Der Tag nach dem Fest – für die Menschen um Jesus endlich Alltag – nach den niederschmetternden Ereignissen vor den Festtagen…
BEGRÜSSUNG UND EINSTIMMUNG
„Es kam ein Mann mit dem Namen Josef.
Er war ein Jünger von Jesus – aber nur geheim.
Pilatus erlaubte dem Josef,
dass er Jesu toten Leib
vom Kreuz nehmen und beerdigen darf.
Ein anderer bekannter Jude mit Namen Nikodemus
hatte Jesus ein paar mal nachts besucht – zum Reden.
Er kam und hatte einen Krug mit Öl und Gewürzen.
Sie wickelten Jesus in Totentücher
und gaben das Öl und die Salben dazu.
So ist es beim jüdischen Begräbnis üblich.
So beerdigten sie Jesus
in einem Garten – in der Nähe was sie Jesus gekreuzigt hatten.
Das Grab war neu, noch nicht benutzt.
Weil der Festtag bald anfing,
mussten sie sich beeilen.
Deshalb beerdigten sie Jesus dort.“
Joh 19,38 – 41
Liebe Schwestern und Brüder,
schön, dass Ihr heute Abend gekommen seid –
und dass wir diesen Abend,
diese Nacht miteinander feiern können.
Die Geschichte vom Tod und vom Begräbnis Jesu
muss heute Abend auch erzählt werden –
sie muss ZUERST erzählt werden,
damit unsere Hoffnung nicht in der Luft hängt –
nicht einfach nur „gute Laune“ ist, Partystimmung.
Jesus wurde getötet.
Am hellen Tag, um die Mittagszeit, wo die Sonne am höchsten steht.
Dann ging alles ganz schnell –
Die Leute verliefen sich – alle wollten zuhause sein,
bevor der Festtag anfing.
Die Jünger Jesu, die Frauen und die Männer –
Keine Ahnung, wo sie gerade sind –
Wohin sie geflüchtet sind –
Tief traurig – verwirrt.
Zwei Stadträte von Jerusalem werden auf einmal mutig –
Erst nachdem Jesus gestorben ist.
Sie erweisen seinem Leib Jesu Respekt,
die „letzte Ehre“.
Sie salben ihn, wickeln ihn in Tücher
und legen ihn in ein frisches Grab –
nach den Vorschriften ihres jüdischen Glaubens.
Es ist das Ende des Menschen Jesus von Nazareth.
Was bleibt am Ende?
Ein gewaltsamer Tod? Das Scheitern? Einsamkeit? Ein Grab?
Was bleibt am Ende?
Ratlosigkeit? Verwirrung? Enttäuschung? Flucht? Angst?
Was bleibt am Ende?
Leere? Nichts?
Am Ende bleibt…
Der Mut von zwei Ratsherren, Josef und Nikodemus,
die sich etwas trauen – in dem Moment, wo sie gebraucht werden.
Am Ende bleibt…
Die Sorge von Johannes für Maria – um umgekehrt,
die Sorge der beiden, die Jesus – sterbend – einander anvertraut hat.
Am Ende bleibt…
die Rede Jesu beim Abschied von seinen Jüngern –
sein Gebet für die, die es nicht verdienen und umso mehr brauchen,
seine Bitte um die Einheit, die Sehnsucht nach Frieden,
seine Hoffnung auf ein Wiedersehen – nach dem Schmerz der Trennung,
seine Verheißung eines Neuen Geistes,
die Aussicht auf eine Wohnung im Haus des Vaters.
Am Ende bleibt…
das Teilen von Brot und Wein, und sein Auftrag das Mahl zu feiern.
das Waschen der Füße und sein Auftrag dies einander zu tun.
Am Ende bleibt…
Die Liebe. Die Nächsten-Liebe. Die Liebsten-Liebe. Die Feindes-Liebe.
Am Ende bleibt Liebe. Nur Liebe.
Quand on n’a que l’Amour – wenn uns nur Liebe bleibt,
dann Freundinnen und Freunde,
dann gehört uns die Welt.
Ein Neuer Bund.
Die Liebe bleibt.
(Vortrag von verschiedenen Orten und Stimmen:)
Wenn uns nur Liebe bleibt
Ein Geschenk für zwei Waisen
Zum Beginn der großen Reise
Die uns nach Hause treibt
Wenn uns nur Liebe bleibt
Für dich, für mich, meine Liebe
Auf dass jeder Tag immer bliebe
Der uns den Himmel zeigt
Wenn uns nur Liebe bleibt
In jedem Schwur und Versprechen
Nichts kann ihn zerbrechen
Nicht mal Armut der Zeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Um all die Wunder zu bringen
Die nur Sonnen gelingen
Für die Stätten der Hässlichkeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Als einziger Grund
Als einziger Bund
Für die Ewigkeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Um mit den Ärmsten zu leiden
Um sie mit Wärme zu kleiden
Trotz aller Erbärmlichkeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Für die Kraft zum Gebet
Für alles Leid dieser Welt
Wie ein Sänger der Zärtlichkeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Als die kleinste Chance
Für die, die im täglichen Tanz
Auf der Suche sind nach der Wahrheit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Einen Weg zu behauen
Selbst das Schicksal zu bauen
Trotz aller Unmöglichkeit
Wenn uns nur Liebe bleibt
Im Gespräch mit Kanonen
Wie ein Lied, ein Chanson
Bis dass jede Trommel schweigt
Dann Freunde, werden wir
Was wir sind, das erben wir
Wenn uns nichts als Liebe bleibt
Dann Freunde, gehört uns die Welt!
dann: Musik von Jacques Brel in Französisch:
https://www.youtube.com/watch?v=IG6KiBNsrPU&feature=youtu.be
EINSTIMMUNG ZU DEN SCHRIFTLESUNGEN
Liebe war
und ist
und bleibt,
seit den Tagen der Schöpfung –
seit dem Weg durch das Rote Meer –
seit der Einladung zum Großen Mahl am Ende der Zeit –
seit der Zusage Gottes, dass ein neuer Geist wirkt –
der die Gräber öffnet – für immer.
Liebe überlebt
Leid, Krankheit, Krieg und Tod,
Liebe überlebt
Einsamkeit, Ablehnung, Ausschluss,
Liebe überlebt
Verrat, Trennung, Gefühllosigkeit.
Liebe überlebt.
O, Herr Gott, erbarmend, gnädig, langmütig,
reich an Liebe, reich an Treue,
bewahrend Liebe bis ins tausendste Geschlecht.
So wie es war am Anfang
Und nun ist
Und dauern wird,
komme, was kommt.
Lied: O Herr Gott, erbarmend
GEBET ZUM SCHLUSS DER LESUNGEN AUS DEM ERSTEN TESTAMENT
O, Herr Gott, erbarmend, gnädig, langmütig,
reich an Liebe, reich an Treue,
bewahrend Liebe bis ins tausendste Geschlecht.
Du siehst uns,
du kennst uns,
du weißt, wer wir sind.
Menschenkinder
Müde, traurig, ängstlich –
Und doch voll Sehnsucht nach einem anderen Morgen.
Wir erinnern uns
an damals,
als du ausdachtest deinen Bund,
am Morgen der Schöpfung,
beim Weg durch das Meer,
als die Gräber sich öffneten,
als deine Liebe brannte wie Feuer.
Deinen Namen hast du ausgerufen
über uns – in unser Gesicht
und unser Herz.
Du bist Wege mit uns Menschen gegangen,
die noch nicht da waren –
unterwegs dorthin, wo es gut ist,
wo Leben ist und Licht und Hoffnung.
Und so bitten wir in dieser Nacht:
Hilf uns wieder aufstehen,
stell uns auf die Füße,
wälze den Stein ab
von unseren Herzen.
Lass uns glauben
An den neuen Himmel und die neue Erde.
Gott in uns
Feuer und Licht in uns
Liebe in uns,
die bleibt,
komme, was kommt.
Gloria in excelsis Deo.
Ehre sei Gott in der Höhe.
PREDIGT
Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Mitfeiernde,
von Herzen wünsche ich Ihnen und Euch ein gesegnetes Osterfest – an diesem Abend – in dieser Nacht – in den vielen Nächten, die vor uns liegen – und natürlich auch an den Tagen – den grauen; den schwarzen und den bunten.
Es sind die Augenblicke, die bewegen – und die verändern.
Der Augenblick – als die Erde bebt und ein Engel vom Himmel kommt.
Es ist der Augenblick – als der Engel auf dem Stein sitzt in einem leuchtenden Gewand.
Es ist der Augenblick, als der Engel zu den Frauen sagt:
„Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht!“
Es ist der Augenblick, als Jesus selbst den Frauen entgegenkommt und sagt:
„Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht!“
In diesen Augenblicken leuchtet das Ende auf,
das, was am Ende sein wird:
der neue Himmel, die neue Erde,
in denen Gerechtigkeit wohnt, und Frieden,
das Wohlergehen aller, Glück.
Am Ende wird Liebe sein.
Alle gehen wir unsere Lebenswege SELBST –
Als einzelne Menschen, als Paare, als Familien,
als Freundinnen und Freunde.
Aber es gibt diese Augenblicke,
in denen wir miteinander verbunden sind,
in denen uns deutlich wird,
dass wir unsere Wege SELBST gehen, gehen müssen,
aber nicht ALLEIN.
Die drei Frauen gehen zum Grab –
Sie sind nicht allein.
Sie begegnen einem Engel – und sogar Jesus selbst.
Sie spüren: sie sind nicht allein.
Jede von ihnen wird später ihre eigenen Wege gegangen sein,
aber diesen Augenblick der Gemeinschaft und der Liebe
kann ihnen nicht mehr genommen werden.
Wie oft werden sie sich daran erinnert haben,
an diesen Augenblick – und an seine Kraft.
Die Geschichte aus dem Garten am Ölberg
erinnert mich sehr an die Geschichte auf dem Berg Tabor,
die wir am 2. Fastensonntag gehört haben:
Da war Jesus mit 3 Jüngern auf dem Berg.
Plötzlich öffnete sich der Himmel,
Mose und Elija unterhielten sich mit Jesus –
und die Stimme sagte (die Hände Gottes gebärdeten):
„Das ist mein geliebter Sohn, ihm sollt Ihr folgen!“
Auch wieder so ein Augenblick…
Die Jünger sind verwirrt und voller Angst,
sie legen sie einfach auf den Boden und stellen sich tot.
Jesus berührt sie zärtlich und sagt:
„Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht!“
Damit beginnt sein Weg – vom Berg hinunter –
und hinauf nach Jerusalem.
Heute Abend hören wir von seinem Ende und von seinem neuen Anfang.
Die Jünger, die sich auf dem Berg Tabor
noch keinen Reim machen konnten
auf das was geschieht,
könnten nun wissen, was er meint…
Wird dieser Augenblick ihr Leben prägen?
Werden ihnen diese Augenblicke wieder einfallen,
wenn es drauf ankommt?
Werden diese Augenblicke
das Herz wärmen,
Hände und Füße bewegen,
die Angst vertreiben?
Werden diese Augenblicke UNS wieder einfallen,
wenn es drauf ankommt?
Werden sie UNSERE Herzen wärmen,
UNSERE Hände und Füße bewegen,
UNSERE Angst vertreiben?
Ihr Lieben,
ich selbst habe in den vergangenen Wochen und Monaten
so viele von diesen Augenblicken erlebt –
Augenblicke der Auferstehung.
Ich habe so oft erlebt, nicht allein zu sein.
Ich habe so oft erlebt, dass mir jemand sagte:
„Hab keine Angst! Fürchte Dich nicht!“
Sicher, dann möchte ich die Augenblicke festhalten –
sie sollen nicht zu Ende gehen, sie sollen bleiben für immer.
Ich will in diesen Augenblicken 3 Hütten bauen und bleiben.
Ich will nicht zurück, den Berg hinunter,
in Diagnosen und Prognosen,
in neue Baustellen und Herausforderungen,
in neue Ängste und Sorgen,
um mich selbst – und um die Menschen in meinem Umfeld,
um alle, die mir IHRE Not anvertrauen.
Ich will bleiben, da wo es gut ist.
Und ich bin mir sicher, dass es Euch genauso geht.
Aber:
Der Weg wird weitergehen,
der Weg, den ich gehen muss –
den Ihr gehen müsst – jede und jeder einzelne.
SELBST – aber nicht allein.
Ihr Lieben,
heute Abend aber lasst uns diesen Augenblick
in uns aufsaugen wie ein Schwamm,
lass ihn uns genießen,
Gebet und Gesang, Wort und Speise,
Umarmung und Lachen,
Wasser und Wein.
Das „Fürchtet euch nicht!“
Am Ende bleibt die Liebe.
Und dann, Freundinnen und Freunde,
gehört uns die Welt!
FÜRBITTEN
O, Herr Gott,
erbarmend, gnädig, langmütig,
reich an Liebe, reich an Treue,
bewahrend Liebe bis ins tausendste Geschlecht.
Mit Deinen Augen schauen wir auch HEUTE Abend auf unsere Welt.
An vielen Orten
suchen Menschen ein Zuhause,
das Schutz gibt und Wärme und Geborgenheit und Würde;
Frieden, Gewaltfreiheit und Glück.
Oft bleibt ihnen nur die Notunterkunft, ein Zelt, ein Boot,
die Straße, der freie Himmel.
(Stille) Für sie lasst uns beten…
Lied: Herr, erbarme dich
An vielen Tischen
warten Menschen auf das Lebensnotwendige, das fehlt:
Brot, Reis und Mais, Fisch und Fleisch,
sauberes Wasser und Wein, Milch und Honig.
An vielen Tischen
suchen Menschen Kraft und Gemeinschaft und Hoffnung.
(Stille) Für sie lasst uns beten…
In vielen Betten
liegen Menschen, die von Krankheit gezeichnet sind,
denen die Kraft zum Aufstehen fehlt,
der Mut, am Leben teilnehmen
und die Herausforderungen des Lebens anzunehmen,
die ihrem Ende entgegen gehen – hellwach oder schlafend.
An vielen Betten
stehen Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde,
Mitarbeiter*innen der Medizin und der Pflege,
beruflich und ehrenamtlich,
die da sind, wenn sie gebraucht werden.
(Stille) Für sie lasst uns beten…
In vielen Gräbern
liegen Menschen, die „vor der Zeit“ gestorben sind
durch eine Krankheit, durch Krieg, durch eine Katastrophe.
An vielen Gräbern
stehen ihre Lieben, die nicht mehr aus noch ein wissen,
die zerrissen sind von Trauer und Schmerz,
denen die Zukunft genommen ist.
(Stille) Für sie lasst uns beten…
O, Herr Gott,
erbarmend, gnädig, langmütig,
reich an Liebe, reich an Treue,
bewahrend Liebe bis ins tausendste Geschlecht.
So wie es war am Anfang,
und nun ist,
so wird es bleiben.
Komme, was kommt. Amen.