Hier einige Texte und Bilder von diesem besonderen Gottesdienst:
Eröffnung (Bruni)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Begrüßung (Bruni)
Herzlich willkommen heute Abend, zu unserem Dankgottesdienst an Maria, hier in der Herz-Jesu-Kirche.
Den Herren will ich loben – so haben wir gerade gesungen und uns damit die Worte Marias im Magnificat zu Eigen gemacht. Nicht nur dieser Lobgesang Marias, sondern ihr ganzes Leben ist ein einziger Hinweis auf Gottes Güte und Barmherzigkeit.
Heute ist der letzte Tag des Marienmonats Mai. Wir wollen heute „DANKE“ sagen zu Maria. Danke für das, was sie uns in diesem Monat geschenkt hat und was wir immer wieder von ihr lernen können.
Deshalb wollen wir uns in diesem Gottesdienst auch von Maria ermutigen lassen, auf Jesus zu vertrauen und in unserem Leben mit ihm zu rechen.
Zu Beginn wollen wir innehalten und uns besinnen.
Da war ein Mensch
Da war ein Mensch,
der sagte Ja.
Der setzte nicht auf Sicherheit:
„Bevor ich ja sage, muss ich wissen,
ob da nichts schief gehen kann;
ob das mit dem Kind nicht eine einzige Enttäuschung wird:“
Er fragte nicht nach Lohn und Nutzen:
„Bevor ich Ja sage, muss ich schließlich wissen,
ob am Ende nicht alles umsonst gewesen wein wird;
ob etwas herausspringt für mich!“
Der auch nicht auf seinen guten Ruf bedacht:
„Bevor ich Ja sage, muss ich mir erst überlegen:
Was werden da die Leute sagen?
Bringt mich das nicht ins Gerede?
Da war ein Mensch, der stellte sich der Herausforderung
und sagte:
„An mir geschehe Gottes Wort.“
(Norbert Weidinger)
Maria und ihre Familie
Maria wuchs in einem kleinen Dorf auf, umgeben von Feldern und Wäldern. Ihre Eltern, Anna und Joachim, waren einfache, aber liebevolle Menschen, die ihr Werte wie Respekt, Fürsorge und Glauben vermittelten.
Schon in ihrer Kindheit lernte Maria, wie wichtig es ist, anderen zu helfen und dankbar zu sein. Ohre Eltern zeigten ihr durch ihr eigenes Beispiel, wie man mit Demut und Vertrauen auf Gott lebt.
Jeden Tag beteten sie gemeinsam und dankten Gott für das, was sie hatten. Maria wusste, dass ihre Familie ihr Halt gab und sie immer auf Gott vertrauen konnte.
Diese Werte begleiteten sie durch ihr Leben und halfen ihr, strak und mit offenem Herzen durchs Leben zu gehen.
Lesung aus dem Buch Jesaja 7,14
Darum wird der Herr von sich aus ein Zeichen geben. Ihr werdet sehen: Die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Den wird sie Immanuel „Gott mit uns“ nennen.
Wort des lebendigen Gottes.
Ansprache
Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Freunde,
irgendwo in Marseille, dieser französischen Hafenstadt, die zwischen Schönheit und Hässlichkeit den Raum für alles bietet, findet sich eine wunderschöne Darstellung von Maria. Es ist ein Graffiti.
Eine Flamme umgibt sie, sie trägt ein grünes Tuch mit gelben Sternen über Kopf und Schultern und darunter ein strahlendes Kleid. Die Augen verschlossen und den Kopf geneigt. Und sie betet. Sie sieht nicht traurig aus, nicht fromm, sondern froh und dankbar.
Bei allem Kitsch von Marienstatuen, bei aller Dramatik, die sich in den Bildern, um ihr Leben findet, ist dieses Bild einfach nur ein Hingucker:
Die Gottesmutter froh und zufrieden. Einfach eine schöne und zufriedene Frau. Jung, spritzig und die Flamme des Geistes umgibt sie.
Ich bin immer gerne an dem Graffiti vorbeigegangen. Ich musste immer dabei grinsen.
Eines Tages als ich daran vorbeigehe, steht eine muslimische Frau vor dem Graffiti und unterhält sich lautstark mit diesem Graffiti.
Erst beachte ich es nicht. Wir sind in Marseille. Diese Stadt ist verrückt. Hier ist alles möglich. Und dann fängt die Frau herzhaft an zu lachen und sagt: „merci de m’avoir écouté!“ Danke fürs Zuhören. Ich bin neugierig, spanne meinen Freund Adriano als Übersetzer ein. Gehe auf die Frau zu und frage, was sie gemacht hat.
Sie lacht laut und sagt: „Ich bin nicht verrückt. Aber ich bin Mutter. Zu Hause habe ich drei Kinder, die erwachsen werden und meinen Mann. Das größte Kind. Die schaffen mich. Die haben mehr Energie als ich und mehr Ansprüche als ich leisten kann. Wenn ich mich bei meinen Freundinnen beschweren, fangen wir an uns nur zu beschweren. Das hilft auch nicht. Bei Maria habe ich das Gefühl, die hat ein anderes Verständnis. Für mich ist Jesus ein Prophet, für Euch Gottes Sohn oder Gott, aber das ist mir nicht wichtig. Wenn einer meiner Kinder eine Prophetin wäre, dann hätte ich ja noch mehr Stress zu Hause.“ Und dann lächelt sie verschmitzt: „Und sagen wir mal, Ihr Christen habt Recht, Gottes Sohn hat auch in die Windel gemacht, er hatte Bauchschmerzen, er hat gespielt und sich verletzt, er hatte Hunger und Durst und schlechte Laune und manchmal hatte er auch ein gebrochenes Herz. Und ratet mal zu wem er dann zuerst gerannt ist. Zu seiner Mutter. Ich freue mich mit Maria zu reden. Ich habe das Gefühl, die versteht mich und sie steigt nichts in Klagen ein. Das gibt mir Kraft und viel Freude. Und jetzt muss ich zu meinen Kindern.“ In Gedanken ergänzen Adriano und ich: und zum größten Kind.
Diese Geschichte ist wichtig für mich. Ich als Ossi, der wenig Bezug zur Marienfrömmigkeit habe, sehe hier zwei großartige Frauen: Eine, die mit Maria Alltag teilt und Maria, die nicht verklärt ist, sondern die für alles einsteht, was Frausein bedeuten kann: Freundin sein, liebende und schützende Mutter sein, Zuhörerin sein, Advokatin aller Frauen zu sein.
In diesem Moment wird mir klar, wie mutig Maria war. Wie politisch.
Wenn ein Kind in der Schule Aufsehen erregt, wird meist erst die Mutter zum Elterngespräch gebeten. Sie muss die Konsequenzen ertragen für das, was ihr Kind tut. Weil Kinder eben halt noch keine Erwachsene sind. Sie muss die Vorwürfe aushalten, ob sie gut erzieht und gleichzeitig für ihr Kind eintstehen. Was Mütter und Frauen in unserer Gesellschaft leisten müssen, ist so viel und unfair dem gegenüber, wovor sich einige Männer drücken.
Und dann stellt Euch das mit Jesus vor: Er erregt Aufsehen in Jerusalem, Palästina, Judäa und an allen Orten, an dem er ist. Wie oft musste sich Maria anhören: „Na, bist Du stolz, was Deine Brut da macht?“ oder „Na, den hast Du ja gut erzogen, diesen Revoluzzer.“ Wir wissen nicht, was Maria gefragt wurde, aber dass sie gefragt wurde ist klar. Und Ihre Haltung dazu? Die Evangelien schweigen, aber nach seinem Tod geht sie als erstes zum Grab. Während die Männer Angst haben, vor den politischen Konsequenzen, will Maria ihren Sohn begraben. Sie steht zur Botschaft ihres Sohnes, egal wie die politische Großwetterlage ist, egal was sie befürchten muss. Wenn Ihr Sohn tot ist, verdient er die Ehre und die Liebe des Abschied im Begräbnis. Maria und die Frauen sind wahrhaft mutig.
Zu Maria kommt mir noch eine andere Begebenheit in den Sinn: In Johannes 19,26f. Kurz vor seiner Kreuzigung sieht Jesus seine Mutter und den Jünger Johannes, den er am meisten liebt. Er sagt, siehe Dein Sohn, siehe Deine Mutter. Leider wird diese Geschichte sehr verklärt: Maria ist die Mutter der christlichen Gemeinschaft, die wie eine Familie ist. Das mag ja nicht falsch sein, aber ich denke, da steckt noch was anderes dahinter. Johannes liegt Jesus besonders am Herzen: Er vertraut ihn nicht den anderen Jüngern an, die ängstlich sind, die ihm verleugnen, sondern seiner Mutter. Er weiß, dass seine Mutter aus Liebe für ihre Kinder kämpft wie eine Löwin. Maria steht für die politische und Heilsbotschaft mit Haut und Haaren ein. Nächstenliebe, die Sorge für die Armen und Ausgestoßenen. Sie fürchtet sich nicht. Sie verleugnet Jesus nicht. Sie nimmt seinen besten Freund als ihren Sohn an.
Wenn wir heute dem Mai dank sagen, für all das, was er uns beschert. Marienlieder singen für Marias Dienst am Heil für uns alle Menschen. Dann sollen wir feiern und froh sein, wie die Maria in Marseille. Lachen wie die muslimische Frau in Marseille. Die Freude, was der Mai uns geschenkt hat, die Dankbarkeit, wie Maria uns beistand und uns als Kind in unseren Gebeten aufnahm, feiern wir heute. Sie sollte aber auch Konsequenzen haben: Die gleichen Rechte und Ämter für Frauen in der katholischen Kirche wäre ein Anfang. Amen.
Meditation nach der Kommunion (mbg)
Eine Frau geht über die Straßen.
Freude beflügelt ihren Schritt.
Sie kann das Wunder kaum fassen:
GOTT geht mit.
Sei weiß, es waren nicht nur Worte,
sie spürt, das Wunder wird wahr!
Sie eilt, es den anderen zu sagen:
GOTT ist da!
So geht manche Frau durch das Leben.
AVE MARIA!
Eine Frau geht über die Straßen.
Trauer verdunkelt ihren Blick.
Die Frage steht vor ihrem Herzen:
Geht GOTT mit?
Er wankt, mit dem Galgen beladen,
verlacht, verkannt, ganz allein.
Sie kann keinen anderen mehr fragen:
Ist GOTT da?
So geht manche Frau durch das Leben.
AVE MARIA
Eine Frau geht über die Straßen.
Liebe drängt hin zu dem Grab.
Die Hoffnung blieb auf ihren Wegen.
GOTT geht mit!
Der Stein, der das Leben begraben,
liegt abseits und Licht hüllt sie ein.
In Freuden kann sie wieder singen:
GOTT ist da!
So geht manche Frau durch das Leben.
AVE MARIA