DIE ZEIT IST ERFÜLLT Mk 1, 15. Morgenfeiern im Lockdown Januar 2021. Sonntags 8:30 Uhr

Nach einer Umfrage bei den Teilnehmer*innen steht fest: Die Morgenfeiern sonntags um 8:30 sollen weitergehen – zumindest mal bis zum 31. Januar, solange, wie der Lockdown geht.
Hier die Telefonnummer: 069/ 7104 9922.
Zugang: 977 3574 9228# danach: nochmal # (kein Passwort)
Oder über ZOOM:
https://zoom.us/j/97735749228

Die Morgenfeier hat sich zu einem eigenständigen Gottesdienst entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit einem Text aus der Heiligen Schrift, es gibt Lieder zum Zuhören und/oder Mitsingen, Gebete und Texte.
Im Advent und in der Weihnachtszeit waren es Abschnitte aus dem vielfältigen Buch Jesaja, das innerhalb von einigen Jahrhunderten und in sehr unterschiedlichen Situationen verfasst wurde.

Bis zum Beginn der Fastenzeit sind es Abschnitte aus dem Anfang des Markusevangeliums. Markus kommt in seinem Evangelium gleich zu seinem Thema: Jesus ist der Sohn Gottes, er redet und handelt in der Vollmacht und im Auftrag Gottes. Mit ihm beginnt eine neue Weltzeit. Das Reich Gottes ist nahe (Mk 1,15). Wenn das mal alles so einfach wäre…..

6. Sonntag im Jahreskreis B – 14. Februar (Karneval, Valentin)

Lied: GL 147 Komme her, freu dich mit uns, tritt ein  (Magdalena und Josef)

2. Strophe: … deinen Nächsten öffne das Herz

Begrüßung (Bruni)

Liebe Betphon Gemeinde. Ganz herzlich begrüße ich Sie und euch heute Morgen am 6. Sonntag im Jahreskreis zu unserer Morgenfeier.
Aber heute ist nicht nur der 6. Sonntag im Jahreskreis, nein, wir haben auch noch Karnevalssonntag und Valentinstag. Ganz schön viele Anlässe zu feiern, an einem einzigen Sonntag.
Heute Morgen wollen wir aber das Wort Gottes feiern. Wir hören heute im Markusevangelium eine weitere Heilungsgeschichte. Wir hören von einem Mann, der aussätzig war und den Mut hatte, sich Jesus zuzumuten. Ein Mann der einfach die gesellschaftliche Grenze überschritten hat und so auf sich aufmerksam gemacht hat. Der etwas gefordert hat.

So wollen wir jetzt unsere Morgenfeier beginnen mit dem Lob seines Namens. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes Amen.

Psalm YouTube Andrea Adams – Frey – Lobe den Herrn meine Seele Ps 103

Evangelium MK 1, 40-45 (Elke Grün)
Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.41Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein! 42 Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein.43 Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein:44 Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (meiner Gesetzestreue) sein.45 Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Impuls (Bruni)


Liebe Betphongemeinde,
wer kennt nicht die gängige Redensart „Hauptsache gesund!“ Eine Redensart, die oft ohne groß nachzudenken, einfach so geplappert wird.
Und was ist, wenn man nicht gesund ist? Wenn man wie der Mann, von dem wir gerade im Evangelium gehört haben, vom Aussatz befallen war? Das war nicht nur eine schlimme Krankheit damals, das war für ihn auch sein Todesurteil. Das war nicht nur die unheilbare Krankheit, der Schmerz der Wunden, das Verfaulen am lebendigen Leibe. Es gab auch damals noch keinerlei Möglichkeit, diese Krankheit wenigstens aufzuhalten oder zu lindern, noch gab es Krankenkassen, die die Behandlung finanziert hätten.
Aber das Schlimmste war ja, dass der Aussätzige ein Ausgestoßener war. Er musste im Abseits seines Wohnortes in Isolation hausen und auf sich aufmerksam machen, wenn ein Gesunder in seine Nähe kam. Die Mitmenschen vor sich selbst warnen.

Was für eine psychische Belastung und Not für den Kranken. Von der Familie und den Freunden getrennt zu leben, keinen Kontakt mehr zu haben, von der Gesellschaft abgeschrieben zu sein, keine Möglichkeit der Rückkehr zu haben.
Damals wusste der Aussätzige ja, dass letztendlich der Tod auf ihn wartet. Und so hat er die Gelegenheit beim Schopfe gefasst, als er auf Jesus getroffen ist.
Mutig und ganz direkt hat er Jesus um Hilfe gebeten. Er wusste ja, dass das seine letzte Chance war. Gut, er war auch etwas demütig dabei. Ist auf die Knie gegangen und hat gesagt, „Wenn du willst, dann kannst du machen, dass ich rein werde.“
Und siehe da, Jesus hatte Mitleid, es rührte sein Herz, er liebte ja die Menschen. Und so machte er den Aussätzigen rein, weil er es wollte.
Jesus war da schon klar, dass es besser wäre über die Heilung zu schweigen. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Obwohl er dem Mann aufträgt zu schweigen, hält dieser sich natürlich nicht daran. Das ist ja auch verständlich. Wer würde das nicht in die Welt hinausposaunen, wenn ihm so ein großes Glück der Heilung wiederfährt. Wenn er endlich wieder unter Menschen kann, am gesellschaftlichen Leben wieder teilhaben.
Ähnliches erfahren wir gerade auch in unserem Leben, seit etwas 1 Jahr, Corona geschuldet. Unser Leben ist distanzierter geworden. Die persönlichen Kontakte – Begegnungen sind eingeschränkt. Auch wir müssen gesellschaftliche Regeln und Auflagen befolgen, damit wir keine Gefahr für andere sind und auch uns selbst nicht in Gefahr bringen, um nicht an Corona zu erkranken.
Besonders hart ist das auch für die alten Menschen, für die Menschen die alleine Leben, die schon eine Vorerkrankung haben. Manch einer hält die Einsamkeit und das allein sein kaum mehr aus. Sie werden seelisch krank über dieses Leben auf Distanz.
Und dann haben wir auch die Menschen, die jammern, wenn sie mal 14 Tage in Quarantäne müssen, ohne selbst erkrankt zu sein. 14 Tage Isolation, das ist klagen auf hohem Niveau. Sie kehren ja in ihr altes Leben unbeschadet zurück und machen dort weiter, wo sie pausiert haben.
Und dann haben wir die vielen Menschen, die schlimm erkrankt sind. Die im Krankenhaus behandelt und eventuell sogar beatmet werden. Die ihr Leben lang unter den Folgen der Krankheit leiden.

Was ist mit den vielen Menschen, die Corona nicht überleben? Wir haben zurzeit eine ganz extreme Todesrate im Land – so hoch, wie schon lange nicht mehr.
Ist das der Aussatz des 21. Jahrhunderts? Werden wir noch öfters mit Vieren, Pandemien zu kämpfen haben, die unser so zivilisiertes, technisiertes und modernes Leben durcheinanderbringen, gar bedrohen?

Viele haben dieses Leben auf Distanz mit den täglichen Herausforderungen einfach satt. Was hilft oder könnte uns helfen in dieser Zeit?
Vertrauen, dass Jesus auch im Hier und Jetzt an unserer Seite mit uns durchs Leben geht und unser Bestes will? Auch in dunklen Zeiten.
Vielleicht muten wir Jesus und Gott unsere Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Unzufriedenheit, Sehnsucht und Erwartungen einfach mal zu. Treten ein in den Dialog – ins Gebet! Das kann laut, leise, bittend oder klagend sein. Wir werden eine Antwort bekommen, auch wenn wir sie vielleicht nicht direkt hören.
Und vielleicht sagen wir dann, wenn wir nach unserer Befindlichkeit gefragt werden: „Gott sei Dank, gesund!“

Lied: Ich glaube an den Vater (Magdalena und Josef Peters)

 Fürbitten (Michael Dostert)

 Jesus, wir können bei dir lernen, was Barmherzigkeit heißt. Wo wir selbst oder unsere Um- und Mitwelt Menschen ausgrenzen, weil sie krank sind oder unseren Vorstellungen nicht entsprechen. Wir bitten dich:

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für alle Menschen, die in politischer Unterdrückung leben. Wo Aufrichtigkeit nur unter Lebensgefahr bewahrt werden kann.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für alle missachteten, an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen. Wo Mutlosigkeit und der Ekel vor sich selbst breit machen wollen.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für alle Kinder dieser Welt, die unter unmenschlichen Bedingungen und zu früh arbeiten müssen.
Wenn Lebensfreude und Geborgenheit mit Füßen getreten werden.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für alle, die andere durch schwere Zeiten hindurchtragen müssen und begleiten. Wenn Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter und Sorgen drücken.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für alle Frauen und Männer im kirchlichen Dienst, die sich nicht entmutigen lassen und unaufhörlich nach neuen Wegen suchen, um ein lebendiges Gemeindeleben zu ermöglichen.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für die gleichwertige Behandlung aller Frauen und Männer. In beruflichen, persönlichen und gesellschaftlichen Anliegen.

Du Menschenfreund, sei an unserer Seite.

Für uns selbst: Wo wir schwer an unserem Leben tragen und viel mit uns herumschleppen. – kurze Stille-

Du Menschenfreund, sei an unserer sEite.

Jesus, gib uns Rückgrat und Mut, damit wir vor dir, vor uns selbst und vor unseren Mitmenschen aufrecht leben können. Darum bitten wir dich, heute und an allen anderen Tagen unseres Lebens. Amen.

Vater unser (Matthias Werner)

Segen (Matthias Werner)

Der Herr beschenke dich
mit der Behutsamkeit
seiner Hände,
mit dem Lächeln
seines Mundes,
mit der Wärme
seines Herzens,
mit der Güte
seiner Augen,
mit der Freude
seines Geistes,
mit dem Geheimnis
seiner Gegenwart.
So segne und behüte uns Gott,
der Vater allen Segens,
der Bruder unseres Vertrauens
und der Heilige Geist,
der Brunnquell unserer Hoffnung ist.
Amen.

Schlusswort (Bruni)

Lied YouTube: Wir kommen alle, alle in den Himmel

 

5. Sonntag im Jahreskreis B – 07. Februar 2021

Eröffnung: Marc-Bernhard

Lasst uns beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen

Kommt, lasst uns niederfallen,

Uns verneigen vor dem Herrn, unserem Schöpfer!

Denn er ist unser Gott!

 

Zu Anfang unserer Morgenfeier hören wir aus dem Prayer Cycle von Jonathan Elias das Stück „Voices“ und ich lade Euch ein, den unterschiedlichen Stimmen zu lauschen und den Gefühlen nachzugehen, die diese Stimmen zum Ausdruck bringen.

Lied: Jonathan Elias: Voices

 

Einführung: mbg

Ich weiß nicht, wie es Euch und Ihnen im Moment geht. Aber ich habe das Gefühl. Ich bin im Moment in einem Dauerzustand von Senden und auf Empfang sein. Ich springe von einer Konferenz zur nächsten. Ich habe unendlich viele Gespräche und versuche sie zu bündeln, zusammenzufassen und daraus etwas Produktives zu machen. Ich vermute mal, wenn der Heilige Geist bei uns in die WG präsent einziehen würde, er hätte gar keine Zeit in mir zu wirken, mich zu inspirieren, weil ich gar keine Zeit habe, etwas sacken zu lassen, etwas nachzugehen und nur zu empfangen. Ich habe das Gefühl, trotz Corona-Distanz, ich bin nur noch am Reden.

Ich habe mir heute etwas überlegt: Jonathan Elias hat mich mit seinem Lied „Voices/Stimmen“ dazu inspiriert. Wir hören heute zu und lassen wirken. Und ich werde das, was ich am liebsten tue, sein lassen: Reden, Kommentieren, Erklären. Na gut, so ganz werde ich es nicht sein lassen können. Aber hören wir heute mal die Stimmen der biblischen Texte. Es gibt keine Einführung von mir dazu. Nur der Text und danach 60 Sekunden Stille. Jeder darf den emotionalen Text selbst nachgehen, sich selbst finden, ohne gelenkt zu werden. Nach den 60 Sekunden moderiere ich den nächsten Text an. Hören wir heute auf die Stimmen der Schrift und hören wir die Stille, um unsere eigene Stimme zu hören.

1. Lesung: Ijob 7,1-7 (Jutta Thommes)

Lesung aus dem Buch Hiob

1 Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?
2 Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt,
wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet.
3 So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.
4 Lege ich mich nieder, sage ich:
Wann darf ich aufstehn?
Wird es Abend,
bin ich gesättigt mit Unrast,
bis es dämmert.
5 Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf,
meine Haut schrumpft und eitert.
6 Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage,
sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.
7 Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist!
Nie mehr schaut mein Auge Glück.

60 Sekunden Stille

2. Lesung: 1. Kor 9, 16-23 (Claude Müller)

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth,

Schwestern und Brüder,

wenn ich nämlich das Evangelium verkünde,
gebührt mir deswegen kein Ruhm;
denn ein Zwang liegt auf mir.

Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!

17 Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn.
Wenn es mir aber nicht freisteht,
so ist es ein Dienst, der mir anvertraut wurde.

18 Was ist nun mein Lohn?
Dass ich unentgeltlich verkünde
und so das Evangelium bringe
und keinen Gebrauch
von meinem Anrecht aus dem Evangelium mache.

19 Obwohl ich also von niemandem abhängig bin,
habe ich mich für alle
zum Sklaven gemacht,
um möglichst viele zu gewinnen.

22 Den Schwachen
bin ich ein Schwacher geworden,
um die Schwachen zu gewinnen.
Allen bin ich alles geworden,
um auf jeden Fall einige zu retten.

23 Alles aber tue ich um des Evangeliums willen,
um an seiner Verheißung teilzuhaben.

60 Sekunden Stille

Evangelium Mk 1,29-39 (Ralf Schmitz)

Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit
29 ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas.
30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett.
Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie
31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.
Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
32 Am Abend, als die Sonne untergegangen war,
brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt
34 und er heilte viele,
die an allen möglichen Krankheiten litten,
und trieb viele Dämonen aus.
Und er verbot den Dämonen zu sagen,
dass sie wussten, wer er war.
35 In aller Frühe, als es noch dunkel war,
stand er auf und ging an einen einsamen Ort,
um zu beten.
36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,
37 und als sie ihn fanden,
sagten sie zu ihm:
Alle suchen dich.
38 Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen,
damit ich auch dort verkünde;
denn dazu bin ich gekommen.
39 Und er zog durch ganz Galiläa,
verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.

60 Sekunden Stille

Impuls zum Bibeltext mbg

1995 hat Joan Osborn einen Pop-Hit rausgebracht, der eine einfache Frage stellt: Was wäre, wenn Gott einer von uns wäre. Und nein, sie meinte nicht Jesus und die Propheten. Sondern einer wie uns, der in unserem Alltag sein Leben meistert, Termine verdaddelt, sich nach einem regnerischen Tag in den Bus rettet und nur nach Hause will.

Und da sitzt sie oder er. Ganz einsam, während alle an ihren Handys spielen, an Telefonen das Intimste nach außen kehren, was die Schwiegermutter wieder verbrochen hat, was für Eskapaden die Kollegin hatte, wer mit wem fremd geht. Und Gott sitzt da ganz einfach und keiner ruft ihn an. Und wenn, dann nur Katastrophenalarm.

Wir leben in einem Zeitalter des Fiebers: Wir fiebern Terminen hinterher, sind auf Hochtouren um Abgaben von Terminen zu erfüllen, die To-Do-Liste abzuarbeiten, brennen für unsere Projekte und Arbeit, der Kessel kocht auf Hochtouren. Kein Wunder, wenn die Krankheit unserer Zeit das Burn-Out, das Ausgebrannt sein ist. Und ich spiele diese Krankheit nicht runter. Ich glaube wirklich, sie ist der Dämon unserer Zeit gegen den wir kämpfen.

Wenn Jesus, wie Markus berichtet, Kranke heilt und Dämonen austreibt, dann tut er das als Teil seiner Verkündigung. Als die Frohe Botschaft der Liebe, des Heils und das er mit uns in Gemeinschaft sein will. Kein Anspruch. Keine Agenda. Keine To-Do-Liste. Er will einfach nur da sein.

Dasein. Ein seltsames Wort. Ein Verb ohne Aktivität. Wie oft sind wir einfach nur da? Mit unserer Wut, mit unserer Trauer, mit unserer Freude und Lust ohne gleich in die Aktion zu gehen. Jesus heilt die Krankheiten und treibt die Dämonen aus, durch sein Dasein, kein großes Ritual nur da sein und berühren. Also, sind wir mal selber für uns da, hören die Stimmen mit ihren Gefühlen in uns und sind einfach mal für uns da, wie Jesus für uns da war. Geben wir uns 60 Sekunden Zeit dafür.

 

Fürbitten (mbg)

Jetzt hatten wir in dieser Morgenfeier mal mindestens vier Minuten Stille für uns. Guter Gott, Du kennst unsere Angst und unsere Freude, Du kennst unsere Wut und unsere Kraft. Erhöre unsere Bitten. Ihr seid jetzt eingeladen, Eure Bitten vor Gott zu bringen und so wie Jesus uns zur Gemeinschaft eingeladen hat, sind wir Gemeinschaft für die Bitten, die eine jede und ein jeder hier hervorbringt und beten nach jeder Fürbitte zusammen: Gott erhöre uns.

Gott, Du bist in unserer Mitte, heilst unser Fieber und treibst unsere Dämonen aus. In Deinem Dasein hast Du uns das große Geschenk Deiner Gemeinschaft geschenkt. Sei Du für uns da, wenn wir es nicht für uns oder füreinander Dasein können. Darum bitten wir in Deinen Namen. Amen

Vater unser (Petra Weiland)

Lasst uns nun mit- und füreinander in der Gemeinschaft mit dem guten Gott beten, wie er es uns selbst gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Impuls (Petra Weiland)

Wenn Gott einen Namen hätte, wie würde sie heißen?
Und würdest du ihn mit ihren Namen ansprechen,
Wenn du ihr in seiner Herrlichkeit gegenüberstehen würdest?
Was würdest du sie fragen, wenn du nur eine Frage stellen könntest?

Was wäre, wenn Gott einer von uns wäre?
Nur so einer mit allen Schwächen, wie wir sie haben?
Nur so ein Fremder im Bus,
Der irgendwie nach Hause kommen will?

Wenn Gott eine Stimme hätte, wie würde sie klingen?
Und würdest du sie hören wollen,
Wenn das bedeuten würde, dass du alle glauben müsstest,
An Dinge wie den Himmel und an Jesus und die Heiligen
Und an all die Propheten?

Gebet

Guter Gott, gib uns Zeit zum Innehalten, damit wir uns hören können.
Guter Gott, gib uns Mut zum Hören, dass wir Deine Stimme hören können.
Guter Gott, gib uns Stille, damit wir uns selbst in der Abwesenheit aller Worte, Dich spüren können.
Guter Gott, gib uns Zuversicht, dass wir füreinander Dasein können, wenn wir nur zusehen.
Gott Gott, segne uns, damit wir Gemeinschaft füreinander sein Können: Im Hören, im Sprechen, im Teilen und Feiern. Als ganze Menschen. Mit allen Gefühlen. Mit allem in uns. Amen

Segen

Und so segne uns behüte uns der gütige, liebende und zuhörende Gott. Amen

 

Wir hören jetzt noch zum Schluss von Joan Osborn – One of us, wenn Gott einer von uns wäre

Joan Osborn – One of us

 

 

 

Vierter Sonntag im Jahreskreis B – 31. Januar

Lied: Wenn Glaube bei uns einzieht GL 847 (Anja)

 

Begrüßung Elke
Liebe Betphongemeinde, guten Morgen euch und Ihnen allen.
nachdem wir jetzt Berufungsgeschichten gehört haben kommt heute eine Dämonenaustreibung auf uns zu.

Da sind wir schnell mit „altmodischer Geisterkult“ dabei, wollen das wegschieben und verdrängen.
Schließlich wissen wir Bescheid um psychische Erkrankungen, Manipulationen und Psychischen Missbrauch, der Menschen in Angst, Abhängigkeit und zwanghafte Verhaltensweisen und Handlungen führt.
Wir kennen uns aus, mit unserem Wissen um psychische und physische Erkrankungen und was da helfen kann – medizinisch und therapeutisch.
Aufgeklärt und abgeklärt wissen wir worum es im Leben wirklich geht – aber trotzdem: irgendwie haben wir alle unsere kleinen und größeren Dämonen und Dämoninnen bei und in uns: die negative Einstellung zu Situationen in unserem Leben; die kleine Flüsterin in meinem Kopf, die immer schon weiß, was schief gehen wird, den Versucher, es uns einfach und bequem zu machen … oder eher unheimliche Ideen, die uns in Anbetracht der aktuellen Situation kommen.

Zur Einstimmung hören wir das Lied:

Have a talk with God in einer Version von Roger Cicero

There are people who have let the problems of today
Lead them to conclude that for them life is not the way
But every problem has an answer and if your’s you cannot find
You should talk it over to Him, He’ll give you peace of mind
When you feel your life’s too hard, just go have a talk with God
Many of us feel we walk alone without a friend
Never communicating with the One who lives within
Forgetting all about the One who never ever lets you down
And you can talk to him anytime He’s always around
When you feel your life’s too hard, just go have a talk with God
Well He’s the only free psychiatrist that’s known throughout the world
For solving the problems of all men, women, little boys and girls
II:When you feel your life’s too hard, just go have a talk with God:II
When your load’s too much to bear, just go talk to God, He cares
I know he does
When you feel your life’s too hard, just go have a talk with God
Thank you, thank you very much

Es gibt Menschen die die Probleme unserer Zeit gepachtet haben
Sie kommen zu dem Punkt, dass das Leben für sie nicht der richtige Weg ist
Aber jedes Problem hat eine Antwort und wenn du keine finden kannst,
solltest du mit IHM darüber sprechen, ER wird dir Seeelenfrieden schenken.
Wenn di denkst, dein Leben is tzu hard, dann sprich einfach mit Gott
Viele von uns sind alleine unterwegs ohne eine*n Freund*in
sie sprechen mit dem EINEN, der in ihnen lebt
Vergessen den EINEN vollkommen, die dich niemals unterehen lässt
Und du kannst mit ihm sprechen – er ist immer da
Wenn du denkst, dass dein Leben zu schwer ist, dann geh nur und rede mit Gott
Denn ER ist ohne Zweifel der einzige Gratis-Psychiater auf dieser Welt
um die Probleme aller Männer, Frauen, kleinen Jungs und Mädchen zu lösen
II:Wenn du denkst, dein Leben ist zu schwer, geh nur und rede mit Gott:II
Wenn deine Last zu schwer zum Tragen ist, geh nur und rede mit Gott. Er kümmert sich darum.
Ich weiß, dass er es tut
Wenn du denkst, dein Leben ist zu schwer, geh nur und rede mit Gott
Ich danke dir, vielen Dank

Lesung: Petra
Aus dem Evangelium nach Markus

Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.
Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!
Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.
Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.

Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Predigt Elke

Liebe Freundinnen und Freunde am Betphon!

Als ich den Text in der Einheitsübersetzung gelesen habe, bin ich über zwei Wörter „gestolpert“. Im dritten Satz heißt es: EIN MENSCH, der von einem unreinen Geist besessen war und dann als Jesus dem Geist befohlen hat zu schweigen und „auszufahren“ heißt es …zerrte DEN MANN hin und her. Erst dachte ich, ist das wichtig? Und dann ok, keine hysterische Frau, das wird der wesentliche Punkt sein, warum es so deutlich gesagt wird.

Und dann hatte es mich „gepackt“, ich habe im griechischen Text nachgeschaut, nicht, dass ich so fit wäre, aber es hat mich seit meinem Griechisch lernen im Studium immer wieder interessiert, was denn da im „Urtext“ steht. – Und was soll ich sagen an der ersten Stelle: da steht MANN; zweite Stelle nix MANN oder MENSCH „zerrte IHN hin und her“ … ist hier also kein Hinweis auf Männer und Frauen, sondern ganz klar eine Antwort auf die ungewöhnliche Aktion und Reaktion des Mannes auf Jesu mächtiges Handeln. Am Anfang des Markusevangeliums geht es um die Versicherung, dass Jesus der Christus, der Messias, der von Gott auserwählte und gesandte Retter ist.
Irgendwie nimmt mich das Dämonenthema in Beschlag: Wenn ich mir diese Heilungsgeschichten anschaue, dann frage ich mich, was denn dahintersteckt.
In der Zeit Jesu wurden Krankheiten, Wunderlichkeit, „abnormes“ Verhalten mit Geistern, Besessenheit und vielerlei Zauber erklärt. Und es ist noch nicht so lange her, dass auch in unserer Gegend und Kultur Krankheit mit Schuld oder Fehlverhalten von Eltern erklärt wurde.

Jesus zieht diese Schlüsse nicht, er erkennt, dass die Menschen von einem Wesen „gefangen“ oder „besessen“ sind und befreit sie davon.
Das ist ein sehr machtvolles Handeln und Eingreifen Jesu in den Alltag und das Leben der Menschen. Jesus verbietet den Dämonen über ihn als Sohn Gottes zu sprechen. Sie wissen, dass Jesus Macht hat Sünden zu vergeben und Menschen zu heilen – an Leib und Seele. Da kommt dieser Jesus, der uns befreit und dieser Jesus lässt sich von ihnen weder einschüchtern noch beeindrucken – ganz im Gegenteil: er zeigt seine Stärke und Macht.

Der Evangelist Markus spielt häufig mit diesem Motiv: Jesus treibt Dämonen aus, die sich von ihm als dem Sohn Gottes in ihre Schranken weisen lassen und er bringt sie zum Schweigen, damit er nicht als der Dämonenaustreiber und Sohn Gottes bekannt gemacht wird, sondern seine Botschaft vom Reich Gottes wirksam werden und dieses Reich Gottes aufgebaut werden kann.
Da kommt dieser Jesus, verkündet die Botschaft vom Reich Gottes, der Liebe, die dieser Gott uns entgegenbringt und schenkt und er tritt auf mit „Vollmacht“ – so heißt es im Text, welche die umstehenden Gläubigen in der Synagoge beeindruckt und sie erkennen lässt, dass er ganz anders spricht und lehrt wie die Schriftgelehrten.

Mit der Vollmacht, die Jesus hat und nutzt kann er nicht nur die Menschen in der Synagoge in Staunen sondern auch die unreinen Geister in Angst versetzen: Sie erkennen ihn und wollen den „Heiligen Gottes“ loswerden und nicht von ihm ins Verderben gebracht werden.
In unserer Lesung zeigt sich die Wirkung vom Handeln Jesu: die Menschen, die das Geschehen in der Synagoge miterlebt und erfahren haben stellen sich die Frage wer Jesus ist, und woher seine Vollmacht kommt. Sie erkennen, dass er besondere Ausstrahlung, Wortgewalt und Lehrbefähigung hat.

Ich möchte Sie und euch heute einladen, dass wir uns auf diesen Jesus einlassen, der uns befreit von Dämonen, Besessenheiten, Abhängigkeiten und Verstrickungen. Er will, dass wir zu gottgeliebten, freien, frohen und heilsuchenden Menschen werden, die das Reich Gottes aufbauen und mitgestalten. AMEN

Fürbitten: Josef
Gott, Du bist uns Mutter und Vater. Du willst für uns das Gute. Manchmal sind wir verunsichert; unser Alltag ist auf den Kopf gestellt. Wir sehnen uns nach Schutz und Sicherheit für uns selbst und unsere Lieben. Deshalb tragen wir unsere Bitten und Anliegen vor dich:

Sei uns nahe in unseren Familien, unseren Beziehungen und in unserer Betphongemeinschaft – kurze Stille –
Gott unser Befreier: Wir bitten dich erhöre uns.

Durch das Virus sind die Menschen auf der ganzen Erde plötzlich vereint. Wir vertrauen auf Deine Hilfe in dieser Krisenzeit und bitten um ein gutes, verantwortliches Miteinander. Lass nicht zu, dass der Streit um Impfstoff und medizinische Hilfe die Kluft zwischen arm und reich weiter vergrößert.
Gott unser Befreier: Wir bitten dich erhöre uns.

Gib uns den Mut und ein offenes Herz, unsere Hilfe anzubieten, wo es Not tut und gib uns die Demut, um Hilfe zu bitten, wenn wir es brauchen. Stehe in diesen Tagen allen Einsamen bei, die allein wohnen und so dringend auf andere Menschen angewiesen sind.
Gott unser Befreier: Wir bitten dich erhöre uns.

Wir beten für alle, die die Erinnerung wach halten an die Opfer des Holocaust und des Nationalsozialismus. Wir beten um Kraft für alle, die aufklären und Widerstand leisten gegen Diskriminierung und Gewalt; und um einen guten Geist des Miteinanders.
Gott unser Befreier: Wir bitten dich erhöre uns.

Wir sehen die durch Corona wachsende Kluft zwischen armen und reichen Menschen und Ländern. Wir wissen uns verbunden mit denen, die jetzt noch ärmer werden. Wir sehen unsere Partner und Partnerinnen in den armen Kontinenten und Länden, aber auch hier bei uns in Kleinbetrieben, Gastronomie und Kultur. Wir bitten Gott um Gerechtigkeit und Frieden.
Gott unser Befreier: Wir bitten dich erhöre uns.

Guter Gott, unser Befreier, gib uns Kraft und Mut in dieser Krise. Lass uns neue Wege des Miteinanders zu finden und schenke uns die Erfahrung deiner Gegenwart. Darum bitten wir durch Christus unseren Bruder, Freund und Weggefährten. AMEN

Vater unser: Magdalena
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Schlussgebet: Petra
Wir beten um den Segen , der uns als Rückenwind begleitet:
Wenn wir jetzt auseinander gehen, unseren Tag gestalten und das Leben in Fülle wagen wollen, dann lass deinen Segen, um den wir dich bitten, zur befreienden Kraft für unser Leben werden:
Der Gott, der Israel befreit hat aus der Gefangenschaft, segne uns;
Christus, der uns die Ordnung einer neuen Welt geschenkt hat, befreie uns von allem was uns fesselt, abhängig und schwach macht.
Der Heilige Geist, der uns den Weg ins Land der Freiheit weist, begleite uns bei allem, was wir tun und reden.

Segen Magdalena:
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich. So segne dich und mich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN

Schlusslied: Anja
In das Dunkel deiner Vergangenheit GL 839

Dritter Sonntag im Jahreskreis B – 24. Januar

1. Herr, du bist gekommen an das Ufer,
hast gesucht nicht Weise noch Reiche
hast ersehnt nur, dass ich dir folge.

Herr, hast mir in die Augen geschaut

lächelnd hast du meinen Namen gerufen-
Im Sand hast gelassen mein Schifflein
an deiner Seite werde ich suchen ein anderes Meer.

2. Du weißt gut, was ich habe
in meinem Boot
ist kein Gold, keine Schwerter,
nur Netze und meine Arbeit.

3. Du brauchst meine Hände
was mich übermüdet, dient anderen zur Ruhe;
Liebe, die dem Liebendem folgen will.

4. Du, Hirte der anderen Seen,
ewige Sehnsucht nach Menschen in Erwartung,
guter Freund, der du mich so entflammst.

Begrüßung (Ralf)

Liebe Freundinnen und Freunde am Betphon,
herzlich willkommen zu unserer Morgenfeier am 3. Sonntag im Jahreskreis B.
Wir beginnen unsere Feier im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gestern habe ich eine Gemeinsamkeit mit Papst Johannes Paul II. festgestellt, von der ich nichts wusste und von denen es sicher nicht so viele gibt:
die Begeisterung für ein Lied. Es heißt im Spanischen: „Menschenfischerlied“, seitdem Johannes Paul II. es selbst 2002 in Polen bekannt gemacht hat, heißt es dort nur „Barka“ – Bötchen.  (Hier von Johannes Paul II vorgetragen zum Nachhören)

1. Herr, du bist gekommen an das Ufer,
hast gesucht nicht Weise noch Reiche
hast ersehnt nur, dass ich dir folge.

Herr, hast mir in die Augen geschaut

lächelnd hast du meinen Namen gerufen-
Im Sand hast gelassen mein Schifflein
an deiner Seite werde ich suchen ein anderes Meer.

Es wurde auch in Deutschland bekannt – aber die „Höheren Weihen“ des Neuen Geistlichen Liedes hat es nie so richtig bekommen – dafür war es zu volkstümlich, gefühlvoll, manch einer würde sagen – zu schnulzig.

Ich habe es in Bolivien kennen gelernt, 1988 bei der ersten Reise. Und als ich mit 7 Mitgliedern aus der Gehörlosengemeinde 2011 über den Titicaca-See geschippert bin in einem winzigen Schiff, haben sich diese Bilder tief zu dieser Melodie und dem Text eingeprägt.

Das Lied wurde von dem Spanischen Priester Cesario Gabaráin 1879 in Madrid komponiert und getextet. Es bezieht sich auf das Evangelium des heutigen Sonntags. Jesus geht am Ufer des Sees entlangt, schaut Menschen in die Augen und fordert sie auf hinter ihm her zu laufen – und nicht mehr Fische zu sammeln, sondern Menschen. Was mag in Jesus vorgegangen sein? Was in denen, die er angesprochen hat?

Dem wollen wir heute in der Morgenfeier nachgehen.

Gebet (Christine)

Mit dir auf einem Weg
dir
glaube ich
vertraue ich
öffne ich mich
du hälst mich aus
kommst mit entgegen
bist da
gehst mit
indem du mich annimmst
lockst du mich hervor
schenkst mit
Selbstvertrauen
machst mit Mut
ich kann so sein
wie ich bin
und weiß mich
gehalten, geborgen
mit dir ist vieles möglich
zu zauberst Unbekanntes in mir hervor
läßt es leben
atmest Freiheit
du riskierst dich
stellst dich
nimmst meine Abgrenzung in Kauf
bleibst treu
und du forderst mich herau
gibst dich nicht zufrienden
fragst nach, gehst mit
und läßt mich wieder
du wendest dich mir zu
und ich kann mich dir zuwenden
wir schenken uns selbst
teilen das Leben
erzählen und fragen
hören hin und provozieren
lachen und neckn
schweigen und beten
du lädst mich ein zu dir
und läßt dich zu mir einladen
und ich genieße dein Anderssein
und unser wir
ich bin bereit
dich in meinen Leben einzuladen
ein Stück Freiheit aufzugeben
mit dir hinzugeben
weil du mich
befreist
kann ich mich
binden
Anselm Grün/Andrea Schwarz

Halleluja (Bruni/Matthias) – 1. Strophe

Evangelium (Claude)

Nachdem Johannes der Täufer ausgeliefert worden war,
ging Jesus nach Galiläa;
er verkündete das Evangelium Gottes
15und sprach: Die Zeit ist erfüllt,
das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um
und glaubt an das Evangelium!

16Als Jesus am See von Galiläa entlangging,
sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon,
die auf dem See ihre Netze auswarfen;
sie waren nämlich Fischer.
17Da sagte er zu ihnen:
Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
18Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
19Als er ein Stück weiterging,
sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus,
und seinen Bruder Johannes;
sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.
20Sogleich rief er sie
und sie ließen ihren Vater Zebedäus
mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück
und folgten Jesus nach.

Halleluja (Bruni/Matthias)

Ansprache (Ralf)

Liebe Betphon-Gemeinde,
wir stehen jetzt gedanklich nicht am Titicaca oder am  Boostalsee, sondern am Galiläischen Meer, dem See Genezareth. Wenn wir dem Text genauer zuhören,  dann war diese Begegnung von Jesus mit den ersten Vier wenig gefühlvoll und schnulzig. Jesus geht am See vorüber – da sieht er sie mit ihren Wurfnetzen – und er ruft ihnen zu: „Hierher – hinter mich! Und ich werde machen, dass ihr Menschenfischer werdet!“

Die erste Aktion ist also kein Kaffeeklatsch, kein erstes Kennenlernen, keine Vorstellungsrunde wie in der kirchlichen Bildungsarbeit,  kein langsamer Aufbau von Beziehungen. Jesus teilt nicht erst mal ihren Alltag, er geht nicht mit ihnen in die Schule, er erwirbt sich nicht ihr Vertrauen – zumindest lesen wir davon nichts. Er konfrontiert sie.

Er bedient sich dabei eines Musters, das aus dem Ersten Testament bekannt war – von der Berufung des Propheten Elischa. Dem hatte der Prophet Elija seinen Mantel übergeworfen. Elija duldete keine Verzögerung, keinen Aufschub. Noch nicht mal den Moment, sich von den Eltern zu verabschieden. Simon und Andreas und die beiden Donnersöhne ahnen also, was von ihnen erwartet wird.

Das ist wohl das Gegenteil von Selbstverwirklichung. Also nicht zuerst „tief in sich hineinhorchen“, die innere Stimme hören, den inneren Ruf – „auf zu mir selbst“, zuerstmal ich…. Die ersten Vier lassen sich von außen ansprechen und mitnehmen, im wahrsten Sinn des Wortes mitreißen. Jesus muss mitreißend gewesen sein.

Aber er ruft sie nicht einfach mit, hinter sich her, sondern er ruft, lockt sie mit einer Verheißung: ich werde machen, dass ihr Menschenfischer werdet. Im irdischen Leben wird sich diese Verheißung wohl kaum erfüllen – aber Markus, der Verfasser unseres Evangeliums schaut schon auf einige Jahrzehnte zurück und kann berichten, dass das Evangelium sich verbreitete, obwohl Jesus am Kreuz gestorben war.

Markus legt Jesus Worte der Verheißung in den Mund, die bis in unsere Tage wahr werden: in vielen Völkern und an vielen Orten wird das Evangelium verkündet von Menschen, die sich ansprechen und mitreißen lassen.

Hinter Jesus her.

Was hätten wir denn geantwortet, gesagt, getan, wenn er denn uns begegnet wäre, uns ins Auge schaut hätte – während wir am Rechner sitzen, oder bei der Gartenarbeit, wenn wir in der Pflege beschäftigt sind oder Kinder unterrichten? Was hätten wir wohl gesagt, getan, wenn er uns beim Abendessen am Tisch sitzt – oder zwischen den Regalen bei Aldi, Lidl und Edeka? Oder im DM? Oder im Wartzimmer oder bei der Reha?

Vielleicht hätten wir JA gesagt. Vielleicht. Mit Sicherheit hätten wir danach noch ein „Aber“ eingefügt.

Ja – aber nicht heute und jetzt – ich muss erst noch….
Ja – aber nicht in dieser Kirche, die nur so strotzt von Lüge und Doppelmoral und Intrige und Vertuschung, von Ungleichbehandlung und Machtmissbrauch
Ja – aber nicht, wenn diese und jene mitmachen, die haben nämlich….
Ja – aber nicht, wenn das mein Leben durcheinanderbringt…
Ja-  aber….
überlegen wir mal kurz, was unsere, meine persönlichen Wenn und abers sind… Was hält uns ab, unmittelbar hinter ihm herzulaufen?

(kurze Stille)

Ich glaube, ganz am Anfang muss die Sehnsucht nach Veränderung stehen – wer mit dem hier und jetzt ganz zufrieden ist, wird sich schwer auf einen Weg der Veränderung einlassen. Warum auch? Nur, wem klar ist, dass es so nicht weitergeht, weitergehen kann, wird sich aufmachen… ansprechen lassen.

Und das zweite: wir lassen uns in Bewegung bringen, wenn wir von einem Gegenüber angesprochen sind, von einem Menschen, einer Person, die uns beeindruckt, bewegt, mitreißt. wenn wir uns ansprechen lassen – wenn wir in den Augen von anderen ein Feuer sehen können, das unserer Seele Beine macht.

Und das dritte: Ich muss davon überzeugt sein, dass Jesus das Richtige tut, wenn er mich will. Er kennt mich, weiß, was ich kann und bin – kennt meine Begabungen und Charismen, er kennt Ecken und Kanten, meine Grenzen.
Im Menschenfischer-Lied heißt es in der 2. und 3. Strophe:

2. Du weißt gut, was ich habe
in meinem Boot
ist kein Gold, keine Schwerter,
nur Netze und meine Arbeit.

3. Du brauchst meine Hände
was mich übermüdet, dient anderen zur Ruhe;
Liebe, die dem Liebendem folgen will.

Jesus kennt uns – auch unsere Bereitschaft zu lieben – und unsere Bereitschaft zum Dienst. Und wenn er uns ruft, dann scheint er uns zuzutrauen, dass unsere Begabungen – in all ihren Einschränkungen – dem Reich Gottes dienen und von Nutzen sind.

Am Anfang muss die Beziehung zu Jesus stehen – sonst gibt das nichts mit der Nachfolge, mit unserer Zugehörigkeit zu seinem Volk – schon gar nicht in Form der Mitgliedschaft in der real-existierenden Kirche.
Am Anfang muss die Beziehung zu Jesus und zu seinem Vater stehen, die über das Hier und Jetzt hinausweist – von einer Verheißung lebt… von einem Traum, der in eine andere Welt hinein reicht.

4. Du, Hirte der anderen Seen,
ewige Sehnsucht nach Menschen in Erwartung,
guter Freund, der du mich so entflammst.

Liebe Schwestern und Brüder,

  • Sehnsucht, die unruhig macht
  • Begegnung, die mitreißt
  • Vertrauen, das es reicht

Das scheinen die Fischer am See gehabt zu haben. Sie bilden die 4 mit Jesus ein Team, ein Ensemble. Andere kommen dazu.

Als nächstes schildert Markus in seinem Evangelium immer noch im ersten Kapitel einen ganz normalen Samstag, Sabbat, in Kafarnaum. Der gemeinsame Alltag beginnt.  Der Alltag mit Jesus. Das hören wir dann am nächsten Sonntag.

Dann ist es wie bei der neuen Amerikanischen Regierung. An dem großen Vereidigungstag  standen bewegende, tröstende, mutmachenden Worte, Zeichen und Inszenierungen im Vordergrund. Ich fand sie unendlich wichtig. Aber der Alltag hat auch schon für Joe Biden begonnen: er hat schon am 1. Tag 17 Erlasse von globaler Bedeutung unterschrieben, erste Schritte sein Land und die Beziehung seines Landes zur Welt zu verändern.

Nun sind wir weder Joe Biden noch Kamala Harris. Wir haben aber in unserem Umfeld auch nicht ganz so viel aufzuräumen wie die beiden.

Aber wir können auch unseren Alltag anschauen mit einer anderen Perspektive –wenn wir mit Jesus zusammen ein Team sind, wenn wir in unserem Alltag ihm hinterherlaufen: wie sieht die Welt dann aus?

Er braucht uns, um Liebe, Hoffnung, Glauben, Widerstand, Freude, Mut, Gelassenheit in diese verrückte Welt zu bringen.
Er braucht uns. Kaum zu glauben. Amen.

Nach der Ansprache: Cristo te necesita para amar

Cancion: Cristo te necesita para amar (Ralf)

Christus braucht dich, um zu lieben.
Christus braucht dich, um zu lieben.

Die Herkunft,  die Hautfarbe sind unwichtig.
Liebe alle wie Schwestern und Brüder,
tu das Gute. Darum geht’s.

Begegne den Traurigen und Leidenden mit Liebe,
Mit Liebe begegne den Demütigen und Armen.

Deinen Nachbarn und Nächsten begegne mit Liebe,
mit Liebe begege auch deinen fernen Nächsten.

Allen, die eine andere Sprache sprechen begegne mit Liebe,
mit Liebe begegne allen, die anders denken.

Christus braucht dich, um zu lieben.
Christus braucht dich, um zu lieben.

In diesem Sinn halten wir jetzt Fürbitte.

Fürbitten  (Michael)

Wir denken an die Menschen in unserem Land,
die nach Orientierung suchen für ihre Familien, für ihre berufliche Zukunft
und für sich selbst.

(Stille)

Wir denken an alle, die sich um Erkrankte und nur langsam Genesende sorgen,
die trauern, weil sie geliebte Angehörige oder enge Freunde verloren haben
und einsam sind.

(Stille)

Wir denken an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen
und in den sozialen Einrichtungen;
an die Einsatzkräfte in Impfzentren und Kliniken,
die sich für die besonders Gefährdeten engagieren und sie schnell versorgen.

(Stille)

Wir denken an die Skeptischen und Verunsicherten,
die den Sinn der Einschränkungen nur noch schwer verstehen,
die Widerstrebenden und laut Protestierenden,
die Leichtfertigen und Gedankenlosen.

(Stille)

Wir denken an die Regierenden in den Staaten,
die Atomwaffen geächtet und verboten haben;
an die politischen und kirchlichen Gruppen,
die auch in schwierigen Zeiten für Frieden und Gerechtigkeit eintreten;
und an Politikerinnen und Politiker, die noch zögern, den Verbotsvertrag zu unterzeichnen.

(Stille)

Wir denken an die Frauen und Männer,
die Menschenrechte auch in der Weltwirtschaft und im Handel sichern wollen;
die sich für faire Arbeitsbedingungen und Löhne überall einsetzen.

(Stille)

Wir denken an die neue Regierung in den Vereinigten Staaten,
die ein tief gespaltenes Land einen und mit schwierigen Wahrheiten konfrontieren muss;
Wir denken an die gespaltene katholische Bischofskonferenz in den USA, die die den Unfrieden nicht überwindet, sondern vertieft.

(Stille)

Wir sind verbunden mit den Verantwortlichen in unseren Kirchen,
die nach einer Einigung auf dem Synodalen Weg suchen;
mit Gläubigen, deren Geduld verbraucht ist und die ihre Kirche verlassen;
und mit denen, die auf eine gute Zukunft deiner Kirche vertrauen und bleiben.

(Stille)

Ruf (Bruni/Matthias)

Jesus Christus, Freund und Bruder,
du hast uns gezeigt,
wie wir mit Wort und Tat Menschen für deine Nachfolge gewinnen können.
Wir danken dir für dein Vertrauen in unsere Zuversicht und Kraft;
wir loben deine Stärke – jetzt und bis in deine Ewigkeit. Amen

Vaterunser (Claude)

Letzebuergesch:

Eise Papp am Himmel,
däin Numm sief gehellegt,
däi Räich soll kommen,
däi Wëll soll geschéien,
wéi am Himmel, sou op der Äerd.
Gëff äis haut eist deeglecht Brout,
verzei äis eis Schold,
wéi mir och deene verzeien, déi an eiser Schold sinn.
Féier äis net a Versuchung,
mä maach äis fräi vum Béisen.
Well däint ass d’Räich an d’Muecht
an d’Herrlechkeet fir ëmmer an éiweg.
Amen.

Segensgebet (Christine)

Jesus hat auch uns gerufen.
Er sieht unsere Sehnsucht, unsere Begabungen und Grenzen.
Er setzt auch in uns sein Vertrauen,
in Frauen und Männer, Junge und Alte,
Menschen mit Köpfen und Herzen, Händen und Füßen.
Er begegnet uns in Menschen,
die uns wachrütteln und mitreißen,
die in uns die Verheißung wach halten,
dass das Reich Gottes nahe ist.
Er segnet uns –
dass wir ein Segen sein können und sind.

So segne uns der dreieine Gott:
Vater, Sohn und heiliger Geist.
Amen.

 

Zum Schluss: Pescador de Hombres II

 

 

Zweiter Sonntag im Jahreskreis B – 17. Januar

Gesang: Lobet den Herren  GL 81,1-3

Begrüßung

Liebe sredna-Betphon-Gemeinde,
herzlich begrüße ich Euch heute morgen zur Morgenfeier,
die wir im Namen des dreieinen Gottes beginnen:
im Namen des Vaters – und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Möge der Herr mit uns sein – in der nächsten halben Stunde,
und in allen Stunden unseres Lebens!

Nein, wir gehen heute nicht in die Lockdwon-Verlängerung… Wir machen nicht weiter mit Betrachtungen zu Texten aus dem Buch Jesaja, obwohl es da noch viele Möglichkeiten gegeben hätte.
Wir machen einen neuen Anfang. Einen Anfang mit Markus. Das Markus-Evangelium wird uns im Lesejahr B die Orientierung geben. Und im Markus-Evangelium gehen wir ganz an den Anfang… ins erste Kapitel in die ersten Verse 1 – 13… da passiert schon so viel… dass wir kaum mitkommen… aber jetzt erst mal der Reihe nach….
Es beginnt mit Versen aus dem Propheten Jesaja: ich sende meinen Boten vor dir her, er soll den Weg für dich bereiten! Prepare ye the way of the Lord!

Godspell: Prepare ye the way of the Lord

Musik aus dem Musical Godspell, aus dem Jahr 1973. Prepare ye the way of the Lord – Bereitet dem Herrn den Weg – hören junge Menschen im Amerika  Anfang der 70er Jahre an verschiedenen Orten und in verschiedenen Lebenssituationen. Und der Ruf verändert – er befreit. Sie lassen ihr altes Leben fallen, lassen es hinter sich, werfen dumme Verkleidungen und Perücken weg, mit denen sie sich einschmeicheln oder ihre Chancen verbessern wollten, sie lassen Konventionen und die Erwartungen der anderen hinter sich – und sie treffen sich in einem großen Brunnen – die Taufe im Jordan wird zu einer Wasserschlacht. Johannes der Täufer, ein Clown, zettelt sie an. 
Das Evangelium im Leben der Jesus People Anfang der 70er Jahre.

Nicht jede und jeder wird den Ruf Gottes so unmittelbar gehört haben – nicht jede und jeder hatte oder hat die Leichtigkeit, sich dem Ruf einfach so zu öffnen und anzuschließen. Nicht jede oder jeder hat so einen mitreißenden Täufer im Umfeld, dessen Botschaft stark genug ist, uns vom Weg abzubringen – auf einen neuen Weg…

Dennoch – auch wir sind beim Namen gerufen, auf die ein oder andere Weise.
Auch uns ruft Jesus hinter sich her… mit welcher Stimme auch immer.
Geben wir ihm eine Chance.

Gebet

Du rufst mich beim Namen – und ich horche auf.
Du schenkst mir Deine Liebe – und meine Sehnsucht erhält Nahrung.
Jesus, Du bist hier –
Jesus, Du bist hier.
Zu Dir komme ich.
Bei Dir möchte ich jetzt sein:
ausruhen, zu Atem kommen –
und einfach da sein,
mit Dank und Bitten,
mit Freude und Leid,
mit Schuld und Versagen.
Alles darf jetzt vor dir sein.
Du kennst mich ganz,
mein Gott, mein Herr, mein Heiland,…
Du willst mir nahe sein,
willst mich frei machen
von allem, was mich einengt,
oder worin ich selbst mich verfangen habe.
Gib mir Mut,
mit Dir zu sprechen wie mit einem Freund,
dem ich alles anvertrauen kann –
einer Freundin, die zu mir steht.
Lass mich hören und verstehen,
was Du mir sagen willst.

Du gehst mit mir durchs Leben –
und mein Blick weitet sich voll Staunen.
Du hast ein offenes Ohr für mich –
und ich schütte dir mein Herz aus.
Du zündest ein Licht an –
und ich komme durch die Nacht.
Du löst meine Fesseln –
und ich werde frei.

Du rufst „Wo bist du?“-
und ich wage mich aus dem Schneckenhaus.
Du zeigst mir einen neuen Weg –
und ich komme mir selbst auf die Spur.
Du nimmst mich an, so wie ich bin –
und meine Seele atmet auf.

Du forderst mich heraus –
und ich entdecke meine Möglichkeiten.
Du ermutigst mich „Komm!“ –
und ich wage den Schritt über die Schwelle.
Du schenkst mir Dein Licht -und ich strahle aus.
Du führst mich über die letzte Grenze –
und ich falle in Deine Arme.
Du liebst mich und rufst mich –
und ich lasse in mir die Antwort wachsen:
Ja!

Lied: Here I am Lord

 

Gesang:  Eines Tages kam einer

Halleluja

Evangelium

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. [1]

2 Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. 3 Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! – , 4 so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.

5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.

7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. 8 Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

9 Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. 10 Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. [2] 11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

12 Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.

14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Halleluja

Predigt

Ihr Lieben,
wenn Ihr schon den Schott oder den Paulinus gelesen habt, seid Ihr einem anderen Evangelium für den heutigen Sonntag begegnet. Versen aus dem Johannes-Evangelium. Das Johannes-Evangelium ergänzt an verschiedenen Sonntagen die Texte aus dem Markus-Evangelium. Das Markus-Evangelium hat vor der Liturgie-Reform des 2. Vatikanischen Konzils keine große Rolle gespielt – es ist das kürzeste Evangelium, hat nicht die moralische Strenge von Matthäus, die liebenswürdige Barmherzigkeit des Lukas – und nicht den Hochglanz von Johannes. Es ist klar, nüchtern und schnörkellos. Es gibt keine Kindheitsgeschichten und keinen wirklichen Vorspann – es geht sofort los.

Den Text, den wir heute gehört haben, gab es schon im Advent…. Und da haben die Erfinder der Leseordnung gedacht: „Och, streuen wir mal noch ein bisschen Johannes rein, der hat ja kein eigenes Lesejahr und kommt dafür aber an allen Hochfesten vor… Bisschen Alltag kann dem Johannes auch nicht schaden… bzw. ein bisschen Glanz tut dem Markus-Jahr auch ganz gut….“

So verpassen wir aber die Pointe des Markus-Evangeliums, die gleich im ersten Satz steht, der Schlüssel für alles, was ab jetzt in 15 Kapiteln entfaltet wird: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.

Jesus Christus ist Gottes Sohn. Was folgt, ist sein Evangelium, seine Lebensgeschichte, die genau das erzählen wird: dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Und ganz am Ende wird genau das ein römischer Hauptmann sagen,  „Wahrhaftig, das ist Gottes Sohn!“ Mk 15,39 – ausgerechnet in dem Augenblick, wo Jesus seinen Geist aushaucht, hingerichtet am Kreuz. In dem Moment tiefster Demütigung – das zeigt sich, das Jesus Christus Gottes Sohn ist.

Jesus Christus ist Gottes Sohn – und das ist ein Evangelium. Eine Gute Nachricht.  Evangelien, Gute Nachrichten, waren normalerweise mündlich überbrachte nachricht aus dem privaten oder öffentlichen Bereich, die die Empfänger erfreuen sollten: die Geburt eines Kindes, der Sieg in einer Schlacht… Zur Zeit Jesu gab es im Römischen Reich gerade große politische Umwälzungen. Nach dem Dreikaiserjahr 68/69 nach Christus herrschte Bürgerkrieg in Rom – Vespasian, ein bisher völlig zweitrangiger General hat eine Herrscherdynastie etabliert – unter anderem durch einen Vernichtungsschlag gegen die Rebellen in Palästina. Sein Sohn Titus hatte im Jahr 70 Jerusalem eingenommen und den Tempel zerstört – durch eine geschickte Bündnispolitik wurde Vespasian Kaiser – und die römische Welt atmet auf: endlich ein Ende des Bürgerkrieges.

Diese „Freudennachricht“, dieses Evangelium verbreitet sich schnell im Reich – von Rom nach Ägypten, von Alexandrien aus von Stadt zu Stadt. Vespasian und seine Familie haben sich nach oben gearbeitet – durch geboxt. Viele tun es ihm gleich. Er baut auf die Aufsteiger – gibt ihnen wichtige Posten und schafft damit neue Anreize: mit Blick auf den Kaiser und in Loyalität zu ihm kannst du in Rom Karriere machen. Gute Nachrichten für diejenigen, die sich zu diesen Aufsteigern zählen….

Gegen diese „Gute Nachrichten für Aufsteiger“ erzählt Markus eine ganz andere Gute Nachricht – eine Gegendarstellung. Sein Held ist ein Absteiger. Der wird zwar als König vorgestellt, und auch von manchen als solcher erkannt, er macht sich auf den gleichen Weg – wie der Kaisersohn – von Norden Richtung Jerusalem, er zieht auch noch als König in die Heilige Stadt ein – die Geschichte endet aber nicht etwa mit der Unterwerfung der Stadt, sondern mit der Geißelung, der Verurteilung und der Hinrichtung des Königs am Kreuz.

Am Ende des Evangeliums bleibt offen, ob dieser König nun der Herr der Welt ist oder nicht. Die Frage lässt sich nur dadurch beantworten, ob Menschen, Jüngerinnen und Jünger, Follower, ihn zu ihrem Herrn und König machen oder nicht.

Markus tut es. Er macht ihn zu seinem Herrn der Welt. Zum Sohn Gottes. Er erzählt Geschichten von Menschen, die das auch tun. Gerade an den nächsten Sonntagen werden wir von den Geschichten des Anfangs hören – von dem, was Jesus sagt und tut – wen er einlädt, mitzulaufen, ihm hinterher zu laufen.

Er beschreibt die Königschaft, die Herrschaft Jesu bewusst in der Abgrenzung zu dem, was sich gerade um die Juden herum im Römischen Reich tut: „Ihr wisst, dass diejenigen, die über die Völker zzu regieren scheinen, auf sie herunterherrsche, und die Großen ihre Vollmacht gegen sie missbrauchen. Nicht so aber bei euch: Sondern: Wer groß werden will unter euch, sei euer Diener, und wer Erster unter euch sein will, sei der Sklave aller. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um selbst zu dienen und sein Leben als Lösepreis zu geben für viele“ (Mk 10,42-45).

Diese Haltung zeigt sich auch schon im großen Vorbild Jesu, in Johannes dem Täufer, der in der Wüste steht und die Ankunft des Gottesreiches ansagt – in der Tradition der Propheten. Angezogen von seiner Botschaft, gestärkt durch das Zeichen des Untertauchens im Jordan und bestätigt durch die Stimme des Himmels flieht Jesus in die Wüste um allein zu sein und um sich einen Reim auf das Erlebte zu machen…. so haben wir es gehört. In der Wüste ist für Jesus die Zeit der Klärung, der inneren Reinigung, er begegnet allen möglichen Geistern, den Engeln und auch den bösen Geistern – er stellt sich und behauptet sich und seine Berufung . Als Johannes ins Gefängnis geworfen wird, ist seine Stunde gekommen. Er geht nach Galiläa und beginnt, das Evangelium Gottes zu verkünden: Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!

Ihr Lieben,
wir müssen nicht bis zum Kapitel 15 warten, um die Frage für uns zu entscheiden: ist Jesus für mich der Sohn Gottes, der Messias? Bin ich bereit, hinter ihm herzulaufen – an der Seite der Absteiger? Die Antwort auf diese Frage – wird nicht in einem Wort gegeben: Ja oder Nein. Die Antwort sind Antworten… Tastende Versuche… mal überzeugt, mal lau… mal ganz nah dran, mal weit weg… die Antworten sind ein Leben. Und – da dürfen wir uns nichts vormachen – sie sind ein anderes Leben als das, das wir jetzt führen…. Vermutlich.

Wer ist Jesus für uns? Wenn er heute käme… wie sollte er sein… was erwarten wir… und was wären wir bereit zu geben….Passen wir ihn unseren Bildern an? Passen wir uns seinen Bildern an? Wer wird wem ähnlich? Bleiben wir dran, an diesen Fragen… und Antworten…..

Kämst
du
heute

Komm größer als Trump!
Komm ja nicht schwarz und n nur in China asiatisch!
Komm männlich!
Und wenn als Taube: nimm die weiße Vaiante!
Die Krüppelfüßigen vergiften sie in den Städten.
Komm an den Schläfen grau, aber nur dort!
Komm so wie Clooney! Kennst du den?
Komm mit PR-Berater. Lass dir von Williams ein Lied komponineren,
das Beyoncé singt und in Deutschland die Fischer!
Komm schnell!
Komm noch vor Weihnachten in diesem Jahr!
Und in Dresden gib ihnen einen Geist!
Machst du das noch so?
Komm auch auf YouTube und live!
Unbedingt live!
12 Follower? Daran muss man arbeiten!
Komm un sei auf Fragen gefasst,
komm, frag uns!

(aus: Nora Gomringer, Gottesanbieterin. Voland & Quist 2020)

Fürbitten

Wir suchen Halt, Herr, und bitten um Kraft
• für alle, die krank sind und leiden,
• für alle, die weiterhin helfen wollen, aber nicht mehr können,
• für alle, die in großer Sorge sind um ihre Angehörigen und Freunde.

Wir suchen Trost, Herr, und bitten um Deine Zuwendung
• für alle, die trauern,
• für alle Frauen und Männer in der Seelsorge
• und für alle, die die Welt nicht mehr verstehen.

Wir suchen Hoffnung, Herr, und bitten um Deinen Beistand
• für alle, die in Politik und Medizin immer wieder schwere Entscheidungen treffen müssen,
• für alle, die zunehmend bedrückt sind von den täglichen Corona-Zahlen,
• für Menschen in ihrer Angst.

Wir suchen Sicherheiten, Herr, und bitten um Weisheit und guten Mut für die ganze Welt,
• für alle, die in den USA oder bei uns in Deutschland und Europa um den inneren Frieden ringen,
• für Helferinnen und Helfer in den Krisengebieten der Welt
• und für alle, die sich an Europas Grenzen nach einer neuen Heimat sehnen
– für den neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet und seine Partei

Wir suchen Heimat, Herr, in deiner Kirche, und bitten um deinen guten Geist,
• für alle, die miteinander im Dialog sind und die Einheit der Christen in der Kirche leben,
• für alle, die Missstände benennen und Verantwortung übernehmen,
• für alle, die Dich immer noch IN der Kirche suchen.

Lass uns bei Dir bleiben, Herr.
Bei Dir ist die Quelle des Lebens.
Dir vertrauen wir uns an, heute und alle Tage, bis in Ewigkeit.Amen

Vaterunser

Segensgebet

Gott, unser Vater,Schöpfer der Welt.Du hast auch mich ins Leben gerufen,hast mich gewollt,hast mich bis hierher begleitet auf allen Wegen,in jeder Stunde.Ich danke Dir, dass ich Dich kennen darf.Immer wieder bist Du mir nahe gewesen,hast mir Freude geschenkt,hast mich getragen und gestärkt in schweren Stunden.Darum bitte ich Dich heute:Bleibe mit Deinem Segen bei mir und den Meinen.Öffne mir und uns immer wieder Sinne und Herz für die Zeichen Deines Wirkensund stärke unser Vertrauen in Deine liebende Gegenwart.So segne mich und alle, die ich Dir anvertraue …., Du unendlich treuer Gott:Vater, Sohn und Heiliger Geist.Amen.

Zum Schluss: Day by Day

Tag für Tag, o lieber Gott;
bitte ich um drei Dinge – Tag für Tag…
Dich klarer zu sehen,
Dich tiefer zu lieben,
Dir näher zu folgen….
Tag für Tag…

Dritter Sonntag im Jahreskreis – 24. Januar

Vierter Sonntag im Jahreskreis – 31. Januar

 

 

4 Antworten auf „DIE ZEIT IST ERFÜLLT Mk 1, 15. Morgenfeiern im Lockdown Januar 2021. Sonntags 8:30 Uhr“

  1. Nicht morgens, aber am abend habe ich die Texte, Lieder und gebete gelesen und gehört. Eine schöne, inspirierende und „erfüllte zeit“ die angeboten wird- mit und trotz corona tiefs.
    „Kämst du heute“ finde ich besonders anregend und die Fürbitte für die Menschen die Gott immer noch IN der Kirche suchen.
    Ein herzliches Dankeschön, an das Vorbereitungsteam.
    Maria

  2. Liebe Freund*innen,
    in der 4, Strophe des Schlussliedes war ich wieder „raus“ – ich konnte nichts mehr hören.
    Euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
    Liebe Grüße aus Luxemburg
    Elke

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