1. Sonntag in der Fastenzeit SCHWEIGEND IN SICH GEHEN. Samstag, 17. Februar 2024. Texte und Lieder

INTROITUS

Christian Lehnert, Ein Tag ist dir erlassen

(Vortrag: Georg Weege)

Ein Tag ist dir erlassen
Und eine Nacht, zu fassen
Den Tag und seine Nacht,
die deiner harrt und wacht.

Der Tag ist eine Gnade,
dein Gang und deine Frage,
Narkotikum und Fall,
ein langer Widerhall.

Der Gott hat eine schnelle Hand,
ist stets vergangen und verschwand,
und steht vor dir, so nah:

Er wendet dich, dass du stets heimwärts gehst.
Das Licht, wohin du dich bewegst,
ist ausgeruht und klar.

3 Minuten Stille

ERÖFFNUNG – BUSSAKT – KYRIE – TAGESGEBET

 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
der uns zu seinen Geschwistern gemacht hat,
die Liebe Gottes, der uns Vater und Mutter ist
und die Kraft des Geistes, die von beiden ausgeht,
sei mit euch.
Und mit deinem Geist.

Zu Beginn der Gedächtnisfeier unserer Erlösung
bekennen wir, dass wir sündige Menschen sind –
und dass wir uns schuldig macht haben –
in Gedanken, Worten und Taten –
und in dem, was wir nicht getan haben.

Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott….

Vergebungsbitte

Gott, barmherzig und allmächtig,
erbarme dich unser,
unsere Schuld wirf hinter deinen Rücken
und führe uns wieder auf den Weg des Lebens.
Darum bitten wir und dafür danken wir
jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Kyrie

Kyrie, eleison. Kyrie eleison.
Christe, eleison. Christe eleison.
Kyrie, eleison. Kyrie, eleison.

Tagesgebet

 Allmächtiger Gott,
du schenkst uns die heiligen vierzig Tage
als eine Zeit der Umkehr und der Buße.
Gib uns durch ihre Feier die Gnade,
dass wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten
und die Kraft seiner Erlösungstat
durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

WORT GOTTES

 Erste Lesung

Aus dem Buch Génesis.

8Gott sprach zu Noach
und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
9Ich bin es.
Siehe, ich richte meinen Bund auf
mit euch und mit euren Nachkommen nach euch
10 und mit allen Lebewesen bei euch,
mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch,
mit allen, die aus der Arche gekommen sind,
mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
11Ich richte meinen Bund mit euch auf:
Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch
vom Wasser der Flut ausgerottet werden;
nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
12Und Gott sprach:
Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich stifte zwischen mir und euch
und den lebendigen Wesen bei euch
für alle kommenden Generationen:
13Meinen Bogen setze ich in die Wolken;
er soll das Zeichen des Bundes werden
zwischen mir und der Erde.
14Balle ich Wolken über der Erde zusammen
und erscheint der Bogen in den Wolken,
15 dann gedenke ich des Bundes,
der besteht zwischen mir und euch
und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch,
und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden,
die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.

Gemeindelied: Unsere Hoffnung, sredna 45,1-7

 

 Zweite Lesung

aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.

Schwestern und Brüder!
18Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben,
ein Gerechter für Ungerechte,
damit er euch zu Gott hinführe,
nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet,
aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.
19In ihm ist er auch zu den Geistern gegangen,
die im Gefängnis waren,
und hat ihnen gepredigt.
20Diese waren einst ungehorsam,
als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete,
während die Arche gebaut wurde;
in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen,
durch das Wasser gerettet.
21Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet.
Sie dient nicht dazu,
den Körper von Schmutz zu reinigen,
sondern sie ist eine Bitte an Gott
um ein reines Gewissen
aufgrund der Auferstehung Jesu Christi,
22 der in den Himmel gegangen ist;
dort ist er zur Rechten Gottes
und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen.

 Ruf vor dem Evangelium
Lied: Jesus Christus ist der Herr

 

 Evangelium

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
12 trieb der Geist Jesus in die Wüste.
13Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste
und wurde vom Satan in Versuchung geführt.
Er lebte bei den wilden Tieren
und die Engel dienten ihm.
14Nachdem Johannes ausgeliefert worden war,
ging Jesus nach Galiläa;
er verkündete das Evangelium Gottes
15und sprach: Die Zeit ist erfüllt,
das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um
und glaubt an das Evangelium!

Predigt

 Verehrte Schwestern und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes!

3 Wochen ist es her, da bevölkerten einige tausend Menschen den Port-Nigra-Platz. Millionen sind es inzwischen in ganz Deutschland, in den letzten Wochen. NIE WIEDER – IST JETZT! War und ist ihre Message. Ihre Botschaft. Ihr Bekenntnis. Hoffentlich werden es noch mehr. Hoffentlich nachhaltig. Hoffentlich wissen sie das noch, wenn sie das nächste Mal einen Wahlzettel ausfüllen…

NIE WIEDER – ist ein Versprechen an die von Rassismus und Intoleranz Gefährdeten in unserer Gesellschaft, in Europa, in der Welt – ein Versprechen an die, die nach uns kommen werden. NIE WIEDER – IST JETZT!

 

NIE WIEDER. So lautet ein unglaubliches Versprechen, das wir eben gehört haben – und das so viel älter ist und so viel mächtiger ist, allmächtig. Es ist das Versprechen Gottes dem Noach gegenüber – einem kleinen Menschenkind mit seiner Familie und seinen Tieren, die die Katastrophe überlebt haben – die große Flut. Das Versprechen gibt Gott, der die Katastrophe angerichtet hat, der allmächtige Täter. Dieser Gott verspricht NIE WIEDER!

Das ist die unglaubliche Nachricht am Anfang der 40-Tage-Zeit: Am Anfang steht die UMKEHR GOTTES. Gott kehrt um.

Der, der „dich wendet, dass du stets heimwärts gehst“ wie Christian Lehnert es in seinem Gedicht formulierte, er wendet sich zu allererst selbst: er wendet sich ab – von Gewalt und Vernichtung – hin zu einem ewigen Bund: NIE WIEDER!

In dem Bogen am Himmel, der in allen Farben des Lichtes leuchtet, erkennen die Menschen das ewige Bundeszeichen, dass Gott sein NIE WIEDER nie wieder zurücknimmt.

Gott fordert nicht zuerst – Gott gibt. Einsicht und Umkehr sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Macht. Von Vollmacht.

Dieser Gedanke war mir verloren gegangen – im Laufe der Jahre. Wir hatten in ihn mal in den Mittelpunkt einer der „berüchtigten“ Familienmessen in St. Maternus gestellt, vor 35 Jahren – in meiner Kaplanszeit. Nach der Messe kam eine alte Dame auf mich zu – eine wunderbar kritische Zuhörerin, immer bereit, das „Gute Alte“ zu verteidigen und sich gleichzeitig dem „Guten Neuen“ zu öffnen.

Sie sagte: „Herr Kaplan, was haben Sie da eben in der Predigt gesagt? Der allmächtige Gott kehrt um? Er hat sich geirrt? Unglaublich! Aber mir scheint, Sie haben recht!“

Gott muss irgendwie in sich gegangen sein – schweigend, mit wem hätt Gott reden sollen – Gott muss sich das noch mal überlegt haben – was er mit seiner Schöpfung angerichtet hat – wegen einiger Menschen, die über die Stränge geschlagen sind – was die ganze Schöpfung erlitten hat: sie hat für diese Menschen bezahlt. Und das ist zutiefst ungerecht… ganz menschlich gesprochen. Gott muss in sich gegangen sein – und da ist der Entschluss gereift: NIE WIEDER!

In eine solche Situation der Entscheidung wurde Jesus auch getrieben, von der Kraft des Gottesgeistes. Es ist mir noch nie so bewusst geworden wie in diesem Jahr: Jesus wurde in die Wüste getrieben… gejagt… Markus gewährt uns keinen Blick in das Leben Jesu in diesem 40 Tagen. Nur Schweigen. Schweigend in sich gehen!

Wie mag es Jesus mit Gott ergangen sein in diesen 40 Tagen?
Ob er „Gottes schnelle Hand“, erlebt hat, die „stets vergangen und verschwand – und dennoch vor ihm steht, so nah…“

Ob Jesus – sich hat von Gott „wenden“ lassen und sich radikal für diese Wendung entscheidend – heimwärts zu gehen, zum Licht, ausgeruht und klar?

Jesus wirkt auf mich wieder hastig, rastlos, als liefe ihm irgendwie die Zeit davon, obwohl er noch gar nicht richtig angefangen hatte.

Aber diesmal ist seine Hast nicht die Suche nach dem Sinn seines Lebens – sondern eher die Gewissheit, den Sinn gefunden zu haben: Die Zeit ist erfüllt. HIER UND JETZT. Das Reich Gottes ist nahe. Zum Greifen nahe. Es ist da – und will ergriffen werden. Glaubt an diese Gute Nachricht! HIER. JETZT.

Mit Sr. Michaela habe ich heute morgen gechattet – die ehemalige Inselseelsorgerin auf Juist, die die Predigt zur Einweihung unseres Segenszeltes gehalten hat – sie schrieb: Versuchungen, Krisen sind Wendepunkte unseres Lebens. Himmel und Hölle sind meistens ganz nah beieinander – es gibt eine große Chance für den Himmel, aber er kostet unter Umständen unheimlich viel. Deshalb ist die Fastenzeit unter Umständen auch eine „Passions-Zeit“, eine Zeit der leiden-schaftlichen Liebe.

Was sind die 40 -Tage für uns? Fühlen wir uns in einer Krise? Sind wir schon an einem Entscheidungspunkt? Himmel oder Hölle? Was würde er kosten, der Himmel? Was würde er „bringen“?

Ich selbst fühle mich getrieben – mit den Worten von Christian Lehnert: Was harrt meiner? Welche Antworten gibt es auf meine Fragen? Was betäubt mich? Was lässt mich fallen?

Und wo ist Gott – und das NIE WIEDER? Nie wieder WAS?

Ob ich mich gern von Gott wenden lassen würde, um heimwärts zu gehen? Wo ist HEIM – und was?  HEIM ist heute Abend HIER: HIER UND JETZT. Seid Ihr. Wir.

Verehrte Schwester und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes!

Ich und wir stehen ganz am Anfang der 40 Tage – und da dürfen Fragen sein. Auch mehr Fragen als Antworten. Da darf die Erfahrung sein, dass Gottes schnelle Hand schon vergangen ist, verschwunden… Und doch so nah.

Ja, ich will Jesus glauben – der Guten Nachricht Jesu.
Das Reich Gottes ist da. HIER UND JETZT: Das ist zuerst einmal ZUSPRUCH: HIER UND JETZT. Daraus wird erst – im zweiten Schritt ein ANSPRUCH: Kehrt um! Glaubt an das Evangelium!

Dem will mich stellen. Ich will mich orientieren lassen vom Licht – auf dem Weg „heimwärts“. Auch unausgeruht. Und unklar. Amen.

Glaubensbekenntnis (gesprochen)

 Fürbitten (Kathrin)

 Du Gott allen Lebens
schenkst uns nicht nur einen Tag und eine Nacht,
sondern vierzig Tage als Zeit der Besinnung und Umkehr.
Wir möchten Dir erzählen was uns bewegt:

Aufbruch –
In der Fastenzeit nehmen sich viele Menschen vor, ihren Lebensstil zu überdenken.
Sie stellen Gewohnheiten in Frage
und machen „Stress-Fasten“.
Dieses Fasten wirkt sich nicht nur positiv auf die Fastenden auf, sondern auch auf die Mitmenschen,
 die täglich in unserem Leben sind.

Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.
Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.

Vergänglichkeit –
Die Erkenntnis der Endlichkeit inspiriert uns dazu
Liebe zu geben, Gutes zu tun
und den Augenblick zu schätzen.
Dankbarkeit für das was war und ist.
Bewusstsein für einen wertschätzenden Umgang
mit anderen und in erster Linie mit sich selbst.

Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.
Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.

Ruhe –
Uns fällt es nicht immer leicht zu schweigen.
Die Stille ist oft erdrückend und kaum auszuhalten.
Leise im Außen zu sein, hilft uns aber auch dabei,
leise in unserem inneren Zuhause zu werden.
Die Stille kann ein Quell innerer Ruhe sein
und lässt uns den Moment genießen.

Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.
Du stehst nahe bei uns in Freude und Leid.

Gütiger Gott,
während wir uns im Schweigen sammeln,
danken wir dir für das Licht,
das selbst in den dunkelsten Momenten unseres Lebens
in unserem Innern scheint.

Amen.

COMMUNIO

Christian Lehnert, Ein Tag ist dir erlassen
(Vortrag: Georg Weege)

Ein Tag ist dir erlassen
Und eine Nacht, zu fassen
Den Tag und seine Nacht,
die deiner harrt und wacht.

Der Tag ist eine Gnade,
dein Gang und deine Frage,
Narkotikum und Fall,
ein langer Widerhall.

Der Gott hat eine schnelle Hand,
ist stets vergangen und verschwand,
und steht vor dir, so nah:

Er wendet dich, dass du stets heimwärts gehst.
Das Licht, wohin du dich bewegst,
ist ausgeruht und klar.

Schlusslied, GL 461,1.2.4: „Mir nach“, spricht Christus

 

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