Liturgische Eröffnung, Begrüßung
Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Der Herr wird wiederkommen, wie er jetzt aufgefahren ist. Halleluja!
Herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst heute Morgen
an Christi Himmelfahrt – dem zweiten Osterfest.
Wir feiern heute, dass Ostern weitergeht –
dass Ostern sich entfaltet.
Und auch das heutige Fest ist keine Endstation –
Wie der Eingangsvers beschreibt:
Der Herr wird wiederkommen!
Bis dahin ist die Zeit des Geistes!
Bitten wir um sein Erbarmen.
Kyrie: Christ fuhr gen Himmel GL 319
Tagesgebet
Ewiger Gott,
in der Himmelfahrt deines Sohnes
hast du allen Menschen das Ziel ihres Lebens gewiesen.
Schenke uns das feste Vertrauen,
dass auch wir zur Herrlichkeit gerufen sind,
in die Christus uns vorausgegangen ist.
Er lebt und wirkt mit dir und dem Heiligen Geist
jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Lesung aus der Apostelgeschichte.
1Im ersten Buch, lieber Theóphilus,
habe ich über alles berichtet,
was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat,
2bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde.
Vorher hat er den Aposteln,
die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte,
Weisung gegeben.
3Ihnen hat er nach seinem Leiden
durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt;
vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen
und hat vom Reich Gottes gesprochen.
4Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen:
Geht nicht weg von Jerusalem,
sondern wartet auf die Verheißung des Vaters,
die ihr von mir vernommen habt!
5Denn Johannes hat mit Wasser getauft,
ihr aber
werdet schon in wenigen Tagen
mit dem Heiligen Geist getauft werden.
6Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn:
Herr, stellst du in dieser Zeit
das Reich für Israel wieder her?
7Er sagte zu ihnen:
Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren,
die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
8Aber ihr werdet Kraft empfangen,
wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird;
und ihr werdet meine Zeugen sein
in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien
und bis an die Grenzen der Erde.
9Als er das gesagt hatte,
wurde er vor ihren Augen emporgehoben
und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
10Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten,
siehe, da standen zwei Männer
in weißen Gewändern bei ihnen 11und sagten:
Ihr Männer von Galiläa,
was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?
Dieser Jesus, der von euch fort
in den Himmel aufgenommen wurde,
wird ebenso wiederkommen,
wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg,
der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt,
einen Sabbatweg[1] entfernt.
13 Und als sie hineinkamen,
stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses,
wo sie sich aufzuhalten pflegten….
14 Alle hielten einmütig fest am Gebet
samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu,
und seinen Brüdern.
Lesung dem Epheserbrief
So ermahne ich euch nun,
ich, der Gefangene in dem Herrn,
dass ihr der Berufung würdig lebt,
mit der ihr berufen seid,
2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.
Ertragt einer den andern in Liebe
3 und seid darauf bedacht,
zu wahren die Einigkeit im Geist
durch das Band des Friedens:
4 ein Leib und ein Geist,
wie ihr auch berufen seid
zu einer Hoffnung eurer Berufung;
5 ein Herr,
ein Glaube,
eine Taufe;
6 ein Gott und Vater aller,
der da ist über allen
und durch alle und in allen.
Aus dem Evangelium nach Markus
In jener Zeit erschien Jesus den Elf
15und sprach zu ihnen:
Geht hinaus in die ganze Welt
und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!
16Wer glaubt und sich taufen lässt,
wird gerettet;
wer aber nicht glaubt,
wird verurteilt werden.
17Und durch die, die zum Glauben gekommen sind,
werden folgende Zeichen geschehen:
In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben;
sie werden in neuen Sprachen reden;
18wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken,
wird es ihnen nicht schaden;
und die Kranken, denen sie die Hände auflegen,
werden gesund werden.
19Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte,
wurde er in den Himmel aufgenommen
und setzte sich zur Rechten Gottes.
20Sie aber zogen aus und verkündeten überall.
Der Herr stand ihnen bei
und bekräftigte das Wort
durch die Zeichen, die es begleiteten.
Predigt
Verehrte Schwester und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes!
Die Jesus-Geschichte geht weiter. Jeder Evangelist erzählt sie auf seine Weise – mit seinem Hintergrund. Den „falschen Markus-Schluss“ haben wir schon am Ende der Osternacht gehört – bevor die ganze Gemeinde in den Osterjubel ausbrach.
Mit einem Auftrag hat Jesus uns losgeschickt und der wird heute wiederholt: Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung.
Ich vermute mal, dass keiner von uns auch nur annährend so etwas unternommen hat: mit großem Missionseifer in die ganze Welt hinauszugehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu verkünden.
Haben wir schon Dämonen ausgetrieben?
Konnten wir in neuen Sprachen reden?
Hat es uns nicht geschadet, als wir Schlagen angefasst haben oder tödliches Gift getrunken haben?
Sind Kranke gesund geworden, als wir ihnen die Hände aufgelegt haben?
Ich vermute mal, dass nicht viel in dieser Richtung passiert ist – bei mir jedenfalls nicht. Ich bin froh, wenn ich einigermaßen „heil“ durch den Alltag komme.
Vielleicht muss man die Erwartungen Jesu (oder die Erfahrungen der Gemeinden des Markus, die diese Texte nachträglich verfasst haben) in kleinere Münzen wechseln, als kleinere Brötchen backen.
Was könnte sich denn seit Ostern verändert haben? Wo haben sich der Glaube und die Hoffnung des Auferstandenen ausgebreitet?
Maryam, Amin, Arvin und Milad sind in der Osternacht getauft worden und sie kommen weiter zum Gottesdienst und wollen Teil unserer Herz-Jesu-Gemeinde sein. So haben wir zusammen überlegt, wie sie sich einbringen können – am Samstagabend. Sie werden in Zukunft beim Empfangsdienst mitmachen – und sie übernehmen Aufgaben im Gottesdienst: sie helfen bei der Gabenbereitung und beim Weihrauch-Dienst. So unterstützen sie die Minis, die ja nicht nur hier in Herz-Jesu, sondern in der ganzen Pfarrei St. Matthias ihren Dienst tun.
Wir bitten alle „Alt-Eingesessenen“ ihnen freundlich zu begegnen, mal zuzuprosten, neugierig und ohne Angst mal ein kleines Gespräch zu versuchen… Wir sind mit ihnen und den anderen Mitgliedern der iranischen Herz-Jesu-Gemeinschaft gesegnet: die Welt – mit all ihren Sorgen und Hoffnungen – kommt zu uns – und wir können gemeinsam das Evangelium entdecken, zu dessen Verkündigung wir berufen sind!
Wo und wie hat sich die Frohe Botschaft weiter ausgebreitet, seit Ostern?
Ich war zu selten hier, um das für die ganze Gemeinde sagen zu können – aber ich weiß, dass sich im Leben von Einzelnen manches verändert hat, verändern wird, verändern muss.
Der Tod eines lieben Menschen, eine plötzliche Erkrankung, ein Umzug… all das sind Herausforderungen, die etwas mit dem Auferstandenen zu tun haben können.
In dieser Woche hatte ich mit einer guten Bekannten einen E-Mail-Wechsel, in dem es darum ging, wie man dem Tod begegnen kann – dem eigenen und dem eines lieben Menschen. Sie schrieb unter anderem: „Aber in unserem Glauben und dem Bewusstsein von Gott getragen zu sein, gelingt es uns, auf die ewige Heimat bei ihm zu hoffen. Dieses großartige Geschenk des Glaubens an ein Leben bei Gott ist nicht jedem vergönnt, was mir sehr leid tut. Ich kann mir nicht vorstellen kann, wie man ohne eine solche Hoffnung leben kann.“
Ist das nicht auch eine Weise, dem Dämon der Angst zu begegnen?
Vielleicht sind es gar nicht die ganzen großen Projekte, in denen sich unsere „Mission“, unser Auftrag verwirklichen lässt. Vielleicht sind es gerade die Haltungen, die den Alltag prägen könnten – die Paulus im Epheserbrief beschreibt:
Lebt entsprechend Eurer Berufung: demütig, sanftmütig, geduldig. Ertragt einander in Liebe. Bemüht Euch, Einheit und Frieden zu bewahren.
Verehrte Schwester und Brüder,
Freund*innen Jesu,
Kinder Gottes!
Nein, es macht keinen Sinn, in den Himmel zu starren – so wie es die Apostel getan haben – nach dem Abschied vom irdischen Jesus – in seinem verklärten Leib. Die Zukunft ist hier – bis er wiederkommt.
Es ist unsere gemeinsame Zukunft als Getaufte – oder wir werden keine Zukunft haben: ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.
Mir scheint, dass wir oft viel Energie aufbringen für die Sicherung der eigenen Interessen und des eigenen Vorteils.
Wenn wir diese Energie umwandeln könnten in Energie, die uns als Gemeinschaft voranbringt, dann wäre ein guter Anfang gemacht.
In 10 Tagen ist Pfingsten. Die Geschichte geht weiter.
Fürbitten (Text und Vortrag: Heidi Rischner)
Herr Jesus Christus deine Himmelfahrt bedeutet: Du bist nach deiner Auferstehung zu-rück zu deinem Vater gegangen und doch bleibst du uns nah, wie du es uns zugesagt. Wir dürfen dich in uns spüren und unser Herz sehnt sich nach einer Begegnung mit dir. Doch allzu oft gelingt uns nur ein zaghaftes Ja.
Wir dürfen dich erkennen in der Natur, die gerade ihre volle Blüte entfaltet. Ihre ganze Vielfalt bringt uns zum Staunen, mal direkt ins Auge fallend, mal erst wenn wir uns ent-schließen genauer hinzusehen, um auch das Unscheinbare zu entdecken.
Wir dürfen dich erkennen in unseren Mitmenschen, in ihrer Vielfalt. Ganz bunt wurden wir alle nach Gottes Bild erschaffen, jeder Mensch ein Unikat. Du hast uns immer wieder gesagt, dass wir Dich gerade in den Ausgegrenzten, den Benachteiligten, den Kranken finden können.
Wir dürfen dich erkennen in der festlichen Liturgie unserer Gottesdienste die von so vie-len Menschen mitgestaltet wird. Sie erfüllt uns mit Freude, öffnet und weitet unser Herz. Unsere iranischen Neugetauften sind bereit als Akolyth:innen unsere Gottesdienste zu bereichern. Darüber freuen wir uns sehr.
Wir dürfen dich erkennen, im Miteinander-Teilen unserer Nahrungsmittel. Die Gaben von Brot und Wein erinnern uns noch einmal besonders an deine Gegenwart . Du möchtest uns aufrichten, ermutigen und stärken. Unsere Gemeinschaft wird gefestigt, aber nicht begrenzt, damit wir offen bleiben können für alle, die uns begegnen wollen.
Du bringst uns eine solche Wertschätzung entgegen, über die wir nur staunen können.
Wir möchten dir gerne rückhaltslos vertrauen, aber das gelingt uns nur selten. Wie schön wäre es, wenn wir immer an deine unendliche Liebe glauben könnten! Bitte hilf uns da-bei. Amen.
Iranisches Fest im Pfarrhausgarten der KGG
Und die Lieferung von „Frisch-Eis“ aus der Neustraße rundete den wunderbaren Nachmittag ab.