Der Autor und Lokalhistorik Dr. Walter Karbach stellt in seinem Buch dar, wie die dreifache Mutter Charlotte Neidhöfer (1904–1997) in der NS-Zeit für verrückt erklärt, entmündigt und eingesperrt worden ist. Jahrelang kämpfte sie nach dem Krieg vergeblich um „Wiedergut-machung“. Ihr Schicksal erschüttert bis heute.
Der bekannte Lokalhistoriker Dr. Walter Karbach stellt in seinem jüngsten Buch dar, wie die dreifache Mutter Charlotte Neidhöfer (1904–1997) aus Henschhausen in der NS-Zeit für verrückt erklärt, entmündigt und eingesperrt worden ist. Jahrelang kämpfte sie nach dem Krieg vergeblich um „Wiedergut-machung“. Ihr Schicksal erschüttert bis heute.
Charlotte Neidhöfer war Zeit ihres Lebens eine Kämpferin. Sie hat um ihren Mann Karl gekämpft, um ihre drei Kinder, um ihre körperliche und geistige Unversehrtheit. Sie hat um das tägliche Überleben ebenso wie um ihren Ruf gekämpft und für eine Entschädigung des in der NS-Zeit erlittenen Unrechts. Mehrere Bacharacher Bürgermeister haben sich mit ihrem Fall befasst.
Ihre früh schon laut und heftig geäußerte Gegnerschaft zu den Nazis, die in Henschhausen den Ton angaben, brachte sie zuerst für Wochen ins Koblenzer Karmelitergefängnis und dann für Jahre in die sogenannte Heil- und Pflegeanstalt, zuerst nach Andernach und dann nach Düren. Ärzte verabreichten ihr Spritzen in den Kopf. Einmal versuchte sie zu entkommen, indem sie sich an Bettlaken abseilte.
Sie hatte den Bergmann Karl Neidhöfer aus Henschhausen geheiratet. Er starb 1936 im Alter von 31 Jahren an den Folgen einer in Koblenz erlittenen Zwangssterilisierung im Oberweseler Krankenhaus, während seine Ehefrau im Gefängnis saß und die drei kleinen Kinder ins Heim gesteckt waren.
Walter Karbach hat die Patientenakten auswerten können. Er lässt Charlotte Neidhöfer selbst zu Wort kommen, ebenso wie ihre Peiniger. Deutlich wird, wie sie denunziert, entmündigt und sterilisiert wurde, wie sie gedemütigt, gequält, ihrer Freiheit beraubt und um ihr Hab und Gut gebracht wurde sowie und um ihren jüngsten Sohn. „Was ich gelitten habe, ist nicht zu beschreiben, es mangelt an Ausdrücken all das Leid wiederzugeben, was ich durchzumachen hatte,“ schrieb sie 1946 in einem Antrag auf Schadenersatz. Bis ins hohe Alter stritt sie um ihre Anerkennung als Opfer des Naziregimes und um Entschädigung – ohne Erfolg.
Erst im Januar 2025 beschloss der Deutsche Bundestag , Menschen, die zwangssterilisiert wurden, als Opfer des NS-Regimes anzuerkennen.