Und nun zum Höhepunkt der Kanada-Reise 2024:
Der „Staatsbesuch“ in L’Arche Daybreak. Mir ist nochmal klar geworden: ich eigne mich nicht für höhere Ämter wie Präsident, Kanzler, König, Papst oder so was. Ich könnte den Stress (oder die Oberflächlichkeit) nicht aushalten.
2 Essen mit intensiven Gesprächen, 2 Friedhofsbesuche, 1 Frühstück und 1 Abendessen im kleineren Kreis – mit wunderbaren Erinnerungen, der Feier des Lebens, dem Blick in die Zukunft – und die Aussicht auf den Himmlischen Tisch, wo wir von den „Daybreak Saints“ erwartet werden – das war weit jenseits meiner Belastungsgrenze – aber jede Sekunde, jeder Händedruck, jeder Kuss, jede Umarmung war es wert.
Wir haben 30 Jahre „gemeinsamen Weg“ gefeiert – 1993 habe ich die L’Arche Daybreak bei einer Urlaubsreise kennen gelernt. Henri Nouwen hat uns zusammen gebracht, sein Tagebuch „Nachts bricht der Tag an/The Road to Daybreak“ war der Wegweiser. 1996 begann meine Sabbatzeit, wobei Sabbat = Ausruhen das Letzte wäre, was mir zu dieser Zeit einfällt.
Es begann mit Henris unerwarteten Tod in den Niederlanden – und entfaltete sich in einer turbulenten Zeit für mich als Mensch, Mann, Priester und Seelsorger – und für die Menschen, die in dieser Zeit mit mir gelebt haben….
Diese Zeit war nicht einfach ein weiter Entwicklungsschritt auf meinem Weg, sondern die Revolution – die Umkehr, die das Gewesene in völlig neue Zusammenhänge gestellt hat. Ich habe es anderswo schon geschrieben: der Segen durch die Gemeinschaft am Gründonnerstag 1997 – zusammen mit allen Seelsorger*innen aus den verschiedenen Traditionen – war für mich die Vollendung der Priesterweihe im Trierer Dom, 10 Jahre zuvor. Mir wurde mehr und mehr bewusst, wozu ich damals „Ja“ gesagt habe: „What did I get myself into…“ Ohne meinen geistlichen Begleiter und späteren Freund Doug McCarthy SJ hätte ich die Zeichen der Zeit nicht lesen können… Die späteren Besuche bei ihm im First Nation Reserve Wikwemikong auf Manitoulin Island waren unvergesslich, auch in den Jahren nach Daybreak.
Und dann gab es die 25 Jahre Freundschaft danach: mit Core Members aus dem Green House, von denen Bill von Buren 5 x bei mir zu Gast war, das gesamte Green House 3 x. Viele Assistent*innen kamen – nach Neuwied und Trier. Besonders Carl MacMillan, Kamila Pot und Warren Pot, Lydia Banducci – waren öfter bei mir zu Gast. Ich war unzählige Male in L’Arche Daybreak – allein und mit Freund*innen, besonders mit Claude Muller und jetzt zum Schluss auch mit Claude und Dominic. Alle wurden immer herzlich begrüßt – als Teil „meines“ Circle of Friends, und damit auch als Freund*innen von Daybreak.
Zurück zum „Staatsbesuch“. Er begann mit einer Führung durch die Woodery und das Crafts Studio – es gab ein Lunch (mit frisch gebackenem Brot) mit vielen Begegnungen in der Meeting Hall, das Wiedersehen mit Trish, der „Community Leaderin“ und einigen anderen Leuten unserer damaligen „Orientation Group“.
Dann folgte eine kurze Pause und die Vorbereitungen zum Großen Dinner im Pond Room im Dayspring. Carl war wie immer immer Chefkoch, Master of Ceremonies uvm. Es kamen Menschen, die über die Jahre die Freundschaft aufrecht erhalten haben – im Guten und in manch Schwerem.
Nach einem ausführlichen Fotoshooting „en gros“ und „en detail“ trafen wir uns zum Nachgebet mit einem Segen für uns Drei in der Kapelle. Auch sie weist zurück in die Anfänge unserer Freundschaft, mit den Werken von Hans Rams aus Niederbreitbach, meinem lieben Künstler-Freund, den Henri Nouwen unbedingt für Daybreak gewinnen wollte: sein Weihwasserbecken, der Fensterfries „Daybreak/Tagesanbruch“, der Tabernakel, bei dem seinerzeit die Emmaus-Jünger rasiert werden mussten, aber das ist eine andere Geschichte…
und der Icon Bench/Bilderbank, mit Bildern der „Daybreak Saints“ – von denen der letzte, John Bloss, am Tag zuvor in einer großen Dankfeier verabschiedet wurde, zeigen von dem, was vor ca. 25 Jahren entstanden ist.
Vor dem Segen für uns DREI haben wir die „Daybreak Saints“ in einer Litanei angerufen – viele Geschichten und Eigenheiten wurden lebendig. Es gab so manches Schmunzeln beim Nennen der Namen – und die Versuchung, sofort ein Erlebnis zu erzählen… Der Antwortvers lässt sich nicht gut ins Deutsche übersetzen: Welcome us! Begrüßt uns – wenn für uns der Tag und die Stunde kommen….
YOU GOT TO HOLD EVERYBODY UP! haben wir gesungen… und irgendwie getanzt…
Übermüdet und überglücklich gingen wir zurück ins Gästehaus „Cedars“ – wo damals im Keller die Kapelle war, in der für mich so viel Bewegendes stattgefunden hat…
Am nächsten Morgen fuhren wir auf dem Weg zu Kamila und Warren erst nach St. John on the Hill (Anglican). Auf dem Friedhof sind einige Daybreak Saints beerdigt – auch Henri, Bill, Peter und Carol aus dem Green House. Ich habe in Daybreak soviel gelernt im Umgang mit dem Sterben, dem Tod, dem Abschiednehmen. Auch das wurde auf St. John’s Cemetery lebendig. Mit letzter Kraft ein letztes großartiges Frühstück mit Pancakes bei den Pots. Dann ging es wieder in diese verrückte Stadt. Zum Ausruhen.
Was anderes könnte am Schluss dieses Posts stehen als: DANKE!
und die tiefe Hoffnung: WIR WERDEN ERWARTET!