Wir waren nicht immer Freunde, das „Herz Jesu“ und ich. Genauer gesagt eine bestimmte, gängige Form der Darstellung hielt mich davon ab, überhaupt mal richtig hinzuschauen…..
Ich schreibe hier nicht mehr, um die Gefühle und Glaubensvorstellungen derer nicht zu verletzen, bei denen das anders ist…
Als ich 2003 hierher nach Herz Jesu gezogen bin, dachte ich: „Naja, ist halt so! Du musst die Traditionen vor Ort respektieren und würdigen!“
Dann kam 2018 Christian Henniger, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Trier (Grüße nach München!) und predigte – zum ersten Mal in einer katholischen Kirche: „Der Name der Kirche stellt mir die Frage, was Jesus am Herzen liegt…“ So einfach, so eindeutig! Da war das Eis zwischen dem Herzen-Jesu und mir gebrochen!
Höhepunkt war sicher, als die strenge Herz-Jesu-Figur aus den 50er Jahren ihren dunklen Platz unter Empore verließ – und einen Sommer lang mitten in der Kirche stand, auf dem Boden, mit den König*innen von Ralf Knoblauch… und sogar noch ein paar Wochen länger. Viele waren erstaunt, wie zart, traurig und stark ihr Gesicht ist, der junge Mensch, der viel mitgemacht hat – z. B. im Krieg, der nur wenige Jahre zurücklag. Die Figur kehrte unter die Empore zurück – aber nicht himmelsfern, sondern „boden-ständig“. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Mittlerweile mag ich sie alle – die Herz-Jesu-Darstellungen in meiner Umgebung:
Jesus, der mit den Händen ein Herz formt, in der Kirche. Jesus, dessen Innerstes weit offen steht als freies Land, im Mosaik auf der Pfarrhaus-Fassade.
Die Tafel von Hans Rams, auf der ich das Herz-Jesu sehe, zur großen Verwunderung des Künstlers, in meiner Küche.
Ich bin dankbar, dass Jesus ein Herz hatte und hat – dass es offen steht für alle und alles, was sich nach Geborgenheit, Wandlung und Liebe sehnt.
Euch allen heute ein Frohes Herz Jesu Fest.
DIE LIEBE BLEIBT!