Aus der Predigt am Aschermittwoch:
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – sie kündigen sich an. Bis letzten Sonntag stand ein großes Holzkreuz unauffällig vorn im Chorraum. Es hat seinen Weg zu uns gefunden. Viele Jahre, Jahrzehnte wurde es von jungen Leuten durch Trier getragen, von einer Kirche in eine andere. Dort blieb dann für ein Jahr, bis es wieder Zeit wurde. Auf einer solchen Reise war es schon mal in der Herz-Jesu-Kirche.
Es wurde angefertigt für den Ökumenischen Kreuzweg der Jugend. Diese Initiative entstand in den 50er Jahren und verband zuerst die Katholische Jugend diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs, der Innerdeutschen Mauer. In den 70er Jahren wurde die Initiative ökumenisch. Sicher ist der eine oder die andere von uns hinter diesem Kreuz hergelaufen.
Zuletzt stand es in der Pauluskirche. Nachdem diese geschlossen und nicht mehr für den Gottesdienst genutzt wurde, wurde das Kreuz heimatlos.
Jetzt ist es hier. Es ist groß und sperrig. Und irgendwie stimmen die Proportionen nicht mehr richtig. Ein Stück wurde abgesägt. Für den Transport musste es ein seine Einzelteile zerlegt werden. Was machen wir jetzt mit diesem Kreuz? Mit den vielen Kreuzen? Was macht das Kreuz mit uns?
In seiner Einfachheit und Klarheit zeigt es die beiden Richtungen an, die uns in der 40-Tage-Zeit neu bewusst werden.
Der eine Balken weist nach oben und nach unten gleichermaßen. Ein Fingerzeig Richtung Gott – und der Weg, den Gott selbst gegangen ist: herunter auf die Erde, vom Himmel herabgestiegen, hat Fleisch angenommen um unseres Heiles willen, um der Menschen und der ganzen Schöpfung willen.
Der andere Balken liegt hier vorn, auf dem Boden, vor dem Altar, auf der Erde. Ganz unten. Um unseres Heiles willen.
Damit wir uns vergessen, Wege verlassen, neu beginnen, uns verschenken, die Liebe bedenken, damit wir uns verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu…
Heute ist eine gute Chance für diesen Neubeginn, für den neuen Anfang.
Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung – schreibt Paulus der Gemeinde in Korinth.
(2Kor 6,2)
Ein neuer Tag beginnt. Ein neuer Anfang. Im Zeichen des Kreuzes. Mit Freude und Begeisterung, mit Klarheit und Entschiedenheit.