„Brot des Lebens – Kelch des Heiles.“Fronleichnams-Gottesdienst am Mittwoch, 10. Juni, 19:00

Fronleichnam – Fest des Leibes UND Blutes Christi. In Corona-Zeiten. 40 von 60 Gottesdienst-Teilnehmenden wollten die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen. Geht. Auch unter den Bestimmungen des Schutzkonzepts. Eine intensive Erfahrung, voller Würde und Kraft.

Begrüßung

Liebe Schwestern und Brüder,

herzlich begrüße ich Euch zum Fronleichnamsfest 2020.
Es ist anders als alles, was wir jemals erlebt haben –
wie alt wir auch sind.

Fronleichnam ist das Fest der Erinnerung und der Vergewisserung.
Es weckt so viele schöne Erinnerungen:
der festliche Gottesdienst mit der Prozession durch den Ort oder den Stadtteil, der Gemeinschaftsgeist des Dorfes und der Nachbarschaft, die Blasmusik und die Orgelklänge, Weihrauchschwaden, die Monstranz und der Himmel und Herrscharen von Kommunionkinder. Es erinnert an die Zeit, als alles noch irgendwie in Ordnung war – jedenfalls in der Erinnerung. Denn in Wirklichkeit war eben vieles doch nicht so in Ordnung, wie im verklärenden Blick zurück – und eigentlich will doch kaum jemand voll und ganz in diese Zeit zurück.
Fronleichnam ist das Fest der Selbstvergewisserung. Wir wissen, wer wir sind und wohin wir gehören: Gott ist Gott, die Menschen sind seine Geschöpfe. sie wissen, was gut und böse ist – und sie freuen sich an den guten Gaben der Schöpfung – und ein bisschen auch an sich selbst. Richtig katholisch eben. Der Glaube und die Kirchen sind von Bedeutung und das Mitmachen gibt einem einfach ein gutes Gefühl.

So groß und verständlich diese Sehnsucht nach Erinnerung und Vergewisserung auch ist:
Wir wollen und dürfen dabei nicht stehen bleiben.
Wir dürfen der Versuchung nicht erliegen,
uns in die Vergangenheit zu flüchten.

Wir haben das im Leitungsteam miteinander besprochen:
wie können wir angemessen Fronleichnam feiern in diesem Jahr?

Fronleichnam feiern –
auch mit den Traditionen –
geht nur,
wenn es in unsere Welt und Zeit hinein spricht.
Wenn es um unsere Zukunft geht,
nicht um die Vergangenheit,
wenn es der Gerechtigkeit dient,
dem Reich Gottes.
Wenn wir Platz machen an diesem Tisch
für die vielen,
die verdrängt worden sind,
warum auch immer.

Wir wagen das Risiko.
Wir feiern Fronleichnam –
mit den Traditionen und den Herausforderungen,
mit Brot und Wein –
unter den Bedingungen des Schutzkonzepts gegen
die Ausbreitung der Corona-Pandemie.

Wir bewahren einen klaren Kopf –
und ein glühendes Herz.
Erbarme dich unser, o Herr!

Predigt

Predigt: Black lives matter – Schwarzes Leben zählt!
Mark Seitz, Bischof von El Paso/Texas

Liebe Schwestern und Brüder,

heute Abend soll jemand als Prediger zu Wort kommen, von dem ich schon am Samstagabend gesprochen habe: von Bischof Mark Seitz aus El Paso/Texas.

Er war es, der mit einigen seiner Mitarbeiter auf der Straße in El Paso kniete, mit dem Schild in der Hand:
„Black lives matter“. Schwarzes Leben zählt!
Er hat in einer katholischen Internet-Plattform einen bewegenden Text geschrieben, die ich heute als Predigt vorlesen möchte.
Er bewahrt uns davor, das Fest des Leibes und Blutes Christi nur innerlich zu verstehen, sich nur in die schönen Traditionen zu flüchten, die Wirklichkeit einmal draußen vor der Tür zu lassen – wenigstens einmal, an Fronleichnam.

Bischof Seitz stellt das Sakrament von Brot und Wein, den Platz am Tisch in den Zusammenhang dessen, was gerade in den Vereinigten Staaten geschieht. Und was uns anregen muss, darüber nachzudenken, wo und wie Rassismus unsere Gesellschaft prägt und Menschen demütigt und entwürdigt.

Bischof Seitz schreibt:
Manchmal geraten wir in eine Falle und denken: Christentum handelt von der Vergangenheit oder von Worten, die auf einem Blatt stehen. Jeden Tag, wenn ich vor Jesus in der Eucharistie knie, werde ich daran erinnert, dass all das lebendig und gegenwärtig ist.

Christentum passiert jetzt. Das Drama des Heiles geschieht täglich. Wir haben eine Rolle darin. Ich habe ein Video gesehen, da stellt sich eine junge weiße Frau in der Nähe des Weißen Hauses der Polizei in den Weg, die anrückt. Sie schützt eine jungen schwarzen Teenager, der auf der Straße kniet. Wie hatte Jesus gesagt: „Keiner hat eine eine größere Liebe, als diejenigen, die ihre Leben für ihre Freunde geben.“

Eine Szene der Solidarität und Hingabe, die in der letzten Woche so oft in unserem Land stattgefunden hat. Hier in El Paso/Texas knieten zwei junge Polizisten – zusammen mit Protestierenden – sie halfen die Spannung in der Demonstration abzubauen.

In diesen Augenblicken ist etwas tief Eucharistisches. Die jungen Leute inspirieren mich sehr. Sie lehren uns etwas. Wenn Religion träge und lau wird, vergessen wir, dass Gottes Wort immer gekreuzigt und machtlos zu uns kommt. Wie es der schwarze Theologe James Cone ausgedrückt hat:
in Amerika kommt das Wort Gottes gefoltert, schwarz und hingerichtet.

Heute treffen wir Jesus in denen, die mit Tränengas oder Elektroschockern vertrieben werden, erwürgt und vernichtet. Deswegen spricht die Kirche von der vorrangigen Option Jesu für die Armen. Das ist der Grund, warum die Kirche aufsteht für das Leben, wo immer es entwürdigt oder bedroht wird.

Alle die vom Tisch der Eucharistie essen, müssten sagen können, dass schwarzes Leben zählt. Wir haben das in den Vereinigten Staaten oft vergessen, dass Gott eine besondere Liebe für die Vergessenen und Unterdrückten hat. Viele sind verständlicherweise erschüttert über die Zerstörung und die Plünderungen. Es ist wahr: niemand von uns sollte sich nach Rache oder Gewalt sehen. Aber wir müssen auch sehen, dass wir gerade die Wirkung von Jahrhunderten der Sünde und der Gewalt sehen, in denen Rechte verwehrt wurden.

Und ehrlich gesagt, Bürgerrechte allein sind nicht genug. Sie sind ein Minimum, und mnoch nicht mal das haben wir erreicht. Wir brauchen  müssen eine Gesellschaft aufbauen, mit Wohnraum, Bildung und Gesundheitsvorsorge, mit gerechten Löhnen und dem Recht auf Freizügigkeit. Dann kann Heilung beginnen. Ich glaube Kirchenführer unserer Tage, Führungspersonen überhaupt sollte im Moment überhaupt nicht reden. Stattdessen sollten wir zu denen stehen, und denen das Mikrofon geben, denen zuhören, die so lange nicht gehört wurden. Denen, die so lange eine Geschichte der Schande ertragen mussten, der Rassentrennung und der Polizeibrutalität.

Und wir müssen denen zuhören, die sich selbst, ihren Leib, in die Reihe des Protestes und des Schutzes von anderen stellen.

In all dem entdecken wir GNADE. Schauen wir auf das Zeugnis derer, die tapfer ihre Rolle annehmen im Drama der Erlösung. Die das vor unseren Augen tun. Sie zeigen uns die erlösende Verwandlung. Sie zeigen uns, wie das Reich Gottes aussieht, und wie unser land aussehen kann, wenn wir ALLE einen Platz am Tisch haben. Wir wollen sie ermutigen.  Wir wollen mit ihnen beten. Wir wollen ihnen danken.

Mit Würde setzen sie die Reihe derer fort, die für größere Gerechtigkeit gekämpft haben, wie Moses, Jesus von Nazareth, Jeanne d’Arc, Harriet Beecher Stowe, die Autorin von „Onkel Toms Hütte“, Oscar Romero und viele andere. Gott sein Dank. Dank sei Gott.

 

Anbetung: Gottheit tief verborgen….

 

Kommunion: Brot des Lebens, Kelch des Heiles

Und zum ersten Mal gab es auch wieder eine Begegnung nach der Messe… draußen vor der Tür…

Und noch einen Besuch in der Nachbarschaft: Die Fuky Abbey hat auch wieder geöffnet…

 

 

Unter den Bedingungen des Schutzkonzepts werden wir
Fronleichnam
FEIERN:
– mit den festlichen Liedern und Gesängen
in der Kommunion mit Brot und Wein
– im Segen mit dem Allerheiligsten Sakrament des Altares
Einzelheiten folgen!

 

2 Antworten auf „„Brot des Lebens – Kelch des Heiles.“Fronleichnams-Gottesdienst am Mittwoch, 10. Juni, 19:00“

  1. Wie schön! Wieder ein richtiger Sredna-Gottesdienst! Und wieder habt ihr trotz eures an sich schon anstrengenden Alltags keine Mühen gescheut! Herzlichen Dank!!! Die Kommunion unter beiderlei Gestalten, den Wein in einer Kanne konsekriert und ausgeschenkt in die zahlreichen Weingläser auf dem Mitteltisch. Was für eine super Idee! Und dann wieder ein Fest draußen vor der Kirche, halt kleiner und an Corona angepasst! Das Feiern der Eröffnung von Funky Abbey! Ich bin sehr froh, dass ich zu dieser Gemeinde gehören darf, die für mich dem Weg Jesu am nächsten kommt und im wahrsten Sinne katholisch = allumfassend und inklusiv ist.

  2. Der festliche Gottesdienst zu Fronleichnam unter den Gestalten von „Brot und Wein“ war sehr „anrührend“!
    Wunderschön der geschmückte Tisch in der Mitte mit den Gläsern, in die der Wein ausgegossen wurde und dann den Gläubigen gereicht nach dem Empfang des eucharistischen Brotes!
    Danke dafür!! Und auch für die tief bewegende aktuelle Predigt; sowie für die erhebende musikalische Gestaltung!
    FRONLEICHNAM 2020: ein „Fest“ – „im Herzen unvergessen“!

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