Heilige Messe zum ENGELFEST am 29. September, 19:00

Texte aus der Eucharistiefeier am 29. September 2023 in Herz-Jesu
Engelfest, Mitgliederversammlung sredna-herzjesu, Segen für Marc-Bernhard

Begrüßung

Herzlich willkommen heute Abend
zu unserer Feier der Eucharistie,
vor der 4. Mitgliederversammlung von sredna-herzjesu.

Es „engelt“ in diesen Tagen:
Heute sind es die ganz großen: Michael, Gabriel, Rafael.
Am 2. Oktober sind es die ganz kleinen:
Die „Schutzengel“ – oder „Schubsengel“,
die unseren Lebensweg begleiten –
und die uns auch mal Beine machen.

immer stehen engel bereit
steine beiseite zu wälzen
und schleusen des lichts
in gräber zu treiben
sobald die liebe zu kurz kommt
und der tod zu mächtig wird
heben sie ihre arme
öffnen die tore des lebens
und reichen früchte der einsicht

dichtet Willi Bruners,
Priester und Bibelkenner und Prophet aus dem Bistum Aachen,
der lange in Jerusalem gelebt und gearbeitet hat.

Künder*innen des Lebens und des Heils sind sie –
die Engel – treiben „Schleusen des Lichts in Gräber“,
motivieren zum Gehen in wegloser Wüste,
nehmen an der Hand und begleiten –
wie Raphael, dessen Name „Gott heilt“ bedeutet.

Danken wir Gott, der Bot*innen in unser Leben schickt –
Wie Raphael – die uns sagen: Gott heilt

Gebet

Herr unser Gott,
Engel und Menschen hast du geschaffen,
dass sie dich lieben und dir dienen.
Der Erzengel Rafael hat in deinem Auftrag
Menschen geheilt und begleitet.
Hilf uns, dass wir seiner Führung trauen
und deinen Willen für uns erkennen.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.

Lesung
Lesung aus dem Buch Tobit.

Tobit war ein gerechter Mann. Er sagte zu seinem Sohn Tobias: „Ich habe einem Verwandten Geld geliehen, er wohnt weit entfernt. Jetzt brauchen wir das Geld. Bitte geh dorthin, um das Geld zu holen.“ Der Vater gab seinem Sohn den Schuldschein für das Geld.

Tobias sagte: „Ich will alles tun, was du willst, Vater.
Aber ich kenne den Verwandten nicht.“Da sagte der Vater: „Such dir einen Begleiter für die Reise. Ich will ihn bezahlen. Geh und hole das Geld.“

Tobias ging auf die Suche nach einem Reisebegleiter. Er traf Rafael. Der war ein Engel, aber Tobias wusste das nicht. Er fragte: „Kannst du mit mir reisen? Kennst du den Weg?“ Rafael antwortete: „Ich will mit dir reisen, ich kenne den Weg, und ich kenne auch den Verwandten.“

Tobias wollte sich noch von seinem Vater verabschieden. Doch der wollte den Reisebegleiter seines Sohnes zuerst kennen lernen. So kam Rafael zu dem alten Tobit. Der fragte ihn nach seiner Familie.  Rafael sagte ihm: „Ich gehöre zum Volk Israel!“ Tobit sagte zu ihm: „Willkommen, mein Bruder!“

Sie verabredeten den Lohn für Rafael. Dann sagte Tobit zu seinem Sohn Tobias:
„Mach dich zur Reise bereit.
Ich wünsche euch alles Gute für den Weg. Gott im Himmel soll euch schützen auf der Reise.  Sein Engel soll euch begleiten.“
Da gingen die beiden los,  und der Hund des jungen Tobias lief mit.

Tob 5,1-17 (in Auswahl)

Evangelium

Am ersten Tag der Woche
gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben,
die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.
Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war;
sie gingen hinein,
aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.

Und es geschah,
während sie darüber ratlos waren, siehe,
da traten zwei Engel in leuchtenden Gewändern zu ihnen.
Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.

Die Engel aber sagten zu ihnen:
Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.

Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat,
als er noch in Galiläa war:
Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert
und gekreuzigt werden
und am dritten Tag auferstehen.
Da erinnerten sie sich an seine Worte.
Und sie kehrten vom Grab zurück
und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.
Es waren Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen.

Fürbitten

Gott,
du hast uns hierhin gestellt – in dieses Viertel, in diese Nachbarschaft – in diese Welt, als Weggefährt*innen,
als Engel – vielleicht. Dabei sind wir aber nicht allein.

Gegenüber lernen Kinder und Jugendliche
in der Nelson-Mandela-Realschule plus, in der Barbara-Grundschule, in der Kita Herz Jesu.
Erwachsene sind an ihrer Seite – und helfen ihnen,
den Weg ins Leben zu finden.

Für sie bitten wir:
Sei du in unserer Mitte, Gott.
A: Sei du in unserer Mitte, Gott.

Das frühere Herz-Jesu-Krankenhaus ist vielen noch im Bewusstsein – als Ort der Geburt, der Pflege, des Heilens, aber auch des Sterbens.
Heute erinnern uns das Dialyse-Zentrum, die Fahrdienste, die Apotheke, Pflegedienste, Haushaltshilfen aus Osteuropa,
dass eine menschliche Gesellschaft ein tragfähiges Netz der Solidarität braucht.

Um dieses Netzwerk bitten wir:
Sei du in unserer Mitte, Gott.
A: Sei du in unserer Mitte, Gott.

 Der neue Fairteiler-Schrank ist ein Ort der Rettung:
Lebensmittel werden vor der Vernichtung gerettet –
Menschen bewahren ihre Würde, weil sie hier nicht zu Bittsteller*innen werden.
Es tut gut zu sehen, wie viele Nachbar*innen und Freund*innen sich engagieren, oft ohne kirchlichen Hintergrund.

Um Menschenwürde und Solidarität bitten wir:
Sei du in unserer Mitte, Gott.
A: Sei du in unserer Mitte, Gott.

Unser Garten hat sich zu einer Oase im Viertel entwickelt.
Menschen verbringen hier ihre Mittagspause, schlendern einfach mal durch – freuen sich an dem, was wächst – machen auch mal Unsinn, das bleibt nicht aus.
Dieses Paradies machen Nachbar*innen und Gartenfreund*innen möglich. Wir sind dankbar,
dass wir dieses Stück Land zur Verfügung stellen können.

Um die Bewahrung der Schöpfung bitten wir:
Sei du in unserer Mitte, Gott.
A: Sei du in unserer Mitte, Gott.

In unsere Kirche kommen immer wieder Leute,
nicht nur zu den Gottesdiensten.
Sie kommen allein:
zum Beten für andere und für sich selbst.
weil sie nicht wissen, wohin sie in ihrer Not gehen sollen,
weil sie Schutz suchen –
vor schlimmen Erinnerungen und bösen Gedanken.

Manchmal kommen sie auch zum Danken –
oder um einfach die Stille zu genießen –
das Licht, die Farben, die Gegenwart Gottes.

Um die Erfüllung ihrer Sehnsucht bitten wir:
Sei du in unserer Mitte, Gott.
A: Sei du in unserer Mitte, Gott.

 Deine Engel, Gott, haben so viele Gesichter –
Vielleicht auch das unsere – als Einzelne und als Gemeinschaft.
Halte uns achtsam – und phantasievoll,
hier in Herz-Jesu und überall. Amen.

Gebet vor der Kommunion (nach 1 Kön 19,3-6)

Als der Prophet Elija geflohen war
unter dem Ginsterstrauch lag und seinen Tod herbeisehnte,
siehe, da rührte ihn ein Engel an und sprach zu ihm:
Steht auf und iss!
1 Kön 19,5

Lasst uns also aufstehen, essen und trinken –
vom Brot des Lebens und dem Kelch des Heiles,
lasst uns das Mahl feiern,
das der Herr uns zu feiern aufgetragen hat,
bis er wiederkommt!

Herr, ich bin nicht würdig….

Nach der Kommunion

Als Elija ein erstes Mal gegessen und getrunken hatte,
legte er sich wieder hin und schlief unter dem Ginster.
Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder,
rührte ihn an und sprach:
Steh auf uns iss! Du hast einen weiten Weg vor dir.
Er stand auf, aß und trank und ging durch die Kraft der Speise
Vierzig Tage und vierzig Nächte
bis zum Berg Gottes,
dem Horeb.

Wort auf den Weg (Marc-Bernhard)

Mitten im Sommer 2018 war ich in Vietnam. Ich war in Saigon. Eine Riesenmetropole 18 Millionen Menschen. 164 mal so viele Menschen, wie in Trier leben. Die Stadt gigantisch.

Es gab viele Mönche in der Stadt. Aber keine christlichen. Buddhistische, die in weißen oder orangen Gewändern immer wieder die gleichen Schritte auf einer Tempelanlage mit Drachen und bunten Lichtern liefen, neben modernen Hochhäusern mit Glasfassaden.

Ich fragte einen Mönch, warum er immer die gleiche Strecke ging. Er antwortete: Wir sind als Menschen immer wieder verdammt, die gleichen Geschichten, das gleiche Leid, die gleiche Liebe, die gleiche Freude und die gleiche Trauer zu erfahren. Ich weiche diesem Weg nicht auf, ich folge diesem Weg. Erlebe immer das Gleiche, ganz bewusst. Wenn ich das Leid akzeptiert habe, kommt die Erleuchtung, die ewige Freude.

Am nächsten Tag besuchten wir das Kriegsmuseum in Saigon. Ich sah die Schrecken des Vietnamkriegs auf Plakaten. Ich sah wie Menschen vergiftet, verstümmelt wurden, Ich war traurig. Ich dachte mir, wenn ein Land das Recht hatte, verbittert, böse und traurig zu sein, dann sind es die Vietnamesen. Aber die Vietnamesen waren nicht verbittert.

Am gleichen Abend luden Tranh und Duc ein, mit ihren Rollern durch die Stadt zu fahren. Ich dachte mir bei dem Verkehr, entweder ich sterbe oder ich habe den Spaß meines Lebens. Es war ein Abenteuer. Wir landeten in einer Karaokebar. Und auf einmal mitten in Vietnam, einem Land voller Wunder, Farben, vollen Leben, Drachen, Buddhas und fremden Gerüchen, lief ein Musik-Video, in Indien gedreht. Und auf einmal war mir bewusst, welche Magie ich erleben durfte. In dem Video werden Menschen gezeigt, die nicht zu den Gewinnern der Gesellschaft gehören, religiöse Menschen, die einen Gegenentwurf zum Leben haben: bewusste Armut und nicht Reichtum. Und die Menschen, die in Armut leben, sie schwimmen, sie feiern, sie tanzen. Sie haben immer noch den Mut, die Hoffnung, die Liebe und die Freude, die nur jeder einzelne Mensch mit sich bringt.

Zwei Tage später war ich in Hoi An. Einem kleinen Städtchen in Vietnam: Mitten in der Nacht zündete die Menschen bunte Laternen an, auf Drachenbooten auf dem Fluß wurde Feuer angezündet. Ich war in einer Zauberwelt. So dachte ich mir, so muss der Himmel sein. Alles bunt, warm trotz der Dunkelheit und überall roch es nach gutem Essen.

Ich dachte ich an das Musikvideo und die Zeile: Du Engel von oben gesendet, Du hast meine Welt erleuchtet, als ich am Boden lag.

Mitten im tropischen Hochsommer hatte ich einen Advents-Moment! Als hätte ein Engel gesagt: Fürchte Dich nicht! Im Hier und Jetzt ist alles gut. Gott ist mit Dir.

Liebe Freund*innen von sredna, meine Anstellung als Mitarbeiter der Pfarrei St. Matthias wird mit dem morgigen Tag enden, aber nicht mein Engagement im Ehrenamt. In den letzten drei Jahren durften wir gemeinsam zusammen Experimente im Kirchenraum, im Gottesdienst und in der Nachbarschaft erfahren. Wunderbare Jahre, verrückte Jahre. Der/ denn ein oder anderen vielleicht zu verrückt. Manche Sachen haben funktioniert, andere weniger. Und manchmal hatten wir hier Erlebnisse, die unter die Haut gingen, die mitrissen. Da waren wir mit Gott und der Welt eins. Gott teilt sich uns immer in Botinnen und Boten mit: In Musik, einem guten Wort, Menschen, einem Bild, einem theatralen Moment, der berührt. Die Boten und Botschaften sind Engel, die uns sagen: Jetzt ist alles gut. Danke für die vielen Engel-Momente, die wir gemeinsam haben durften. Ich werde sie mit an meine neue Arbeitsstelle ins BGV nehmen. Als Mut, Trost und Hoffnung, als Botschaft dass manchmal Gott und Welt eins sein können.

 Segen

Danke Marc-Bernhard,
für Dein Wort, Dein Zeugnis, Deine Begabungen, Deine Fragen.
Danke für Deine bunte Weggemeinschaft.
Danke für Deine Spuren in sredna-herzjesu.

Um Segen für Dich bitten wir –
Für Dich und Deinen Weg mit den Menschen,
nicht nur hier, in der Stadt, sondern auch im Bistum Trier.
Traue den Engeln, die Gott in Dein Leben stellt.
Sei du selbst für andere ein Engel, wenn Gott dich ruft.
Teile mit allen die Erfahrung, die auch deine ist:
In allen Widrigkeiten: Gott heilt!

Gott des Lebens und des Heiles,
wir beten für Marc-Bernhard,
der seinen hauptamtlichen Dienst bei uns beendet.
Raphael und alle deine Engel
sollen ihn führen und leiten –
und beschützen in der Gefahr,
sie sollen ihn ermutigen,
die Herausforderungen anzunehmen
und im Vertrauen auf dich sein Leben zu bestehen,
bis sich sein und unser Weg bei dir vollendet.

Dazu segne ihn und uns alle der lebendige und heilende Gott:
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

In diesem Jahr wird der eher unbekannte Erzengel Rafael im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen. Sein Fest wurde früher am 24. Oktober gefeiert.

In dieser Heiligen Messe beginnen wir mit der regelmäßigen Kelchkommunion. Weitere Infos dazu hier.
Nach einem kurzen Imbiss und einer Umbaupause beginnt gegen 20 Uhr die Mitgliederversammlung des Vereins sredna-herzjesu e. V. Dazu sind aktive und fördernde Mitglieder eingeladen, aber auch Freund*innen und Interessierte. Weitere Infos dazu hier.

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