Pfingsten am 30. Mai, 17:00 hoch_amt – mit fish’n music

Eigentlich wollten wir den Pfingstsamstag mit Menschen in der Herz-Jesu-Kirche verbringen, die sich mit dem Thema „diakonische Kirchenentwicklung“ beschäftigen…
„Wer Jesus am Herzen liegt – unterwegs zu einer dienenden Kirche“.
Auch wenn wir in Herz-Jesu und mit sredna eine Menge Erfahrungen gemacht haben in den letzten Wochen, so wird dieser Tag doch nicht so stattfinden können wie geplant.  Was aber bleibt, ist der Auftritt der Combo „Fish’n Music“.



Hier ein paar Eindrücke von Fish’n Music:

Zur Gabenbereitung: Hab keine Angst

Zum Brotbrechen: Jesus Christus Sohn des Lebens

Zur Kommunion: May my angel guard me

Zum Schluss: So here I am

Predigt

Ich brauch‘ Tapetenwechsel sprach die Birke
Und macht‘ sich in der Dämmerung auf den Weg
Ich brauche frischen Wind um meine Krone
Ich will nicht mehr in Reih und Glied
In eurem Haine stehen, die gleiche Wiese sehen
Die Sonne links am Morgen, abends rechts.

Liebe Schwestern und Brüder,

mit diesem Song von „der Knef“ habe ich die Pfingstpredigt im letzten Jahr begonnen. Es war am Tag nach der 2. Solidaritätsnacht der Trierer AIDS-Hilfe hier in der Kirche. Die roten Solidaritätslichter in Form der AIDS-Schleife brannten noch hier vorm Kreuz…Nachdem sie zuerst draußen vor der Kirche entzündet wurden, mussten wir sie vorm Sturm schützen und in Windeseile standen sie hier – vor dem Kreuz und der Osterkerze – da, wo jetzt der Tisch steht – in pfingstlichem Rot.

Jetzt, ein Jahr später, haben wir den Tapetenwechsel.
Und ich bin mir nicht so sicher, ob wir nochmal so einfach und unbedacht darum bitten würden.

Die Welt hat sich verändert – hat begonnen,  sich zu verändern. Der Tapetenwechsel ist global. Er ist nicht das Ergebnis einer freien Entscheidung – sondern er ist eine Re-Aktion. Corona hat uns Veränderungen aufgezwungen – hat uns Veränderungen abgerungen.

Es ist ja so eine Sache mit der Freiheit. Einerseits waren wir nicht frei, haben uns nicht frei gefühlt – als wir durch staatliche und hier auch kirchliche Anordnungen – in den Lockdown gezwungen wurden, verbannt und eingesperrt. Und dabei waren wir hier in Deutschland ja noch ganz gut dran, verglichen mit unseren unmittelbaren Nachbarn in Luxemburg und Frankreich, erst recht in Italien…

Andererseits hatten wir aber sehr wohl die Freiheit – zum Beispiel uns zu engagieren, andere Wege der Gemeinschaft und der Solidarität zu suchen… und da hat uns niemand eingeschränkt – ich habe es hier schon oft gesagt: „Wir waren nicht eingeschränkt, unsere Religion auszuüben“ – ganz im Gegenteil. Hier war und ist mehr los als in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten: hier in der Kirche, am Telefon, auf der sredna-Website. Das alles wäre unter einem autoritären Regime nicht möglich – siehe Nazi-Deutschland und DDR.

Und ganz ehrlich: auf die Freiheiten, die sie nun die sogenannten „Covidioten“ rausnehmen, auf die Freiheit den „Verschwörungsstuss“ in die Welt zu posaunen, auf die Freiheit zum „gefährlichen und gefährdenden Blödsinn“ kann ich ganz gut verzichten.
Deshalb haben wir uns als sredna-herzjesu e. V. dem Aufruf zur Demonstration GEGEN die „Monatsspaziergänge“ angeschlossen, die auch für Trier geplant sind – und die rechte Hetze verbreiten, wie am letzten Montag geschehen – und für den Pfingstmontag ist es auch zu befürchten.

Wir bleiben dabei: wir entscheiden uns frei für Vernunft und Solidarität – wir schränken uns ein, um Menschen zu beschützen,  und Behandlung und Pflege für die zu ermöglichen, die sie besonders brauchen.

Das bedeutet nicht, dass es keine Diskussion und keine anderen Meinung geben dürfte – als das, was unsere Regierungen auf den verschiedenen Ebenen für richtig halten und anordnen. Im Gegenteil. Es muss darüber geredet und gestritten werden, wie unterschiedliche Wertvorstellungen und handfeste Interessen ausgehandelt werden. Das darf auf keinen Fall unterbunden werden – ich kann aber auch nicht erkennen, dass das eine Regierung versucht.

Zurück zum Tapetenwechsel. Im Bild gesprochen: Jetzt ist die Tapete mal runter, nach vielen Jahren und Jahrzehnten… manche sagen, seit 100 Jahren – seit der Spanischen Grippe. Und jetzt? Der Tapetenwechsel beginnt ja meist mit Abriss der alten Tapete. Dann ist Baustelle.

Wo wollen wir denn hin? Welche Bilder von der Zukunft haben wir denn? Was kommt uns denn entgegen?

Am letzten Sonntag haben wir auf das Vakuum geschaut, in dem wir sind: Jesus ist an Karfreitag gestorben, seit der Auferstehung hat er sich immer wieder gezeigt – und auch wieder entzogen – und mit der Himmelfahrt hat sich sein Leben ganz in der Welt vollendet, aus der er gekommen ist – an der Rechten des Vaters. Und hier? Hier ist Vakuum. Leerstelle.
Wir haben das tröstliche Wort von Matthäi am letzten gehört, dass er bei uns ist – bis ans Ende der Welt. Also auch im Vakuum.

Pfingsten trägt eine neue Erfahrung ein: da gibt es einen Geist, der von oben, aus der Zukunft Gottes in die Herzen eingegeben wird – einen anderen Geist… einen Neuanfang aus der Zukunft….

Wir haben in den Bitttagen vor Christi Himmelfahrt in den täglichen Gebeten am Telefon uns an das Schreiben von Papst Franziskus erinnert „Laudato si Über die Sorge für das gemeinsame Haus“, er vor 5 Jahren veröffentlicht hat. Man kann es als Zukunftsbild lesen… als das, was geschieht, wenn wir unsere Verantwortung für das Gemeinsame Haus wahrnehmen.

Gerade jetzt lohnt sich es, nochmal darin zu lesen, wo alte Tapeten abgerissen und neue Tapeten geklebt werden…. Es können und dürfen ja nicht die Tapeten von gestern sein…

Franziskus schreibt ganz am Anfang von Laudato si:
„Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können. Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammen zu arbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen…. Gerade die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung.“

Haben wir nicht gerade mit Corona erlebt, wie sich eine Seuche von einem kleinen Punkt der Welt über den ganzen Globus ausbreitet – das von keinem Kapital und keiner Atomwaffe aufzuhalten ist? Hat diese Ausbreitung von Corona nicht nochmal im Zeitraffer – sozusagen zum Mitverfolgen – alle globalen Probleme ansichtig gemacht, die besonders das kapitalistische Wirtschaften seit seiner Entstehung über die Erde gebracht hat? Zeigt andererseits die fieberhafte globale gemeinsame Suche nach einem Impfstoff nicht, wie eigentlich alle globalen Herausforderungen angegangen werden müssen?

Der Papst sieht als Lösungsweg eine ganzheitliche Ökologie, eine ganzheitliche Sorge um das Gemeinsame Haus: er benennt die Bereiche Umwelt, Wirtschaft, Soziales – aber auch die Bereiche Kultur, alltäglicher Umgang miteinander und Wohnen, das Prinzip des Gemeinwohls und einer generationenübergreifender Gerechtigkeit. Und er beschreibt den Weg dorthin: ein anderer Lebensstil, ein neues Bündnis zwischen Menschheit und Umwelt, eine ökologische Umkehr, ein neuer Dialog zwischen Wissenschaft und Religionen – und Haltungen wie Freude, Frieden und Liebe.

Das ist dann wirklich eine neue Tapete – die es sogar schon gibt – und die eigentlich jedem Mann und jeder Frau und allen Menschen gefallen müsste… gefallen könnte….

Vielleicht lehrt uns der Abstand, den wir gerade halten müssen, auch hier – einen Blick auf uns als Einzelne. Es geht um uns, um jede und jeden Einzelnen. Wir können uns nicht verstecken, in der Familie, im Freundeskreis, in der Kommune, im Volk, in der Gesellschaft, in der Menschheit, der Kirche.
Wir sind Einzelne – und gehören dennoch zusammen.
Seitdem wir hier in dieser Sitzordnung Gottesdienst feiern, werden mir diese Spannungspole immer deutlicher bewusst: wir sind Einzelne… und trotzdem eine Gemeinschaft, ein Netzwerk.

Und in unsere Herzen, in unsere Gemeinschaften aus Einzelnen ist der Neue Geist, die Kraft aus der Höhe ausgegossen… und es wird drauf an kommen, wie viel Raum wir ihr geben.

Liebe Schwestern und Brüder,

noch ziemlich am Anfang, nachdem die Corona-Pandemie Deutschland erreicht hatte, schrieb der Zukunftsforscher Matthias Horx einen aufsehenerregenden Beitrag:  „Die Welt nach Corona. Wir werden uns wundern, wenn die Krise vorbei ist“. https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/

Den Schluss dieses Beitrags möchte ich an den Schluss der Predigt stellen. Horx schreibt:
Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO2-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.
Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden.
Das System neu starten!
Abkühlen!

Musik auf den Balkonen!

So geht Zukunft.

Frohe Corona-Pfingsten Zwanzigzwanzig!

 

Hier geht’s zu den Informationen über die Feier des Gottesdienstes unter den Bedingungen des Schutzkonzepts

Fish‘ n Music – das sind:
Melanie Münster – vocal,  Stefan Kölsch – keyboards , Stefanie Lamberti – keyboards,  David Bruch – guitar, Roman Lamberti – bass

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