EMPFANGT WAS IHR SEID – WERDET WAS IHR EMPFANGT. Fronleichnam 2023 – eine Spurensuche und ein Ausblick

FRONLEICHNAM IN KLAUSUR 2023

In diesem Jahr verbringe ich Fronleichnam im Krankenhaus – wieder ein Therapie-Aufenthalt. Mir geht’s gut – aber mein Bewegungsradius ist sehr eingeschränkt. Ich sitze auf der Dachterrasse – gleich werden die Markisen sich öffnen, weil die Sonne scheint. Es ist noch frisch. Gegenüber in der Krankenhaus- und Klosterkirche „klingen mächtig Orgeltöne“. Wegen meiner „Kampfmittel“ darf ich da aber nicht hin. Mal sehen, was Gott mir in diesem Jahr zeigt.
Auf die Übertragung im Fernsehen habe ich keine Lust. Und seit Corona habe ich zum Kommunionempfang sowieso ein anderes Verhältnis. Meinen Glauben und meine Hoffnung schmälert es nicht, wenn ich auch an einem Tag wie heute die Heilige Kommunion nicht  empfange. Ich fühle mich genauso Teil des Leibes Christi – der ja nicht in der Heiligen Messe „hergestellt“ wird. Der Leib Christi IST – und ich bin ein Teil davon. Seit meiner Taufe.

FRONLEICHNAM ONLINE 2022
Unvergesslich – das Fronleichnamsfest im letzten Jahr 2022: Corona hatte mich erschwischt. Mit einigen Freund*innen haben wir im Coronamodus online Fronleichnam gefeiert – in schönster Umgebung auf meinem Balkon – mit vertrauten Menschen. Empfangt, was Ihr seid und werdet, was ihr empfangt… so schreibt es Augustinus in seiner Predigt 272. Wir waren eine vertraute Gemeinschaft von Menschen, die ihren Weg in der Nachfolge Jesu gehen… und die versuchen, immer mehr und immer wieder neu zu werden, wer wir sind: Christi Leib. In unserer Welt und Zeit. Mehr hat es für mich nicht gebraucht – im letzten Jahr….

GETAUFT AN FRONLIECHNAM – SPURENSUCHE IN OBERWINTER
In diesem Jahr überraschte mich meine Mutter an meinem Geburtstag mit einer aufregenden Neuigkeit: „Du bist ja an Fronleichnam getauft worden“ sagte sie so ganz beiläufig, und ich fiel fast von der Balkonbank. „Waaas? Das erfahre ich erst heute, 64 Jahre nach der Taufe?“ „Ach ich dachte, Du wusstest das!“ Ja, klar, ich war ja dabei… Zuerst googlten wir – aber meine Mutter mit ihrem Faktengedächtnis hatte natürlich recht: Der 28. Mai 1959 war Fronleichnam.

Dann dachte ich: „Jetzt wird mir so einiges klar!“ Ich wollte unbedingt vor Fronleichnam nach Oberwinter, in die Laurentius-Kirche, in die Taufkapelle, in die Sakristei… ich wollte auf Spurensuche… was nicht so ganz einfach ist in der kleinen schmucken gut renovierten und restaurierten Kirche… Die sah in den 60er und 70er Jahren alles noch ganz anders… Fündig geworden bin ich trotzdem.


Die Taufkapelle ist da – mit dem Taufstein aus dem 13. Jarhhundert, der immer schon eine unglaubliche Würde ausgestrahlt hat. Meine Mutter erzählte, dass sie nur mit wenigen Menschen bei der Taufe waren: meine Eltern, meine Großeltern, die auch meine Paten waren, der Pastor und ich. Taufe – das war nichts Besonderes. Fotos gibt es keine. Es war am Nachmittag des Fronleichnamsfestes. Pastor Dupont erwartete uns an der Tür, 12 Monate – nachdem er meine Eltern getraut hatte. Alles in Ordnung, also…
Alles war in Latein, so dass niemand etwas verstand. Mein Vater  horchte aber verduzt auf, als Pastor Dupont mich auf „Raphaelus Henricus“ taufte.  So verdanke ich ihm meinen Namenspatron „Raphael“. An viel mehr erinnert sich niemand.
Die Taufe wurde erst im Theologiestudium bedeutsam. Nachträgliche Gedanken, sozusagen, die nicht mit einer Erfahrung verbunden sind. Schade.

Der Heilige Laurentius stand damals noch über der Sakristeitür, die Kirche war insgesamt viel dunkler- und trug noch die Spuren der Kriegszeit. 1975 wurde sie renoviert.

Das Retabel des Hochaltars war ursprünglich die Kanzel,  der „Predigtstuhl“. Die Figuren waren aus dunklem Holz und wurden 1975 farblich gefasst. Für den Predigtstuhl gab es nach der Liturgiereform und der Einführung von Lautsprecheranlagen keine Notwendigkeit mehr. 
Hier, vor der Tür zur Sakristei, bekam der beliebte Pastor Josef Dupont 1967 einen Herzinfarkt und starb plötzlich. Mein Opa und die „Alten“ haben gesagt: die „Trierer haben den auf dem Gewissen, der war denen zu modern!“ Ich erinnere mich, wie wir Schulkinder ihm im kalten März das letzte Geleit gegeben haben – als der Leichenwagen über die lange Hauptstraße zum Ortsausgang fuhr – damit er in seiner Heimat Stromberg/Hunsrück bestattet werden konnte. „Wir sind nur Gast auf Erden“ und „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ haben wir zur Verabschiedung in der Schule gelernt.

Ein Fenster habe ich entdeckt, das ist mir noch nie so richtig aufgefallen, ganz bescheiden direkt an der Orgelempore: „Ich danke Dir, o Gott, dass du mich zu deinem Werkzeug berufen und des Dienstes am Altare gewürdigt hast. J.D. 1953. Da ist er wieder, der Pastor Josef Dupont.   Er wurde in meiner Familie als „Lichtgestalt“ verehrt.  Ob er etwas damit zu tun hat, dass ich Priester geworden bin? Möglicherweise…

Ist möglicherweise ein Bild von 3 Personen, Kind und Personen, die stehenIch durfte Pastor Dupont am Josefstag im Kindergarten zum Namenstag gratulieren. 

Draußen vor der Kirche stehen noch weitere Erinnerungsstücke aus dieser Zeit: die großen Granitplatten, die den Nachkriegsaltar bildeten, ebenso die beiden Ambonen aus dieser Zeit. An diesem Altar bin ich 1967 zur Kommunion gegangen – wenige Wochen nach dem Tod von Pastor Dupont.

Im Sommer 1967 kam Pastor Butterbach und führte die Neuerungen des Konzils in Oberwinter ein, zuerst mit einem provisorischen Volksaltar, den mein Opa geschreinert hatte. Später wurde der große Altar für die neue Zelebration umgerüstet. In dieser Zeit war ich Messdiener. Das Stufengebet habe ich noch in Latein gelernt, ohne irgendwas zu verstehen: „Introibo ad altare Dei, ad Dei qui laetificat juventutem meam!“ Durch den Altardienst fand ich in die Liturgie, in diese geheimnisvolle Welt voller Überraschungen… zumal in der Zeit, als sich alles veränderte… Die Zeit der Ringbücher und der Provisorien entstand. Das habe ich mir bis heute bewahrt: Ringbücher und Privisorien – für eine Kirche unterwegs.

Spuren meiner Messdienerzeit  waren in der Sakristei zu finden: die Gewänder, die tief in meinem Bewusstsein verwurzelt: das „Eucharistie-Gewand“ mit den stilisierten Trauben und Weizenähren, der Chormantel mit dem Kreuz und der Traube und das „Segenshäuschen“ mit den vielen Kerzen, in dem das Allerheiligste stehen musste, um vom dem Wetter sicher zu sein… Und natürlich das Prozessionskreuz, das ist oft getragen habe – auch zum Friedhof. Das alles sind Spuren in meiner Glaubenserinnerung.


Fronleichnam war immer der Spiegel der Kirchlichkeit. Etwa 1972 wurde die Fronleichnamsfeier reformiert: Messe auf dem Schulhof, Prozession nach St. Laurentius, dort Schluss. Diese Form wurde sehr kontrovers diskutiert.
1974 kam Pfarrer  Lonquich – und die Gruppenleiterrunde überzeugte ihn, dass wieder eine Prozession mit 4 Altären stattfinden sollte – die Gruppenleiterrunde würde für die inhaltliche Gestaltung sorgen. Klar, die Leute waren auf unserer Seite – wir halfen beim Aufbau und hatten thematische Texte für die Altäre vorbereitet, an die Themen erinnere ich mich heute noch: bei den Franziskanerinnen: „Alt und jung“ (wegen Kindergarten und Altenheim), an der Schlosserei Schäfer auf dem Holzweg „Arbeit“, in der Mariengasse „Frauen“ und zum Schluss der Segen auf dem Bolzplatz/Pfarrhof. Seitdem kann ich mir nicht mehr vorstellen, eine Fronleichnamsprozession ohne Bezug zur Welt, in der wir leben, zu feiern. Wir sehen unsere Welt mit den Augen Jesu – und bringen sie im Gebet zu ihm.

Echte Highlights waren die Fronleichnamsfeiern mit der Gehörlosengemeinde 2003 – 2005 in Laut- und Gebärdensprache in Oberwinter. Echte Erfahrungen einer inklusiven Kirche – in der für alle Platz ist.  Mit Gottesdienst und Beisammensein. Sie wurden nicht fortgeführt, weil sie vom neuen Pfarrer nicht erwünscht waren.

 

Während ich schreibe,  zieht  gerade die Prozession aus St. Martin nach St. Paulin mit Blasmusik zur Mariahilf-Kapelle, während in der Kloster- und Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüderdie Orgel zur Kommunion spielt. Und jetzt dröhnt das Vaterunser aus dem Megaphon. „Katholische Reizüberflutung“ oder 1. und 2. Programm gleichzeitig. Beides ist gefühlt gleich weit weg. Zu sehen ist nur die große Kastanie und die Klosterkirche. Reicht heute morgen völlig. Und jetzt geht die Markise runter – zur Feier des Tages. Großartig!

Sie funktioniert irgendwie noch – die Fronleichnamsprozession.   Prozessionsspitze vollständig, Musik schön, immer noch eine beachtliche Zahl von Teilnehmenden. Priester in unterschiedlichen Paramentenstilen gekleidet… Aber ich muss zugeben: das Ganze wird mir immer fremder. Aus vielen Gründen.

Nicht ganz ohne Ironie war das Begleitfahrzeug, das die Sicherung übernahm…

NACH-DENKEN ÜBER DIE EUCHARISTIE – und was daraus wurde…

Die Eucharistie war und ist eines der wichtigsten Themen meines Glaubens. Im Laufe meines Lebens ist mir immer deutlicher geworden, wie sehr die Definitionen des Konzils von Trient nicht geeignet sind, meinen Glauben zu verlebendigen. Seine „digitalen“ Formulierungen (Anathema sit – sei ausgeschlossen) nähren meinen Glauben, mein Hoffen und mein Tun kaum. Daher war ich immer auf der Suche nach anderen Wegen. Es muss Wege geben, über den Glauben des Kommunionsunterrichtes hinaus zu kommen.

Diplomarbeit
Am 15. April 1983, vor genau 40 Jahren, habe ich meine Diplomarbeit in Theologie über „Die Eucharistielehre des anglikanischen Bischofs Charles Gore 1853 – 1932. Was wenig spannend klingt, war für mich ein „Thriller“: Wie lässt sich die Eucharistie denken und feiern – ökumenisch weit und trotzdem katholisch? Charles Gore, der Gründer der Community of the Resurrection in Mirfield/England, war eine echte Inspiration. 

 

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Die Vorarbeiten waren mühsam – der Professor wollte, dass ich mich vor modernen Zugängen zuerst einmal gründlich mit den griechischen vor- und nachephesinischen und dann auch mit den lateinischen Kirchenvätern beschäftigen sollte, um die Lehre Gores richtig einordnen zu können.
Nach der inspirierenden Beschäftigung mit der Hl. Eucharistie in der Sakramentenvorlesung von Alexandre Ganoczy an der Universität in Würzburg war das zuerst ziemlich langweilig und trocken. Ganoczy nutzte die moderne Kommunikationstheorie zur Auslegung der traditionellen Lehre in unsere zeitgenössische Sprache und in unserer Denken.
Dennoch hat auch die Beschäftigung mit den Vätern meinen Blick geweitet, vor allem die Predigt 272 des Augustinus von Hippo.  Augustinus hat eher ein ganzheitliches weites Verständnis der Eucharistie. Von ihm ist der Satz überliefert: „Empfangt, was ihr seid – und werdet, was Ihr empfangt: Christi Leib“ (Predigt 272).  Mein – durchaus katholisches – Eucharistieverständnis speist sich stärker durch das Beziehungsgeflecht zwischen dem Menschen Jesus von Nazareth, dem auferstandenen und wiederkommenden Christus und mir/uns, die wir nach dem Verständnis von Paulus hier und heute der Leib Christi sind. Dagegen finde ich die Fragen, wie denn Jesus im Brot und Wein anwesend ist (Realpräsenz) und wie und wann und wodurch die Wandlung geschieht (Transsubstantiation)  für meinen persönlichen Glauben nicht sehr bedeutsam.  Es setzt philosophische Gedankenmodelle voraus (Substanz/Akzidenz), die heute niemanden mehr überzeugen. Die Antworten auf diese Fragen haben etwas „Digitales“, Berechenbares“ und „Materialistisches“. Mir fehlt die Dynamik der Veränderung, der offene Prozess, der vom gelingenden Ende her inspiriert wird.

In meinem rheinisch-katholischen Erbgut gibt es natürlich auch die FronIeichnamserfahrung der Kindheit. Aber es gab immer wieder im Laufe der Jahre Versuche, meine theologischen Einsichten mit der volkskirchlichen Tradition an Fronleichnam zu verbinden. Das Ziel der Eucharistie sind nicht der Segen und die geistige Kommunion, sondern die sinnliche Kommunion, die durch das Mahl mit Brot und Wein gefeiert wird – mit dem auferstandenen Christus, der dennoch nicht „durch die Speiseröhre in unserem Magen“ geht, sondern der uns umgibt, wie die Luft die wir atmen und der uns eingliedert in seinen mystischen Leib.

Fronleichnam am Matheiser Weiher und in  Herz Jesu…
Bild: Marlies Lehnertz-Lütticken

2017 – im Jahr des Reformationsjubiläums – hat Pfarrerin Wiebke Dankowski uns beim „Open-Air-Fronliechnams-Gottesdienst“ an den Mattheiser Weihern ein „Reformatorisches Wort“ mitgegeben. Es war eine gute Tradition, dass sich die „Evgl. Christuskirchengemeinde“ an der Fronleichnamsfeier beteiligt. Mir war es wichtig, dass die evangelischen Teilnehmenden nicht nur zu Gast waren, sondern auch eine Stimme haben – und ihre Anliegen ins Wort bringen.  Sie sagte unter anderem:
„Die Reformatoren und unsere Bekenntnisschriften mahnen vor allem an, dass der Empfang des Abendmahles untrennbar mit einem Gottesdienst verbunden sein muss, dass das Abendmahl von Christus zum Gebrauch gestiftet wurde und nicht für eine davon losgelöste Prozession und dass man die Elemente Brot und Wein nicht auseinanderreißen darf.“

2018 in Herz-Jesu versuchten wir es:  Das Ziel: Wie kann ein Fronleichnamsgottesdienst mit volkskatholischem Flair (Prozession, Lieder, Weihrauch, goldene Geräte usw.) gefeiert werden, ohne die Absicht der Einsetzung der Hl. Eucharistie aus den Augen zu verlieren? Wir fügten die Prozession nach dem Vaterunser der Messe ein – als Zeichen unserer Anbetung und Ausdruck unserer Bereitschaft,  hinter Jesus her zu ziehen und mit ihm und miteinander Kommunion zu feiern, natürlich in beiden Gestalten.  Wir sagten JA dazu, dass wir eingegliedert werden in seinen „dynamischen Leib“. Zum Dank nach der Kommunion sangen wir das „Te Deum“ und beendeten den Gottesdienst mit dem einfachen Segen. Form und Inhalt überzeugten die Teilnehmenden.

Gründonnerstag Corona 2020
Die Corona-Pandemie und der erste große Lockdown stellte uns als Kirche und Gemeinde vor große Herausforderungen. Wie können wir ein Gemeinschaftsgefühl wach halten, das durch die äußeren Bedingungen zutiefst gestört ist. Wie können wir Sakramente der Nähe feiern, wenn physische Nähe gefährlich ist? Und die dahinter stehende Frage: Was will Gott von uns und mit uns in dieser Situation?
Für mich kam es nicht in Frage, die Eucharistie ohne Gemeinde zu feiern. Gott weiß, in welcher Situation wir sind – und Gottes Geist wird uns Ideen geben, damit umzugehen.
Am Gründonnerstagabend waren gut 25 Personen an ihren Telefonen versammelt. Mit folgenden Worten hatten wir zur Feier eingeladen:
Wir feiern an diesem Gründonnerstag an unterschiedlichen Orten das ABENDMAHL JESU.  Schmerzlich wird uns in diesem Jahr bewusst, dass wir nicht gemeinsam um einen Tisch sitzen, Mahl halten und einander die Füße waschen, so wie wir das in den letzten Jahren in Herz-Jesu getan haben.
Und dennoch: Schriftlesungen, Lieder und Gebete schlagen die Brücke in den Abendmahlssaal Jesu und noch weiter zurück zum Abend des Pessach – dem Vorübergang des Todes-Engels – zu der Nacht, in der Gott sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägyptens in die Freiheit führte.
„Warum ist diese Nacht anders als alle Nächte“- fragt der Jüngste den Ältesten bei der jüdischen Pessachfeier. In dieser Gründonnerstag-Nacht ist auch „alles anders“. Körperliche Nähe ist uns in dieser Zeit verboten, wir üben Berührungsverzicht, um die Ausbreitung von Corona zu verlangsamen und um die Schwächsten zu schützen. 
Nicht verboten ist die Gemeinschaft im Glauben, im Beten und Singen, an unterschiedlichen Orten, allein – oder in kleinsten Hausgemeinschaften. 
Heute Abend wollen wir „Zuhause“ ABENDMAHL feiern – an unterschiedlichen Orten und trotzdem gemeinsam. Bereitet bitte eine Kerze, ein Stück Brot und einen Schluck Wein oder Traubensaft vor!

Jesus unser Freund, Bruder und Herr,
an diesem Abend sind wir zuhause an vielen Orten.
Wir sind in der Zerstreuung –
jede und jeder zuhause –
allein – oder mit wenigen Menschen an unserer Seite.
Wir vermissen schmerzlich die Nähe der anderen,
die Gemeinschaft im Beten, Singen und im Feiern des Mahles.
Trotzdem sind wir in deinem Namen zusammen,
zwei oder drei und mehr.
Wir haben dein Wort gehört und deinen Auftrag.
Wir glauben und hoffen, dass Du gegenwärtig bist,
nach deinem Wort.
Auch heute Abend
feiern wir deine Liebe und deine Hingabe.
Auch heute Abend feiern wir,
dass Du bei uns bist bis zum Ende der Welt.
Auch heute Abend feiern wir deine Gegenwart –
wenn wir vom Brot essen und vom Wein trinken,
bis du wiederkommst in Herrlichkeit. Amen.

Nach traditioneller katholischer Auffassung haben wir an diesem Abend und auf diese Weise nicht das Sakrament der Eucharistie gefeiert. Dennoch waren viele Teilnehmenden zutiefst berührt und getröstet von der erlebten Nähe miteinander – trotz des störungsanfälligen Mediums „Telefon“. Sie waren überzeugt von der Gegenwart Jesu. „… es ist, was es ist…

Glaubensschule online 2021:  „Brot, das die Hoffnung nährt“

Nachdem im Corona-Jahr 2020 die Erstkommunionvorbereitung und die Erstkommunion in der Pfarrei St. Matthias aus verschiedenen Gründen völlig schief gelaufen waren, wollten wir 2021  einen ganz neuen Anlauf starten. Nach fast 30 Jahren war ich wieder hauptverantwortlich für die Erstkommunion-Vorbereitung. Für mich kam nicht in Frage, an den gleichen Fragen und Frustrationen anzuknüpfen, die wir vor 30 Jahren schon hatten.  Deshalb wir mir wichtig, dass wir uns in der Pfarrei erstmal „ehrlich machen“ über das Thema Eucharistie, bevor wir uns mit den unterschiedlichen Erwartungen an die Feier und den Umgang damit beschäftigen.

Ein Element war eine online-Glaubensschule für interessierte Gemeindemitglieder und interessierte Eltern des Kommunionjahrgangs 2021.
Es waren insgesamt fast 30 Teilnehmende. 4 Abende dauerte der Kurs. Es sollte darum gehen, den eigenen Glauben aus dem eigenen Kommunionunterricht zu heben und weiterzuentwickeln.
https://sredna-herzjesu.de/eucharistie-seminar-sredna-online21/ 

Ausgangspunkt waren die Erfahrungen und die Fragen der Teilnehmenden, ihre Zweifel, ihr Frust. Eine weitere Quelle war das ungewöhnliche Buch von Anselm Schubert: „Gott essen. Eine kulinarische Geschichte des Abendmahls“. Und natürlich  der passende Abschnitt aus dem Katechismus der Katholischen Kirche. Ziel war es, sprachfähig zu werden über den eigenen persönlichen Glauben.
Die Zusammensetzung der Gruppe war ein echter Katalysator für die engagierten Gespräche. Es war selten klar, wo die Gespräche endeten. Dieser Kurs war die Voraussetzung für einen völlig neuen Weg der Erstkommunionvorbereitung in der Pfarrei St. Matthias.
Hier gehts zum ersten Kurs

Ein neuer Weg  seit Januar  2023
Für mich persönlich waren die ersten Monate des Jahres 2023 sehr herausfordernd und intensiv. Und es ist noch nicht wirklich  abzusehen, wohin die Reise von Erkrankung und Genesung führt. „Jeder Tag ist eine Wundertüte“ sagte einer der behandelnden Ärzte. Das geht natürlich auch an meiner Beziehung zu Gott nicht spurlos vorüber. Ich fühle mich – in aller Sorge und Angst – geführt und begleitet. Dennoch frage mich mich, wohin der Weg geht und wie Gott Unterstützung und Hoffnung zeigt.
Dabei spielt der „Leib Christi“ eine wichtige Rolle – allerdings in einem weiteren Sinn. Es sind die Menschen, die mir „als Christus“ begegnet sind. „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit.“ (1 Kor 12,26) Das bin nicht nur ich, da gibt es so viele mehr… Ich bin auch nicht nur ein „leidendes Glied“, sondern ein zutiefst dankbares. Der Leib Christi war und ist mir ein Gegenüber und gleichzeitig bin ich Teil davon.
Es war so wunderbar, den „Leib Christi“ zu erleben in allen, die mich besucht haben, die geschrieben und für mich gebetet haben.  Die einfache Eucharistie in einem säkularen Krankenzimmer im Heidelberger Uni-Klinikum mit 2 guten Freunden war ein besonders Erlebnis: hier verdichtete sich als Sakrament, was ich unzäghlige Male erlebt habe und weiter erlebe.

Die Ostertage 2023 – besonders die Osternacht – brachten es auf den Punkt, mit den Worten des belgischen Chansoniers Jacques Brel: „Wenn uns nur Liebe bleibt, dann gehört uns die Welt…“ Die Liebe ist es, die uns vom Ende her entgegenkommt in Jesus Christus, die alle Unzulänglichkeit umfängt, die Hoffnung macht – und die Kraft gibt zum Kämpfen. Der vollendete Leib Christi, den wir in der Kommunion empfangen, macht Mut für den Weg!


HERZ-JESU-FEST am 18. Juni 2023
– Wir, die Vielen, ein Leib!
Emfpangen wir, was wir sind und werden wir, was wir empfangen.
Den Leib Christi wollen wir in den Mittelpunkt unserer Inklusiven Festmesse in Gebärdensprache und Lautsprache beim Herz-Jesu-Fest stellen,  im Rahmen des großen Nachbarschaftsfestes im Trierer Süden.
Unser Themenbild deutet an, was wir erlebbar machen wollen: dass wir zusammen der Leib Christi sind – als Gabe und Aufgabe.
Wir wollen den Gottesdienst etwas anders feiern als sonst, so dass das Große Dankgebet und die Kommunion mit Brot und Wein wirklich im Zentrum des Gottesdienstes stehen. Ich bin gespannt: Springt der Funke über? Wird eine neue Erfahrung möglich? Eine, die die Seele nährt und zum Handeln anregt?
Ein Versuch ist es wert – auf der Spur des Heiligen Augustinus:
Empfangt, was Ihr seid – und werdet, was Ihr empfangt! Christi Leib!

 

 

 

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