Dank für 35 Jahre: „unterwegs als Freund*innen Jesu“ am 18. Juli 2022

Ein Tag wie jeder andere, der 18. Juli 2022 – und gleichzeitig ein besonderer Tag. Vor 35 Jahren wurde ich zum Priester geweiht. Viele Weggefährt*innen kommen mir in den Sinn. Und in aller Ratlosigkeit, wie es weitergehen wird mit der Welt und der Kirche und uns und mir – der Dank für die Weggemeinschaften in den vergangenen 35 Jahren….
Nach dem letzten sredna-Team vor der Sommerpause: gemeinsam essen und trinken – am großen Tisch im Pfarrhaus, am Altar in der Kirche, im Pfarhausgarten…

Lied: Singt dem Herrn ein neues Lied

Schriftlesungen: 16. So iJ C
Gott zu Gast bei Abraham (Gen)
Jesus zu Gast bei Martha und Maria (Lk)

 Ansprache

Maria und Martha könnten eigentlich die Schutzheiligen von sredna sein…
Martha – die Frau, der Mann, ein Mensch der Tat…
Maria – die Frau, der Mann, ein Mensch des Zuhörens…
Eigentlich muss der Dritte im Bund dazu: Ihr Bruder Lazarus. Dieser seltsame Mann, Mensch, die in keiner Geschichte etwas sagt, der im Haus der Schwester wohnt… und den Jesus liebte… Er ist der Zeuge der Auferstehung Jesu – An ihm sehen wir, dass Freundschaft lebendig macht.
Diese Drei Menschen, die mit Jesus befreundet sind…

Wenn ich meine 35 Jahre als Priester unter eine Überschrift stellen wollte, dann würde ich ein Kapitel aus einem Buchtitel von Rolf Zerfass nehmen – meinem praktisch-theologischen Lehrer, dem ich so viel zu verdanken habe – und damit auch ihr. Bei ihm habe ich u. a. predigen gelernt….

Sein Büchlein aus dem Jahr 1985 heißt: Menschliche Seelsorge. Für eine Spiritualität von Priestern und Laien im Gemeindedienst. Das erste Kapitel heißt: Seelsorge als Gastfreundschaft. Das ist das, was ich selbst erlebt habe –
Angefangen in den Pfarreien Heiligkreuz und St. Maternus, über die Pfarrei Heiligkreuz in Neuwied, die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg – und vor allem die Arche Daybreak in Richmond Hill, Toronto – wo ich 9 Monate im Trainingscamp der Gastfreundschaft war – im Nehmen wie im Geben.

Es ist das Verständnis geworden, das sich mir am tiefsten eingeprägt hat… Und dass danach weiterging: in dieser völlig fremden Welt der Gebärdensprache und der Gehörlosenkultur – nur weil Menschen mich dort gastfreundlich aufgenommen  haben, hatte ich eine Chance anzukommen – und mit einigen von ihren die KGG aufzubauen – die selbst „Gastfreundschaft“ in ihrer DANN hat – wir hatten mal eine ganze Gastetage im Pfarrhaus – wo jetzt unser Hausmeister Youssef mit seinem Sohn Fouad wohnt…

Und auch hier in Herz-Jesu haben wir als KGG und ich als Priester Gastfreundschaft erlebt. Am Anfang war ich ja nur Gast… und wenn ich sredna sehe – dass ist „Gastfreundschaft“ das tiefste Wesen von sredna.

Wieviele Gäste unterschiedlichen Typs haben wir erleben dürfen bei sredna….
Die Geflüchteten aus dem Iran, die Musizierenden und Kulturschaffenden aus dem Viertel und darüber hinaus, die Schüler*innen von Nelson Mandela, die „Queere Community“, die „neuapostolische Gemeinde“ – große und kleine Gesprächspartner*innen wie Fulbert Steffensky und Philippa Rath. 

Rolf Zerfass sagt übrigens, dass man Gastfreundliche Seelsorge nicht aus der Perspektive von Gastgebenden lernt, sondern aus der Perspektive der Fremden. Deshalb tut es uns gut, wenn wir beim „Gastgeben“ immer wieder auch selbst Fremde sind – in unserer eigenen Kirche, im Garten oder in den Begegnungen. Das hält uns offen und verhindert Routine.

In der Feier der Eucharistie sind wir zu Gast am Tisch Jesu.
Er ist der Einladende – seine Geistkraft führt uns zusammen.
Diesen Gastgeber repräsentieren wir alle – gemeinsam.
Durch die Taufe haben wir alle und jede und jeder Einzelne Teil an dieser priesterlichen Berufung. In der Ordination wird ein Mensch von der Kirche beauftragt, ständig an diese Berufung aller zu erinnern – und das Anliegen wach zu halten: wir alle zusammen sind der Leib Christi.

Das ist mir in unserem ZOOM-Eucharistie-Seminar deutlich geworden – wie vielleicht noch nie zuvor. Wir als Volk Gottes sind der Leib Christi – hier uns jetzt. Das feiern wir heute Abend – wie so oft und vielleicht doch ein bisschen bewusster als sonst.

Ein Lied von der Gastfreundschaft habe ich in Toronto kennen gelernt: „All are welcome“. Ich habe es übersetzt und es ist in der KGG zur Hymne geworden…hier haben wir es auch schon sehr oft gesungen – heute singen wir es auch wieder.

Lied: Lasst ein Haus uns bau´n

In der letzten Strophe heißt es:
Lasst ein Haus uns baun, wo beim Namen ruft,
der uns das Wort gesagt
Wo Geschichten, Lieder, Träume blühn –
Als Frucht seines Wortes Saat.
Stein der Tränen, Stein des Lachens,
Stein des Glaubens, fest gebaut –
Wir verkünden hier vom Dach zum Keller:
Eingeladen, eingeladen, eingeladen ist, wer ihm traut. Amen.

In einer Kirche von morgen werden die Getauften und Gefirmten mehr als heute erleben und bezeugen, dass sie als Einzelne und gemeinsam der Leib Christi sind – Christus repräsentieren.  Sie/wir sind das Gesicht Christi hier und jetzt. In der Feier der Eucharistie wird uns vor Augen geführt, wer wir sind – und wer wir werden können: Christi Leib.

Zum Schluss: Nun danket alle Gott mit Herzen

 

Im Garten

Und dann habe ich die Widmung wieder entdeckt, die Rolf Zerfass mit in die „Menschliche Seelsorge“ geschrieben hat:

DANKE.

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