„Wer mir nachfolgen will…“ Mt 16,21-27. Telefongottesdienst am Samstag, 29. August 19:00

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Eröffnung (Ralf Schmitz)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen;
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.

Lied: Zu dir o Gott erheben wir GL 142 (Jutta Thommes)

 

Begrüßung (Ralf Schmitz)

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
„Da bin ich wieder!“ so begrüßte uns als Studierende vor einigen Jahrzehten der beliebte volkstümliche Trierer Religionspädagoge Alfons Thome nach den Semesterferien. Eigentlich war er in den Ruhestand getreten – und hatte sich sich mit Herzblut und Tränen vor den Ferien verabschiedet. In den Ferien war uns dann aber sein Nachfolger abhanden gekommen – der hatte kalte Füße gekriegt oder aus auch immer – und somit blieb der Lehrstuhl unbesetzt.
Alfons Thome sprang gern ein und sagte in der ersten Vorlesung nach den Ferien ganz helmisch: „Meine Damen und Herren – da bin ich wieder!“

Nun war ich nicht im Ruhestand, sondern nur im Urlaub – und die letzten Urlaubstage waren schon geprägt von dem, was jetzt nach den Ferien kommen wird – und froh und dankbar sage ich heute Abend am Betphon:
„Meine Damen und Herren, da bin ich wieder!“

Nun geht es hier aber nicht um mich – sondern um Sie, um Euch –
und um Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der uns in seine Nachfolge ruft.
Er ist immer da. Ihn ehren wir in unserer Mitte.

Kyrie  GL 155 (Jutta Thommes)

Gloria: GL 171 Preis und Ehre (Jutta Thommes)

 

Gebet (Ralf Schmitz)

Gott, unser Vater, unsere Mutter,
dein Sohn ist Mensch geworden,
um Frieden zu  bringen
in eine Welt voll Streit, Gewalt und Tod.
Dafür hat sein Leben eingesetzt.
Lass uns seine Hingabe begreifen –
und gib uns die Entschiedenheit, ihm zu folgen,
deinem Sohn unserem Herrn und Gott,
der mit dir und dem Geist lebt und liebt –
heute und in Ewigkeit. Amen.

ERSTE LESUNG

Impuls (Ralf Schmitz)

„Du hast mich betört und ich ließ mich betören,
Du hast mich gepackt und überwältigt.“
Der Prophet Jeremia lässt uns hineinblicken in sein Inneres.
Er war von Gott berufen, den Großen und Mächtigen seiner Zeit ins Gewissen zu reden.
Er hatte er sich zunächst gewehrt; doch Gott antwortete ihm:
„Sag nicht: Ich bin zu jung;
denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen.
Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir.“

Doch er erfährt ganz anderes, er scheitert:
„Das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn.“
Verstört, zermürbt und auch vorwurfsvoll spricht er die Worte:
„Du hast mich betört und ich ließ mich betören.“

Doch dann fährt er fort:
„Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so war es mir, als brenne in meinem Herzen  ein Feuer.“ 

Jeremia macht also weiter – bleibt ein Außenseiter, bleibt ein Störenfried,
bleibt – in Gottes Namen – heilsam unbequem.

Finden wir uns selbst in Jeremia wieder?
Wären wir heute Abend hier am Betphon,  wenn es so etwas im eigenen Leben nicht gäbe oder gegeben hätte,
wenn nicht auch wir eine Geschichte mit Gott hätten,
 wenn nicht eine jede und eine jeder von uns seine Geschichte mit Gott hätte –
mit Hoffnungen und Wünschen, mit Dank, mit Höhen und Tiefen,
mit Zeiten auch, in denen diese Beziehung kraftlos wurde,
eine Geschichte mit Fragen und Zweifeln –
eine Geschichte ganz sicher auch mit Enttäuschungen.

An einem solchen Punkt ist Jeremias angekommen –
und teilt erneut eine ganz persönliche Erfahrung mit uns:
„Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an Gott denken,
nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so war es mir, als brenne in meinem Herzen  ein Feuer.
Ich quälte mich, es auszuhalten und konnte nicht.“

Diese zweite Erfahrung ist im guten Sinne provokant –
sie fordert heraus, nicht aufzugeben, sich nicht der Enttäuschung zu überlassen,
sondern mich der erfahrenen Betörung zu erinnern,
ihr nachzuspüren und ihr von neuem zu erlauben,
das eigene Leben, den eigenen Alltag zu prägen –
trotz allem dem Wort, der Zusage Gottes zu trauen:
Fürchte dich nicht: Ich bin mit dir.

Du hast mich betört und ich ließ mich betören –
diese kurzen und so persönlichen Worte des Propheten Jeremias sind so etwas wie eine aufregende Einladung – wert, sie nicht nur zu hören, sondern mit ihnen der eigenen Geschichte mit dem betörenden Gott nachzuspüren.

alternativ (Elke Grün):

Jeremia 20, 7-9

Von den Worten, die der Prophet Jesaja uns überliefert hat, sind wir jetzt beim Propheten Jeremia angekommen. Er wird ins 6. Jahrhundert vor Christus datiert, wo eine politisch schwierige Situation herrschte – man konnte sich nicht sicher sein, wann der nächste Herrscher versuchte das Volk Israel zu überwältigen und einer Liturgie im Tempel, die völlig abgehoben war, sodass das Volk sich nicht hineingenommen und mitgenommen ist Gebet fühlte.

In dieser Situation der Kriegsgefahr hatte sich Jeremia von Gott „betören“ lassen. Er fühlt sich enttäuscht, betrogen, verraten.

Und doch kann er sich nicht von diesem Gott und dem Auftrag das Gotteswort zu verkünden abwenden.

Der Prophet streitet mit König Jojakim, der eine verheerende Politik betreibt und er leidet an seiner Gottesbeziehung, die immer wieder infrage gestellt wird, und die Jeremia selber auch infrage stellt.

Wo Jeremia vorher gekämpft hat, um im Volk Israel Gottes Wort zu verkünden, wo er gegen Obrigkeiten, schlechte Gewohnheiten, falsche Gottes- und Glaubensvorstellungen gekämpft hat, wird jetzt er selbst, sein Inneres zum „Kampffeld“.

Text (Marianne Grandjean)

Lesung
aus dem Buch Jeremía.

7Du hast mich betört, o Herr,
und ich ließ mich betören;
du hast mich gepackt und überwältigt.
Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag,
ein jeder verhöhnt mich.
8Ja, sooft ich rede, muss ich schreien,
„Gewalt und Unterdrückung“ muss ich rufen.Denn das Wort des Herrn
bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.
9Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so brannte in meinem Herzen ein Feuer,
eingeschlossen in meinen Gebeinen.
Ich mühte mich, es auszuhalten,
vermochte es aber nicht.

Ich hörte das Flüstern der Vielen:
Grauen ringsum!
Zeigt ihn an.
Meine nächsten Bekannten warten darauf, dass ich stürze.
Doch der Herr steht mir bei –
wie ein gewaltiger Held.

Antwortgesang  „Here I am Lord“ (Jutta/Ralf/Jutta)

 

ZWEITE LESUNG

Impuls (Ralf Schmitz)

2 Stolpersteine finden sich in dem heutigen Abschnitt aus dem Römerbrief.
Mindestens.
Da schreibt Paulus den Römern:
Bringt eure Leiber als lebendiges, heiliges Gott gefälliges Opfer dar.
Diese Ermahnung ist ohne Kenntnis der damaligen religiösen Verhältnisse nicht zu verstehen.
Alle möglichen Kulte brachten ihren Göttern Opfer dar.
Meistens Tiere, aber auch andere Gaben.
Nur die Christen machten das nicht.
Da Paulus die Gemeinde in Rom noch gar nicht kannte,
wusste er nicht, woher die Mitglieder kommen und wo sie stehen.
Er machte ihnen klar:
Opfer von Tieren oder Gegenständen sind im Glauben Jesu Christi sinnlos.
Es geht Jesus um Euch, um Dich, um mich –
als einzelnen Menschen, ganz und gar:
mit Kopf und Herz und Seele und Leib.
Um die ganze Existenz.
Der zweite Stolperstein ist der zweite Satz:
Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch.
Dieser Satz ist ebenso höchst missverständlich –
und wird immer wieder, auch zur Zeit, von Bewahrern in die Richtung gedeutet:
Passt Euch nicht dem modernen Zeitgeist an. Bewahrt das Vergangene.
In der Stadt Letzebuerg steht das Motto an einem Erker in der Altstadt an der Michelskirche: „Mer welle bleiwe, wat mer sinn!“
Oft ist das Vergangene ja auch nur die Frucht eines damaligen Zeitgeistes.
Das meint Paulus nicht.
Er sagt: Lasst euch verwandeln –  erneuern.
So wie aus der Raupe ein Schmetterling wird.
Lasst Euch verwandeln – von Gott her, auf Gott hin.
Und wie das geht, was dann passiert, könnt Ihr an Jesus ablesen.
Nicht ICH ZUERST, sondern LEBEN FÜR.
Das ist der Wille Gottes, das ist gut und vollkommen.
Vielleicht gelingt es uns, diese  „Stolpersteine“ als Treppenstufen zu nutzen –
auf dem Weg zu Gott.

Text (Bruni Werner)

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

1Ich ermahne euch, Schwestern und Brüder,
kraft der Barmherzigkeit Gottes,
eure Leiber als lebendiges, heiliges
und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen –
als euren geistigen Gottesdienst.
2Und gleicht euch nicht dieser Welt an,
sondern lasst euch verwandeln
durch die Erneuerung des Denkens,
damit ihr prüfen und erkennen könnt,
was der Wille Gottes ist:
das Gute,
Wohlgefällige und Vollkommene!

Antwortgesang GL 852 Wo Menschen sich vergessen (Jutta Thommes)

 

Halleluja GL 174,3 (Jutta Thommes)

 

Evangelium (Marcus Horn)

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit
21 begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären:
Er müsse nach Jerusalem gehen
und von den Ältesten
und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden,
getötet
und am dritten Tag auferweckt werden.
22Da nahm ihn Petrus beiseite
und begann, ihn zurechtzuweisen,
und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr!
Das darf nicht mit dir geschehen!
23Jesus aber wandte sich um
und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan!
Ein Ärgernis bist du mir,
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.
24Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
25Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
wird es finden.
26Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,
dabei aber sein Leben einbüßt?
Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
27Der Menschensohn
wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen
und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.

Halleluja (Jutta Thommes)

 

Predigt (Ralf Schmitz)

„Sei so gut gelaunt, dass negative Menschen
keine Lust haben, in deiner Nähe zu sein!“

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
diesen Spruch legte mir – vor vielen Jahren – mal jemand auf den Schreibtisch,
als ich gerade anfangen wollte,  mich zu ärgern….
„Sei doch einfach gut gelaunt!“ bin ich auch. Meistens. Aber nicht immer.

Jesus ist im heutigen Evangelium auch nicht gut gelaunt. Er herrscht den Petrus an, dass einem angst und bange werden kann. Ein schlecht gelaunter Jesus?

Am letzten Sonntag war es noch ganz anders. Da hatte Petrus, der Musterschüler, als einziger, noch die richtige Antwort gegeben: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“. Dafür bekam er von Jesus ein Fleißkärtchen: „Petrus, der Felsenstein, auf Dich werde ich meine Kirche bauen!“

Aber auch da hatte Jesus das Lob schon ein wenig eingeschränkt: „das haben dir nicht Fleisch und Blut geoffenbart – aus Dir hast Du das nicht, sondern von meinem Vater im Himmel!“
Heute wird aus dem „Felsenstein“ der „Stolperstein, der Stein des Anstoßes“ – aus dem Weg mit dir, du willst mich zu Fall bringen!“ Die gute Laune von Jesus ist dahin. Und die des Petrus sicher auch.

Es lief doch gerade alles so gut, dort oben in Galiläa. Das Reich Gottes war nahe – es zeigte sich ständig: in den Heilungen, in den guten Worten, die Jesus lehrte, in der Speisung der Vielen – überall blühte es auf, dieses wunderbare Reich Gottes – diese neue Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Freude über Freude. Frühling. Und zwar nicht nur in Israel, auch darüber hinaus. Bei den Fremden, den Heiden. Es lief doch alles so gut!

Es ist wirklich nicht zu verstehen, warum Jesus auf einmal das alles aufgeben will. Warum er nach Jerusalem geht – in das Zentrum der religiösen und politischen Macht, warum er sich in dieses verminte Gebiet begibt – zwischen die Fronten der jüdischen Gruppen, der Tempelherrschaft, des Marionettenkönigs und der Römischen Besatzungsmacht.

Da kann er eigentlich nur verlieren, so wie er das Reich Gottes verkündet und erlebbar gemacht hat: Liebe, Frieden, Verständnis, die Armen zuerst, Vergebung, Heilung… Das alles hat dort keine Chance.

Petrus befürchtet – wie Jesus selbst – dass dieser  Kampf nicht so ausgehen wird, wie der Kampf des David gegen Goliath. Petrus sagt das Richtige! Es ist töricht, ja geradezu verantwortungslos, all das Erreichte aufs Spiel zu setzen und in Jerusalem ins Offene Messer zu laufen.

Petrus hatte offensichtlich nicht mitbekommen, welcher Wandel sich in Jesus vollzogen hatte. Wie sich sein Bewusstsein verändert hatte. Der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes – das ist für Jesus kein Ehrentitel, wie Monsignore oder Prälat oder Königliche Hoheit.  Petrus wusste zwar die richtigen Worte – aber er wusste nicht, noch nicht,  was dahinter stand – was dieser Name zu bedeuten hatte.

In Jesus war das Bewusstsein gereift, dass die Botschaft von der wunderbaren Gottesherrschaft den ganzen Einsatz verlangte – alles. Sogar das Leben.  Kein Sicherheitsnetz. Kein doppelter Boden. Dieser Einsatz – in menschlichen Kategorien gedacht – hat dazu noch nicht mal eine Chance auf Erfolg.

Das Reich Gottes ereignet sich in Herzen von Menschen, die ihr Herz Gott öffnen – die ihrem Glauben Taten folgen lassen – ohne auf Erfolg und Belohnung zu schielen.

Und spätestens jetzt wird mir klar, vielleicht Ihnen auch, dass ich, dass wir in der gleichen Liga spielen wie Petrus. Dass wir ihm viel näher sind, also wir meinen.

Ich habe auch meine Vorsichten und meine Rücksichten. Nachfolge – ja natürlich! Gern mit Begeisterung. Aber so ganz und gar, mit Haar – bis zur Aufgabe des eigenen Lebens? Das könnte ich nicht so ohne weiteres versprechen.

Ich will nicht zu viel riskieren, mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, mich nicht hoffnungslos überfordern, einen gewissen Standard sicherstellen, überhaupt mich absichern – so weit wie möglich – gegen Misserfolg, Scheitern und Unglück. Da liegen schon eine Menge Stolpersteine auch auf meinem Weg der Nachfolge…

Was nun? Tauge ich, taugen wir dann nicht fürs Himmelreich? Ist das nur was für Helden? Für die, die aufs Ganze gehen?

Schauen wir nochmal auf Petrus. Jesus hat ihn schroff aufgefordert: „Geh mir aus dem Weg! Aus den Augen! Hinter mich!“ Und Petrus hat das wohl gemacht. Er ist hinter Jesus gegangen, hat sich ihm nicht mehr in den Weg gestellt – aber er ist auch nicht weg gegangen, sondern weiter mit getappt. Schlecht gelaunt wahrscheinlich, mehr oder weniger unzufrieden…

Eine Woche lang war dicke Luft. Dann folgt bei Mt schon die Erfahrung der Verklärung auf dem Berg Tabor – Jesus nimmt neben den Brüdern Jakobus und Johannes auch Petrus mit – und lässt ihn die Herrlichkeit des Himmels schauen – das, was am Ende sein wird, nach der Auferstehung. Und Petrus ist wieder fasziniert, will 3 Hütten bauen… Will eigentlich dableiben…

Aber er geht trotzdem mit, hinter Jesus her. Nach Jerusalem. In den Tod Jesu. Mit allen Höhen und Tiefen. Er bleibt. Trotz seiner Fragen. Seiner anderen Meinung. Seinen Zweifeln. Seinem Kleinmut. Seiner Feigheit. Er bleibt bei Jesus. Und wird dann doch irgendwie ein Fels.

Liebe Schwestern und Brüder,

vielleicht können wir uns gerade Petrus zum Vorbild nehmen. In allen Schwierigkeiten mit Jesus und mit uns selbst können wir in seiner Nähe bleiben. Hinter ihm her – mal ein bisschen näher, mal ein bisschen weiter… Aber trotzdem unterwegs – in seinen Spuren, an seinem Ziel orientiert, dem Reich Gottes. Das kann auch mal bedeuten, eine dicke Kritik von Jesus einzustecken, einen Vorwurf – ohne deshalb direkt aufzugeben und wegzulaufen.

Wir haben wie Petrus den Chance, Jesus in unserem Alltag nachzufolgen, unserem Glaubensbekenntnis „Taten“ folgen zu lassen. Eine ganze Welt wartet auf uns. 

Zum Beispiel hat die Deutsche Bischofskonferenz eingeladen, am nächsten Sonntag einen Tag des Gebetes und der Solidarität zu begehen. Die Bischöfe schreiben:
„Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor fest im Griff. Überall fürchten Menschen, sich mit dem Virus anzustecken. Die Infektionen haben weitreichende Folgen. Die Krankheitsverläufe sind unterschiedlich, nicht wenige enden tödlich. Die notwendigen Schutzmaßnahmen erschweren aber auch generell die menschlichen Beziehungen. Insbesondere die älteren Menschen, aber auch die Kinder leiden darunter. Corona bedroht auch das öffentliche Leben und die Wirtschaft. In unserem Land sind viele Betriebe und Unternehmen in ihrer Existenz bedroht, was Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit für viele Frauen und Männer mit sich bringt.

Als Kirche sind wir auch betroffen: Ein reges Gemeindeleben ist kaum möglich und die Gottesdienste können nur eingeschränkt gefeiert werden. Das alles besorgt uns sehr. Wir nehmen Teil an den Nöten und Ängsten, die die Corona-Pandemie auslöst, und tragen mit unseren Möglichkeiten dazu bei, die Krise zu bewältigen.

Zugleich stellen wir aber auch fest, dass es uns in Deutschland weitaus besser geht als den allermeisten Menschen in anderen Ländern und Weltgegenden. Wir verfügen über einen funktionierenden Staat, über eine stabile  Gesundheitsversorgung und auch über die materiellen Möglichkeiten, die Notlagen zu lindern sowie die Wirtschaft einigermaßen in Schwung zu
halten. All das ist für den größten Teil der Menschheitsfamilie nicht möglich. Die Armen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa sind von der Corona-
Krise ungleich schwerer betroffen als wir. Die Wohnverhältnisse und die Armut verhindern Hygiene und Distanz, allzu oft fehlt der Zugang zu  Gesundheitsdiensten. Unzählige verlieren ihre materielle Lebens-
grundlage, weil sie keine Arbeit mehr finden. Aktuellen Studien
zufolge wird die Zahl der Hungernden infolge der Pandemie

um viele Millionen anwachsen.

Ich habe mir überlegt, einen Teil des gesparten Urlaubsgeldes für diese Solidarität einzusetzen. Es gab in diesem Sommer keine Reise zu Freunden in Übersee, sondern ich bin in deutschen Landen geblieben. Vielleicht fällt Euch und Ihnen auch eine Möglichkeit ein, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und damit die Nachfolge Jesu Tat werden zu lassen.

Ich möchte hier einmal ganz ausdrücklich die Beterinnen und Beter des Betphons erwähnen und loben, die treu an jedem Tag seit dem 15. März für die Opfer der Corona-Pandemie beten. Ich glaube nicht, dass das in irgendeiner Gemeinde so ungebrochen geschieht – wie bei uns. Auch das ist eine Form der Nachfolge!

 

Ob wir das nun gut oder schlecht gelaunt tun – das ist nicht so schrecklich wichtig. Wichtig ist, dass wir es tun – und dass wir weiter hinter Jesus herlaufen. So können wir Bausteine des Reiches Gottes sein – auch wenn wir manchmal Stolpersteine sind. Wir taugen für das Himmelreich. Wie Petrus.
Amen.

alternativ (Elke Grün)

Liebe Brüder und Schwestern,

die Bibelstelle, die wir heute im Evangelium gehört haben stellt einen Wendepunkt dar: Jetzt, nachdem Petrus erkannt und gesagt hat, dass Jesus der Christus, der Messias ist, kommt gleich im nächsten Abschnitt die Zurechtsetzung Petrus‘ „Tritt hinter mich, du Satan!“

Damit wird gleich klargestellt, dass der Fels Petrus nicht überhöht, unhinterfragbar, auf dem Sockel stehen soll und kann. Vielmehr kommt zum Ausdruck, dass es um eine Funktion geht, die er haben wird und dass Petrus „Die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen hat“ … im weiteren Text wird deutlich, dass es um Entschiedenheit, Klarheit, und Nachfolge jedes und jeder Einzelnen geht.

Im Matthäusevangelium geht es von nun an direkt auf Jerusalem zu. Die Mitglieder der Gemeinde für die das Matthäusevangelium geschrieben wird, kennt den Ausgang der ganzen Sache schon … Jerusalem, der Prozess, der Tod Jesu und die Auferstehung sind Teil ihrer Glaubensgeschichte und -erfahrung.

Also kann es nicht um die Erzählung an sich gehen … es geht darum, dass Matthäus deutlich machen will: Es geht nicht ohne das Erleben der Leidensgeschichte. Die Gemeinden haben sich sicher gewünscht – ähnlich wie es von Petrus ausgedrückt wird – dass Leben auch ohne Leiden und Schmerz gelebt werden kann. In der Zeit der Entstehung des Matthäusevangeliums waren Jerusalem und der Tempel schon zerstört und der Evangelist hat schon vermutet, dass auch die Christen – wie früher die Juden – verfolgt werden können.

In diesem Kontext ist nachzuvollziehen, dass der Evangelist ein erzieherisches Ziel mit seinen Texten verfolgt.

Er will der Gemeinde erklären, dass Leid und Schmerz zur menschlichen Existenz gehören und jede andere Sicht im Leben eine Versuchung ist, sich aus der Wirklichkeit zu stehlen.

Sein Ziel ist es klar zu machen, dass Leiden erlebt, durchlebt und „überlebt“ werden kann und soll. In der Gemeinde geht es um MITLEIDEN (compassio) – MIT(ER)LEBEN – MIT GEHEN – MITTRAGEN des und der anderen, in ihrem und seinem Leid, dem Schmerz, der Sorge, Angst und Einsamkeit.

Das Wort „Hinter mich Satan“ steht auch im 4. Kapitel des Matthäusevangeliums, der Szene wo Jesus vom Satan versucht wird und es hat 2 Dimensionen.

Einerseits, um demjenigen, der ihn versucht seine Grenzen aufzuzeigen und andererseits um den Jünger*innen zu zeigen, dass es um Nachfolge geht. Für beide neutestamentliche Geschichten ist dieser Begriff im doppelten Sinn zu verstehen.

Hier wird deutlich gemacht: Wer sich mit dem Mann aus Nazareth einlässt, muss vieles einsetzen und ihm nachfolgen.

Nicht im bequemen System der Herrschenden, sondern „da wo es weh tut“. Jesus verspricht nicht das Leben im Schlaraffenland, sondern er erklärt ihnen, dass es darum geht, das was sie – vermeintlich – haben einzusetzen und zu verlieren, damit sie das Leben gewinnen.

Der Text den wir gerade gehört haben beinhaltet auch den berühmten Satz, den Martin Luther uns nahegebracht hat: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt aber dabei Schaden an seiner Seele nimmt?“

Das bringt für mich ziemlich gut zum Ausdruck, worum es im christlichen Leben geht.

Das was mir von der Welt „geboten“ wird ist häufig nicht hilfreich ein Leben in der Nachfolge Christi zu führen. Da werden eigene Interessen, materielle Wünsche und Bedürfnisse geweckt, die uns von Gott und der Botschaft Jesu trennen und zu scheinbarer Zufriedenheit führen.

Der Text stellt uns Alternativen, die unterschiedlicher nicht sein könnten:

Jesus sagt: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Wer sein Leben retten will. Wird es verlieren; wer es um meinetwillen verliert wird es finden.“

Das Leben zu verlieren bedeutet nicht, dass wir alle Selbstmord begehen sollen … ich denke dass das Leben verlieren bedeutet sich von Konsum, Medien, materiellen Dingen ruhig stellen zu lassen und die Bedürfnisse und Erfahrungen die Jesus uns nahebringen will zu „vergessen“: ALLE MENSCHEN IN IHRER WÜRDE ANZUNEHMEN UND selbst zu aufrechten, mündigen und gemeinschaftsorientierten Menschen zu werden.

Darin im „Jesus hinterhergehen“ – in der Nachfolge –  zu wachsen, die Botschaft vom Königreich Gottes ernst zunehmen und anzunehmen; eigene Entscheidungen zu treffen – jeden und jede in seiner und ihrer Würde anzunehmen – ohne Ansehen von Rasse, Intellekt, körperlichen und geistigen Fähigkeiten Mobilitäten und Immobilitäten.

Allein aus ihrem Menschsein und der damit verbundenen Würde und Gottebenbildlichkeit.

Dabei kann es nicht darum gehen, mich von allem frei zu machen, damit ich bezugs- und beziehungslos – ohne Abhängigkeiten – durch diese Welt schwebe …

Jesus will, dass wir als freie Menschen unser Leben in der Nachfolge gestalten. Und da ist FREI SEIN für mich die Freiheit zu meiner eigenen Entscheidung, das was ich vom Evangelium verstanden habe zu leben. AMEN

Lied: Ihr seid das Salz für die Erde, Freunde (Jutta Thommes/Ralf Schmitz)

 

Fürbitten (Marianne Grandjean, Marcus Horn)

MG: Jesus Christus verheißt Leben denen, die nicht den eigenen Plänen, sondern ihm folgen. So lasst uns beten:

Für die Opfer und Betroffenen der Corona-Krise:
Erkrankte, wirtschaftlich Getroffene, Verstorbene und die, die um sie trauern.

Herr, sei uns nahe!

MH: Für die Betroffenen der Pandemie weltweit:
Menschen, die in existenzielle Not geraten,
Menschen, die keine wirksame medizinische Hilfe erhalten.

Herr, sei uns nahe!

MG: Für alle, die Willkür und Gewalt der Mächtigen erfahren.
Für alle, die für Freiheit und gleiche Rechte aller kämpfen – besonders in Belarus und in Wisconsin.

Herr, sei uns nahe!

MH: Für alle, die in Internaten oder Schulen sexuelle Gewalt durch Ordensmitglieder erleiden mussten.
Für alle, die an Schutzbefohlenen schuldig geworden sind und Leben belastet oder zerstört haben.

Herr, sei uns nahe!

MG: Für alle, die sich in die Nachfolge Christi stellen.
Für alle, die Wege zum Leben suchen – im Einsatz für andere und auch für sich.

Herr, sei uns nahe!

MH: Für alle, die Krieg und Gewalt erleben mussten oder heute erleiden.
Für alle Opfer von Bürgerkrieg und Krieg.

Herr, sei uns nahe!

MH: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Vaterunser (Bruni Werner)

Vater unser im Himel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Gebet (Ralf Schmitz)

Allmächtiger Gott,

dein Wort durchdringe unser Leben mit seiner Kraft.
Es betöre uns – und halte unseren Glauben lebendig.
Es gestalte uns um – es erneuere uns.
Lass uns hinter deinem Sohn herlaufen,
mal mürrisch, mal gut gelaunt.
Mache stark unsere Hoffnung
und entfache neu unsere Liebe.
Lass dein Reich wachsen in unser Welt und Zeit
auch durch unsere Hingabe und unseren Einsatz.
Darum bitten wir durch Christus unsern Bruder und Herrn.
Amen.

Segen (Irischer Segenswunsch)

Mögest du gesegnet sein,
mit Wärme in deinem Zuhause,
Liebe in deinem Herzen,
Frieden in deiner Seele
und Freude in deinem Leben.
Das gewähre dir und mir und uns allen
der barmherzige Gott –
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Lied zum Schluss: GL 96,1-3 Du lässt den Tag (Jutta Thommes)

Verabschiedung

 

 

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