Begrüßung
Liebe Schwestern und Brüder im Geist,
willkommen – heute Abend, hier!
Pfingsten 2021.
im letzten Jahr – am Abend des Eurovision Song Contest.
„Euphoria“ – war unser Thema, Begeisterung!
Ja, Begeisterung haben wir gespürt –
neue Energie strömte in unsere Knochen und Herzen,
nach dem 2. Ostern mit Corona…
Trotziger Widerstand – aus der Ruach, der Geistkraft Gottes.
Pfingsten 2022.
Beginnt flammend Rot.
Wenn Fremde kommen
Kommen sie zu eurem Haus
Sie töten euch alle
Und sagen
Wir tragen keine Schuld
Keine Schuld
Wo ist euer Verstand?
Die Menschlichkeit weint
Ihr denkt, ihr seid Götter
Aber jeder stirbt
Verschluckt meine Seele nicht
Unsere Seelen
Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen,
Weil ihr mir mein Land wegnahmt
Kyrieleis!
Sie hat es wohl kommen sehen, Jamala,
die ukrainische Sängerin – beim ESC 2016 in Stockholm.
Auch wenn sie von den Krimtartaren singt,
die ihr Leben nicht leben konnten,
weil ihnen ihr Land genommen wurde –
die Zukunft deutet sich an,
die seit dem 24. Februar brutale Wirklichkeit ist.
Kyrieleis!
Viele haben kommen sehen.
Ich nicht. Wir nicht. Wir haben ihnen nicht zugehört.
Wir haben ihnen nicht geglaubt.
Kyrieleis!
Seit den Ostertagen sind wir verbunden mit
Unserem Freund Erzpriester Ivan Sokhan
In Ivano Frankivsk,
der auch heute Abend den Gottesdienst mit uns feiert.
Dóbrocho vechova, Ivan!
Schön dass Du wieder bei uns bist,
das Evangelium singst und den Frieden verkündest,
wenn die Technik es zulässt.
Kyrieleis!
Und in dem Rot der Flammen wächst ein Baum aus Gold:
Das gute Ende kommt in Sicht!
Jamala singt:
Wir könnten eine Zukunft erschaffen
Wo die Menschen frei sind
Zu leben und zu lieben
Die glücklichste Zeit
Wo ist euer Herz?
Menschlichkeit, erhebe dich
Ihr denkt, ihr seid Götter
Aber jeder stirbt
Verschlucke meine Seele nicht
Unsere Seelen
Kyrieleis.
Diese Hoffnung Gott sehen wir herbei!
Erbarme dich unser,
nimm Last und Schuld von unseren Schultern
und von den Schultern aller, die leiden.
Um Deinen Geist bitten wir
an diesem Pfingstabend!
In allem Elend sei Dir die Ehre!
Predigt
Jesus,
am Abend vor dem Abschied von denen Deinen hast Du zum Schluss zum Vater im Himmel gebetet.
Alle, die an Dich glauben, sollen eins sein.
So wie Du mit dem Vater –
Er in deinem Herzen, Du in seinem Herzen.
Damit die Welt glaubt…
Im Angesicht des Todes
Hast du die Herrlichkeit des Vaters geschaut –
Die Liebe ist – und Frieden.
Frieden in Freiheit. Und Gerechtigkeit.
Für alle.
Du hast dich für die Hoffnung entschieden –
Gegen den Augenschein,
gegen die Prognosen, gegen die Wahrscheinlichkeit,
gegen die Sorgen, die Angst, den Frust,
die Einsamkeit.
Du hast dich für die Hoffnung entschieden.
Du hast die Herrlichkeit kommen sehen –
Im Kreuz, was dir bevorstand –
Was Du erahnt hast, was Du angenommen hast.
Du hast die Herrlichkeit im Kreuz kommen sehen –
Und dahinter.
Und Du hast Deinen Geist kommen sehen –
Für die Zeit,
da Du nicht mehr als Mensch unter Menschen warst.
Dein Geist,
die Kraft, die unsere Herzen erfüllt und wärmt,
die uns mutig macht und entschieden –
die uns gehen lässt –
ins Ungewisse und Unsichere unsres Lebens.
Die Kraft, die uns verbindet –
Miteinander, mit Ivan und der Ukraine,
mit den Menschen, die hierher zu uns kommen –
mit denen, die sich für die Hoffnung entscheiden.
Überall – zu allen Zeiten.
Dein Leben wird anders sein,
als wir es kennen und denken und ahnen.
Deine Herrlichkeit ist anders und wird anders sein,
wird uns verändern.
Ja, Jesus – unser Bruder,
nach dieser Kraft sehnen wir uns –
nach deiner Liebe, mit der du uns geliebt hast und liebst,
die in uns ist – und die aus uns wirkt.
Jesus –
entscheide uns zur Hoffnung.
Heiliger Geist –
Atme in uns, wirke in uns, brenne in uns!
Atem Gottes, komm!
Fürbitten (Marc-Bernhard)
Guter Gott, Du hast dieser Schöpfung Deinen Geist eingehaucht und Du hast Deinen Geist über Deinen Sohn, Jesus Christus, gelegt. An Pfingsten erinnern wir uns, dass Dein Geist die Apostel erfüllt hat und sie voller Mut in aller Öffentlichkeit vor denen aufgetreten sind, vor denen sie Angst hat. Wir bitten Dich!
Die Gaben des Heiligen Geistes mögen Feuer zur Erde bringen, sodass die Gegenwart Gottes in neuem Licht gesehen werden kann, an neuen Orten, auf neuen Wegen.
Doch dieses Feuer verbrennt und zerstört nicht, es reinigt und wärmt. So bitten wir für Frieden für Deine Schöpfung.
Für die Ukraine, Syrien, Jemen und all die anderen Orte auf der Welt, an denen Menschen unter dieser Zerstörung leiden müssen.
Ruf: Komm Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. (GL 789, Kv)
Mögen unsere eigenen Herzen entflammt werden, sodass kein Hindernis, wie groß es auch sein mag, sich der Botschaft Gottes darin in den Weg stellen kann, und die Flamme der Liebe für alle Menschen entflammen.
So bitten wir für unsere Kirche, dass sie mutig den Weg der Vielen annimmt, Menschenrechte auch die eigene Organisation als Zeichen des Willens versteht und umsetzt. Wir bitten für unsere Gesellschaft, dass wir für den Erhalt unserer Schöpfung, mehr Solidarität und Gemeinwohl brennen, statt für Egoismus, Machterhalt und Ausbeutung.
Ruf: Komm Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. (GL 789, Kv)
Möge Jesus, der Frauen mit seinem Heiligen Geist erfüllte, die Welt und die Kirche mit neuem Respekt beschenken für die Kraft und die Gegenwart des Geistes.
Gib uns die Kraft, dass sich unser Handeln immer an den Ausgegrenzten orientiert, damit wir im Hier und Jetzt die Gemeinschaft im Mahl auch in der Gleichberechtigung aller Menschen erleben dürfen.
Wir beten für die Kranken und die Toten in Stille.
Eines Tages sind wir alle in der Gemeinschaft, die der Geist stiftet, mit Dir Gott vereint.
Ruf: Komm Heiliger Geist, mit Deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. (GL 789, Kv)
Komm, Sturmwind des Geistes, zerbrich die selbstgemachten Häuser, die uns doch nicht bergen können. Führ uns hinaus aus unsern Kerkern, beheimate uns im ewigen Haus! Amen.
Nach einem wunderbaren Abendessen auf Balkonien von oben Yousef Hl ein intensives Nachgespräch mit Ivan – bei Rotwein aus Odessa und Riesling aus Ayl. Ein Nikodemusgespräch. Der Geist weht, wo er will (Joh 3). Das Reich Gottes kommt nicht erst, sondern ist schon da. Wir entscheiden uns für die Hoffnung! Frohe Pfingsten!