MORGENFEIERN IN DER FASTENZEIT: „Wenn ett bedde sich lohne dät…“

8:30 Uhr MORGENFEIER
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FÜNFTER SONNTAG 40-Tage-Zeit. 21. März
LEIDET GOTT MIT?

Eröffnung (Kathrin)

Liebe Gemeinde am Betphon, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde von Sredna. Ganz herzlich begrüße ich Sie und euch alle am 5. Fastensonntag zur Morgenfeier.

Wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der heutige fünfte Sonntag in der Fastenzeit hat auch den Namen Passionssonntag.

Im Evangelium hören wir die Geschichte vom Weizenkorn, das sterben muss um Frucht zu bringen. Jesus antwortet mit diesem Sinnbild auf sein bevorstehendes Sterben. Das Weizenkorn muss sterben, um Frucht bringen zu können. Danach wird auch die Heidenwelt ihn sehen und an ihn glauben können.

Wir müssen manchmal beispielsweise Gedanken oder Ideen sterben lassen, damit wir eine neue Eingebung bekommen, eine andere Richtung einschlagen und uns neu ausrichten. Das kann sehr hart und bitter sein, aber sobald der Keim aus der Dunkelheit der Erde ins Licht hervorbricht, sehen wir die Sonne. Hören wir nun das Lied „Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ vorgetragen von Anja Lenninger.

Lied: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde GL 460 (Anja Lenninger)

Einstimmung  (Kathrin)

Heute geht es um ein Geheimnis. Das „Geheimnis“ des Weizenkorns. Es ist die Hingabe, um neues Leben zu ermöglichen. Es ist aber auch das „Geheimnis des Glaubens“: Die Hingabe – das Sterben Jesu – ermöglicht uns ein neues Leben, sein Tod bringt Frucht in uns allen, die wir an ihn glauben.

Stimmen wir uns ein auf die Morgenfeier mit dem Kyrie, vorgetragen von Marc-Bernhard Gleißner:

Kyrie (Marc Bernhard Gleißner)

Jesus, manchmal wollen wir nichts sehen und hören.
Wir verschließen unsere Herzen und ziehen uns in uns selbst zurück.

Herr, erbarme dich.

 Jesus, unsere verschlossenen Türen schrecken dich nicht.
Du kennst unsere Zweifel und Ängste.

Christus, erbarme dich.
Jesus, viele Menschen warten darauf, dass wir ihnen mit einem offenen Herzen begegnen.
Uns fehlt oft die Geduld und die Kraft.

Herr, erbarme dich.

Lied: Eines Tages kam einer (Sredna Heft S.20 Nr. 18) gesungen von Anja

Evangelium (Claude Muller) Joh 12, 20–33

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit
20 gab es auch einige Griechen unter den Pilgern,
die beim Paschafest Sprich: Pas-chafest. in Jerusalem Gott anbeten wollten.
21Diese traten an Philíppus heran,
der aus Betsáida in Galiläa stammte,
und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen.
22Philíppus ging und sagte es Andreas;
Andreas und Philíppus gingen und sagten es Jesus.
23Jesus aber antwortete ihnen:
Die Stunde ist gekommen,
dass der Menschensohn verherrlicht wird.
24Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein;
wenn es aber stirbt,
bringt es reiche Frucht.
25Wer sein Leben liebt,
verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben.
26Wenn einer mir dienen will,
folge er mir nach;
und wo ich bin,
dort wird auch mein Diener sein.
Wenn einer mir dient,
wird der Vater ihn ehren.
27Jetzt ist meine Seele erschüttert.
Was soll ich sagen:
Vater, rette mich aus dieser Stunde?
Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
28Vater, verherrliche deinen Namen!
Da kam eine Stimme vom Himmel:
Ich habe ihn schon verherrlicht
und werde ihn wieder verherrlichen.
29Die Menge, die dabeistand und das hörte,
sagte: Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
30Jesus antwortete
und sagte: Nicht mir galt diese Stimme,
sondern euch.
31Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt;
jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
32Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin,
werde alle zu mir ziehen.
33Das sagte er,
um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

Impuls (Ralf)


Liebe Schwestern und Brüder,

allen tagespolitischen Ereignissen zum Trotz sind wir in dieser Fastenzeit in die Tiefe des fürbittenden Gebetes hinabgestiegen und wir haben uns nicht abbringen oder irre machen lassen von Corona, den Landtagswahlen, Köln oder dem Vatikan.

Am Anfang stand Gott –
in seinem leidenschaftlichen Willen zur Beziehung, der sogar so stark ist, dass er sich selbst einschränkt, um seiner Schöpfung und insbesondere uns Menschen Freiheit einzuräumen.

Wir haben darüber nachgedacht, ob Gott unser Bitten erhört – auch wenn die Bitten nicht erfüllt werden, in einem vordergründigen, erlebbaren Sinn. Wir schauen mit Gott gemeinsam auf unsere Welt und unser Leben – in geteilter Aufmerksamkeit. So erweitert sich vor allem unser Blick. Gott spricht uns an – in der Wirklichkeit. Unsere Bitte ist eine erste Antwort.

Uns ist deutlich geworden, dass Gott durch uns eingreift – in unsere eigene Lebensgeschichte und damit auch in die Geschichte der Welt: sein Geist wirkt in uns, wenn wir auf die Not und Leid, auf ungerechte Strukturen und Machtmissbrauch aufmerksam werden. Sein Geist wirkt durch uns, wenn wir unsere Einstellung und unser Verhalten ändern – getrieben durch seinen Geist.

Was Gott will, hat Jesus gegenwärtig gemacht hat, in Wort und Tat: das Reich Gottes. Er hat sein Leben hingegeben – in der Hoffnung und im Glauben, dass am Ende das Leben siegt. Und dass die Geschichte durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch vollendet wird im endgültigen Reich Gottes.

Heute fügen wir einen letzten Gedanken hinzu: Leidet Gott mit? Mit der Schöpfung? Mit den Gequälten zu allen Zeiten und an allen Orten?

Der Dichter Lothar Zenetti schreibt in seinem Gedicht

„Warum nur?“

Wie kann ein Gott, fragt ihr, wenn es ihn gibt,
nur zulassen all das Schreckliche, was geschieht,
wie kann er zusehen dabei, und verhindert es nicht?

Warum lässt er sie einfach gewähren, die Mörder
und die Gewalttäter, die über Leichen gehen, und
alle, die sich bereichern am Elend der Armen?

Wenn er nur wollt, er der allmächtig ist,
könnte doch wehren dem Bösen, der Brutalität,
die schon aufwächst unter den Kindern?

Aber will er? Liegt ihm daran? Vernimmt er
das Weinen derer, die ihre Lieben beklagen
berührt ihn das himmelschreiende Unrecht?

Auch uns, ja uns lässt er immer noch leben,
er lässt uns gewähren, uns Menschen, uns Mörder,
die wir gnadenlos Kriege führen gegeneinander.

Er lässt zu, dass es uns gibt, die wir ausrotten
grausam, was er geschaffen. Er duldet auch mich.
hat er noch Hoffnung? Er muss uns doch kennen!

Könnte es sein, das du selbst, der Unbegreifliche,
unter den Leidenden bist und empfindest wie sie
und leidet mit ihnen und fühlst mit allen Geschöpfen?

Ist es wahr, dass du sie dennoch liebst, diese Welt,
und schonst sie um einer größeren Hoffnung willen?
Glaubst du womöglich noch immer, am Ende
bleibe die Liebe?

Lothar Zenetti, In seiner Nähe, S. 16f

Die Antwort hängt davon ab, welches Bild wir von Gott haben. Es hat Zeiten in der Kirche gegeben, da wurde die Leidensfähigkeit Gottes bestritten. Eine Synode in Rom im Jahr 869 konnte sich das ganz und gar nicht vorstellen – und erklärte diesen Gedanken zur Häresie, zum Glaubensabfall.

Nach Schoah und Holocaust wurde die Frage von vielen Theologen neu gestellt – und mit JA beantwortet. In Jesus Christus leidet Gott selbst mit – unter der Freiheit der Menschen und den Strukturen des Bösen´.
Dennoch bleibt durch die Geschichte des Gekreuzigten und Auferstandenen die Hoffnung auf ein gutes Ende der Geschichte, wenn er alles in allem sein wird.

Wenn ich von der Erde erhöht bin…

„Wir möchten Jesu sehen“ – das ist der Wunsch der griechischen Pilgernden, die zum jüdischen Osterfest nach Jerusalem gekommen sind. In ihrer Frage steckt die tiefe Sehnsucht nach MEHR – mehr als das, was Religion ihnen bis dahin zu bieten hatte. Sie treffen einen sorgenvollen Jesus – der in düstern Bildern zu ihnen spricht: „Das Weizenkorn muss sterben!“ Genauso wird es auch dem Menschensohn ergehen. Er wird sterben.

Aber er deutet einen Überschuss an, ein Mehr.
Eine andere (Aus-) Sicht, die nicht bei dem Tod stehen bleibt. Tod und Scheitern sind real. Aber es gibt ein MEHR: „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen.“ Ein starker Kontrast: das Weizenkorn, das allein in der dunklen Erde stirbt und neues Leben zur Welt bringt – und Jesus, der aufgerichtet am Holz, vor allen Augen, seinen Weg vollendet. Himmelwärts. Zwischen dieser Erfahrung und dieser Aussicht liegt die Hoffnung.

Jesu Solidarität mit den Leidenden und Ermordeten, mit den Gedemütigten und Geschundenen, seine Solidarität hat und ist das letzte Wort, das von Gott bestätigt wird.

Um es mit einem Buchtitel von Johann Baptist Metz zu sagen: Jesus glaubt – in einer Landschaft aus Schreien – an eine endgültige Gerechtigkeit, einen neuen Himmel und an eine neue Erde – und zieht alle an sich.

Liebe Schwestern und Brüder,

Die Welt ist in Gott. Dadurch bekommt die Welt einen neuen Bezugsrahmen. Sie ist kein Letztes. Beten heißt mit Gott in Beziehung sein – mit dem kommunizieren, der uns gleichzeitig umgibt und erfüllt. Beten, auch fürbittendes Gebet, kann sich ganz unterschiedlich ausdrücken: Lobpreisen, Danken, Sich Freuen, Klagen, Flehen, Schreien, Kämpfen, Niederlagen Eingestehen, Schwäche Zeigen, Bedenken, Erwägen, Träumen, in Gott Ruhen, Schweigen. All das ist möglich. All das ist Gebet. Fürbittendes Gebet.

Solches Gebet verändert uns und verändert die Welt. Gott ist ganz Herz, Ohr, Auge, Haut. Gott nimmt wahr – nimmt auf, befreit, leidet mit, greift ein durch uns, liebt und hofft.

Wenn das so ist, dann lasst uns beten! Amen.

Lied: Ins Wasser fällt ein Stein (sredna Heft S. 37, Lied Nr. 36) gesungen von Anja

Fürbitten mit Klang und Gesang (Christine Hild)

Jesus, du kennst uns gut und siehst unsere Not. Du bist freundlich, hast viel Geduld
und deine Liebe, ist größer als unsere größte Not. Zu Dir beten wir voll Zuversicht:

* * * (Lied: Ruf unsere Namen 1x gesungen von Anja)

Wir stehen mit leeren Händen vor Dir Herr, Gott, Vater, Heiland.
Darum flüchten wir uns gerne in den Wettbewerb, wer denn am meisten Gutes geleistet hat. Damit verletzen wir uns und einander gegenseitig, würdigen den anderen herab. Mach uns bereit für Dein Gnadengeschenk, deine Zuwendung, Deine Erlösung und Deine Gegenwärtigkeit. (Christine)

Ruf unsre Namen, dass wir Dich hören.

Wir drehen uns oft um uns selbst.
Wir hören dann nicht mehr, was unsere Mitmenschen uns sagen, was die Natur uns sagt, und was Gott uns sagt. Bitte, Gott, ruf uns aus unseren Umdrehungen um uns selbst. Dann sehen wir klarer und weiter, wir erkennen dann Lösungen, die wir vorher gar nicht wahr genommen haben. (Anja)

Ruf unsre Namen, dass wir Dich hören.

Für die Menschen, die sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befinden. In manche Situationen muss man kommen, wenn es weiter gehen soll. Danach können die negativen Gefühle – so wie das Weizenkorn – sterben und es kann Neues daraus entstehen. Guter Gott, hilf allen – wie Jesus – diese Situationen anzunehmen, um danach gestärkt daraus hervorzugehen. (Kathrin)

Ruf unsre Namen, dass wir Dich hören.

Du Schöpfergott, hätten wir doch ein reines Herz, einen festen Geist! Hilf uns, dass wir nicht verzagt und unentschlossen sind, dass wir uns des Heils bewusst werden, das Du uns durch Deine Passion geschenkt hast. (Christine)

Ruf unsre Namen, dass wir Dich hören.

Es gibt wieder mal nur Probleme, egal wo man hinschaut. Wo soll man eigentlich anfangen, wofür soll man denn beten? Es ist ja alles schlimm und ich kleiner Mensch – was kann ich denn ändern? Doch! Jeder, auch der kleinste Stein, der ins Wasser fällt, zieht Kreise. Gott, ruf uns und zeig uns damit, dass wir auf uns selbst vertrauen können. Jeder Gedanke, jedes Gebet, jeder Schritt, jeder Stein… zählt. (Anja)

Ruf unsre Namen, dass wir Dich hören.

Für uns alle, die wir in der Fastenzeit auf etwas verzichten, um Zeit für andere Dinge zu gewinnen. Guter Gott, schenke uns Geduld, um über unser Leben nachzudenken und das zu verändern, was nicht gut ist und uns nicht guttut. Öffne uns die Augen, dass wir die Dinge sehen können, die wirklich wichtig sind. (Kathrin)

* * * (Lied: Ruf unsere Namen 1x gesungen von Anja)

Jesus, du begleitest uns auf all´ unseren Wegen. Du hast Kreuz und Leid für uns getragen. Du schenkst uns Hoffnung und Zuversicht. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

Vater unser (Carsten Oergel)

Segen (Kathrin Knieps-Vogelgesang)

Das kleine Weizenkorn, winzig, unscheinbar, aber voller Energie, fällt tief in die dunkle Erde.
Gott sei bei Dir, wenn Du Dich scheinbar leblos und einsam fühlst.
Warme Sonnenstrahlen fallen auf die Erde und schenken dem Korn ihre Wärme.
Gott schenke Dir Menschen, mit denen Du Dich auch im Dunkeln geborgen fühlst.
Regentropfen helfen dem Korn zu wachsen. Die harte Schale bricht auf. 
Gott helfe Dir, dass der kleine Keim der Hoffnung in Deinem Innern wachsen kann.
Der Kern durchbricht die Dunkelheit der Erde und die kleine Pflanze wächst der Sonne entgegen.
Gott schenke Gott schenke Dir die Kraft, die Dunkelheit zu überwinden und ins Licht zu treten.
Der Halm öffnet sich. Aus ihm heraus wächst eine feste Ähre.
Gott sei bei Dir, wenn das Wunder in Dir sich zeigt und aus einem winzigen, kleinen Korn wurden viele Körner der Zuversicht, Kreativität und des Mutes wachsen.

Musik – Dem Schöpfer, der alles erschuf (Jesus, mein König) –
Viktor Janzen

Verabschiedung (Kathrin)

Liebe Betphon-Gemeinde, ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die diese Morgenfeier mitgestaltet und vorbereitet haben und wünsche allerseits einen schönen Sonntag und eine gute Woche.

 

VIERTER SONNTAG 40-Tage-Zeit. 14. März
WAS WILL GOTT?

Eröffnung (Petra Weiland)

Wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Laetare, freut Euch – so ist der heutige Sonntag, der vierte Fastensonntag überschrieben. Freut Euch, weil die Hälfte der Fastenzeit vorüber ist! Freut Euch weil es Frühling wird und die Natur erwacht! Freut Euch Ostern ist nahe!

Im heutigen Evangelium hören wir, dass Gott seinen Sohn zu den Menschen gesandt hat, nicht um sie zu richten, sondern um sie zu retten, auch um ihre Sünden abzuwaschen. Wie könnten wir die Freude darüber besser ausdrücken, als mit dem Evergreen „Oh happy Day“? Wir hören eine Aufnahme aus 2018 gesungen von Anthony Brown

Oh happy day! Welch glücklicher Tag! – Laetare – Freut Euch

Liebe Geschwister,
ganz herzlich begrüße ich Euch an diesem Sonntag zu unserer Morgenfeier, die ganz im Zeichen der Freude und der Verheißung steht.
In einem Kinderlied, das vor allem in den evangelischen Kirchen am heutigen Sonntag gesungen wird, heißt es:
Oh wir schauen schon hinein in den Ostersonnenschein. Laetare, laetare
Hören schon den Vogelsang und den festlichen Gesang. Laetare, laetare
Christus ist der Sonnenschein. Liebe Sonne komm und schein! Laetare, laetare.

Gut, die Gedanke sind vielleicht etwas kindlich einfach und das mit dem Sonnenschein müssen wir noch üben, aber ansonsten sind wir schon auf einem guten Weg. Für alles andere bitten wir Gott um sein Erbarmen. Dazu hören wir das Lied „Meine engen Grenzen“, Kathrin Knieps-Vogelgesang singt es uns vor.

Lied: Meine engen Grenzen GL 437 Kathrin Knieps-Vogelgesang

Für das Tagesevangelium habe ich die Übersetzung aus der „Hoffnung für alle Bibel“ ausgewählt. Claude Muller trägt  uns das Evangelium vor

Evangelium Johannes 3 (Claude Muller)

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

1 Unter den Pharisäern gab es einen Mann namens Nikodemus; er war ein Mitglied des Hohen Rates.

2 Eines Nachts kam er zu Jesus: »Rabbi«, sagte er, »wir wissen, dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Denn niemand kann die Wunder tun, die du vollbringst, wenn Gott sich nicht zu ihm stellt.«

3 Darauf erwiderte Jesus: »Ich versichere dir, Nikodemus: Wer nicht neu[1] geboren wird, kann Gottes Reich nicht sehen und erleben.«

4 Verständnislos fragte der Pharisäer: »Wie kann jemand neu geboren werden, wenn er schon alt ist? Er kann doch nicht wieder in den Mutterleib zurück und noch einmal auf die Welt kommen!«

5 »Ich versichere dir«, entgegnete Jesus, »nur wer durch Wasser und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann in Gottes Reich kommen!

6 Ein Mensch kann immer nur menschliches Leben hervorbringen. Wer aber durch Gottes Geist geboren wird, bekommt neues Leben.[2]

7 Wundere dich deshalb nicht, dass ich dir gesagt habe: ›Ihr müsst neu geboren werden.‹

8 Es ist damit wie beim Wind[3]: Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit der Geburt aus Gottes Geist.«

9 Nikodemus ließ nicht locker: »Aber wie soll das nur vor sich gehen?«

10 Jesus erwiderte: »Du bist ein anerkannter Gelehrter in Israel und verstehst das nicht?

11 Ja, ich versichere dir: Wir reden nur von dem, was wir genau kennen. Und was wir bezeugen, das haben wir auch gesehen. Trotzdem nehmt ihr unser Wort nicht an.

12 Ihr glaubt mir ja nicht einmal, wenn ich von irdischen Dingen rede! Wie also werdet ihr mir dann glauben, wenn ich von himmlischen Dingen spreche?

13 Es ist noch nie jemand zum Himmel hinaufgestiegen außer dem Menschensohn, der vom Himmel herab auf die Erde gekommen ist.

14 Du weißt doch, wie Mose in der Wüste eine Schlange aus Bronze an einer Stange aufrichtete, damit jeder, der sie ansah, am Leben blieb.[4] Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden[5],

15 damit jeder, der glaubt, durch ihn das ewige Leben hat[6].

16 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.

17 Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie zu retten.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, über den ist das Urteil damit schon gesprochen. Denn er weigert sich, Gottes einzigem Sohn zu vertrauen.

19 Und so vollzieht sich das Urteil: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn was sie taten, war böse.

20 Wer Böses tut, scheut das Licht und bleibt lieber im Dunkeln, damit niemand ihm seine Taten nachweisen kann.

21 Wer aber die Wahrheit Gottes liebt und das tut, was er will,[7] der tritt ins Licht! Dann zeigt sich: Gott selbst bestimmt das Handeln dieses Menschen.«

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

Petra: Gelobt sei Jesus Christus

Predigt „Was will Gott?“ (Ralf Schmitz)

 In unserem Weg zur Erneuerung unseres Fürbittgebets begegnen wir heute der dritten Frage: Was will Gott?

Wissen noch die erste und die zweite?
Die erste Frage: Erhört uns Gott?
Die zweite Frage: Greift Gott ein?
Und heute: Was will Gott?

Was Gott will, haben wir in der Lesung aus dem Epheserbrief klar und deutlich gehört: Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, uns mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet.

Und noch extremer im Evangelium: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat (Joh3,16). – und das sagt der Sohn, der sich selbst hingibt.

Oder ganz kurz im 1. Johannesbrief Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Wirklich eine Gute Nachricht, eine Frohe Botschaft. Aber: passt sie zu unseren Erlebnissen, unseren Erfahrungen, zu den Erfahrungen von unendlich vielen Menschen in Leid und Not?

Was erlebt eine geflüchtete Familie im Schlamm und Morast auf der griechischen, europäischen Insel Moria? Was erlebt ein Mensch mit Corona auf einer Intensivstation, der unter Atemnot und Fieber um sein Leben kämpft? Was fühlen seine Angehörigen, die ihn nicht besuchen dürfen? Was empfindet die Familie, die den Druck von Home Schooling und Home Office nicht mehr aushält, die sich einfach nur noch gegenseitig auf den Geist geht und kurz vorm Durchdrehen steht? die Reihe lässt sich endlich fortsetzen…

Sind die Zweifel nicht berechtigt, ob den Gott wirklich die Liebe ist und seinen Sohn hingegeben hat, dass wir aus seiner Gnade gerettet sind? Stimmt das? Was will Gott überhaupt? Und welchen Sinn macht denn da das Fürbittgebet?

Glauben – Zweifeln – Vertrauen

Ich meine, es ist keine Lösung, diesen Fragen aus dem Weg zu gehen – und sie einfach zu ignorieren. Sie gehören zum Glauben dazu.

Der tschechische Priester Tomas Halik wird nicht müde, genau das zu betonen: „Ich bekenne mich zu einem Glauben, der die Prüfung des Feuers, die Kritik der atheistischen Philosophen und zahlreiche Krisen durchging. Streiten und Ringen mit Gott sind innerhalb der Welt des Glaubens möglich, und nur dort.

Wenn uns angesichts des Bösen Zweifel und Empörung schütteln, dann helfen uns keine spitzfindigen Theorien weiter; andere Götter sind unzuverlässig, nichtig; und die Leugnung Gottes hilft auch nicht viel weiter. Doch der lebendige Gott ist Ansprechpartner für solche Fragen.“

Also, bleiben wir dran – an diesen Fragen.

Wir erleben unser Gebet, unser fürbittendes Gebet zuweilen als sinnlos. Warum soll ich für andere beten, wenn Gott die Bitten nicht erhört? Und wenn es denen, für die gebetet wird, auch nicht besser geht? Immer wieder taucht diese Frage als das Grundrauschen, als Tinnitus, des Glaubens auf.

Wenn Gott die Liebe ist, dann weiß er doch sowieso schon alles, dann muss ich doch davon ausgehen, dass die Dinge, so wie sie sind, in seinen Augen gut und richtig sind.

Kann denn das Gebet den Schöpferwillen Gottes ändern und ist das überhaupt notwendig?

Wie passen denn die Freiheit der Menschen und die Freiheit Gottes zusammen? Stehen sie in Konkurrenz, ergänzen sie sich?

Oder ist das Gebet doch nur Selbstgespräch, Selbstmotivation, wenn es letztlich doch von uns Menschen, von meinem persönlichen Leben, von meiner Einstellung und meinen Taten abhängt, was auf der Erde geschieht und was nicht? Ist nicht das beste Gebet einfach die gute Tat?

 Immer wieder sind wir in den letzten Wochen an diese Fragen gestoßen. Immer wieder standen wir letztlich vor dem Geheimnis Gottes. Und es um die Frage: Kann ich Gott trauten, trotz und mit den Fragen?

Die Perspektive des Reiches Gottes

Es gehört zu den fundamentalen Grundsätzen unseres Glaubens, dass Gott die Liebe ist – und dass er die Welt und uns aus Liebe erschaffen hat.  Zu dieser Grundbotschaft gehört auch, dass am Ende, ganz am Ende das Reich Gottes sein wird, der neue Himmel, die neue Erde – und dass sich die Schöpfung in ihrer Geschichte und in unseren Geschichten auf dieses Ende zubewegt. Allen möglichen Gegenerfahrungen zum Trotz!

Fürbittendes Gebet darf diese Verheißung, diese Hoffnung nie aus den Augen verlieren. Das ist der Rahmen der Bitten. Das Reich Gottes dürfen wir als endgültige Erhörung unserer Bitten erwarten. 

Fürbittendes Gebet setzt die Bereitschaft voraus, sich mit dem Willen Gottes, mit der Vision des Reiches Gottes, auseinanderzusetzen und sie anzunehmen. Wenn wir das nicht tun, dann landen wir am Ende nur bei uns selbst und unseren Vorlieben und Wünschen.

Fürbittendes Gebet hat seinen Sinn darin, unser Herz und unseren Verstand auf dieses Reich Gottes hin zu öffnen, und unser Beten und Handeln von daher prägen und bestimmen zu lassen.

Eine Veränderung unseres Lebenswandels hin zum Reich Gottes verändert nicht Gott, sondern die Geschichte unseres Lebens und die Geschichte der Welt. Darum geht es, das ist Art und Weise, wie Gott wirkt. In uns – und durch uns.

Fürbittendes Gebet setzt Ehrlichkeit mit sich selbst voraus: einen ehrlichen Blick auf unsere Gebrochenheit, auf unsere Bedürftigkeit, einen realistischen Blick auf das Scheitern, auf die eigene Trägheit – und Mutlosigkeit.

Fürbittendes Gebet steht auch zu der eigenen Ratlosigkeit. Schon Paulus schreibt im Römerbrief, dss wir nicht wissen, um was wir in rechter Weise beten sollen (Röm 8,26).

Fürbittendes Gebet soll sich kurz fassen, Jesus selbst in der Bergpredigt sagt, unmittelbar, bevor er seine Jünger*innen das Vaterunser beibringt: Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 9 (Mt 6,7-9). Das wird uns gleich am Aschermittwoch zu Beginn der 40-Tage-zeit eingeschärft.

Wobei ich nicht weiß, ob wir heute nicht genauso in der Gefahr stehen, gar keine Worte mehr zu machen. Beides trifft wohl zu.

Menschliche Freiheit und Wille Gottes

Die Voraussetzung für das Fürbittgebet ist das Vertrauen auf den Schöpfergott, der die Liebe ist – und der uns die Freiheit geschenkt hat: nur in Freiheit können wir auf die zuvorkommende Liebe antworten. Am Anfang ist die Beziehung – sagt Martin Buber. Im Gewähren der Freiheit zeigt sich seine Allmacht.

Und indem wir auf diese Freiheitsangebot antworten – mit unserem Tun, mit unseren Denken und Beten – verändert uns die Beziehung zu Gott und verändert sich der Lauf der Geschichte. Wir erfüllen den Willen Gottes – in aller Freiheit.

Jesus Christus

Wie das gehen kann, sehen wir im Menschen Jesus von Nazareth. In der Taufe im Jordan erfährt er den Anruf Gottes, Gottes Geist beginnt in ihm zu wirken – der treibt ihn in die Wüste – dort  sortiert Jesus sich (modern gesprochen) – er trifft in völliger innerer Freiheit die Entscheidung, sich ganz dem Reich Gottes zu verschreiben.

Ab dann entscheidet er sich immer wieder in alltäglichen Situationen für das Reich Gottes: er redet und tut und betet… Auch in Galiläa verändert er die Lebensgeschichten von Menschen – und damit auch die große Geschichte der Welt.

Dann kommt es in Jerusalem zu seiner großen Entscheidung: er steht mit seinem Leben ein für das Reich Gottes, so wie er es erlebt, verstanden und sicher auch durchbetet hat, im Angesicht Gottes, davon mehr zum nächsten Sonntag, dem Passionssonntag.

Jesus trifft seine Entscheidung in zwei bewegenden Gebetssituationen: im Ölgarten und am Kreuz. Und mit dieser durchgetragenen freien Entscheidung verändert er die Geschichte. Durch die freie Entscheidung Jesu rettet Gott die Welt. So hängen der Wille Gottes und die Freiheit von uns Menschen zusammen.

Und um auch das klar zu sagen: Auch Jesus kannte den Zweifel und die Anfechtung – bis hinein in die allletzten Stunden seines Lebens. Auch Jesus musste sich immer wieder zu diesem Weg entscheiden – und auch er hatte die Hoffnung, dass sein Weg jenseits des Todes von Gott bestätigt wird.

Er war – außer der Sünde – in allem uns gleich! (Hebr 4,15).

Liebe Schwestern und Brüder,

es hilft uns zu einem neuen Fürbittgebet, uns den Weg Jesu vor Augen zu führen – und ihm zu folgen. Unzählige Menschen haben das auch versucht, im Lauf der Geschichte. Vielleicht findet Ihr/finden wir uns wieder in einem Gebet von Dag Hammerskjöd:

,Du, der über uns ist,
Du, der einer von uns ist,
Du, der ist -auch in uns;
dass alle dich sehen –
auch in mir, dass ich den Weg bereite für dich,
dass ich danke für alles, was mir widerfuhr.
Dass ich dabei nicht vergesse der anderen Not.

Behalte mich in deiner Liebe,
so wie du willst, dass andere bleiben in der meinen.
Möchte sich alles in diesem meinem Wesen
zu deiner Ehre wenden,
und möchte ich nie verzweifeln.

Denn ich bin unter deiner Hand,
und alle Kraft und Güte sind in dir.
Gib mir einen reinen Sinn – dass ich dich erblicke,
einen demütigen Sinn – dass ich dich höre,
einen liebenden Sinn – dass ich dir diene,
einen gläubigen Sinn – dass ich in dir bleibe. Amen

Nach diesen Gedanken zum gemeinsamen Bitten und Beten, singt uns Kathrin Knieps-Vogelgesang das Lied „Gut, dass wir einander haben“

 

Die Fürbitten in der sredna-Reihe „Fürbitten anders gestalten“
für den gestrigen Samstag haben Mathias und Bruni Werner mit Marianne Grandjean gestaltet. Bruni und Matthias tragen Sie uns heute vor.

Fürbitten (Bruni und Matthias Werner)

Gott, unser Vater,
wir bitten dich
um die Farben des Regenbogens
für unseren Alltag.

Schenke uns:
Vom Violett deiner Vergebung,
damit wir Frieden bringen
in die Welt um uns herum;

vom Blau deiner Treue,
denn du gehst alle Wege mit,
egal, wo wir geradestehen;

vom Grün deiner Hoffnung,
damit wir in unseren Hoffnungslosigkeiten
auf dich vertrauen;

vom Gelb deines Lichtes
für die dunklen Stunden,
in denen Angst, Not und Verzweiflung
überhandnehmen;

vom Orange deiner Freude,
dass wir uns über die Schönheit deiner
Schöpfung freuen
und sie vor Ausbeutung schützen;

vom Rot deiner grenzenlosen Liebe zu uns,
damit wir diese Liebe
in unserem Alltag weiterschenken.

Gott,
in den Farben des Regenbogens
erkennen wir deine Zusage:
ICH BIN DA
Heute und an allen Tagen.
Amen.                                                                                  Sr. Martino Machowiak cps

Überleitung (Petra Weiland)
Damit ist der heutige Sonntag nicht nur voller Freude und Verheißung, sondern auch noch voller Farbe. Beten wir nun Miteinander und füreinander das Gebet, das die Christenheit eint. Rita Altmeyer betet mit uns

Vater unser (Rita Altmeyer)

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen(Petra Weiland)

Gütiger Gott, Du hast uns diesen neuen Tag geschenkt, diesen arbeitsfreien Sonntag.
Lass uns diesen Tag nutzen zum Innehalten, zum Ruhen und zum Beten.
Schenke uns eine kleine Auszeit von der Hektik des Alltags und lass uns zu uns selber und zu Dir finden.
Lass uns die Schönheit Deiner Schöpfung in der Natur erkennen und gib uns die Erkenntnis sie zu bewahren.
Gib uns ein liebevolles Herz und lass uns die Bedürfnisse unserer Mitmenschen erkennen und – wo wir können – auch erfüllen.
Darum bitten wir Gott, der uns Vater und Mutter ist, Jesus Christus, der uns Bruder und Schwester sein will und den Heiligen Geist, der uns leitet und inspiriert. Amen

Hören wir zum Abschluss noch das mitreißende Lied „I will follow him aus dem Film „Sister Act“

Liebe Mitbeter:innen am Betphon, ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die diese Morgenfeier mitgestaltet und vorbereitet haben.

Und wer nach dieser Morgenfeier immer noch nicht fröhlich genug gestimmt ist, der kann sich ja vielleicht noch die Version von „Jerusalema“ des Mutterkrankenhauses Trier auf Facebook anschauen. Der Link ist am Ende dieses Gottesdienstes auf unserer Homepage zu finden. Viel Freude damit, allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.

https://fb.watch/4cSDL9yRV_/

 

Dritter SONNTAG 40 Tage-Zeit. 06. März
„GREIFT GOTT EIN?“

Eröffnung (mbg)

So beginnen wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen!

Meine Augen schauen stets auf den Herrn;
denn er befreit meine Füße aus dem Netz.
Wende Dich zu mir und sei mir gnädig;
denn ich bin einsam und gebeugt.

Von Gott erhoffen wir uns, dass er sich körperlich und geistig annimmt und das tut er in der Gemeinschaft. Wenn wir jetzt das Lied zu Anfang, dann denken wir daran, dass Gott uns unser tägliches Brot in Brot und Liebe gibt.

Lied: Wenn das Brot, dass wir teilen, GL 470 (Anja Lenninger)

Begrüßung (mbg)

Liebe Gemeinde am Betphone, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde von Sredna.

Wenn ich als Thüringer die Frage höre, wer hat Platz am Tisch, dann antworte ich alle und es gibt reichlich. Thüringen ist nicht nur dafür bekannt, die beste Bratwurst der Welt zu haben. Nein, in Thüringen isst man gerne. Die Wurstwaren sind speziell gemischt, die Klöße mit Liebe hergestellt und das Rotkraut weist so viele Geschmacksnuance auf. Es ist kein Wunder, dass die dicksten Menschen in Deutschland aus Thüringen kommen. Essen hat bei uns Tradition! Und wir achten auch darauf, dass jeder etwas bekommt. Es ist daher weniger erstaunlich, dass die National-Heilige Thüringens Elisabeth von Eisenach ist. Jene kämpferische, starke, junge Frau, die sich auf den langen Weg von der Wartburg zu den Armen in der Stadt machte. Und sie teilte, was sie hatte: Das Brot mit den Armen.

Wer hat Platz am Tisch? Die geschiedene Ehefrau? Das interkonfessionelle Ehepaar? Der schwule Mann von nebenan mit den vielen One-Nights-Stands? Unsere Kirche findet sehr viele Möglichkeiten auszuschließen, wenn es um den Platz am Tisch geht.

Wir alle haben Hunger: Hunger nach Gemeinschaft, Gerechtigkeit, Beistand und das unsere Sorgen und Sehnsüchte einen Ressonanzraum erhalten, in dem wir nicht allein sind. Und das geht nur, wenn alle eingeladen sind. Also, machen wir Platz für Bratwürste, Rotkraut und Klöße, Gemeinschaft und für die geistige Nahrung teilen wir das Brot, dass Jesus mit seinen Jüngern teilte und Elisabeth mit den Armen.

Kyrie (Michael Dostert)

Herr Jesus Christus,

  • du verschenkst dich in Brot und Wein. Kyrie eleison!
  • du beugst dich nieder und dienst den Deinen. Christe eleison
  • du gibst uns dein Beispiel liebevoller Hingabe. Kyrie eleison

Musik – Anna Thorvaldsdottir – Heyr þú oss himnum á

Evangelium Joh 2, 13-25 (Rita Altmaier)

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes

13 Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben
und die Geldwechsler, die dort saßen.
15 Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
16 und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg,
macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17 Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
18 Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
19 Jesus antwortete ihnen:
Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20 Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22 Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
23 Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
24 Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
25 und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.

Evangelium unseres Herrn, Jesus Christus. – Lob sei Dir, Christus!

Impuls (Ralf)
„GREIFT GOTT EIN?“

 Liebe Schwestern und Brüder,

wir begegnen heute der zweiten Frage im Zusammenhang mit den Fürbitten: Greift Gott ein – in unser Leben, in die Welt?

Am letzten Samstag ist uns deutlich geworden, dass wir einen Unterschied machen müssen zwischen „Erhören“ und „Erfüllen“. Gott erfüllt die Bitten nicht so ohne weiteres – er ist eben nicht der Weihnachtsmann oder der „Große Bruder“, der unsere eigene Ohnmacht ausgleicht.

Ein Gebet erreicht schon viel, wenn es uns gelingt, an die geteilte Aufmerksamkeit zu glauben; daran, dass Gott uns zuhört, dass wir gemeinsam auf eine Not schauen – ein Leid, und dass wir und unsere Lieben, unsere nahen und fernen Nächsten, dass wir uns gesehen, gehört, gewürdigt fühlen.

Das ist schon viel. Dennoch bleibt die Frage, ob Gott denn nicht in diese Welt eingreift – irgendwie und das Ganze in Ordnung bringt.

1976 dichtete der Liedermacher Stephan Sulke:

Du Lieber Gott
Komm doch mal runter

und schau Dir die Bescherung selber an
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter.

Ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann

Tempelreinigung: ein eingreifender Jesus

Im Evangelium erleben wir ja einen Jesus, der eingreift, der den Tempel auf den Kopf stellt., der den ganzen Tempelhandel rausschmeißt, die geldgierigen Tempeldiener müssen vor Wut geplatzt sein… Ein Gott, der eingreift und für Ordnung sorgt, weil „das Haus seines Vaters eine Markthalle“ geworden ist….

Ich glaube nicht, dass Jesus etwas gegen die kleinen Leute hatte, die rund um den Tempel ihr Geld verdienten – ich glaube, es hatte etwas gegen die „großen Leute“, die mit dem Glauben an Gott Geschäfte machten, zu ihrem Nutzen.

Schnell sind sie zur Stelle und fragen ihren nach einem Beweis dafür, dass er das darf. In einer geheimnisvollen Antwort sagt er sinngemäß: Ihr braucht keinen Tempel mehr, um Gott zu begegnen: ich selbst, mein Leib ist der Ort, an dem Ihr Gott begegnet.

Ein eingreifender Jesus – damals in Jerusalem, gleich am Anfang des Johannesevangeliums – unmittelbar nach der schönen Hochzeit zu Kana. Auch da hatte Jesus eingegriffen, als der Festgemeinde der Wein ausgegangen war. Ein Jesus „der Tat“, der auch mal ein Wunder wirkt, ein Zeichen – und die Gesetze der Welt aus den Angeln hebt.

Mechanistische Welterklärung

Mit unserer „heutigen Frage“ nach dem Eingreifen Gottes stoßen wir an ein Grundproblem unseres Lebens – und unseres Glaubens an Gott.

Eigentlich ist für einen eingreifenden Gott kein Platz im Weltbild unserer Kultur. Unsere Welterklärung kommt ohne Gott aus. Es gibt die Natur mit ihren Kräften, alles beruht auf Ursachen und Wirkungen – da ist kein Platz für einen Gott, der mal einfach alles außer Kraft setzt – und sozusagen die Muskeln spielen lässt – um zum Beispiel benachteiligten Menschen zu ihrem Recht und zu einer Zukunft zu verhelfen. Er schneidet keine Löcher in den Zaun an der Außengrenze der EU. Einen solchen Kinderglauben nehmen uns unsere Zeitgenossen nicht mehr ab.

Leider hat sich dieser platte und plumpe Materialismus in viele Lebensbereiche ausgebreitet. Nachdenkliche Naturwissenschaftler wissen längst, dass es gar nicht möglich ist, alles über Ursache und Wirkung zu erklären. Aber das hat sich leider nicht so herumgesprochen.

Wir erleben es ja im Moment in der Corona-Pandemie. Die Dinge entwickeln sich oft anders als vorher gesagt. Bestimmte Maßnahmen haben eben nicht die erwartete Wirkung. Dann müssen sofort Schuldige her, die das verbockt haben – es kann eben nicht sein, dass irgendetwas nicht zu erklären ist – da muss man dann suchen und suchen – und im Zweifel Schuldige finden, oder wenigstens Sündenböcke.

Kaum jemand hat ernsthaft die Erwartung, dass Gott persönlich eingreift. Auch die meisten von uns nicht. Greift Gott in die Abläufe der Welt ein? Und wenn nein, warum nicht – was ist denn mit seiner Allmacht und seiner Allgüte? Lässt ihn das Leid und das Unrecht kalt? Ist er uns vielleicht gar nicht gut gesonnen?

Allmacht als schöpferische Kraft der Liebe

Sicher müssen wir unsere Vorstellung der „Allmacht Gottes“ überdenken. Die Bibel malt Gott nicht als einen Despoten, der einfach tut und lässt, was der will – der mal Lust hat, etwas zu tun – und mal nicht.

Die Bibel malt Gott als einen kreativen hochmotivierten Schöpfer – der Sein und Nichtsein unterscheidet, der ins Leben ruft, der in Gang bringt – und der seine Macht zur Erschaffung eines Gegenübers nutzt – ein Gegenüber, die Schöpfung, und darin den Menschen. Dieses Gegenüber liebt er grenzenlos, voller Erwartung und Zärtlichkeit, auch mal eifersüchtig, enttäuscht und zornig – als Gesichter einer flammenden Liebe.

Gott wirbt um die Erwiderung dieser Liebe. Er befiehlt sie nicht. Er achtet die Freiheit. Das geht nur, indem Gott sich selbst beschränkt – den Dingen und Ereignissen ihren Lauf lässt. Er leidet mit, wenn die Dinge aus dem Ruder geraten, wenn wir Menschen seine Welt auf den Kopf stellen. Auch wenn es manchmal wehtut: seine Macht zeigt er in seiner Selbstbeschränkung.

Gott geht sogar soweit, dass er in Jesus diese Erfahrung persönlich macht – die Erfahrung, abgewiesen zu werden, die Erfahrung, dass die eigene Liebe nicht erwidert wird. Er greift nicht ein, als sie Jesus töten – aber er bestätigt diese Hingabe mit einem Leben, das kein Ende mehr kennt.

Das ist es, was Jesus nach der Tempelreinigung den zornigen Tempelvertretern sagt: „Auch wenn ihr den Tempel meines Leibes niederreißt: in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten!“

Die Bibel schildet Gott einen parteiischen Gott, der an sein Werk glaubt, daran, dass die Liebe die entscheidende Kraft ist – und dass am Ende alles gut wird. Diesen Glauben bezahlt er mit seiner Selbstbegrenzung, seiner vermeintlichen Ohnmacht.

Das Gebet greift in unser Leben ein und verändert.

Macht es denn Sinn, zu einem solchen „ohnmächtig-mächtigen“ Gott zu beten? Ja, das macht Sinn – denn im Gebet verändert Gott uns. Er ist ja nicht nur unser Gegenüber, sondern er wirkt in uns. Er ist schon in uns, in unserer Tiefe, bevor wir überhaupt anfangen – mit dem Gebet. Heiliger Geist sagen wir zu dieser Gotteskraft in uns.

Diese Kraft verändert uns, kann uns verändern, wenn wir es zulassen, wenn wir uns ihr anvertrauen. Wir hatten es beim letzten Mal auch schon bedacht: Der Gottesgeist bringt uns dazu, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen, unser Leben, unsere Beziehungen… Der Gottesgeist läutert uns und bringt uns – im günstigsten Fall – in Bewegung.

Deshalb lohnt es sich, zu Gott zu beten – er greift ein, indirekt. Er wirkt durch unseren Geist, unsere Seele, unsere Einsicht, unser Reden und unser Tun. Das Bittbegebet verändert nicht Gott, sondern uns.

Das Bittgebet schafft eine innere Distanz, es entlastet, weil wir Gott an unserer Seite wissen. Er schenkt uns in seiner Gegenwart Liebe, Freude, Geduld, Nachsicht, Versöhnungsbereitschaft. Und in Freiheit können wir Dinge anders tun. So greift Gott ein. Durch uns. Jedenfalls ist ein Anfang gemacht, der den Lauf der Geschichte beeinflussen kann.

Liebe Schwestern und Brüder,

indem wir uns Gedanken machen über unsere Welt, indem wir sie vor Gott tragen, gemeinsam mit Gott betrachten, in dem wir in Gesichter von Menschen schauen, ihre Geschichten vor Gott erzählen, greift Gott schon ein – und verändert, bringt in Bewegung.

Manchmal geschieht ein Wunder – etwas, über das wir uns wundern, über das wir staunen – mit dem wir nicht gerechnet hätten. Der ein oder andere wird das als ein Eingreifen Gottes deuten, in dem Gottes Fürsorge und seine Schöpferkraft erfahrbar werden. Von diesen Deutungen können wir nur persönlich erzählen – und das Erlebte in unsere eigene Geschichte mit Gott einordnen. Die gedeutete Erfahrung ändert uns.

Heute werden wir in den Fürbitten auf unsere Kirche schauen, auf die Ungereimtheiten, auf diejenigen, die durch die Kirche Leid erfahren haben… wir werden dies mit Medien tun, Bilder sehen und Worte hören – und wir werden versuchen zu verstehen, wie die Reinigung des Tempels uns heute in Bewegung bringen kann – durch unser Gebet greift Gott ein.

In unser Denken und Fühlen. Und durch uns in die Kirche, in die Welt, in die Geschichte.

Grund zur Hoffnung. Amen.

Lied: Brot, das die Hoffnung nährt, GL 378 (Anja Lenninger)

Fürbitten (Carsten Oergel)

Jesus, die Mißstände im Haus deines Vaters haben dich zornig gemacht. Du hast den Tempel radikal gereinigt.

Auch heute gibt es Mißstände in deiner Kirche.

Tempelreinigung – Jesus hat Wut und Zorn gezeigt. Seit einiger Zeit erschüttert der Mißbrauchsskandal die Kirche. Viele Gläubige sind wütend, andere schämen sich für ihre Kirche und treten aus der Kirche aus.

Es ist Zeit, mutige Reformen in der Kirche in Angriff zu nehmen und die Enttäuschten zur Mitarbeit an einer besseren Kirche zu gewinnen.

Gib uns den Mut, in deinem Namen, Gott, die nötigen Schritte tun. (GL  446)

In unserer, deiner Kirche haben wir dein Bild verzerrt. Wir haben das Mannsein Jesu benutzt, um eng von dir zu denken, Gott.

Es wird Zeit, unsere engen Vorstellungen von dir zu sprengen, denn Mannsein kann heute keine Sonderrechte mehr in der Kirche begründen – Tempelreinigung.

Gib uns den Mut, voll Glauben, Gott, heute und morgen zu handeln. (GL  446)

Die Tempelreinigung macht deutlich, wer Gott nicht ist und womit Religion nichts zu schaffen haben soll: Gott ist keiner, der durch Opfer „bezahlt“ werden kann. Religion ist der Weg zu Gott und keine Bittstation.

Übertragen wir die Tempelreinigung in unsere Zeit, müssen wir uns kritische Fragen stellen:
Reicht das Erfüllen der „Sonntagspflicht“ als Gottes-Dienst aus?
Genügt unser Beitrag im Opferstock als Ausdruck der Barmherzigkeit?
Meinen wir wirklich, wir können mit Gott handeln und seine Liebe durch unsere Leistung erkaufen?

Brauch Gott Opfer? Gott brauch Liebe!

Gib uns den Mut, Gott, dir voll Liebe zu begegnen.

Gott als Gastgeber. Wir können zu dir kommen, du weist uns nicht ab. Dein Tisch ist ein Ort der Gastfreundschaft. Du hast uns um deinen Tisch versammelt, um mit uns Mahl zu halten. Du lädst alle ein, die auf den Namen Jesu getauft sind.

Es wird Zeit, dass Getaufte selbstverständlich zum Tisch des Herr, wo immer er gedeckt ist, Zugang haben.Gib uns den Mut, voll Zuversicht, Gott, Neuland zu begehn.

Tempelreinigung, das bedeutet Aufbruch und Erneuerung. Gott, zeige uns Wege zum Aufbruch und zur Erneuerung in deiner, unserer Kirche.

Gib uns den Mut, Gott, auf das zu Hören, was du uns sagst.

Wir hören dich, Gott.

Wir sind bereits mutig auf dem Weg vieles anders zu machen in unserer, deiner Kirche.

Vater unser (Rita Altmaier)

Segen (Michael Dostert)

Guter Gott,

das Brot und der Wein, mit dem wir den Tisch gedeckt haben, erinnern uns an die Mahlgemeinschaft Jesu. Er bot sie allen an, die nach Heilung an Leib und Seele suchten.
Wenn er nur Krümel von Lebenskraft und Tröpfchen von Freude fand, so mengte er sie in das eine Brot des Lebens und sammelte sie in den einen Kelch des Heils.
Wo er Ausgrenzung fand, lud er in deinem Namen ein.
Wo sich Menschen beschämt fühlten, wandte er sich ihnen als deinen gesegneten Kindern zu. So tun auch wir gut daran, dir zu überlassen, was wir mitbringen, sei es viel oder wenig.
Dir reicht ein wenig Vertrauen, ein Rest Kraft, ein Funken Hoffnung. Bring uns zusammen an Deinem Tisch, und nimm uns hinein in deine grenzenlose Liebe. Amen.

So segne uns Gott, der zum Mahl und alle zu seinem Tisch einlädt.
der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.

Musik – In the Light of Air – Existence, Anna Thorvaldsdottir

Verabschiedung (mbg)

ZWEITER SONNTAG 40 Tage-Zeit. 28. Februar
„ERHÖRT GOTT?“

Eröffnung (Bruni)

Lied:Herr unser Herr, wie bist du zugegen GL 414
(Kathrin Knieps-Vogelgesang)


Begrüßung (Bruni)

Liebe Gemeinde am Betphone, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde von Sredna.

Ganz herzlich begrüße ich Sie und euch alle am 2. Fastensonntag zu unserer Morgenfeier.

Heute hören wir einen weiteren Text aus dem Markusevangelium, an dessen Ende es eine klare Botschaft von Gott gibt, „Hört auf Jesus!“
Als wenn das nur so einfach wäre, auf Jesus und seine Botschaft zu hören. Wenn wir wirklich wüssten, was Jesus für unser Leben sagt und was nicht, würden wir uns leichter danach richten können.

Hören wir Jesus, wenn ein Priester uns etwas unter seinem Namen verkündet? Hören wir Jesus, wenn die Kirche etwas unter seinem Wort gebietet, verbietet oder agiert? Hören wir Jesus, wenn der Papst „unfehlbar“ spricht?

Wir haben Zweifel, vor allem, wenn wir an die offensichtlichen Irrtümer, Verbrechen und Grausamkeiten denken, die unter Berufung auf das Evangelium und die Bibel geschehen sind. Zu oft sind wir getäuscht und enttäuscht worden. Zu oft, auch mit großer Verzögerung, mussten wir und müssen wir auch noch heute, auf die Korrektur und Entschuldigung der Amtskirche warten.

Besinnen wir uns und halten inne beim Kyrie.

Kyrie (Matthias)

Text: Paus Weismantel

Auf dem Weg zur Quelle
sich nicht mitreißen lassen von billigen Parolen
Und dem Diktat eines egoistischen Denkens.
Auf dem Weg zur Quelle, Farbe bekennen und Flagge zeigen
Im Umgang mit Schwarzsehern und Kleinkarierten.

Herr erbarme dich.

Auf dem Weg zur Quelle
Sich wehren gegen eine Mentalität der
Gleichgültigkeit oder des Profitstrebens.
Auf dem Weg zur Quelle
für seine persönliche Glaubensüberzeugung einstehen,
auch wenn man dafür belächelt wird.

Christus erbarme dich.

Ja, der Weg zur Quelle führt bekanntlich gegen den Strom;
nur tote Fische schwimmen mit den „Strömungen“.

Herr erbarme dich.

Musik – George Winston – Spring Creek

Evangelium Mk 9,2-10 (Claude Muller)

In jener Zeit
2 nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg,
aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
3seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.
5Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
6Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
7Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn;
auf ihn sollt ihr hören.
8Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
9Während sie den Berg hinabstiegen,
gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
10Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.

Impuls (Ralf)

Liebe Schwestern und Brüder,

jetzt ist es fast ein Jahr her, dass die Pandemie auch in Deutschland ausgebrochen ist. Ich kann mich noch an das Gefühl in der Magengegend erinnern, als mir klar wurde: es wird ernst. Das was zuerst in China, dann in Italien und anderswo passierte, wird auch zu uns kommen, nach Deutschland und nach Trier. Das öffentliche Leben wird zum Erliegen kommen. Und darauf müssen wir vorbereitet sein. Aber wie kann man sich auf das vorbereiten, das keiner kennt und womit niemand Erfahrungen hat?

Eine der ersten Ideen war: wir müssen die Kirche öffnen.

Offenhalten. Immer. Nicht nur am Offenen Dienstag. Nicht nur 2 Stunden am Tag in der Srednazeit. Wir müssen unsere Ängstlichkeit und unser Sicherheitsstreben hinter uns lassen – dass in der Kirche etwas gestohlen wird oder dass Unsinn gemacht wird. Wir müssen diesen Ort öffnen, damit die Leute einen Ort haben, wo sie hingehen können – wenn man nirgendwo hingehen kann und nirgendwo mehr hingehen darf.

Ich kann mich an die ersten Tage und Wochen erinnern. Da war die Kirche offen und viele Leute kamen, den ganzen Tag über. Ein Ort wurde ganz besonders aufgesucht, der für mich bisher nie so wirklich ansprechend war:
der Schmerzensmann – unter der Empore. Dort ist es dunkel, die Figur strahlt eine große Traurigkeit aus, atmet den Geist der unmittelbaren Nachkriegszeit, ist vom Leid geprägt. Tröstlich ist, dass Jesus ein Herz formt mit seinen Händen.

So richtig nah kann man ihm aber nicht kommen, dann wird er übergroß – und fast schon bedrohlich und furchteinflößend. Und doch war es gerade dieser Ort, an dem die meisten Lichter brannten – noch mehr als bei der Muttergottes, der Mutter Anna oder der Heiligen Barbara, hier im hellen sonnendurchfluteten Kirchenraum.

Viele, sehr viele Menschen gingen dorthin, ins Dunkle, zur Herz-Jesu-Figur. Sie zündeten ein Licht an, blieben eine Zeit, legten die Zukunft der Welt, die Zukunft ihrer Lieben, die eigene Zukunft in die Hände Jesu – an sein Herz.

Ob die Anliegen dort gut aufgehoben waren?

Einerseits mahnt uns die Heilige Schrift zum Bittgebet. In der Bergpredigt des Matthäusevangeliums heißt es:

Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! 8 Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. (Mt 7,7-8). Das Kerngebet Jesu, das Vaterunser, ist kein Lobpreis, keine Erinnerung an die Wohltaten Gottes, keine Klage, sondern von Anfang bis Ende ein Bittgebet. Da ist die Erwartung ja nicht übertrieben, dass Gott die Bitten auch erhört und erfüllt.

Diese Erwartung bestätigt Jesus in der Bergpredigt und an vielen weiteren Stellen: Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, 10 oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. (Mt 7,9-11).

Sind unsere Bitten um ein Ende, eine Überwindung der Pandemie bisher erfüllt worden? Hat Gott eingegriffen und den Lauf der Welt verändert? Wohl kaum.

War die Bitte umsonst?

Viele Zeitgenoss*innen beantworten diese Frage mit „JA“ und wenden sich von Gott ab. Vermutlich ist das einer der tiefsten Gründe für die Abkehr vom Glauben und letztlich auch für den Austritt aus der Kirche.
Das hat etwas zu tun mit dem Gott, den sie im Religionsunterricht und in der Familie gelernt haben, dem sie in Verkündigung und Seelsorge begegnet sind.

Wir müssen unser Bild von Gott und unsere Beziehung zu ihm überprüfen. Sicher glaube ich daran, dass wir „Freundinnen und Freunde Jesu“ sind, so wie es Jesus selbst in seinen Abschiedsreden sagt. Aber dieser Freund ist nicht einfach ein Gegenüber, wie ein anderer Mensch. Gott ist eben nicht wie „Du und ich“. Gott will mit mir, mit uns in Beziehung sein, klar. Gott weiß durch seine Erfahrung als Jesus, was wir empfinden und wie es uns Menschen geht, bis in die Nacht des Todes hinein.

Trotzdem bleibt Gott „ganz anders“. In unzugänglichem Licht. Kein Auge hat geschaut, kein Ohr hat gehört. Gott ist uns bleibt Das Geheimnis der Welt (Jüngel), die gute Macht (Bonhoeffer), das, was uns unbedingt angeht (Tillich), die unendliche Tiefe (Tillich).

Mit diesem Gott können wir nicht so ganz naiv reden – wie mit einem Menschen. Die Mystiker*innen haben versucht, sich in Gott hinein zu versenken. Das war ihr Gebet. Und in dieser Tiefe spüren, erfahren, dass Gott meine, unsere Besorgnis teilt. Zu einem Zustand „der geteilten Aufmerksamkeit mit Gott zu finden“ – das sieht der Regensburger Philosoph Thomas Schärtl als Ziel und Chance des Bittgebets an.

In dieser Tiefe und im Schweigen Gott begegnen – das können Menschen auch, wenn sie vor unserer Herr-Jesu-Figur stehen oder sitzen, ganz nah, im Licht der Kerzen, oder mit Abstand, um den Blick des Schmerzensmanns zu suchen.

In dieser Gegenwart können wir uns als Menschen „gehört“ fühlen – gesehen, gewürdigt. Mit unseren Anliegen und Sorgen – um uns selbst und um andere. Wir können – gerade vor dem Herzen Jesu – einem Gott begegnen, mit dem wir zusammen auf das Leid blicken. Der Erfahrung damit hat, eigene Erfahrungen. Aus einem ganzen Erdenleben. Aus einem ungerechten, frühen Tod – vor der Zeit.

In dieser Gegenwart können wir auch einen anderen Blick auf uns selbst werfen – aus der Perspektive Gottes. Wie passt das, um was wir bitten zu dem, was wir von Gott wissen?
Drehen sich meine, unsere Bitten nur um uns selbst? Suchen wir den „Allmächtigen Weihnachtsmann“, der uns UNSERE Wünsche erfüllen soll? In der Gegenwart Gottes können sich unsere Bitten reinigen.

Wenn das gelingt, dann können wir auch spüren, dass es schon der Gottesgeist selbst ist, der in uns wirkt und uns beten lässt. Wir können spüren, dass wir im Prozess des Betens von Gott geführt werden, um die Welt mit den Augen Gottes – aus seiner Perspektive zu sehen.

So gelingt im Bittgebet eine personale, eine persönliche Begegnung und Beziehung: die geteilte Besorgnis Gottes mit unseren Anliegen – und unsere Aufmerksamkeit für die Anliegen Gottes.

So werden unsere Bitten nicht so einfach „erfüllt“ – aber gehört und gesehen, geteilt.

Liebe Schwestern und Brüder,

im Bittgebet wenden wir uns nicht an den „Allmächtigen Weihnachtsmann“, der uns gegenüber steht – von dem wir die Erfüllung unserer Wünsche erwarten – und wofür wir dann auch ein Opfer bringen – also einen Preis bezahlen: 3 Vaterunser, 3 Gegrüßet seist Du Maria, 5 Minuten. 50 ct.
(Dafür könnte man auch nichts wirklich Großes erwarten).

Im Bittgebet begegnen wir nicht einfach „uns selbst“. Wir führen keine Selbstgespräche, die uns dann irgendwie ruhiger machen und zu einer tieferen Einsicht führen.

Im Bittgebet versuchen wir, uns in die Tiefe Gottes zu versenken – Gott zu begegnen – und mit Gott unsere Besorgnis und unsere Anliegen zu teilen. Von Gott gehört und gesehen zu werden. Dafür stehen die Chancen nicht schlecht, weil Gott das menschliche Leben ja aus eigener Erfahrung kennt.

Was das dann für den „Lauf der Dinge bedeutet“, für das Handeln Gottes… das bedenken wir dann beim nächsten Mal.

Amen.



Lied: Ich glaube an den Vater, den Schöpfer dieser Welt (sredna Nr. 33) (Kathrin)

Fürbitten (Petra Weiland)

Gott!!?
Vor viertausend Jahren  hast Du von Abraham gefordert,
seinen Sohn zu opfern;
Vor zweitausend Jahren / hast Du Deinen Sohn gesandt/.
und er ist am Kreuz für uns gestorben;

Was tust Du heute?
Wir hoffen, dass Du unser Flehen hörst/
und treten /  mit unseren Bitten vor Dich:

Im Lärm des Alltags hören wir Deine Stimme nicht mehr. Wir lauschen den Verlockungen der Freizeitindustrie und den Stimmen, die uns glauben machen, wir wären uns selbst genug.

Du hast Abraham gerufen und er hat auf Dein Gebot gehört. Die Jünger haben Deine gewaltige  Stimme aus den Wolken vernommen.

Gott, hast Du auch uns gerufen?

Bitte: Lass uns die Stille suchen und auf Deine Stimme lauschen.

Wir sehen und erkennen Dich nicht mehr. Wir verschließen unsere Augen vor der Not und den Bedürfnissen anderer Menschen. Wir lassen uns blenden vom schönen Schein.

Die Jünger sahen Deinen Sohn  – verklärt und in Gesellschaft der Propheten.

Hast Du Dich auch uns gezeigt? Wo bist Du?

Bitte: Gib uns einen klaren Blick und lass uns Dich erkennen.

Wir sind oft ängstlich und ohne Orientierung. Wir  laufen falschen Göttern  nach und gehen in die Irre. Wir zweifeln an Dir und verzweifeln an uns

Die Verklärung Jesu löste bei den Jüngern Angst aus und ließ sie verwirrt zurück. Auch uns scheint manches, was Du von uns forderst unerfüllbar, unverständlich. Du lässt uns mit Fragen zurück, auf die wir keine Antwort wissen.

Gibst Du uns die Weisheit, Deinen Willen zu erkennen und anzunehmen?

Bitte: Gib uns den Mut nach Deinem Willen zu handeln und das Richtige zu tun

Wir sind allein, fühlen uns ungeliebt und vergessen, ungerecht behandelt, ausgegrenzt und verletzt.

Lässt Du  uns dieser Liebe würdig sein und sie uns allen Menschen weiter schenken?

Bitte: Lass uns unseren Mitmenschen mit liebevollem Blick begegnen.

Gott!!?

In Abraham dem Urvater des Glaubens  und in Jesus Christus,   deinem geliebten Sohn  hast Du uns starke Vorbilder des Lebens geschenkt.  Wir beten um den Mut,  diesen Vorbildern nach zu eifern  

und  uns vertrauensvoll auf den Weg   mit Dir einzulassen.

Erhöre unser Flehen.  Amen



Vater unser (Carsten Oergel)

Meditation (Claude)

Wer blind glaubt,
hat keine Weitsicht.
Wer ängstlich glaubt,
dem fehlt Vertrauen.
Wer fanatisch glaubt,
blockiert das Leben.
Wer sicher glaubt,
verliert das Verständnis.
Wer lau glaubt,
gerät nie in Begeisterung.
Wer mit dem Herzen glaubt,
hat eine klare Sicht.
                                                           Roland Breitenbach

Segen (Carsten)

Gott segne dich mit Gerechtigkeit,

damit du dem Nächsten gibst und gönnst,
was er zum Leben braucht.
Gott segne dich mit Einsicht,
dass du weiter sehen
und besser verstehen kannst.
Gott segne dich mit Treue,
damit du zu dem stehen kannst,
was du glaubst und sagst.
Gott segne dich mit Lebenskraft,
damit du hinter allem einen Sinn entdecken
und ihn für andere entschlüsseln kannst.
                                                                                   nach Roland Breitenbach

So segne dich und uns alle der hörende Gott,

der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.

Musik – Herzsprünge von Hans-Martin Gutmann und Michael Schirmer

Verabschiedung (Bruni)

 

ERSTER SONNTAG  40-Tage-Zeit. 21. Februar
„Lohnt beten“?

Eröffnung ELKE

Kreuzzeichen

Lied: ANJA : Kreuz auf das ich schaue              GL 270

Begrüßung ELKE

Liebe Freund*innen am Betphon, da sind wir wieder – angekommen in der Fastenzeit!
Zunächst Wir hören heute von den 40 Tagen die Jesus in der Wüste verbracht hat und starten damit in unsere Gottesdienste hier in der Fastenzeit. Es wird die zweite Fastenzeit mit der Pandemie, die uns und die Welt fest im Griff hat.
Am Aschermittwoch habe ich festgestellt, das mit dem Verzichten ist dieses Jahr irgendwie „nicht mein Fall“: Bei all den Einschränkungen im Lockdown habe ich wenig Lust, mir auch noch ein Glas Wein, das Steak am Sonntag oder mal ein Stück Schokolade zu verkneifen.
Also muss ein anderes „Fastenprojekt“ her: ich habe mir in diesem Jahr einen anderen Fastenvorsatz genommen: „7 Wochen MIT“ – ich will mich in der Fastenzeit jeden Tag mindestens eine halbe – lieber eine ganze Stunde draußen aufhalten und bewegen: ein täglicher Spaziergang – bei jedem Wetter – auf dem ich mindestens einen positiven Eindruck mitnehme und diesen entweder in meinem Tagebuch festhalte oder mit Freund*innen teile. Dazu habe ich mir als Ziel gesetzt positiv durch diese Wochen zu gehen „MIT optimistischer Haltung“. Nicht klagen, jammern, meckern, runterziehen, sondern das Gute sehen und tun – Das kann ich mir gut vorstellen, damit ich mich gut auf das Osterfest vorbereite. Stimmen wir uns auf den Gottesdienst ein.

Kyrie: ANJA   Ohren gabst du mir         GL 844

oder: GL 163 ,4

Gebet: MARIANNE
Gott, wir sind miteinander auf dem Weg durch die Fastenzeit: wir bitten dich, schenke uns Kraft und Mut zur Umkehr, damit wir uns auf das Osterfest vorbereiten, damit wir unseren Glauben neu erfahren können. Gib uns die Energie froh und lebendig den Glauben zu leben und an deinem Reich mitzubauen. AMEN

Lesung: ELKE
Lesung aus dem Buch Genesis.
Gott sprach zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Ich bin es.
Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.
Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.

Giora Feidman, Bouncing

Evangelium: MARC-BERNHARD
Aus dem Markusevangelium:
In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste.
Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt.
Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Predigt RALF

Heute ist  der 1. Sonntag in der 40-Tage-Zeit. Der Name gefällt mir am besten, deshalb benutze ich ihn am liebsten. Er redet nicht von der Buße und der Vorbereitung auf Ostern. Die 40 Tage haben ihre eigene Würde und ein Vorbild: Jesus selbst. Jesus war 40 Tage in der Wüste – und ist dort vor allem sich selbst begegnet – und Gott der ihn gerufen und berufen hat. Er ist auch den Versuchungen begegnet – und nicht erlegen. Er hat seinen Weg gefunden.

Thomas Schmitt, Ordnungs- und Kulturdezernent der Stadt Trier ist einer Versuchung erlegen: in der vergangenen Woche war er abends  im Impfzentrum. Am Schluss war noch einige Impfdosen übrig. Mit denen wurden Mitglieder der Hilfskräfte geimpft. Ganz zum Schluss, als alle möglichen Menschen geimpft waren, war noch eine Dosis übrig. Thomas Schmitt hat dann seiner eigenen Impfung zugestimmt – sondern wäre eine kostbare Dosis entsorgt worden. Das ist menschlich absolut nachvollziehbar – und das hätte jede und jeder von uns auch gemacht. Hoffentlich. Er hat das selbst aber – im Nachherein – als einen schweren Fehler eingestuft und ist zurückgetreten.

Die meisten Triererinnen und Trierer haben ür den Rücktritt kein Verständnis. Er hat eine gute engagierte Arbeit gemacht und war gerade zu Beginn der Corona-Pandemie das Gesicht einer handlungsfähigen und handlungswilligen Stadtverwaltung.

Durch seinen zeitnahen Rücktritt bewahrt er seine Freiheit, seine Würde, seine Integrität als Politiker und als Mensch – so bedauerlich das für die Stadt ist. Es ist Wahlkampf in Rheinland-Pfalz – und die Versuchung für die eine oder andere Partei wäre groß gewesen, aus dieser Angelegenheit Kapital zu wollen. Erste Anzeichen waren schon zu erkennen.

Es ist nicht üblich, dass Menschen in Leitungsfunktionen Verantwortung für einen Fehler übernehmen, schon gar nicht in der Kirche. Bisher hat noch kein deutscher katholischer Bischof die Verantwortung für systematische Vertuschung von sexueller Gewalt übernommen und ist zurückgetreten. Es mag dafür ehrenwerte Motive geben – ein Motiv könnte aber auch einfach das Kleben an der Macht sein. Der Eindruck verfestigt sich bei mir jedenfalls. Auch Bischöfe erliegen Versuchungen. Auch sie sind nur Menschen. Dann sollten sie das aber auch eingestehen und das System der absolutistischen Monarchie überwinden.

Soweit zu den anderen. Jetzt zu uns.

Was sind unsere, meine Versuchungen in diesen Tagen? Wie können wir, kann ich auf diese Versuchungen reagieren?

Eine haben wir im Gottesdienst in Herz-Jesu am letzten Samstag benannt – die Versuchung der Traurigkeit, der Depression oder der Aggression angesichts der andauernden Pandemie. Unsere Antwort steht immer noch dort und ist sehr schön anzusehen: die große Frühlingswiese mitten auf dem Tisch. Alles blüht und duftet. Und gestern brachte noch eine Freundin ein paar große Mandeläste, vor der Blüte.

Am Aschermittwoch haben wir miteinander individuell hier am Telefon und abends gemeinschaftlich in der Messe das Zeichen der Unterbrechung gefeiert: das Auflegen der Asche, mit Worten, die wir gerade aus dem Mund Jesu gehört haben: Bekehre dich und glaube an das Evangelium.

Heute und an den 4 kommenden Gottesdiensten zu den Fastensonntagen werden wir die Tradition der Fürbitten unterbrechen. Die Versuchung ist, sie einfach weiter zu machen wie immer, auch wenn viele drunter stöhnen…
„Die Fürbitten sind zu lang, ich komme mir vor wie in der Tagesschau, da bin ich ganz anderer Meinung, dafür bete ich nicht… das lange Stehen ermüdet…“

Gestern Abend haben wir  anders Fürbitte halten – anders als gewohnt, mit Stimme, Orgel und Keyboard. Die Orgel konnten wir heute Morgen noch nicht ans Telefon holen, der Text wird aber vorgetragen.

Lohnt sich das Beten überhaupt? fragt die kölsche Rockband BAP schon 1982 in ihrem Lied: Wenn et bedde sich lohne däät… Was meinen Sie, was meint Ihr? Lohnt sich das beten? Was verändert sich durch das Beten? Ist da jemand, der hört, mitfühlt? Ein gnädiger Gott, von dem wir sagen, dass er allmächtig ist?

Warum müssen wir dann bitten und betteln wie die kleinen Kinder, damit sich die schlimmen Verhältnisse auf der Welt ändern? Kriegt der das nicht mit? Warum lässt er uns zappeln – und noch schlimmer: Unschuldige müssen leiden, weil wir nicht genug gebetet haben? Fragen über Fragen….

Wir müssen der Versuchung auf die Spur kommen, die auch im fürbittenden Gebet liegt – und die mit unserem Bild von Gott zu tun hat. Und mit unserer Beziehung zu ihm. Wir hätten so gern den Kämpfer, der drein schlägt, der seine Arme hockrempelt und das Recht aufrichtet – der sein Reich aufrichtet, unter Umständen eben auch gegen den Willen und die Entscheidungen von Menschen, der spürbar auf unserer Seite ist. Dem werden wir an den nächsten Sonntagen nachgehen.

Beten heißt zuerst mal in Beziehung sein. Die Andersartigkeit des anderen, die Andersartigkeit Gottes aushalten. Das Fremde. In Beziehung sein – mit Klage und Tränen, mit Dank und mit Lachen. Und in der Stille, ganz ohne Worte und Gedanken.

Ob sich beten lohnt? Das muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Wir können aber miteinander Erfahrungen machen, es ausprobieren, darüber reden.

Seit genau 11 Monaten beten wir am Telefon. Und wir werden es noch weiter tun. Vielleicht ist das Wort „lohnen“ nicht die Kagetorie fürs Beten. Es muss aber Gründe geben, warum Sie, ihr an diesem ungewöhnlichen Tun festhaltet, das wir alle vor einem Jahr noch nicht kannten. Was damals unseren Alltag unterbrochen hat, ist schon zu einer Routine geworden – und dennoch unterbricht bzw. strukturiert es weiter unseren Alltag.
Ett bedde lohnt sich – irjendswie…. Amen.

Giora Feidman Itamar Freilach

Fürbitten: Rita
(Ralf: Steeldrum)

Jesus in der Wüste –

40 Tage Zeit der Buße und des Verzichts –

wir in der Fastenzeit.

Wir hadern mit unserer Bequemlichkeit und dem leichten Weg, den wir oft einschlagen.

Weck uns auf, Herr!

Reiß uns heraus aus unserer Trägheit!

All die Katastrophen, Umweltverschmutzungen,

der Klimawandel, Corona!

Gott, Du hast in Deinem Bund mit Noah versprochen die Welt und die Lebewesen zu schützen und zu bewahren.

Du hast uns den Auftrag gegeben, uns die Erde untertan zu machen.

Wie machen wir das ohne sie zu zerstören?

Wir denken an Menschen, mit denen wir verbunden sind

Und trauern um Verluste.

Höre unsere stillen Bitten für die,

deren Namen wir nun nennen.

(Namen – Musik/Stille)

Was zählt der Mensch – für uns?

Du hast den Menschen nach Deinem Ebenbild geschaffen.

Nacktes Überleben, menschenunwürdige Lebensumstände, Unfreiheit, Folter, Misshandlung.

Wie können wir diese grausame Wirklichkeit verändern?

Hörst Du uns, Gott?

Dann hilf uns doch bitte.

Amen

Vater unser: Marianne
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Schlussgebet: MARC-BERNHARD
Guter Gott, du schenkst uns deine Gegenwart, damit Glaube, Hoffnung und Liebe in uns wachsen.

Gib uns in dieser Fastenzeit das Verlangen nach deiner Nähe, stärke uns mit deinem Wort und gib uns Möglichkeiten so zu beten, dass wir unsere Bitten, Anliegen, Hoffnungen und Sehnsüchte ausdrücken können.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. AMEN

Segen MARIANNE
Der Herr segne dich.
Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen.
Er erfülle deine Ohren mit Musik und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Er erfülle deinen Mund mit Jubel und dein Herz mit Freude.
Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste:
Stille, frische Wasser und neue Hoffnung.
Er gebe dir immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben.
Es segne dich der Herr.
(aus Afrika)

Schlusslied: ANJA   Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt   GL 771, 1, 4-6

Eine Antwort auf „MORGENFEIERN IN DER FASTENZEIT: „Wenn ett bedde sich lohne dät…““

  1. Wow, das war ein lebendiger Einstieg in die Fastenzeit, die 40-Tage Zeit!!
    Und, da wir am Betphon waren, konnte ich auch durch das Zimmer tanzen bei dieser irre tollen Klezmer-Musik
    Vielen Dank!

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