Auf Leben und Tod…. und leben!
Als wir das Thema für die sredna20_osterzeit ausgesucht haben, war der Corona-Virus noch unbekannt. Im letzten Jahr war unser Thema „das Kreuz mit dem Kreuz“. Am Ende standen wir mit vielen anderen unterm Kreuz – und öffneten unser Herz für die, die Jesus am Herzen liegen…. Irgendwie wurden wir von dort zum Thema für 2020 geführt: „Auf Leben und Tod“.
Die Internet-Recherche führte uns dann zu einer Serie über die Berliner Charité: Auf Leben und Tod. Die rote Blutlache erinnerte an das Bild vom Herzen Jesu, die blaue Kurve auf einem Überwachungsmonitor hatte erinnerte an ein Kreuz. „Auf Leben und Tod.“ Irgendwie war der Titel zu statisch. Etwas fehlte noch. Mit dem Tod ist ja nicht alles aus, so glauben wir. Aber das Leben geht auch nicht weiter. Nicht für Jesus und nicht für uns.
„Auf Leben und Tod. … und leben!“ Leben als Tätigkeit. Leben an der Grenze von Leben und Tod – und darüber hinaus. Das wars!
Auf Leben und Tod. … und leben!
Im Laufe der letzten Monate hat der Regisseur Marc-Barnhard Gleißner zu uns nach Herz-Jesu ins sredna-Team gefunden. Unser Thema erinnert ihn an seine erste Inszenierung:
Unsere kleine Stadt (Thornton Wilder, 1940)
Grover’s Corners ist eine fiktive Kleinstadt in New Hampshire zur Zeit der Jahrhundertwende. Eine heile Welt. Jeder kennt jeden, die Kinder sind wohlerzogen, jeden Morgen kommt der Milchmann mit seinem Esel die Straße hinauf. Der erste Akt (1901) steht unter dem Motto „Das tägliche Leben“. Belanglosigkeiten des Alltags. Haushaltsarbeiten, Schularbeiten. Alltägliches Leben. Eine Romanze bahnt sich an zwischen den benachbarten Jugendlichen George Gibbs und Emily Webb an.
Im zweiten Akt (1904) sind Emily und George sind im Begriff zu heiraten. In einer Rückblende wird dargestellt, wie das Paar auf dem Nachhauseweg in einer Eisbar zueinander gefunden hat. Den Abschluss macht die große Hochzeitsszene. Das Motto dieses Aktes lautet „Liebe und Heirat“.
Der dritte Akt (1913) spielt auf dem Friedhof von Grover’s Corners. Emily ist bei der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben und landet nun im Reich der Toten. Sie erhält die Möglichkeit, aus dem Jenseits auf die Lebenden herabzuschauen, und will unbedingt ins Leben zurückkehren. Tatsächlich kann sie auch, wie ihr ihre ebenfalls tote Schwiegermutter Mrs. Gibbs erklärt, an einen beliebigen Tag in ihrem Leben zurückgehen und ihn noch einmal, nun aus der Distanz, miterleben. Emily tut dies und reist zurück zu ihrem 12. Geburtstag. Doch hier erkennt sie erstmals, wie nichtig die Dinge sind, mit denen sich die Lebenden befassen. In einer der letzten Szenen versucht Emily regelrecht, ihre Mutter aus ihrem Alltagstrott zu reißen, sie aufzurütteln. Dies bleibt jedoch wirkungslos. Resigniert kehrt Emily ins Totenreich zurück.
Marc Bernhard-Gleißner sagt: „Erst durch die Erfahrung des Todes ist Emily in der Lage, die Kostbarkeit des Augenblicks zu erkennen. Sie erträgt die Oberflächlichkeit nicht mehr. Der Tod hat ihr die Augen geöffnet. Erst durch die Erfahrung des Todes kann sie das Leben schätzen.“
Auf Leben und Tod. … und leben!
Ist das in den Ostergeschichten nicht ähnlich?
Jesus deutet sein Leben aus der Perspektive des freiwillig akzeptierten Todes. Durch seinen Tod eröffnet Jesus seinen Freundinnen und Freunden einen tieferen Blick auf die früheren alltäglichen Begegnungen mit ihm: Zusammensein, Zuhören, Reden, Essen, Trinken, Nähe erfahren, Freundschaft leben, mit Fehlern umgehen, Verzeihen. Füreinander sorgen. Im Frieden sein. Leben aus der Perspektive des Todes bekommen diese Erfahrungen eine neue Tiefe, eine neue Intensität. Sie werden kostbar. Sakrament. Zeichen, die sie feiern sollen, bis er endgültig kommt.
Auf Leben und Tod. und leben….
Eine Herausforderung. In Corona-Zeiten. Aber nicht nur dann.
Veranstaltungen zum Thema
Impuls-Gottesdienst am 3. Mai, 19.00 Uhr
mit Prof. Dr. Hans-Georg Gradl
(Bet-phon: 09082/ 998 991 521; Code 0698#)
Tisch_gespräch am Freitag, 22. Mai, 20.00 Uhr
mit Florian Chefai und Florian Kunz
(Bet-phon: 09082/ 998 991 521; Code 0698#)
Tisch_gespräch am Freitag, 29. Mai, 20.00 Uhr
mit Maria Knebel, Trauerbegleiterin
(Bet-phon: 09082/ 998 991 521; Code 0698#)