren
in der Gemeinde deine Kraft erfahren
Brüder und Schwestern sein.
Herr, sende uns, lass uns dein Segen sein
lass uns versuchen, zu helfen, zu heilen
und unser Leben wie das Brot zu teilen
lass uns ein Segen sein.
Und so segne uns der gute Gott, der Vater, die Mutter, der Sohn und die Geistkraft. Amen
Lied: „Geh unter der Gnade“ gesungen von Anja Lenninger
10. Januar Taufe des Herrn (Elke Grün)
Jes 55,1-11
Lied: (Anja) Nun freut euch GL 241
Begrüßung (Elke)
Liebe Telefongemeinschaft, heute ist schon wieder der letzte Tag der Weihnachtszeit – Taufe des Herrn. Wir wollen uns einen Moment der Besinnung nehmen.
PAUSE
Wir beginnen unseren Telefongottesdienst
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN
Wir wollen uns kurz mit einem kurzen Musikstück einstimmen, bevor wir den Text genauer ansehen und dann hören wollen. Es hat den schönen Titel: Right Place, Right Time – zur rechten Zeit am rechten Ort. Das ist die Haltung, die ich mit dem Jesajatext, den wir gleich hören werden, verbinde.
Einführung: (Elke)
Ein heiteres, beschwingtes Stück haben wir gerade gehört, das ein bisschen ausdrückt, wie es bei dieser Begegnung des Propheten mit Gott ausgesehen haben könnte.
Heute hören wir einen Text aus dem 55. Kapitel des Buches Jesaja. Wir sind am Schluss des Deuterojesaja angelangt. Im Exil lebt es sich nicht so zufrieden, die Situation in Babylonien ist die der Fremdheit – noch immer – und das Volk erwartet seine Rückkehr in die Heimat. Direkt im Anschluss an unsere Textstelle geht es dann um die Rückkehr ins Gelobte Land.
Zur zeitlichen Einordnung:
Der Text ist bis 540 v. Chr. entstanden, denn es wird davon gesprochen, dass die Exulanten zurück in ihr gelobtes Land gehen werden, was mit dem Jahr 539 datiert wird. Das Volk Gottes ist von 597 bis 539 v. Chr. im Exil, das einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte Israels markiert. Die Oberschicht wurde nach Babylonien umgesiedelt und eine assyrische – loyale – Oberschicht eingesetzt, um Aufstände zu verhindern und Einheitlichkeit im Reich aufzubauen. Jerusalem und der Tempel waren von den Truppen Nebukadnezars II. zerstört und Juda erobert worden. Als das Buch Deuterojesaja entstanden ist, war die jahrzehntelange Erfahrung im Exil so weit gediehen, dass zu Zeiten Kyros II. des Perserkönigs, die Rückkehr der Israeliten in Aussicht stand.
Der Text den wir gleich hören werden, ist von der Hoffnung und Sehnsucht nach Rückkehr erfüllt und erlebt, dass der Glaube an den Gott des Bundes ihnen Heil, Erfüllung und neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet.
Die großartige Verheißung dessen was die Menschen in der Erfahrung des Gottesglaubens erwartet ist unerhört, unglaublich, unerwartet!
Die Frage nach dem Bezahlen zeigt, dass schon in der frühen kapitalistischen Geldwirtschaft schon die Frage nach Gerechtigkeit und Verteilung von Ressourcen gestellt wird.
Lesung: Marc-Bernhard + Elke
Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen! Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben! Ich schließe mit euch einen ewigen Bund: Die Erweise der Huld für David sind beständig. Siehe, ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum Fürsten und Gebieter der Nationen. Siehe, eine Nation, die du nicht kennst, wirst du rufen und eine Nation, die dich nicht kannte, eilt zu dir, um des HERRN, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat.
Sucht den HERRN, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah! Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zum HERRN, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des HERRN. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Predigt (Elke)
Liebe Freunde und Freundinnen am Telefon,
das ist mal wieder einer der Bibeltexte, die sehr schön zum An- und Zuhören sind, andererseits ist er revolutionär!
Gott selber spricht in diesem Text, und lädt ALLE ein: es geht darum, dass jede und jeder seinen und ihren Hunger und Durst stillen kann und darf. Und nicht nur der Bedarf zum Leben und Überleben in Form von Essen und Trinken wird gestillt, es geht sogar noch weiter: „Kommt und kauft ohne zu Bezahlen! […] warum zahlt ihr mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht?“
Wer Gott vertraut und im Glauben lebt, der und die werden belohnt Der Bund Davids mit dem auserwählten Volk wird über die Juden hinaus erweitert. Das bedeutet Gott begegnet mit seiner Liebe und Zuwendung ALLEN Menschen.
Was für eine Verheißung und Zusage!!!
„Das kann doch gar nicht wahr sein“, denken wir uns … und irgendwie drückt sich genau dieses Gefühl auch im Lesungstext aus, so dass der Prophet sich dazu verpflichtet fühlt, die Zusage Gottes nochmals auszusprechen.
So weit so gut!
Es gibt aber noch eine andere Dimension in diesem Text und die hat eine Sprengkraft, die es der Religion bis heute schwer macht.
Einerseits ist ein Auftrag der monotheistischen Religionen, sich für die Benachteiligten und Armen einzusetzen, andererseits gibt es die Religionsführer – leider kaum Religionsführerinnen – und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die mit ihrer Arbeit in und für die Religionsgemeinschaft ihren Lebensunterhalt verdienen.
Diese Tatsache bringt einen Konflikt mit sich, der sich in zwei Aspekten zeigt:
1. Wie organisiert das System der Religionsgemeinschaft die Finanzierung von Strukturen, Material und Personal?
2. Welche Kriterien gibt es für die Armen und Benachteiligten – konkret gesprochen: Wer ist arm und bzw oder benachteiligt?
Keine Angst, wir sind jetzt weder im Kriterienkatalog einer Sozialordnung noch in einer Abhandlung über Staatskirchenrecht und die Frage nach Abhängigkeiten zwischen Kirche und Staat gelandet!
Aber die Frage nach dem was den Menschen zusteht und wie sich die sogenannten Güter: Rohstoffe, Ressourcen, Personal usw verteilen und umverteilen müssen, bewegen seit Jahrzehnten die Theologie: Befreiungstheolog*innen wie Leonardo Boff, Ernesto Cardenal, der Luxemburger Priester Johny Geisen, die Theologin und Steyler Missionarin Dr Nelly Boonen um nur wenige bekannte und unbekanntere zu nennen.
Wie kann es sein, dass die westlichen Nationen sich zu Herrschenden erklären und sich über andere erheben?
Wie kann es sein, dass diese sogenannten entwickelten Nationen seit der Kolonialisierung Rohstoffe, Menschen und Materialien in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika ausbeuten und damit dafür sorgen, dass ganze Länder – sogar Kontinente – auf „unsere“ Kosten in Not und Elend leben müssen?
Transnationale Konzerne beuten noch immer Rohstoffe und Einwohner aus: Sei es im ganz großen Stil gemeinsam mit dem Präsidenten in Brasilien oder in etwas kleinerem Maße in den afrikanischen Ländern, wenn es um Diamanten, Kobalt und andere seltene Erden geht.
Reiche Industrielle und Vorstände von Aktiengesellschaften drücken Löhne, umgehen Sicherheitsvorschriften und behaupten man könne Lieferketten nicht überprüfen und menschenwürdige Standards einhalten.
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die einen die Guten und die anderen die Bösen sind – ich bin fest davon überzeugt, dass ich mit all meinen Handlungen, mit dem Privileg als Einzelkind einer saarländischen Familie vieles selbstverständlich erachtet habe und noch immer erachte, was nur durch die (glückliche) Fügung begründet ist, dass ich zu genau diesem Moment in genau diese Familie hineingeboren bin. ABER ich weiß, dass ein Teil meines Auftrages in dieser Welt darin besteht mich mit und für Menschen zu solidarisieren, die weniger privilegiert auf dieser Welt leben.
Wenn in Indien Mädchen bestialisch vergewaltigt werden, wenn Kinder nach dem Lockdown nicht mehr zur Schule kommen können weil sowohl das Schulgeld fehlt, als auch das ohnehin knappe Einkommen mit ihrer Arbeit erwirtschaftet werden muss, oder bolivianische Kinder und Jugendliche nicht mehr in die Städte dürfen, weil ihre Eltern befürchten, sie könnten sich mit dem Virus infizieren und die Familie in große Not bringen.
Die großen politischen Ideen und Thesen klingen oft, als könnten „WIR“ als einzelne keinen Einfluss nehmen.
Und doch erleben wir immer wieder, dass Menschen gegen Machtmissbrauch, Unterdrückung und Gewalt aufstehen und ihre Haltung öffentlich machen.
In diesem Tagen die Amerikaner*innen nach dem Sturm auf das Kapitol, in Blearus gegen den diktatorischen Machthaber, in Brasilien und Peru gegen antidemokratische und Korrupte Regierungsführer, in Afrika gegen marodierende Banden wie Boko Haram oder Konzerne die Wasser und Rohstoffe ausbeuten …
Überall dort setzen sich Menschen für ihre Überzeugung ein, dass jeder und jedem das zusteht, was zu menschenwürdigem Leben gebraucht wird: Lebensunterhalt, Freiheit, Gemeinschaft, Zuwendung und Nächstenliebe…
Und genau darum geht es im Jesajatext: einerseits gilt Gottes Zusage, dass wir alle: das heißt jeder und jede das bekommen soll ,was sie und er will und braucht und andererseits gilt die biblische Aufforderung für die Schöpfung Verantwortung zu tragen: Gottes Schöpfung zu achten, zu bewahren.
Mit „Friede, Freude Eierkuchen“ hat weder unser Glaube noch unser Gott etwas am Hut!
Heute am Ende der Weihnachtszeit ist es genau diese Botschaft der Menschwerdung, die uns begleiten soll:
Jesus als Sohn Gottes ist in all seiner Macht, Herrlichkeit und Göttlichkeit NICHT als machtvoller Superheld zu uns gekommen, sondern hat sich als Ausdruck der göttlichen Liebe in einem Säugling gezeigt, der nicht weniger als unsere Hilfe, Entschiedenheit, unser Engagement und Liebe braucht, damit genau das geschehen kann was verheißen wird: Gott sorgt dafür, dass wir alles bekommen was wir brauchen, damit wir zu guten, gottesfürchtigen und gottesliebenden Menschen werden, die mit ihm und für ihn am Reich Gottes bauen, das Erlösung, Freiheit, Gottes Gerechtigkeit und Gottes unendliche Liebe und unabwendbare Zuwendung bedeutet. AMEN
Louis Armstrong (What a wonderful world)
Fürbitten: (Christine Hild)
Jesus, du bist Gottes geliebter Sohn, der uns Gott als Vater und Mutter bekannt macht. Wir dürfen unsere Bitten und Anliegen Gott anvertrauen, der sich uns immer wieder liebevoll zuwendet.
Gott, wir vertrauen dir alle Menschen an, die an Covid 19 erkrankt sind oder waren, alle, die sich und andere vor der Infektion schützen wollen.
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott, wir vertrauen dir die Kinder in den Kitas an und ihre Erzieherinnen, die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle, die Schule wieder anders gestalten müssen. Wir beten für die Eltern im Homeoffice und alle Menschen, die unter den Einschränkungen des Lockdowns neue Sorgen haben.
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott, wir vertrauen dir alle an, die auf die Impfung warten und sich davon ein Ende der Einschränkungen versprechen. Und wir wollen dir alle anvertrauen, die noch zögern oder gesundheitliche Folgen der Impfung fürchten
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott, wir vertrauen dir die Menschen und den Vereinigten Staaten von Amerika uns allen Ländern an, in denen Demokratie und demokratische Strukturen gefährdet sind.
Wir beten für alle, die beim Überfall auf das Kapitol an Leib und Seele verletzt worden sind und für alle Menschen, die Leib und Leben im Einsatz für Demokratie einsetzen.
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott, wir vertrauen die Mädchen und Jungen an, die jetzt als Sternsinger unterwegs sein wollten und kreative neue Wege gefunden haben, die Gute Nachricht zu den Menschen nach Hause zu bringen. Und beten für alle um den Segen für ihr Haus und die Menschen darin.
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott wir vertrauen dir die Menschen an, die unter Unwettern und Überschwemmungen, unter Sturm oder Schnee leiden. Wir denken dabei besonders an die Menschen in unserem Partnerland Bolivien.
Und beten für alle Menschen, die durch Naturkatastrophen oder Krieg alles verlieren oder in Not geraten sind.
Du liebender und zugewandter Gott – Wir bitten dich erhöre uns
Gott, du zeigst uns den Weg zu dir, deine Liebe und Zuwendung stellt keine Bedingungen. Wir dürfen uns in deine Fülle hineingeben und darauf vertrauen, dass du uns und unsere Bitten erhörst. Darum bitten wir durch Jesus, der für uns Mensch geworden ist und uns als Kind in der Krippe geboren wurde. AMEN
Schlussgebet und Segen: (Petra)
Gott möge dir den Weg der Befreiung zeigen,
der dich und mich frei macht zum Heil
Er stärke dir den Rücken für den aufrechten Gang und dafür,
die eigene Meinung zu entwickeln
Gott möge neben und mit dir Sein wie ein guter Freund und eine gute Freundin.
Gott sei um dich, um dir zu zeigen, dass du alles bekommen kannst,
was du brauchst.
Er gebe dir seinen Schutz, Halt, Geborgenheit und lasse dich seine Liebe erfahren. AMEN
So segne dich, mich und alle Menschen, die uns wichtig sind
Der Vater. Der Sohn und der Heilige Geist. AMEN
Schlusslied: (Anja) Freu dich Erd und Sternenzelt GL 762
Dieser Anfang des Ersten Adventssonntags hat mir sehr gefallen!
Schon immer mochte ich diese Jesaias-Texte…
Vielen Dank für die theologischen Hinweise und die historische Einbettung, hilft mir weiter.
Freue mich auf die nächsten Sonntage…
Herzlichen Dank allen, die zu Jesaja am Telefon beigetragen! Ich finde es eine sehr gute Alternative zu den Samstagabendgottesdiensten bei Zoom. Mich hat besonders gefreut, viele aus der Länder übergreifenden Betphongemeinde wieder zu hören! — Ich selbst habe an einem sehr ungewöhnlichen Ort, auf dem Deck des Parkhauses vom BKT, nur zugehört. Es war für mich ein anderes, doch sehr intensives Erleben. Da es mir nicht gelungen, mich freizuschalten, nachträglich allen Teilnehmer*innen eine gesegnete Adventszeit!
Lieber Ralf,
liebes Team,
danke für dieses Erlebnis gerade. Es hat mich zurück erinnert an die Frühschichten im Advent, die viel von uns sicherlich mitgemacht haben und viele vielleicht auch selbst vorbereitet haben. Es war fast wie früher:
das frühe Aufstehen, dass einem vielleicht ein wenig Mühe macht (aber so soll es ja auch sein)
das gemeinsame Singen und Beten, die Impulse und Texte, die einem mit auf den Weg gegeben werden.
Die Stimmung bei Dunkelheit bzw. Dämmerung
Das einzige was ein wenig fehlt, ist das gemeinsame Frühstück danach, aber auch allein tut das nach diesem tollen Event gut und durch den Sonntag entfällt ja wenigstens der Weg zur Arbeit, wegen dem man früher trotz allen Gemeinschaftssinns die Uhr im Blick haben musste.
Lieber Ralf, falls es möglich ist, kannst du mir die Quellen (oder Links) zu dem Choral und den beiden Liedern zusenden?
Nochmals vielen Dank und ich werde auf jeden Fall am kommenden Sonntag wieder dabei sein.
Adventliche Grüße aus Bonn
Michael
Gedanken von Heidi haben uns erreicht – mit der Bitte, sie zu teilen:
Nach einer langen Zeit des Schweigens: Das habe ich selbst erlebt. Meine Erinnerung an vergangene Jahre war sehr stark eingeschränkt, nach den 3 Todesfällen innerhalb von 14 Monaten in meiner Familie, davon als letzter mein Mann; Gelerntes nur schwer abrufbar. Was mir schon früher bei schweren Trauerfällen geholfen, griff letztlich auch hier.
Ich rief immer wieder zu Gott: „Ich lasse dich nicht, es sei denn du segnest mich.“ Das sagt Jakob zu dem Unbekannten beim Kampf am Jabbok. Und Gott segnete, gab Jakob den Namen Israel (Gottesstreiter), aber er ging aus dieser Begegnung hinkend heraus. (Gen 32, 23-33)
Ich hatte wundervolle Menschen während meiner schweren Zeit an meiner Seite, die mir auf ihre je eigene Art hindurchgeholfen haben.
Und dann nach 10 Jahren, kam ich aus einem Seminar zur Einübung des Jesusgebetes und oh Wunder: Alles war wieder da. –
Ich möchte allen Mut machen, nicht nachzulassen, auch wenn Gottes Gesicht noch so verfinstert und er noch so fern scheint.