Lebenszeichen – 7 Gedichte von Thomas Wagner, Saarbrücken

Corona – Gedichte

Ist das nun der Welten Ende…

 Ist das nun der Welten Ende,

was wir heute nun erleben?

Wann erwarten wir die Wende,

wird es nun das Ende geben?

 

Sind die endzeitlichen Reiter

unterwegs, um und zu warnen?

Oder ist es doch gescheiter

uns in Liebe zu Umarmen?

 
Denn das Virus zeigt uns Chancen

zu den Solidaritäten.

Und der Nächstenlieb Avancen

gegen Animositäten.

 
Gegen alles Menschendenken

spricht zu uns das Wort des Heiles

statt dem Denken Raum zu schenken,

hin zum Run des Virus Pfeiles.

 
Gegen alle Angst und Sorgen

hilft der Glaube, Gottes Worte.

Und so glauben wir an morgen,

jederzeit, an jedem Orte.

 30.3. 2020, Saarbrücken

 

 Wie in einem bösen Traume…

 Wie in einem bösen Traume

leben wir in diesen Zeiten,

wie ein Bild von einem Schaume

wird sich uns der Blick nun weiten.

 

Leerer Platz, die Kirch ist offen,

Licht des Segens scheint herüber,

ist ein Bild von unserm Hoffen

gegen eine Welt im Trüben.

 

Und der Nächste scheint so ferne

in dem Dunkel unsrer Tage.

Und das Licht, des Glaubens Kerne,

gibt die Antwort unserer Frage.

 

Blick auf Oben, dem wir leben,

Blau in diesem Grau der Tage.

Dem wir nun entgegenstreben

auch in fragenreicher Lage.

 

Hoffen wir gen alles Hoffen,

das ist unsers Glaubens Lehre,

da ist uns noch alles offen:

Gottes Nähe uns beschere!

29.3.2020, Saarbrücken

 

Von Pandemie…

Von Pandemie zur Lethargie,

so sind für uns die Zeiten.

So eine Leere gab’s noch nie.

Wird es das Bild uns weiten?

 

Es fehlt der Antrieb, ein Termin,

der unsern Tag nun scheidet.

Was alles so geordnet schien,

ist seines Sinns entkleidet.

 

Die Krankheit ist kein Lebensziel,

bestimmt jetzt unser Leben.

Der nun Struktur zum Opfer fiel,

wenn wir uns ihm ergeben.

 

Corona ist ein Schock, macht starr,

das Leben geht doch weiter.

Das Leben, wie es einmal war,

findet es uns bereiter?

 

7.4.2020, Saarbrücken

 

Propheten gab es

 Propheten gab es viele schon,

doch wer hat sie gehört?

Oft gab es für die Botschaft Hohn-

sie hat den Lauf gestört.

 

So wie im Alten Testament

die Botschaft unerhört.

Die Folgen, die man so verkennt,

das Leben uns zerstört.

 

Der Klimagipfel, angemahnt,

die Gier nach immer mehr,

es hat sich lange angebahnt

und schadet uns nun sehr.

 

Man achte der Propheten Wort

und sehe die Folgen.

So schreibt sich die Geschichte fort:

Lasst uns ihnen folgen!

 
11.4.2020, Saarbrücken

 

Tanz auf dem Vulkan

 

Der Tanz auf dem Vulkan begann

schon vor ganz langen Zeiten,

so dass Chance uns verrann,

uns darauf zu bereiten.

 

Denn der Vulkan, er brodelt schon,

und doch sind wir am Tanzen.

Die Folgen einer Eruption,

sie wird zerstörn im Ganzen.

 

Die sogenannte Marktwirtschaft,

ist sie denn ausgeglichen?

Sie uns Gerechtigkeit nun schafft,

ist sie nur angeglichen?

 

Der Vulkan, auf dem wir tanzen,

der brodelt in nächsten Zeiten

an unseren Diskrepanzen,

wenn wir den Blick nicht weiten.

 11.4.2020, Saarbrücken

 

Fürchtet euch nicht

Fürchtet euch nicht, der Engel spricht.

Wir hören und verstehn es nicht.

In diesen dunklen Zeiten

könn‘ Ostern wir bereiten?

 

Die Furcht hat unser Herz bedeckt.

Hat uns der Herr nun auferweckt?

Es schweiget unser Glaube

und unsre Hoffnung raube?

 

Dem widerspricht der Ostertag,

denn der kennt keine solche Frag.

Der Jubel kennt kein Halten,

kann sich so voll entfalten.

 

Denn der Verklärte sagt uns nun:

„Habt keine Angst, die mag nun ruhn!“

Er ging uns im Tod voraus,

richtet uns des Vaters Haus.

 

So singen wir trotz Zweifel laut

das Halleluja, ganz vertraut.

Hoffen auf die Ewigkeit

und versprochne Seligkeit.

 

Und Halleluja nun erschallt

mit voller Kraft und ganz geballt

macht zunichte unsre Angst,

so dass du jetzt nicht mehr bangst.

 

12.4.2020, Saarbrücken

 

Das goldene Kalb

 

Das goldne Kalb ist aufgericht

um es so zu verehren,

wie es der Sucht nach Macht entspricht:

es wird stets wiederkehren.

 

Denn diese Sucht nach immer mehr,

die steckt in vielen Menschen.

Sich ihr zu wehren ist sehr schwer:

wer will nicht machtvoll glänzen?

 

Die Profitsucht zerstört die Welt,

macht krank die Kontinente.

Nun Corona die Frage stellt

nach einem Sakramente

 

Denn diese Gier nach Macht und Geld,

die kann nur Demut halten.

Denn diese Welt ist nur ein Feld,

muss man zusammen schalten.

 

Der Tanz ums Kalb geht weiter noch

bis zu dem bittern Ende.

Und das Gebet spricht ein Dennoch-

und ist ein Weg zur Wende.

 

14.4.2020, Saarbrücken

Markt und Straßen stehn verlassen
(eine neue Version)

Markt und Straßen stehn verlassen,

ich geh nur alleine raus.

Sinnend geh ich durch die Gassen.

Alles sieht befremdlich aus.

 

In den Fenstern einzeln Strahlen.

Viele Läden sind geschlossen.

Diese Leere ist zum Malen.

Keine Mahlzeit wird genossen.

 

Und ich suche diese Nähe,

doch vergiftet ist sie mir.

Ob die Lösung ich erspähe:

aus dem Du und Ich ein Wir

 

In der Kirche heilge Mauern

keine heiligen Vollzüge.

Wie lang wird der Wahnsinn dauern,

dass der Glaube uns auch trüge!

 

Frühling hat kein blaues Band…

(die neue Corona-Version)

 

Frühling hat kein blaues Band,

welches flattert durch die Lüfte.

Dunkle, unbekannte Viren,

streifen unheilsvoll das Land.

 

Denn die Nähe, die wir suchen,

bringt uns nun nur Tod statt Leben.

Denn den Abstand, den wir fluchen,

nach ihm sollen wir nun streben.

 

Und wir träumen Alltag wieder,

wie er war in alten Zeiten.

Und wir singen alte Lieder:

lasst uns für die Liebe streiten.

 

Denn der Tod in dieser Zeit

scheint uns näher, als wir dachten.

Er ist nah – und doch ganz weit.

Wie das Weinen und das Lachen.

 

Und das Fazit, das wir ziehen,

in der Zeit der Pandemie:

Aus der Zeit könn wir nicht fliehen,

aber betend auf die Knie.

 

 

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