WO WIR IHM BEGEGNEN. Eucharistie und Firmung am Fest CHRISTKÖNIG, 25. November 2023

BEGRÜSSUNG

Liebe Schwestern und Brüder,
festlich haben wir den Gottesdienst am letzten Sonntag des Kirchenjahres begonnen.
Draußen toben schon die Weihnachtsmärkte –
da sind wir hier „drinnen“ noch mit ganz anderen Themen beschäftigt.
Wer ist der Herr der Welt und der Geschichte?
Worin besteht seine Herrschaft?
Was kommt ganz am Ende?

Die Antworten, die die Schriftlesungen geben,
sind ungewöhnlich – und haben so gar nichts „Royales“,
Adeliges oder Königliches – im weltlichen Sinn.
Sie antworten aber auf die tiefe Sehnsucht
der Menschen und der ganzen Schöpfung nach Gerechtigkeit.
Sie atmen einen anderen Geist –
als das, was immer lauter auf unseren Straßen zu hören ist.
Ein anderer Geist!

Ein junger Mensch und die Menschen an seiner Seite
öffnen sich heute ganz sichtbar einem anderen Geist:
dem Geist Jesu.

Sebastian Wagener aus Saarburg hat darum gebeten,
das Sakrament der Firmung zu empfangen –
hier bei uns, in Herz Jesu.
Herzlich willkommen!

Ihr habt mir geschrieben, dass es dieser Geist ist,
der Euch bei uns gut gefällt:
ein Geist der Offenheit und der Freude
ein Geist der Wertschätzung
von verschiedenen Begabungen und Lebensweisen.
Es stimmt: das ist eines der Geheimnisse von
Sredna in Herz Jesu.
Und wenn das so rüberkommt, sind auch wir ein bisschen stolz.

Bitten wir zu Beginn der Feier darum,
dass Jesus uns alle mit seinem Geist erfülle –
bis ans Ende dieser Welt.
Erbarme dich, Christus!

EVANGELIUM

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
31Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt
und alle Engel mit ihm,
dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
32Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden
und er wird sie voneinander scheiden,
wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
33Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen,
die Böcke aber zur Linken.
34Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen:
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
empfangt das Reich als Erbe,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!
35Denn ich war hungrig
und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd
und ihr habt mich aufgenommen;
36ich war nackt
und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank
und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis
und ihr seid zu mir gekommen.
37Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen
und dir zu essen gegeben
oder durstig
und dir zu trinken gegeben?
38Und wann haben wir dich fremd gesehen
und aufgenommen
oder nackt
und dir Kleidung gegeben?
39Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen
und sind zu dir gekommen?
40Darauf wird der König ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.
41Dann wird er zu denen auf der Linken sagen:
Geht weg von mir, ihr Verfluchten,
in das ewige Feuer,
das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
42Denn ich war hungrig
und ihr habt mir nichts zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;
43ich war fremd
und ihr habt mich nicht aufgenommen;
ich war nackt
und ihr habt mir keine Kleidung gegeben;
ich war krank und im Gefängnis
und ihr habt mich nicht besucht.
44Dann werden auch sie antworten:
Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig
oder fremd oder nackt
oder krank oder im Gefängnis gesehen
und haben dir nicht geholfen?
45Darauf wird er ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt,
das habt ihr auch mir nicht getan.46Und diese werden weggehen
zur ewigen Strafe,
die Gerechten aber
zum ewigen Leben.

PREDIGT

Liebe Schwestern und Brüder,

wem begegnen wir am Ende der Welt? Wer ist der Menschensohn, der in all seiner Herrlichkeit kommt? Ist er nun ein liebevoller Hirt, der die Schwachen von den Starken trennt und sich besonders um die Schwachen kümmert – oder ist er der strenge Richter, der belohnt und verdammt?

Früher gehörte das Bild vom Strengen Richter in jede katholische, in jede christliche Seele. Es wurde eingehämmert in der Familie, in der Schule, in der Kirche. Am Ende steht kommt der alte Mann mit dem langen weißen Bart, der mahnend den Zeigefinger hebt. Er bestraft uns für alles, was wir falsch gemacht haben – ganz im Sinn von Eltern, Lehrern und Pfarrern. Der böse Richter – als Erziehungshilfe. So ähnlich wie der Nikolaus, aber eben „in echt“ und „für immer“.

Matthäus erzählt uns heute seine Version vom Weltgericht. Ja, es wird am Ende ein Gericht geben. Es wird geprüft. Es wird bewertet. Und das mit Macht!

Aber: Was sind die Maßstäbe des Richters? Wie ist das Recht, nachdem er urteilt? Er fragt nicht: Warst du immer  brav? Warst du immer lieb zu deinen Eltern? Hast du immer pünktlich deine Steuern bezahlt? Warst du immer in der Kirche? Hast du jeden Tag gebetet? Das alles fragt der Richter nicht!

Der Richter am Ende unseres Lebens ist nicht der Nikolaus, mit dem Sack mit Geschenken für die Lieben – und mit der Rute für die Bösen.

Die Begründung seines Urteils ist ganz eigenartig. Er sagt, dass er uns schon vorher begegnet ist. Immer wieder. Im Alltag. Aber nicht in seiner Richterrobe, sondern „unerkannt“ „inkognito“. Er hatte uns das ganze Leben lang im Blick – er war mit uns in Berührung.

Seine erste Frage ist: „Hast du das nicht gemerkt? Ich war immer in deinem Leben da! Ich war oft an deiner Tür! Hast du mich reingelassen? Hast du mich besucht? Hast du mich ausgehalten?

Ich war nicht nur in der Kirche, ich war überall da: in der Küche, im Wohnzimmer, auch im Schlafzimmer. Ich war im Büro und am Fließband, an der Kasse im Supermarkt, im Wartezimmer beim Arzt, auf den Behörden, auf dem Friedhof – ich war immer da – und ich habe dich angeschaut.
Egal, ob da ein Kreuz hing oder nicht. Egal, ob Glocken läuteten oder Weihrauch duftete, egal, ob fromme Worte gemacht wurden oder nicht: ich war immer da! Hast Du das gemerkt?

Und noch etwas sagt der Menschensohn-Richter: Ich war nicht neutral, keine Justitia, ich stand immer auf einer Seite: auf der Seite derer, die hungrig waren, und durstig, die fremd und obdachlos waren, nackt und krank – und im Gefängnis. Ich war nicht neutral, ich war nicht rechts und links, vor allem nicht oben – ich war unten. Hast Du dorthin geschaut? Hast Du mich wahrgenommen – und gehandelt?“

Im Evangelium waren beide über darüber erstaunt: dass sie dem Menschensohn schon mal begegnet waren – und wo er sich so aufgehalten hat. Es hat Schafe und Böcke gleichermaßen überrascht. Sie hatten ihn ja beide wo anders vermutet, ähnlich wie die Sterndeuter in der Weihnachtsgeschichte: bei den Reichen und Mächtigen, im Zentrum der Macht. Und jetzt öffnet der Menschensohn ihn selbst die Augen: seine Menschwerdung geschah und geschieht draußen vor der Stadt, am Rand.

Wir versuchen hier in Herz-Jesu, gemeinschaftlich Antwort zu geben auf diesen Anspruch des Menschensohn-Richters. Wie oft mag er in der letzten Woche draußen am Fairteiler-Schrank gewesen sein? Wie oft hat er sich unter die „Religionsgruppe“, die montags morgens hier ihren Religionsunterricht abhält – und nicht drüben in der Schule.

Wie oft mag er unter der Empore gewesen sein, zum Gebet am Schmerzensmann – oder beim Empfang im Anschluss an die Messe. Wie oft mögen wir ihm begegnet sein, ohne es zu wissen und zu ahnen… Aber genau diese Situationen zählen!

Liebe Schwestern und Brüder,

„Liebevoller Hirt oder strenger Richter“? Wer ist der Menschensohn, der uns am Ende der Welt und am Ende unseres Lebens begegnen wird?

Für Matthäus ist er vor allem der Lehrer, der den richtigen Weg und das richtige Verhalten zeigen will: der uns sagt, wie wir gut, richtig, sinnvoll leben können. Er erklärt uns, wer Gott ist – und wo wir ihn finden können. Ein Gott bei den Hungrigen, Durstigen und Kranken, bei den Flüchtlingen, den Obdachlosen und den Gefangenen. In diesem Gleichnis erkennen wir den Ruf Jesu, ihm zu folgen, am „Rand die Mitte zu suchen“ (Urs Eigenmann).

Vielleicht sitzen wir am Ende unseres Lebens und am Ende der Welt vor einem Scherbenhaufen: wenn wir merken, dass wir „auf das falsche Pferd“ gesetzt haben, dass wir uns für die falschen Leute und die falschen Dinge interessiert haben, dass wir Gott an der falschen Stelle gesucht und die falschen Dinge geglaubt haben. Vielleicht wird das Gericht genau der Schmerz darüber sein, der im Rückblick die Fehlentscheidungen und die Fehler unseres Lebens deutlich werden lässt.

Ich glaube fest und hoffe, dass der Menschensohn dann seinen Hirtenmantel anzieht, seinen Stab in die Hand nimmt, auf die Suche geht und uns einsammelt. Vielleicht auch uns, wenn wir zu den Gebeugten und Verkrümmten gehören. Er wird uns aufrichten.

Bis dahin bleibt noch Zeit. Wie viel, weiß Gott allein. Bis dahin kann ich, können wir das Richtige tun: Brot teilen, ein tröstendes Wort sprechen, Leid wahrnehmen, Not lindern. Wir können Gott in unserer Welt finden, sein Angesicht – in der Liebe, die alles umfängt. Amen.

Firmung

Lieber Sebastian,

du hast dich entschieden, dass Du Jesus folgen willst – und dass Du aus seinem Geist leben willst. Du hast uns hier immer wieder mit Deiner Begeisterung angesteckt – heute beten wir für Dich und Deine Lieben, besonders Deine Mama, die immer wieder mit Dir hierhin kommt.

Früher wurden Könige mit Öl gesalbt. Das war ein Zeichen dafür, dass sie ausgesucht waren für eine ganz besondere Aufgabe.

Jesus hat Dich ausgesucht – ihm nachzulaufen in der Gemeinschaft von anderen, die an ihn glauben – also zum Beispiel wir.

Die Freundschaft mit Jesus hat in der Taufe angefangen –
Und heute sagst du selbst ja dazu.
Wieder, wie damals bei der Taufe, wirst Du mit dem besonderen Öl gesalbt, dem Chrisam, das seinen Namen von Christus hat.
Wir haben dieses Öl auf den Taufstein gestellt, der jetzt einen neuen, wunderbaren Platz in der Kirche gefunden hat. Da gehen wir jetzt hin und holen das Öl für die Firmung. Währenddessen singt die Gemeinde das Lied „Komm Schöpfer Geist“ – und bittet darum, dass Gottes Geist jetzt diesen Raum und unsere Herzen erfüllt, wenn wir deine Firmung feiern.

Sebastian, sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist! Amen.
Der Friede sei mit Dir.

FÜRBITTEN

Jesus,
deine Gegenwart suchen wir –
hier in der Kirche, in deinem Wort, in der Feier der Sakramente,
in der Gemeinschaft derer, die an dich glauben.
Dein Evangelium sagt uns, wo wir dich sonst noch finden –
wo du uns begegnest – unerkannt.

Du bist da, wo Menschen hungern –
wo ihnen das tägliche Brot fehlt – und sauberes Wasser.
In Gaza, in Somalia, auch an unserem Fairteiler-Schrank.

(Stille)

V: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.
A: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.

Du bist da, wo Menschen fliehen müssen und Aufnahme suchen –
vor Verfolgung, Krieg und Vertreibung,
vor der Vernichtung ihres Lebensraums durch den Klimawandel,
vor Gewalt im häuslichen und familiären Umfeld.

(Stille)

V: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.
A: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.

Du bist da, wo Menschen ihrer Kleidung beraubt werden
und ihrer Würde –
oder wo sie in Kleidung gezwungen werden,
die sie nicht tragen wollen.
Wir denken an Frauen im Iran, Afghanistan und anderen Ländern;
an Kinder und Jugendliche, die in Sozialen Netzwerken bloßgestellt werden.

(Stille)

V: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.
A: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.

Du bist da, wo Menschen krank und einsam sind,
die sich nach einem Besuch sehnen –
nach einem guten Wort und einer tröstenden Umarmung.
Im Krankenhaus, im Seniorenheim, in der eigenen Wohnung.

(Stille)

V: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.
A: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.

Du bist da, wo Menschen dich aufrichtig suchen
und dir folgen wollen –
alle Tage ihres Lebens, bis sich ihr Weg bei dir vollendet.
Wir denken heute besonders an die Verstorbenen der Familien
Wagener, Karges und Schurb;
an Hildegard Baumann, die vor einem Jahr gestorben ist
und ab Christian Polifka.

(Stille)

V: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.
A: Mitten unter uns stehst Du unerkannt.

 Jesus, wenn du in deiner Herrlichkeit kommst,
wirst du dich zu erkennen geben, wer du warst und wer du bist.
Wir glauben und hoffen, dass du auch unser guter Hirte sein wirst,
der die Verlorenen sucht, die Vertriebenen zurückbringt, die Verletzten verbindet, die Schwachen kräftigt und die Starken behütet.
Wie preisen dich in Ewigkeit. Amen.

SCHLUSSLIED: CHRISTUS. BRUDER ALLER MENSCHEN

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