Eindrücke aus der Christmette 2022:
Predigt mit Birgit Müller „Mir ist (nicht mehr) kalt“
Liebe Schwestern und Brüder,
kleine und große – von Herzen wünsche ich Ihnen und Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Das Evangelium, die Frohe Botschaft, ist verkündet:
Das Kind ist geboren, Maria und Josef schützen es, die Hirten auf dem freien Feld hören himmlischen Gesang, die Engel haben ihr Gloria gesungen. Und das tut so gut – Weihnachten wärmt.
Auch unsere Kirchenlandschaft hat sich verändert: der kalte Bauzaun schimmert und leuchtet von Kerzen und Blumen, das Tor hat sich geöffnet und gibt den Blick frei auf das Geheimnis der Weihnacht: Gott begibt sich in die Hände von Menschen – so kommt er in diese Welt. Das Licht ist entzündet. Und das tut so gut – Weihnachten wärmt.
Wir lassen die große Welt und unsere kleinen Welten nicht draußen. Sie sind lebendig – in unseren Herzen, sie lasten auf unserer Seele und unserem Gemüt. Unser Freund Ivan hat uns in seinen Geschichten mitgenommen in das Leben und Leiden der Menschen in der Ukraine – und an so vielen Orten auf unserem Planeten, wo Unterdrückung und Gewalt regiert.
Und trotzdem braucht es dieses Licht in der Dunkelheit, gegen die Dunkelheit, das uns nicht Verzweifeln lässt – sondern weitergehen, weitertragen lässt. Und das tut so gut – Weihnachten wärmt.
Birgit: Mir ist kalt…
Predigt mit Birgit Müller „Go, tell it on the mountain!“
Herz Jesu rockt… an Weihnachten. Und der Rock wärmt.
Und tut gut. Die Bewegung, die Gemeinschaft, der Spaß.
Danke, Birgit.
Du hast recht, wir bestehen eben nicht nur aus Seele und Geist. Sondern auch aus Haut und Knochen und Fleisch.
Gott ist in unser Fleisch gekommen –
und fühlt seitdem mit uns –
auch in den morschen Knochen,
die nicht mehr recht tanzen wollen,
auch in den Körpern,
die Medikamente und Reparaturen brauchen,
gerade in dieses Fleisch ist Gott gekommen.
Er kennt das alles aus eigener Erfahrung:
Krankheit, Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit, Angst –
Ja, sogar die Nacht des Todes.
Aber eben auch
Hoffnung und Wärme und Begeisterung.
So ist unser Gott! So ist Gottes Menschwerdung!
Unbeschreiblich – und unbegreiflich!
Immer noch Grund zum Staunen.
Und zum Danken, vielleicht unter Tränen.
Let’s go and tell it on the mountain –
Let’s dance and tell it everywhere:
Ein Kind ist uns geboren.
Seitdem ist und bleibt Gott bei uns. Amen. Halleluja.
Weihnachtswünsche aus der Ukraine:
Und noch ein paar Fotos:
Hier der Ablauf der Christmette und die Lieder zum Mitsingen:
Gemeindegesang: Wachet auf WL 43,1-3
Begrüßung und Einstimmung
Liebe Schwestern und Brüder,
alte und junge, große und kleine, bekannte und unbekannte,
hier in der Kirche, über ZOOM mit uns verbunden,
ich begrüße Euch und Sie alle sehr herzlich zu unserer Christmette 2022.
Ganz besonders herzlich begrüße ich unseren lieben Freund Pfr. Ivan Sokhan in Ivano Frankivsk in der Ukraine.
Dóbroho véchora Iváne!
Egal,
wie unser Leben in den letzten Wochen und Monaten war,
egal, welche Herausforderungen wir zu bestehen haben,
egal, wie es uns ergangen ist – der Heilige Abend ist da.
Ob wir vorbereitet sind – oder nicht,
ob wir in Stimmung sind – oder nicht,
ob uns Sorgen quälen – oder nicht,
heute ist der Heilige Abend da.
Einer Stimme sind wir gefolgt –
Einer Stimme, die gerufen hat: wach auf!
Mitternacht ist es noch nicht, es bleibt noch Zeit,
dass wir uns vorbereiten –
und ihm entgegen gehen.
Allen, die mit uns durch die letzten Wochen gegangen sind,
ist es sicher aufgefallen:
unser Tafel-Wand hat sich verändert.
Hans Rams, unser Künstlerfreund aus dem Wiedtal
hat uns 11 Tafeln zur Verfügung gestellt –
für die Zeit von St. Martin bis zur Taufe des Herrn.
Die Tafel vom letzten Sonntag hat sich geteilt.
Ein heller Weg war zu sehen –
durch das kalte Blau, gesäumt von Steinen.
Der Weg gab einen neuen anderen Weg frei,
einen Weg, der wie ein Strahl einfällt in das Bild.
Einen Weg von oben nach unten.
Wie sehr sehnen wir uns in diesem Advent
und in vielen Adventen
nach dem Strahl, dem Licht aus der Höhe,
flammend rot, wie das Abend- und das Morgenrot,
wie ein Fluss der Liebe und der Wärme – in eine kalte Welt.
Mit der ganzen Welt und der ganzen Schöpfung,
mit den Worten des Propheten Jesaja
schreien wir uns Sehnsucht heraus:
O Heiland, reiß die Himmel auf!
Lied: O Heiland, reiß die Himmel auf WL 30,1-6 V/A
Gespräch mit Pfr. Ivan Sokhan
„Ukrainische Weihnachten 2022“ – Was wärmt?
RS: Lieber Ivan, schön, dass Du heute Abend wieder mit uns verbringst. Du hast unsere Ostertage in diesem Jahr ganz besonders gemacht. Damals lag der Angriff Russlands nur wenige Wochen zurück. Wir haben immer wieder miteinander gesprochen – und Du hast mich und uns teilhaben lassen an Eurem Leben – Euren großen Sorgen, Eurer Angst, Eurem Stolz, Eurem Kampf und Eurer Hoffnung. 10 Monate sind es schon. Vieles hat sich verändert. In dieser Veränderung feiert Ihr das Weihnachtsfest. Wie feiert Ihr in diesem Jahr Weihnachten? Was wärmt Euch?
Ivan: „Guten Heiligen Abend, liebe Freunde in der Herz-Jesu-Kirche und überall online verbunden!
Beim Stromausfall im Winter des Krieges gerade am Heiligabend brauchen wir gar nicht so viel um uns zu wärmen – eine brennende Kerze am Tisch und ein freundliches Miteinander mit euch im Gebet und Zoom verbunden.
Ich bin sehr froh diese Christmette zusammen mit euch zu feiern, den Herrn des Friedens zu preisen, Ihn in unser Land willkommen zu heißen und gemeinsam mit Engeln „Frieden auf Erde“ zu singen.
Die meisten Christen in der Ukraine sind der östlichen Tradition und feiern Weihnachten nach einem alten julianischen Kalender am 7. Januar. Aber mit jedem Jahr möchten immer mehr Menschen in der Ukraine dies zusammen mit der ganzen Welt wie auch ich heute zusammen mit euch zu feiern.
Wir haben eine eigene reiche Tradition der Weihnachten, dass auch in unserer Liturgie, unser Essen und Sternsingen mit vielfachen Verkleidungen, Theaterstück und Spaß geprägt ist.
Dieses Jahr ist das Weihnachten ganz besonders für uns. Viele Menschen werden die Weihnachtskrippe unterschiedlichen außergewöhnlichen Orten erleben: im Flucht in In- und Ausland, an den Frontlinien in den Barrikaden, in Krankenhäuser und in Bunker ohne Lebensmittel, ohne Strom und ohne ihre Familien. Aber Weihnachten befasst unser ganzen Dasein, so wie es ist, wie auch damalige Menschenwerden von Sohn Gottes.
Und ich freue mich besonders darauf, dieses Mysterium in eine Verbundenheit mit anderen Christen weltweit wie heute Abend über Zoom mit euch zusammen auch kreativ zu feiern!“
RS: Als wir uns über Facebook unterhalten haben, hast Du mir erzählt, dass das Lied „Bell Carol“ eigentlich ein ukrainisches Lied zu Neujahr ist – das in diesem Jahr genau 100 Jahre alt wird. Ein ukrainischer Chor hat es 1919 in Europa und 1922 in Amerika bekannt und berühmt gemacht. Es hat dann auch einen geistlichen Text bekommen. Shchedryk, ein Lied, das Dir sehr wichtig und kostbar ist, soll Dein und unsere Herzen heute
Musik: Ukrainisches Weihnachtslied: Shchedryk
oder moderner:
https://www.youtube.com/watch?v=5IO4IOzvDiQ
Gesang: Die Nacht ist vorgedrungen WL 5,1(A).3(V).4(A)
Lesung Jes 62,1-5
Gesang: Tochter Zion WL 40,1-3 A
Lesung Jes 9,1-6
Gesang: Es kommt ein Schiff geladen WL 9,1-6 V/A
Gebet
Gesang: Stille Nacht WL 37,1-3
Gesang: Hodie Christus natus est
Danach: Halleluja (weihnachtlich)
Evangelium
Lied: Nun seid fröhlich 
Predigt
Gesang: Zu Betlehem geboren GL WL 45,1-3
Fürbitten
Kollekte
https://www.adveniat.de/helfen/online-spenden/
Zur Gabenbereitung: Engel auf den Feldern singen
Sanctus: Heilig heilig
Hochgebet „Maranatha“ (Weihnachten)
Kehrvers:
Vaterunser
Friedensgruß/Agnus Dei: Nun freut euch ihr Christen
Zur Kommunion: Orgelspiel
Jean Sibelius, Theme from Finlandia / arr. Richard Lloyd
Gebet zur Danksagung
Dank
Segen
Schlusslied: O du fröhliche
Zum Auszug
Frohe Weihnachten!
Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich ganz herzlich danken für alles, was ich in, mit, durch Sredna-Herzjesu und seine Menschen erleben durfte.
Was für eine außergewöhnliche und sehr zu Herzen gehende Christmette, wie sie nur in Sredna möglich ist! Ich war fasziniert von der Gesamtkonzeption. In meinem Gedächtnis werden die Schaltung zu Ivan Sokhan in die Ukraine bleiben, wie selbstverständlich und mit Freude er auch das ihm Fremdartige, Ungewöhnliche mitvollzogen.
Eine noch so ergreifende Predigt vom Wärmen ist für die Füße, solange die Kälte trotz Decken von unten her durch alle Glieder zieht. Daher fand ich die Idee Birgit Müller mit den ausgiebigen Aufwärmübungen in die Predigt eingreifen zulassen genial. Und wer ist dazu geeigneter als sie.
Mein ganz besonderer Dank, gilt den Technikern an diesem Abend, die die Übertragung über Zoom und die Zuschaltung aus der Ukraine und die anderen Einspielungen so reibungslos möglich gemacht haben. So konnte ich trotzdem teilnehmen und durch die eingestellten Gesänge mitten im Geschehen sein.
Solange ich die Möglichkeit hatte vor Ort zu sein, habe ich mir nie große Gedanken gemacht, was mir fehlen würde, wenn ich einmal das Bett hüten müsste. Jetzt erkenne ich den Wert. Wie schön ist diese Möglichkeit einer derartigen Teilhabe für alle, die aus den verschiedensten Gründen nicht nach Herz-Jesu kommen können!!!
Liebe Heidi, ganz herzlichen Dank für Deine Worte und schön, dass Du ein Teil unserer Gemeinschaft bist! Danke auch für das was Du beiträgst! Liebe Grüße, Kathrin