Fronleichnam – sredna ganz anders…
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder,
für die einen ist Fronleichnam ein echter Höhepunkt im Laufe des Kirchenjahres. Es weckt so viele schöne Erinnerungen:
der festliche Gottesdienst mit der Prozession durch den Ort oder den Stadtteil, der Gemeinschaftsgeist des Dorfes und der Nachbarschaft, die Blasmusik und die Orgelklänge, Weihrauchschwaden, die Monstranz und der Himmel und Herrscharen von Kommunionkinder. Es erinnert an die Zeit, als alles noch irgendwie in Ordnung war – jedenfalls in der Erinnerung. Denn in Wirklichkeit war eben vieles doch nicht so in Ordnung, wie im verklärenden Blick zurück – und eigentlich will doch kaum jemand voll und ganz in diese Zeit zurück.
Fronleichnam war das Fest der Selbstvergewisserung. Wir wissen, wer wir sind und wohin wir gehören: Gott ist Gott, die Menschen sind seine Geschöpfe. sie wissen, was gut und böse ist – und sie freuen sich an den guten Gaben der Schöpfung – und ein bisschen auch an sich selbst. Richtig katholisch eben. Der Glaube und die Kirchen sind von Bedeutung und das Mitmachen gibt einem einfach ein gutes Gefühl.Für die anderen ist das Fest mit großen Fragezeichen verbunden. Was hat es denn wirklich auf sich mit Brot und Wein und mit der Gegenwart Christi? Wie soll den Christus IN diesen Gaben drin sein – in Brot und Wein, so wie die Kerne im Gehäuse der Äpfel, wie die Steine im Pfirsich oder wie die Marmelade im Berliner? Wie soll man sich das denn vorstellen? Wie kommt er rein? Und was macht er dann mit mir, wenn ich ihn esse und trinke?
Die Reformatoren haben dann noch ganz andere Fragen und Behauptungen aufgestellt. Jesus ist nicht wirklich drin, es kommt allein auf das Wort an – und wenn die Feier vorbei ist, dann zieht sich Jesus wieder zurück. Auch das weckt Fragen. Am Ende landet man dann bei der dürren Aussage: Wir essen Brot und trinken Wein und denken ganz fest an Jesus. Das ist wohl kaum auf der Höhe unseres Glaubens.
Die evangelischen Schwestern und Brüder nehmen Anstoß daran, dass wir Brot und Wein nicht „essen und trinken“ nach dem Auftrag, den Jesus uns gegeben hat – wie wir es in der Lesung gehört haben,
… sondern, dass wir ihn auch in der Monstranz, dem goldenen Zeigegefäß durch die Straßen oder durch die Kirchen tragen…
… dass wir ihn anschließend in den Tabernakel stellen, ihn sozusagen festhalten wollen in seiner Eucharistischen Gegenwart – ganz gegen die Erfahrung der Maria Magdalena am Ostermorgen, der Jesus ganz klar sagt: „Du kannst mich nicht festhalten“….Liebe Schwestern und Brüder, das ist kaum von der Hand zu weisen. Wir müssen uns unserem Reim auf den Glauben machen. Auch wenn wir dieses Geheimnis niemals ganz verstehen können, so ist es doch erlaubt und vielleicht sogar notwendig, dass wir uns etwas unter dieser Gegenwart Christi vorstellen können. Dass wir „lebendige Bilder“ im Kopf haben, auch wenn wir sie dann nicht mit der Wirklichkeit verwechseln.Ich glaube der Schlüssel liegt darin, dass wir die Heilige Kommunion nur aus der Beziehung heraus verstehen können, die Jesus mit uns unterhält. Nur IN dieser Beziehung bekommt die Heilige Kommunion ihre Bedeutung. Anders gesagt: Der auferstandene Herr bleibt der Bezugsrahmen der Horizont für das Sakrament.
Und weil uns diese Beziehung so wichtig ist, stellen wir ein Bild des Geliebten in einen Rahmen, einen Bilderrahmen, einen kostbaren Goldenen Rahmen, ein Zeigegefäß, eine Monstranz. In der Monstranz zeigen wir, wer uns wichtig ist.
Ich bin eben die Bilder in den Bilderrahmen in meinem Arbeitszimmer nochmals durchgegangen: ich schaute in Gesichter von Menschen, die mir wichtig waren und sind – die schon gestorben sind, die heute an meiner Seite sind, zu deren Beziehungsgeflecht ich gehöre. Ich in ihnen, sie in mir…
Das tut gut – für jemanden wichtig zu sein –und umgekehrt: Menschen im Herzen zu haben, die mir wichtig sind.
Wir tragen gleich unsere wichtigste Beziehung in einem Goldenen Rahmen durch die Kirche. In der Monstranz und im Goldenen Kelch. Wir laufen hinterher – mit den Füßen oder wenigstens im Herzen. Und sagen damit unser JA zu dem, der in unserem Herzen sein will – und wir in seinem.
Liebe Schwestern und Brüder,
dann sprechen wir das Tischgebet und feiern wir Mahl, das er uns aufgetragen und wozu er uns eingeladen hat. Wir in ihm, er ins uns. Amen.
Unter der Empore…