SOMMERHEILIGE – WIR WERDEN ERWARTET:Von Peter und Paul bis Aufnahme Mariens in den Himmel. FREUND*INNEN JESU. Hl. Messe am 27. Juli 2024

Predigt

 Liebe Schwestern und Brüder,

am Donnerstag traf ich Ludwig Follmann beim Einkauf in der Edeka, früher VERMA. Wir unterhielten uns ein wenig an der Gefriertheke. Er bedauerte, dass es zum Annen-Tag keinen Gottesdienst gebe. Ich versicherte ihm, dass wir zu auch die Mutter Anna würdigen würden – gleich zu Anfang. Aber dass es noch viele andere „tolle Heiige“ gibt – in dieser Sommerzeit!

Dann entspann sich ein Gespräch über etliche Menschen, die in diesen Tagen gefeiert werden. „Sommer-Heilige“ habe ich sie genannt. Erstmal fallen einem gar nicht so viele ein – aber wenn man genauer hinschaut, reibt man sich verduzt die Augen – allein für den Zeitraum von Peter und Paul bis Mariä Himmelfahrt

Ganz große Namen tauchen auf:

Große biblische Gestalten,
ohne die unser Glaube kaum vorstellbar wäre:
Peter und Paul, die spannungsvollen Apostel am 29. Juni – gefolgt von den 2 großen Frauen und Seelenverwandten Maria und ihre Tante Elisabeth, die beide schwanger sind vom Rettungswillen Gottes – am 2. Juli. Am 4. Juli folgt der Apostel Thomas – der Zweifler oder viel mehr der Gläubige – am 23. Juli sein Apostelkollege Jakobus – der Patron der Pilger*innen ganz körperlich – und im übertragenen Sinn auf dem Weg durch das Leben.

Und nicht zu vergessen: Maria aus Magdalena – am 22. Juli. Was hat unsere leibfeindliche kirchliche Tradition ihr nicht alles angehängt: sie sei eine Prostituierte gewesen, auf jeden Fall eine große Sünderin, die Jesus die Füße gewaschen und mit ihren Haaren getrocknet habe… Und doch:  sie ist die erste Zeugin der Auferstehung, die Apostelin der Apostel.

Wir erinnern uns an große Ordensleute: Klara, die Schwester von Franziskus am 11. August, Dominikus am 8. August,  Ignatius, der Gründer der Jesuiten am 31. Juli, nicht zu vergessen Benedikt von Nursia am 11. Juli.

Und an die Märtyrer*innen der nationalsozialistischen Herrschaft und Ideologie erinnern wir uns: Edith Stein am 9. August und Maximilian Kolbe am 14. August. Leuchtende Tafeln gegen die rechte Ideologie, die sich wieder breit macht und gegen die wir aufstehen müssen: Nie wieder!

Und dann sind da noch die persönlichen Heiligen, die  der eine oder die andere noch haben mag. Bei mir es zum Beispiel Heinrich II. Kaiser von Deutschland, mein 2. Namenspatron – und seine geliebte Kunigunde aus Luxemburg, die im Bamberger Dom beigesetzt sind. Ihr Fest ist am 13. Juli. Auch der Heilige Apollinaris stand über meiner Kindheit – nicht wegen des Sprudels, sondern weil seine Kirche nur wenige Kilometer von meinem Elternhaus entfernt über das Rheintal wacht. Und weil mein Opa so hieß.

Und dann sind da noch 3 Heilige, die mir lieb und teuer sind – und denen ich heute Abend besondere Aufmerksamkeit schenken möchte: es sind 3 biblische Personen, deren Fest wir am Montag feiern, dem 29. Juli. Früher waren es Maria und Martha. Aber das war nicht vollständig: ihr Bruder Lazarus gehört auch dazu: Maria, Martha und Lazarus von Betanien, die Freunde Jesu. 

Ähnlich wie bei Anna und Joachim und Maria zeigen die drei deutlich: Jesus war ein wahrer Mensch, mit einer realen Familie und mit realen Freundinnen und Freunden.

Wir kennen die wunderbare und gleichzeitig ärgerliche Geschichte, in der Jesus Maria fürs Zuhören lobt und Martha fürs Kochen ein wenig „abkanzelt“. … ist natürlich nicht so gemeint, kann aber so rüberkommen. Wir stellen uns vor, wie Jesus und seine Wanderapostel bei den Dreien ein und ausgingen.

Ungewöhnlich ist, dass Lazarus in keiner Schriftstelle auch nur einmal den Mund aufmacht. Ob mit ihm etwas „nicht stimmt“? Er wohnt im Hause der Martha – nicht umgekehrt. Für einen Mann zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich. Martha sagt, dass er der ist, den Jesus liebt… Noch ungewöhnlicher.
Jean Vanier, der Gründer der Arche-Gemeinschaften, sieht darin eine Andeutung, dass Lazarus vielleicht ein Mensch mit einer Behinderung gewesen sein könnte… Wer weiß.
Ungewöhnlich waren die drei Geschwister auf jeden Fall.

Der Evangelist Markus berichtet, dass Jesus in der entscheidenden Woche seines Lebens nur einmal in Jerusalem übernachtet hat – sonst ist er immer nach Betanien zurückgehrt, vielleicht zu Maria, Martha und Lazarus. Wer weiß. Er wird sich ausgeruht haben, diskutiert, gebetet, gegessen, getrunken und vielleicht auch ein wenig geschlafen… Jesus ist Wahrer Mensch!

Aber bei dem Menschlichen allein bleibt es nicht, wie wir bei Johannes lesen und eben gehört haben. Vor seiner Passion tut er mit der Erweckung des Lazarus sein letztes großes Zeichen: er holt Lazarus aus dem Tod – in der Vollmacht Gottes. Sein eigener Weg kündigt sich in der Erweckung des Freundes an: Jesus ist Wahrer Gott!

Zu meinem 50. Geburtstag hat eine Ikone zu mir gefunden mit dem Namen: Jesus in Betanien. Das Motiv ist wohl einer französischen Geistlichen Gemeinschaft entstanden, Claudette Zeimes Wagener aus Luxemburg hat die Ikone geschrieben.

Sie zeigt Jesus in der Mitte – als den Lehrer auf dem Lehrstuhl mit der Segensgeste und den Namenszeichen. Wir sehen Martha mit dem Kochtopf zu seiner linken und Maria mit dem Salbgefäß und den geöffneten Händen zu seinen Füßen. Seine linke Hand legt Jesus um die Schulter des Lazarus als Zeichen seiner Liebe und Freundschaft.

Und dann ist unten, rechts neben Maria noch ein Platz frei.

Für uns? Für jede und jeden Einzelnen? Für mich?
Ob wir ihn einnehmen, annehmen wollen – ob wir dazu unser JA sprechen können – unseren unverwechselbaren einmaligen Platz in Betanien – im himmlischen Jerusalem? Wie dem auch sei: Wir werden erwartet!

Liebe Schwestern und Brüder,

diese drei Sommerheiligen sind zeitlos, wie die anderen Heiligen auch. Wir feiern im Sommer nur ihre Festtage. Sie weisen schon Richtung November – Richtung Allerheiligen, vielleicht auch Allerseelen. Jetzt aber, mitten im Sommer haben sie für uns die Gute Nachricht: Wir werden erwartet. Auf uns wartet die Herrlichkeit Gottes, das Leben. In Fülle. Amen.

SCHRIFTLESUNGEN ZUM FEST

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer.

9 Die Liebe sei ohne Heuchelei.
Verabscheut das Böse,
haltet fest am Guten!
10 Seid einander in Liebe zugetan,
übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!
11 Lasst nicht nach in eurem Eifer,
lasst euch vom Geist entflammen
und dient dem Herrn!
12 Freut euch in der Hoffnung,
seid geduldig in der Bedrängnis,
beharrlich im Gebet!
13 Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen;
gewährt jederzeit Gastfreundschaft!
14 Segnet eure Verfolger;
segnet sie, verflucht sie nicht!
15 Freut euch mit den Fröhlichen
und weint mit den Weinenden!
16 Seid untereinander eines Sinnes;
strebt nicht hoch hinaus,
sondern bleibt demütig!
Haltet euch nicht selbst für klug!
17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem!
Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!
18 Soweit es euch möglich ist,
haltet mit allen Menschen Frieden!

Röm 12,9-18

Oder:

Lesung aus dem ersten Johannesbrief

7Wir wollen einander lieben;
denn die Liebe ist aus Gott,
und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott.

8Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt;
denn Gott ist die Liebe.

9Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart,
dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat,
damit wir durch ihn leben.

10Nicht darin besteht die Liebe,
dass wir Gott geliebt haben,
sondern dass er uns geliebt
und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.

11wenn Gott uns so geliebt hat,
müssen auch wir einander lieben.

12Niemand hat Gott je geschaut;
wenn wir einander lieben,
bleibt Gott in uns,
und seine Liebe ist in uns vollendet.

13Daran erkennen wir,
dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt:
Er hat uns von seinem Geist gegeben.

14Wir haben gesehen und bezeugen,
dass der Vater den Sohn gesandt hat
als den Retter der Welt.

15Wer bekennt,
dass Jesus der Sohn Gottes ist,
in dem bleibt Gott,
und er bleibt in Gott.

16Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat,
erkannt und gläubig angenommen.
Gott ist die Liebe,
und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.

1 Joh 4,7-16

Evangelium (Joh 11,1-44 in Auswahl)

Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien,
dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.
2 Maria war jene,
die den Herrn mit Öl gesalbt
und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte;
deren Bruder Lazarus war krank.

3 Daher sandten die Schwestern
Jesus die Nachricht:
Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.
4 Als Jesus das hörte, sagte er:
Diese Krankheit führt nicht zum Tod,
sondern dient der Verherrlichung Gottes.

5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus.
6 Als er hörte, dass Lazarus krank war,
blieb er noch zwei Tage an dem Ort,
wo er sich aufhielt.
7 Danach sagte er zu den Jüngern:
Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

17 Als Jesus ankam,
fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
18 Betanien war nahe bei Jerusalem.
19 Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen,
um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
20 Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
21 Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
22 Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
23 Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24 Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
25 Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben,
auch wenn er stirbt,
26 und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
27 Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube,
dass du der Christus bist, der Sohn Gottes,
der in die Welt kommen soll.

28 Nach diesen Worten ging sie weg,
rief heimlich ihre Schwester Maria
und sagte zu ihr:
Der Meister ist da und lässt dich rufen.
32 Als Maria dorthin kam, wo Jesus war,
und ihn sah,
fiel sie ihm zu Füßen
und sagte zu ihm:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

33 Als Jesus sah, wie sie weinte
und wie auch die Juden weinten,
die mit ihr gekommen waren,
war er im Innersten erregt und erschüttert.

34 Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!
35 Da weinte Jesus.
36 Die Juden sagten:
Seht, wie lieb er ihn hatte!

38 Da wurde Jesus innerlich erregt
und er ging zum Grab.
Es war eine Höhle,

die mit einem Stein verschlossen war.
39 Jesus sagte:
Nehmt den Stein weg!
Marta sagte zu ihm:
Herr, er riecht aber schon,
denn es ist bereits der vierte Tag.

40 Jesus sagte zu ihr:
Habe ich dir nicht gesagt:
Wenn du glaubst,
wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
41 Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen und sprach:
Vater, ich danke dir,
dass du mich erhört hast.

43 Nachdem er dies gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme:
Lazarus, komm heraus!
44 Da kam Lazarus heraus.
Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
dein Sohn hat seinen Freund Lazarus
aus dem Grab ins Leben zurückgerufen
und ist als Gast im Haus der Marta eingekehrt.

Lehre uns, unseren Schwestern und Brüdern
liebevoll zu dienen wie Martha
und wie Maria uns vom Brot
deines Wortes zu nähren.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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