Dienstagmorgen. 8.00 Uhr. Die Glocken der Herz-Jesu-Kirche läuten. Nicht nur vom Kirchturm, sondern auch am Telefon. Zwischen fünf und zehn Personen wählen sich dort jeden Morgen ein, seit dem 21. März 2020. Etwa 15 Minuten wird gesungen und gebetet: ein Lied, ein Psalm, die Schriftlesung des Tages, unterschiedliche Fürbitten mit dem Laudato-Si-Gebet, Vaterunser, Segen und ein Lied zum Schluss. Die Texte und Lieder finden sich auf der Website des sredna-Kirchenprojekts sredna. 250 mal wurden die Texte verändert. Danach gibt es manchmal noch ein kleines Schwätzchen.
Als auf einmal der Corona-Lockdown über uns hereinbrach und ein physisches Gottesdienst- und Gemeindeleben unmöglich machte, ging eigentlich alles ganz schnell,.
Eine ganz einfache Telefonkonferenz ohne große technische Möglichkeiten und ohne Kosten wurde spontan eingerichtet. Sie bekam den Namen „betphon“.
Sie wurde die virtuelle Kirche und der virtuelle Pfarrsaal. Keiner hatte Erfahrung mit dieser Technik. Aber allein die Tatsache, dass Treffen möglich wurden über das Medium des Telefons, war eine große Errungenschaft. Es gab Gebetszeiten, Treffen des Leitungsteams, Gottesdienst-Vorbereitungen, Absprachen aller Art. Das Telefon ist auch für Menschen, die nicht online sind, leicht zugänglich.
Mit diesem einfachen, kreativen, störungsanfälligen Medium feierte sredna-herzjesu die Ostertage. Am Gründonnerstag waren Schriftexte, Gebete und Lieder zu hören – und die Einladung zum häuslichen Abendmahl. 25 Personen nahmen teil. An Karfreitag fand die Feier des Leidens und Sterbens Jesu mit 30 Personen statt – mit der Johannes-Passion als Hörspiel für 10 Sprecher*innen, komplett am Telefon vorbereitet und dann „live aufgeführt. Als Fürbitten gab es live-Interviews mit Menschen, die einen besonderen Blick auf den Lockdown hatten: der Trierer Ordnungsdezernent, ein muslimischer Geflüchteter, ein Schmerzpatientin. Die Osternacht mit den Lesungen, dem Anzünden des Lichts und dem Segen mit dem Osterwasser zuhause. Die Teilnehmenden waren tief berührt und berichteten anschließend dankbar von ungewöhnlichen Ostererfahrungen.
Nach Ostern kam eine weitere Möglichkeit dazu: eine Konferenz über die Plattform ZOOM, die sowohl die telefonische Teilnahme als auch die Videokonferenz ermöglicht. Hier wurden die Vorabendgottesdienste gefeiert, die große Queere Kirchennacht, Gottesdienste, Vorträge und ein Film mit Filmgespräch zur „Woche für das Leben“. In den Großkirchen fiel diese Woche Corona zum Opfer, am sredna-betphon wurde sie durchgeführt.
Trotz der physischen Gottesdienste in der Herz-Jesu-Kirche treffen sich immer noch zwischen 15 und 25 Personen am betphon zum Sonntagsgottesdienst.
Es gab den „Sommer der Befreiung mit Matthäus“, im Advent und in der Weihnachtszeit – während des neuen Lockdowns – Morgenfeiern zu Texten aus dem Propheten Jesaja.
Am betphon wurden dreimal Weihnachtslieder gesungen – im Karaoke-Stil zu Orgelspiel aus der Matthiasbasilika. Den Jahreswechsel haben etliche ebenfalls am Telefon mitgefeiert: mit einem Orgelkonzert aus Herz-Jesu und einem Gebet zum Abschluss dieses herausfordernden Jahres. Im Augenblick stehen die „Fürbitten“ im Mittelpunkt der Morgenfeiern in der Fastenzeit. Mittlerweils sind die Lektoren- und Kantorendienste am Telefon fester Bestandteil des Gottesdiensthelfer-Plans.
https://sredna-herzjesu.de/morgenfeiern-in-der-fastenzeit-wenn-ett-bedde-sich-lohne-daet/
Es gab einen Online-Workshop zum Thema Fürbitten, verschiedene Projekte der „Initiative Kulturelle Diakonie im Trierer Süden“ – zum Beispiel das Große Telefon-Weihnachtshörspiel „Stromausfall in der WG Gottes“ mit 10 Mitwirkenden und über 70 Zuhörer*innen. Im Augenblick läuft das Online-Seminar „Brot, das die Hoffnung nährt“ zum Thema Eucharistie – mit 30 Teilnehmer*innen, davon 10 Eltern von Kommunionkindern dieses Jahres.
Im Rückblick stelle ich fest: Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einmal eine Telefon- und Video-Gemeinde leiten und begleiten würde. Sie ist aus der Not heraus entstanden, provisorisch und flüchtig. Ich bin in der medialen Welt nur eine „angelernte Kraft“. Alles musste bei laufendem Geschäft entstehen. Die Herausforderungen, in die Gott uns gestellt hat, haben mich und meinen Dienst verändert. Die „betphon-Gemeinde“ lebt, weil viele ihre Talente und ihre Bereitschaft zu unkonventionellen Lösungen einbringen.
Mittlerweile ist die sredna-Gemeinde, die sich in keinem Gemeindeverzeichnis findet, ein Netzwerk von Menschen geworden – mit den Knotenpunkten Herz-Jesu-Kirche, Telefon/Video und Homepage, mit 100 Vereinsmitgliedern, etwa 200 Interessierten und etwa 25 regelmäßigen Beter*innen in der ein oder anderen Gruppe. Ich bin gespannt, wie sich diese Gemeinde weiterentwickelt.“
Dienstagabend 19 Uhr wieder läuten die Glocken der Herz-Jesu-Kirche zum Abend. Diesmal nur am Telefon – im Kirchturm läuten sie erst um 20 Uhr. Einige Beter*innen vom Morgen sind wieder dabei, andere kommen dazu. 6 regelmäßige Beter*innen wohnen in Luxemburg. Anzünden einer Kerze, Lied, Psalm, Schriftlesung, Fürbitten rund um Corona und andere Herausforderungen, das Vaterunser, auch mal in Letzebuergesch. Manchmal streikt die Technik, jemand wird „abgeschaltet“ – jem
and hat vergessen, die Stummtaste zu betätigen. „Hallo? Bist du da?“ Es gibt fast immer etwas zum Lachen. Das tut gut, besonders in Corona-Zeiten. Danach noch ein kleines Schwätzchen. „Gute Nacht, bis morgen früh um 8.00 Uhr am Betphon!“
Bericht von Stefan Weinert, Arbeitsbereich Kommunikation, Bistum Trier:
die längere Fassung des „Betphon“-Radiobeitrags:
domradio (www.domradio.de) und Studio Nahe (www.studio-nahe.de)
Eine kürzere Version (gut 1’30“) läuft bei RPR1. am Sonntag im ökumenischen Kirchenmagazin „Einfach himmlisch!“ (6.00 bis 10.00 Uhr, www.rpr1.de/himmlisch) gegen 7.15 Uhr.
Bericht im Pressedienst des Bistums Trier:
https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/das-sredna-betphon-feiert-seinen-ersten-geburtstag/
Bericht 5vier.de
Bericht im Paulinus
https://sredna-herzjesu.de/wp-content/uploads/2021/03/28_03.paulinus_09-1.pdf
Herzlichen Glückwunsch zum 1.jährigen- Eine gute Idee und einfache Umsetzung, von der wie mir bekannt, auch einige ältere Bewohner in unserer Wohnanlage, Gebrauch machen.
Ich leider seltener in den verg.Monaten, – andert sich nach meiner Imfpung am 25.3.‘ -.
Hatte meine Gebete und Glaubenserkenntnisse -coronabedingt- „in Gottes-schöner-Welt+Landschaft“ verlagert. Freue mich aber schon wieder auf einen HJ-Gottesdienst- Besuch am kommenden Samstag -und vor allem auf die
ansprechede, zeitnahe und eingehende Predigt von Herrn Pfr. Schmitz aus dem „echten täglichen Leben“ – Nochmals allen Sredna-Akteuren ein großes DANKE SCHÖN und Glückwunsch – weiter so –
Norbert Fröhlich -HJ-Wohnanlage-
Ich freue mich sehr, dass es das Betphon gibt!
Das Treffen morgens um 8 mit Euch anderen ist wunderbar als Einstieg in den Tag!
Wir haben Kontakt im Gebet, locker und lebensnah UND nicht zu lang…
Vielen Dank ❣️
Hallo! Happy Birthday- und Bet Phone Gemeinde. Schön das es das gibt. Weiter so. Annegret Pauly
1 Jahr Betphon ist ein gutes Jahr! Corona hat neben all dem Leid, neben Angst, Unsicherheit, Einsamkeiten und vielen vielen negativen Erscheinungen auch neue, kreative Ideen entstehen lassen. Betphon ist eine dieser Dinge, die unbedingt bleiben sollten, unabhängig von Corona. An den täglichen Gebetszeiten nehme ich tatsächlich nicht teil, wobei ich nur für das 8-Uhr-Gebet eine Ausrede habe, da ich um diese Zeit schon längst im Job arbeite, für das Abendgebet ist es eher Trägheit. Vielleicht kann ich das ja doch noch irgendwie ändern…..Unvergessen sind mir aber der Gottesdienst zur Osternacht 2020 und die Andacht in der Silvesternacht kurz vor Mitternacht: Gemeinschaft trotz Distanz. Eine wunderbare Erfahrung.
In so stürmischwn Zeiten in Welt und Kirche sind Herz Jesu und Sredna und das Betphon Oasen, an denen man Ruhe und Nahrung für die Seele findet. Und dafür danke ich allen, die all dies tragen und schenken!
Schön, dass es das Betphon nun 1 Jahr gibt. Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr diese wunderbare Form der Gemeinschaft in dieser verrückten Zeit möglich macht, sehr natürlich, aber auch tiefsinnig, ortsunabhängig, einmalig. Vielen Dank und viel Kraft weiterhin.
Wähle Zoom oder Freetelco auf dem Telefon
und du hast die Betphone von Sredna schon.
Wähle dich mutig ein und dann glaube mir,
alle Teilnehmer*innen sind ganz schnell bei dir.
Auch die schlimmste Coronamutation bringt hier kein Aus.
Mit dem hoffnungsfrohen Beterkreis treibst du die Einsamkeit hinaus.
Froh und beschwingt kannst dein Tagwerk du beginnen.
Unterstützt von so vielen Beter*innen. (frei nach dem Text von Graham Bonney)
Während des Lockdowns für die Gottesdienste an den Kar- und Ostertagen bin ich hinzugekommen. Um zusammen mit den andern das Morgen- bzw. Abendlob zu beten dauerte es noch etwas. Doch es ist einfach nur schön, sogar regionen- und länderübergreifend sich regelmäßig zu treffen. Wir sind zu einer echten Gemeinschaft zusammengewachsen, auch wenn ich manche bewusst noch nie gesehen habe. Diese Zeiten sind mir in der Zwischenzeit so wichtig geworden, dass ich bereits Entzugserscheinungen habe, wenn es mal nicht möglich ist.
An den Zoom-Gottesdiensten schätze ich am meisten, dass amtskirchliche Vorschriften nicht eingehalten werden müssen. Orientiert am Thema, aber sonst ganz frei können die verschiedenen Impulsgeber- und Leiter*innen ihre heutige Sicht auf die Texte einbringen. Das empfinde ich als zusätzliche Bereicherung, selbst wenn ich an der Vorabendmesse teilgenommen.
Herzlichen Glückwunsch dem ganzen Sredna-Team zu diesen wunderbaren Einrichtungen und herzlichen Dank für all die Mehrarbeit, die ihr darein investiert.
Danke, danke, danke dem ganzen Sredna-Team für das unermüdliche Wirken. Das Mitbeten am Betphon morgens 8.00 Uhr und sonntags 8.30 Uhr trägt meinen Mann und mich nun schon ein ganzes Jahr. Hier können/dürfen wir mit singen und beten, auch wenn Stimme oder Ton einmal nicht ganz rein oder perfekt sind. Wir fühlen uns beim Beten mit vielen, lieben, auch uns unbekannten, Menschen von nah und fern verbunden. Unser Tag erhält dadurch einen Rhythmus, eine betende Struktur. DANKE !!!