Große und kleine Sternsinger*innen waren zur Eucharistie am 6. Januar in die Herz-Jesu-Kirche gekommen: Irene und Frieda als Vertretung der Kinder, die als Sternsinger*innen durch die Pfarrei gezogen sind, um den Neujahrssegen zu den Leuten zu bringen und ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Amazonien einzusammeln.
Katja, Georg und Ralf – die das amerikanische Dreikönigslied „We three kings of Orient are“ vorgetragen haben.
Und hier zum Nachhören: We three kings of Orient are….
Hier Halleluja und Evangelium zum Nachhören:
Hier die Predigt zum Nachhören:
Hier die Predigt zum Nachlesen:
Liebe Schwestern und Brüder,
gestern morgen gab es in meiner Krippe in der Küche den alljährlichen Epiphanias-Umzug. Irgendwie müssen die Figuren in der Krippe neu sortiert werden, weil sich das Weihnachtsgeheimnis weitet: die Weisen aus dem Morgenland brauchen Platz an der Krippe. Das wird in jedem Jahr ein bisschen komplizierter. Der Platz unter dem Fenster wird nicht mehr, mittlerweile gibt es 3 Generationen von Krippenfiguren aus den Anden, die ersten noch aus meiner Neuwieder Zeit – ein Provisorium, aber es hält sich nichts besser als ein Provisorium. Seit 2, 3 Jahren noch eine bunte moderne Darstellung aus den Anden dazu gekommen. Wegwerfen geht natürlich nicht, Nur-in-Auswahl-Aufstellen geht auch nicht. Also müssen Maria und Josef und die Hirt*innen als Vertreter*innen des Volkes Israel ein bisschen zur Seite treten und Platz machen.
So ähnlich wird es in Betlehem ja auch gewesen sein. Nehmen wir mal an, die Geschichte hat wirklich so stattgefunden, dann war das für Maria und Josef schon ein Schock – oder ein Wunder, als auf einmal irgendwelche Fremden aus dem Mittleren Osten bei ihnen aufschlugen… und den neugeborenen Retter der Welt, den König, begrüßen wollten.
Das war sicher gegen alles, was sie bis dahin erlebt hatten. Ihr Leben war von Traditionen geprägt – und da gab es so was alles nicht. Das Leben hatte seine Ordnung – und es alles so wie immer. Gut, die beiden hatten – je nach Evangelist – schon gemerkt, dass die Überlieferung allein nicht geeignet war, ihrem Leben einen Rahmen zu geben. Maria war einem Engel begegnet, der um ihr „JA“ zu den Plänen Gottes warb. Unerhört: eine Frau wird nicht gezwungen, sondern gefragt. Gebeten. Und Josef, der Gerechte, ein frommer Mann, der dem Gesetz folgte, wurde durch ebenso durch Botschaften eines Engels auf andere Wege gelockt – auf nicht-traditionelle Wege.
Maria und Josef merkten schnell, dass ihnen wohl kaum das Leben einer traditionellen Groß- oder Kleinfamilie beschert sein würde.
Sie mussten von Anfang an ihr Kind teilen – mit mit Heiden und Fremden – mit Menschen, deren Sprache sie nicht sprachen, deren Gaben sie nicht kannten und deren Traditionen ihnen fremd waren. Sie mussten an der Krippe Platz machen – für Neues, für Anderes – für neue und andere Menschen. Und das schon bald nach der Geburt. So wie die Mannschaft in meiner Küche – und auch hier im Segenszelt.
Aber es ist genau diese haltung des „Platzmachens“, die Veränderung und Weiterentwicklung ermöglicht. Der Prophet Jesaja hatte das schon kommen sehen. Er schreibt in seinem Trostbuch im 43. Kapitel:
So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt,
einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt,
zusammen mit einem mächtigen Heer;
doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf,
sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
„Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist,
sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues.
Schon kommt es zum Vorschein,
merkt ihr es nicht?
Es ist der neue Anfang, der Entwicklung ermöglicht, der Bruch mit Traditionen. Das ist alles ziemlich unberechenbar – und wir wissen nicht, wohin solche Aufbrüche uns führen. Es gibt keine Garantien – nur die feste Hoffnung, das Zutrauen, dass Gott uns aus der Zukunft entgegenkommt – nicht nur aus der Vergangenheit.
Solche Art von Begegnung kann man nicht planen, man weiß nie, wer um die Ecke kommt… In 5 Jahren sredna haben wir hier oft die Erfahrung gemacht, dass irgendwer um die Ecke kam: Künstler*innen, Nachbar*innen – einige Menschen, die sich unserer Gottesdienstgemeinde angeschlossen haben, wie sie mir im Advent erzählt haben. „Wir werden gefunden!“ Und das lässt sich alles nicht planen und organisieren.
Und wenn Menschen hier „Gott“ finden, dann müssen wir ein wenig Platz machen an der Krippe. Bei Gott. Dann müssen wir etwas zur Seite rücken, damit andere auch ihre Chance haben, Gott zu begegnen – und nicht nur uns.
Ein Beispiel hat mich vor Weihnachten wieder beeindruckt. Es waren die „20 Minuten“ in der Kirche – mit der Schulgemeinschaft von Nelson-Mandela gegenüber. Traditionelle Schulgottesdienste werden hier und da noch gefeiert. Aber sie gehören mehr zum Schulprogramm als zur Begegnung mit Gott. Ich hatte schon vor Jahren das Gefühl, dass sie ausgedient haben. Sie klappen vielleicht noch an Grundschulen oder kirchlichen Schulen.
20 Minuten in der Kirche sind etwas völlig anderes. Ein Team überlegt ein Thema, das die Schüler*innen gemeinsam betrifft. Zuhause sprechen sie viele verschiedene Sprachen, ihre Familien beten in unterschiedlichen Religionen. Für viele ist Religion sehr wohl ein Thema – aber nicht so wie für mich oder uns. Sie sind in unterschiedlichen Traditionen groß geworden, pflegen ihre kulturellen Vorurteile gegen die anderen – wie wir auch.
Und dann Menschen wie Marc-Bernhard Gleißner aus dem sredna-team, Matthias Beer aus der Pfarrei St. Matthias und Sonia Boos von Nelson Mandela, die machen ein Beziehungsangebot machen: die sagen: Kommt herein. Ihr dürft hier sein – wenn Ihr Euch ordentlich benehmt, nix kaputt macht, friedlich seid… aber das gilt für die guten Katholik*innen ja auch. Ihr habt hier einen Platz. Hier geht es um Eure Themen. Die verbinden uns – wenn uns/Euch auch vieles trennt.
Sonia Boos zeigte mir einen Schüler, der ich bei ersten stolz gebrüstet hatte: das ist eine Kirche. Da geh ich nicht hin. Ich bin Moslem. Und jetzt bringt er seine Freunde mit. Und dann basteln sie ein Sternenmeer und hängen es unter die Empore. In solchen Momenten erscheint mir/uns Gott.
Wir müssen Platz machen – und vielleicht auch die Leere aushalten, dass nichts passiert, dass niemand um die Ecke kommt. Dass es am Schluss wieder an uns hängen bleibt. Kann sein. Aber wenn jemand kommt, dann sollten wir Platz machen, freundlich und neugierig sein – und sehen, was „die Anderen“ bei uns finden.
Liebe Schwestern und Brüder,
es wird nicht anders gehen, wenn der Glaube an Jesus Christus als universalen Retter der Welt weitergegeben werden soll: wir werden unsere Traditionen loslassen – Neues umarmen. Wir werden Sternen trauen, die man nur in der Dunkelheit sieht – und noch nicht mal immer… Wir werden mit den Worten von Huub Oosterhuis nicht „starren auf das, was früher war, nicht stillstehen im Vergangnen. Wir werden unserem Gott trauen: Ich mache neuen Anfang. Es hat schon begonnen, merkst Du es nicht?“
Zum Neuen Jahr, liebe Schwestern und Brüder, wünsche ich Euch und Ihnen genau das: Tapferkeit und Kraft zum Loslassen, Mut und Neugier, Neues zu beginnen – wie Maria und Josef, wie die Weisen aus dem Morgenland – und erst recht wie Jesus selbst.
Machen wir ein bisschen Platz an der Krippe – und warten wir ab, was sich tut. Amen.
Fürbitten
Die weisen Menschen aus dem Morgenland folgten einem Stern und brachten ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe zum Kind. Sie scherten damit sein Überleben, bezeugten ihm Respekt und gaben ihm Trost für die schweren Stunden seines Lebens.
So bitten wir.
Vielen Menschen überall auf der Welt
fehlt das Lebensnotwendige –
obwohl eigentlich genug für alle da ist.
Die Sternsinger*innen
haben in den letzten Tagen
in großem persönlichen Einsatz Geld gesammelt –
für Projekte in Amazonien, die sich dem Klimawandel entgegenstellen –
und denen, die an den natürlichen Gütern schamlos bereichern.
Gott, wir danken dir für das Gold, das die Weisen zum Kind gebracht haben – und für alle materielle Hilfe, mit der viel Gutes getan werden kann!
(Gesang: Werde licht Jerusalem…)
Viele Menschen überall auf der Welt
Werden ihrer Würde beraubt.
Kinder werden Arbeitssklav*innen missbraucht
Männer als Soldat*innen werden in sinnlose Kriege geschickt,
Frauen werden zur Prostitution gezwungen.
Ältere Menschen und Menschen mit einer Behinderung
Werden würdelos behandelt.
Gott, wir danken dir für den Weihrauch, den die Weisen zum Kind gebracht haben – und für alle, die anderen mit Würde, Respekt und Wertschätzung begegnen.
(Gesang: Werde licht Jerusalem…)
Viele Menschen kommen mit ihrem Leben nicht zurecht,
weil sie innerlich und äußerlich bedroht sind oder sich bedroht fühlen.
Sie müssen in schlimmen Verhältnissen leben:
Krieg, Vertreibung, Flucht, Hochwasser, Krankheit, zerbrochene Beziehungen.
Sie brauchen Trost – der durchatmen und weiterleben hilft.
Sie brauchen Menschen an ihrer Seite, eine helfende Hand,
eine Schulter an der man sich ausweinen kann.
Gott, wir danken dir für die Myrrhe, die die Weisen zum Kind gebracht haben – und für alle, die andere in ihrer Taurigkeit und Angst nicht allein lassen.
(Gesang: Werde licht Jerusalem…)
Gott,
die Weisen Menschen sind dem Stern gefolgt, der sie zum Kind in der Krippe geführt hat – zum Retter der Welt.
Lass auch unserem Stern trauen, wohin er uns immer führt.
Gib uns dazu deinen Segen und lass uns ein Segen sein. Amen.
Zunächst wünschen wir der ganzen sredna-Gemeinde viel Segen für das Jahr 2024. Leider war es uns nicht möglich, bei den angebotenenen Gottesdiensten dabei zu sein, ich habe es sehr bedauert. Danke, dass ich diesen besonderen Gottesdienst im Nachhinein in Bild, Wort und Gesang miterleben durfte.
Besonders gut gefiel mir die Krippe im neuen Segenszelt, dort hat sie einen würdigen Platz gefunden
Danke an Alle, die diesen Gottesdienst mit vorbereitet und gestaltet haben. Durch meinen Natriumverlust fühle ich mich seit langem kraftlos, hoffe und vertraue aber auf bessere Zeiten.
Es ist gut, dass es sredna gibt, danke!