Wahrscheinlich können wir im Gemeindegesang kein Halleluja singen. Die Form der Osterfeier bricht auseinander. Zeit, sich mit Ostern neu auseinanderzusetzen: mit Interviews, verfremdender elektronischer Musik/Trip Hop und mit August Strindbergs Drama Ostern. Ostern ist das unangepasste Moment in Liturgie und Glaube. Zeit, dass Ostern auf unangepasste Musik trifft.
Bereit, sich auf ein Experiment einzulassen? – Dafür brauchen wir Euch! Ostern im Remix: Interviews, elektronische Musik, Strindberg, auf der Suche danach, was Ostern 2021 bedeutet!
Elektronische Musik wurde und wird immer noch belächelt als nicht handgemachte, unnatürliche, nicht-kunstvolle Musik. Dabei kann man von dieser Musikrichtung lernen. Sie reißt bekannte Melodien auseinander, nimmt ihnen ihre Solidität, zerstückelt sie in Spuren und geht auf die Suche nach dem inneren Kern von Musik: Welcher Rhythmus harmoniert mit welcher Melodie? Welcher Kontrapunkt steckt in liebgewordenen Tonabfolgen? Wenn die Form nicht mehr zusammenhält, geht der Inhalt verloren, oder die Form muss neu zusammengesetzt und Inhalte auf den Kopf gestellt werden. Es ist also Zeit, wenn die Form zu Ostern nicht mehr haltbar ist, sie zu remixen und unseren (Nicht-)Glauben mit neuen (Dis-) Harmonien zu komponieren. Eine Musikrichtung, die diese Methode zur Komposition nutzte, ist Trip Hop; eine in den 90er Jahren entwickelte atmosphärische und melancholische Stilrichtung, die Klangflächen produziert, die voller Spannungen von rhythmischer Unruhe und (dis-)harmonischen Melodien ist.
Ostern (Remix) – Projektablauf – Mitwirken können alle, die ihre Erfahrung und (Nicht-) Glauben zu Ostern als unangepasstes christliches Fest in einem Interview mitteilen wollen. In einem ersten Arbeitsabschnitt (Mitte bis Anfang Februar 2021) werden Interviews geführt und diese gefilmt. Parallel dazu erfolgt eine Auswahl eines Albums der Musikrichtung Trip Hop oder Electronic auf Grundlage visueller Eindrücke (man wählt sich einen Tonträger über ein Albumcover aus). Über die Auseinandersetzung mit der Musik soll nun eine neue Herangehensweise (ästhetisch/spirituell) an Ostern in den Interviews gefunden werden.
In einem zweiten Arbeitsabschnitt werden ab Februar 2021 Szenen von August Strindbergs Stück Ostern geprobt. Jede/r Interviewpartner*in wird eine Szene von 3-5 Minuten proben. Mitte bis Ende Februar werden diese Szenen gefilmt und aufgenommen. Gründonnerstag soll der Film, also das Gesamtprodukt aus Interviews und Strindberg, Premiere haben.
Was ist ein Remix? – Ein Remix ist die Veränderung eines Lieds, um dessen Spieldauer, vorhandene Tonspuren, Rhythmen, Melodien zu variieren und musikalische Alternativen, durch Betonung, Unterdrückung oder Neuarrangements von Instrumenten einzubauen. Dabei können bekannte Tonspuren eliminiert, ausgetauscht, überlagert und neue hinzugefügt werden.
Dieser Umgang mit Musik kommt aus der elektronischen Musik der 90er Jahre. Bei einem Remix können leichte Veränderungen vorgenommen werden, um ein Lied tanzbarer zu machen oder es ganz in seine Einzelteile aufzulösen, neu zusammenzusetzen, um es in Interaktion mit anderen Ton-, Gesangs-, Rhythmus- oder Melodiespuren zu bringen. Das Original bleibt nur noch als Fragment erhalten und muss sich in einer Kollage neuer Musiken behaupten.
Was hat das mit Ostern zu tun? – Ostern 2020 war ein digitaler Remix. Das Fest konnte nicht als Präsenzgottesdienst stattfinden. Man half sich aus mit Videos, Telefongottesdiensten, Hörspielen und Homepagetexten, um das zentrale Fest des christlichen Glaubens zu feiern. 2021 wird Ostern wohl in einer Hybridform von Liveformen und digitalen Formaten gefeiert. Das Original bekommen wir nicht zurück. Ostern wird auch 2021 nicht so sein, wie es vorher war. Es bleibt die Collage, das Fragment, der Remix.