Ukrainischer Kreuzweg am Karfreitag, 15. April, 8:30 per Video und Telefon

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Begrüßung (Ralf)

Einleitung (Ivan)

Liebe Freunde,
mein Name ist Ivan Sokhan. Ich bin ein Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. Sie sagen vielleicht, ja warte mal: bist du eigentlich ukrai-nisch, oder griechisch, oder katholisch? Ich bin also ein Ukrainer, der zur katholischen Kirche gehört, aber mein Glauben nicht in lateinischen, sondern in eine orientalischen, bzw. griechischen oder byzantinischen Ritus praktiziere. So wird die größte von vielen katholischen Ostkirchen genannt. Zur unseren Besonderheiten gehört auch, dass unsere Priester, vor der Priesterweihe, auch heiraten dürfen, und ich bin es.
Ich freu mich besonders diese Fastenzeit in Form eines Kreuzweges mit euch gemeinsam zu begehen. In diesem Jahr wurde die Fastenzeit ganz besonders für mich. Seit dem 24. Februar, als Russland durch die Bombardierung von vielen ukrainischen Städten ei-nen brutalen Krieg gegen die Ukraine angefangen hat, bin ich mit meiner Familie von unser Wohnung in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv zur unseren Eltern in die Westukraine geflüchtet. Hiermit wurde ein neues Ka-pitel in meinem Leben aufgeschlagen. Ein Kreuzweg, der von Krieg und Flucht gekennzeichnet ist.
Es ist nicht nur mein eigener Leidensweg, sondern ein Kreuzweg von Tausenden Todesopfern, von Millionen Flüchtlingen und von vielen anderen ukrainischen Kindern und Familien, die vom Krieg betroffen sind und heute immer noch leiden müssen. Es ist so wich-tig, unsere Wege nicht allein zu gehen. Ich freue mich sehr, diesen Kreuzweg der Ukraine mit euch gemein-sam zu gehen. Nicht, weil ich euch in ein fremdes Leid einbeziehen möchte. Sondern, weil ein geteiltes Leid nicht mehr so schmerzhaft ist. Wie auch das geteilte Kreuz Jesu zur Gnade und Segen des Auferstandenen für alle Christen geworden ist.

(Gebet: Marianne)

So lasset uns gemeinsam beten: Jesus Christus, Heiland und Erlöser, wir danken Dir für unser Teilhabe an deinem Leiden, Kreuz und Auferstehung. Wir möchten aber auch Dich mit uns auf den Weg durch den Krieg in der Ukraine einladen, damit dieser ein Ziel und einen Sinn in Dir gewinnt. Amen.

Gesang: Herzliebster Jesu GL 290,1-2 (Conny)

Die 1. Station des Kreuzweges: Jesus wird zum Tod verurteilt. (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas: (Conny)
„Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Oberen und das Volk zusammen und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch ver-hört und habe an diesem Menschen keine Schuld ge-funden, deretwegen ihr ihn anklagt; Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. Darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben. Da schrien sie alle miteinander: Hinweg mit diesem! Gib uns Barab-bas los! … Da redete Pilatus abermals auf sie ein, weil er Jesus losgeben wollte. Sie riefen aber: Kreuzige, kreuzige ihn! Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich habe keine Schuld an ihm gefunden, die den Tod verdient; darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben. Aber sie setzten ihm zu mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei nahm überhand. Und Pilatus urteilte, dass ihre Bitte erfüllt würde … Jesus übergab er ihrem Willen“ (Lk. 23,13-25).

(Ivan)

Vor unserem geistigen Auge stehen Pilatus, der Hohe-priester, die Obrigkeit und eine aufgebrachte Men-schenmasse. Mit einer manipulierten Mehrheit, scheindemokratischer Unterstützung der Bevölke-rung und dem geistlichen Segen des Hohepriesters ergeht ein ungerechtes Todesurteil. Was kann schrecklicher sein?

Wer steht hinter dem Todesurteil des Krieges in der Ukraine? Ist das ein Urteil von einer einzelnen Person an der Spitze der russischen Regierung? Möglich, doch wie ist es um die staatlichen Verantwortungsträ-ger in der Regierung, um die Hohepriester der russi-schen Orthodoxie und um andere Menschen in Russ-land? Ein verbrecherischer Befehl, der von vielen Tau-senden russischen Soldaten ausgeführt werden muss und der sich in Form von vielen tausend russischen Bomben auf die ukrainischen Städte und in unzähli-gen Waffenschüssen auf ukrainische Zivilisten nieder-schlägt.

Die Symbiose aus Staat und Kirche hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.

Das Evangelium bleibt die Nennung konkreter Personen nicht schuldig: Denken wir etwa an Jesus, Petrus, Pontius Pilatus, Barabbas, Kajaphas, Judas und an-dere. Auch dieser Krieg kennt die Namen von konkre-ten Menschen; Opfern wie Tätern.

Ich lade euch ein, mindestens für zwei verantwortliche Personen aus dem weltlichen und dem geistlichen Bereich zu beten: für Wladimir Putin und Patri-arch Kyrill.

(Stille zum Gebet)

Kyrie (Anja)

(Gebet: Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, du bist in dieser Welt gekommen, um uns Sünder zu retten. Hilf uns, unsere Verfehlungen zu erkennen und in der Umkehr zu Dir unsere Erlösung und wahren Frieden zu finden. Amen.

 

Die 2. und 3. Station des Kreuzweges: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulte und fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus: (Conny)
„Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an. Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten“ (Mk. 15,20).

(Ivan)

Als wir von den ersten Luftangriffen auf unsere Stadt und unser Land im Zuge des Angriffskrieges gehört haben, haben meine Ehefrau und ich innerhalb kür-zester Zeit unsere Sachen gepackt und begaben uns an einen sicheren Ort. Seit dem 24. Februar mussten über 11 Millionen Menschen in der Ukraine ihre Woh-nungen in Kriegsgebieten verlassen; über drei Millionen Menschen sind auf der Flucht ins Ausland. Eine Flucht wie ein Kreuzweg. Ein Koffer schwer wie ein Kreuz. Nicht das, was ihn füllt, macht ihn beim Tragen schwer, sondern das, was nicht hineinpasst. Wie kann man sein Zuhause, sein ganzes Leben in einen Koffer einpacken? Und wie kann man das alles verlassen? Man hat keine Wahl.

Nach wenigen Fahrkilometern bricht man zusammen und fällt nieder, wie unter der Last des schweren Kreuzes. Gedankenverloren und nach und nach be-greifen, was eigentlich passiert…

Mit Glück erreichten wir einen relativ sicheren Ort in der Westukraine. Doch die Bomben explodieren auch wenige Kilometer von der polnischen Grenze ent-fernt; nirgendwo in der Ukraine kann man sich sicher fühlen.

Wir denken heute an die Tausenden von Menschen in der Ukraine, die von russischen Truppen in ihren Städ-ten, Wohnungen und Bunkern ohne Strom, ohne Wasser und ohne Essen umzingelt sind und durch die humanitären Korridore die Kampfgebiete nicht ver-lassen dürfen. Wir denken an all jene, die unter der Last ihres persönlichen Kreuzes oder der Bomben er-drückt worden sind und ihren Lebens- oder Kreuzweg nicht mehr weitergehen können.

(Stille zum Gebet)

Kyrie (Anja)

(Gebet: Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, erhelle unsere Kreuzwege mit dem Licht des Glaubens und gib uns Kraft und Möglichkeit, diesen Weg mir Dir und zu Dir bis zum Ende zu gehen. Amen.

 

Die 4., 5. und 6. Station des Kreuzweges: Jesus begegnet seiner Mutter. Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus: (Conny)
„Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Zyrene na-mens Simon; ihn zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen“ (Mt. 27,32).

(Ivan)

Auf unseren Kreuzwegen treffen wir ganz unterschiedliche Menschen. Darunter sind Altbekannte, aber auch ganz Fremde und Unbekannte. Sie werden uns auf unserem gemeinsamen Weg zu Schwestern und Brüdern, Mütter und Vätern. Wir treffen sie etwa im Bunker neben dem Wohnhaus, in den Evakuie-rungstransporten, bei der fluchtbedingten Grenz-überquerung, beim Verteilen humanitärer Hilfsgüter oder im Krankenhaus.

Gerade jetzt ist es wichtig, Menschen kennenzuler-nen und an seiner Seite zu wissen, wenn viele liebgewonnene und gekannte Menschen gleichzeitig verlo-ren und getötet werden.

Wir beten heute für diejenigen, die anderen in diesem Krieg helfen und andere trösten. Für das medizi-nische Fachpersonal, die Feuerwehrleute, die Soldaten und die Rettungsdienste. Für alle, die persönlich kürzertreten, um ihren Landsleuten in diesem unge-rechten Angriff beizustehen. Wir beten für die Solidarität und Verbundenheit der Welt- und Kirchengemeinschaften. Dass sie eindeutig und einheitlich ge-gen diese Aggression ein Zeichen setzen und durch Gebets- und Spendenaktionen, politische Entscheidungen und Sanktionen den vom Krieg Gebeutelten beistehen.

(Stille zum Gebet)

Kyrie (Anja)

(Gebet: Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, gib uns die Kraft, in unserer Hilfsbereitschaft und unserer Solidarität nicht müde zu werden. Amen.

Gesang: Herzliebster Jesu, GL 290,3-4 (Marianne)

Die 7., 8. und 9. Station des Kreuzweges: Jesus fällt zum zweiten und zum dritten Mal unter dem Kreuz, und begegnet den weinenden Frauen.  (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas: (Conny)
„Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! Und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?“ (Lk. 23,28–31).

(Ivan)

Ein am Boden liegender Mann weckt Mitleid in uns. Dieses Gefühl bekunden wir mit unseren Worten und Taten. Am Anfang des Krieges haben wir, die Men-schen in der Ukraine, eine enorme Solidarität von un-seren Freunden und Partnern im weltlichen, kirchli-chen und privaten Bereich erfahren. Für jedes Wort aus dem Herzen, für jedes Gebet und für jeden Got-tesdienst, für jede Veranstaltung und Demonstration möchte ich mich im Namen aller meiner ukrainischen Landsleute und aller an unserer Seite herzlich bedan-ken. Das ist Balsam für unsere Seele!

Erinnern wir uns gleichzeitig aber auch an die War-nung Jesu an die weinenden Frauen: „Weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!“ Ein An-griff auf die Ukraine ist kein interner oder regionaler Konflikt, als welcher er oft angesehen wird. Es ist ein Verbrechen gegen die Demokratie und Menschen-rechte als solche und ein Angriff gegen die Grundord-nung des friedlichen Miteinanders weltweit. Also ge-gen uns Alle.

Unser Lieblingsspiel im Kindergarten in der Sowjet-union der 80-er Jahre war Krieg gegen die Deut-schen… im Kindergarten… ein Krieg… gegen Deut-schen… So waren viele Generationen im Hass gegen-über dem Westen erzogen. Mit dem Zusammenfall der Sowjetunion sind die kriegerischen Ideen nicht auf einmal von sich selbst aus unseren Köpfen und Herzen verschwunden. Unsere Eltern müssten über uns weinen…

Dieser Krieg in der Ukraine kennt keine Staatsgren-zen. Die Menschenrechte sollten eigentlich auch keine Einschränkung haben. Sie müssten überall und für alle gelten. Wenn wir das Böse vor der Haustür Europas stehen lassen, wird es sicherlich keine Endstation sein, sondern nur eine Zwischenstation auf ei-nem weiten Weg. Gleichzeitig kennt das Böse keinen territorialen Geburtsort. Es schäumt im Herzen ein-zelner Menschen auf und wird von diesen weiterge-geben. Wie oft ist die Duldung und Entfaltung unserer „kleiner Boshaftigkeiten“ ein spalterischer Beitrag zur globalen Gewalt und Ungerechtigkeit, kurzum: zum „großen Bösen“? Denken wir etwa an Familienkonflikte, Fremdenhass und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden oder aber die Korruption in der lokalen Politik.

(Stille zum Gebet)

Kyrie: Anja

(Gebet: Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, wir danken Dir, dass Du unseren mitleidenden Blick von Dir auf uns selbst und unsere Kinder ausrichtest. Lass uns un-sere eigenen Baustellen erkennen und dem Bösen in unseren eigenen Herzen keine Chance geben. Amen.

 

Die 10., 11. und 12. Station des Kreuzweges: Jesus wird seiner Kleider beraubt und an das Kreuz angenagelt. Jesus stirbt am Kreuz. (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus: (Conny)
„So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. […] Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Dann setzten sie sich nieder und be-wachten ihn. […] Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Zusammen mit ihm wur-den zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links. […] Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?‘, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? […] Dann hauchte er seinen Geist aus. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben be-merkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten. Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“ (Mt. (27,33–54).

(Ivan)

Auf dem Kreuzweg wird Jesus seiner Kleider beraubt. Ein durch den Krieg beraubtes Land. Verwüstete uk-rainische Städte, beraubte Wohnungen und zerstörte Häuser. Eine völlig zerstörte Infrastruktur, darunter auch Schulen und Krankenhäuser. Scheinbar sind sie für Russland so gefährlich, dass sie vernichtet werden müssen? Ich denke heute an Mariupol, Volnovakha, Irpinj, Bucha, Charkiv, Chernihiv, Kyiv und die anderen ukrainischen Städte, die von russischen Bomben manchmal sogar völlig dem Erdboden gleichgemacht worden sind. Land und Leute sind durch den Krieg völ-lig entblößt und nackt.

Der Täter hört aber hiermit nicht auf. Nach dem Be-rauben folgt die Kreuzigung. Eine brutale Vergewalti-gung von Frauen, die Verschleppung der Kinder und die Folter verhafteter Männer setzt ein. Unsere Vor-stellung reicht nicht aus, um den schrecklichen Alltag von ukrainischen Geiseln zu beschreiben.

Im Angesicht von vielen Leidenden und Opfern wird unser Gebet oft nur zu einer einzelnen Frage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Warum? – Ist das eine Strafe Gottes? Wofür? – Sind wir so unverzeihlich schuldig? Wieso?

Eine Antwort bekomme ich im stillen Blick auf den gekreuzigten Sohn Gottes. Denn er ist selbst zum ungerechten Opfer für die Sünden der ganzen Menschheit geworden. Dies kann ich trotzdem kaum nachvollzie-hen. Aber in seiner liebevollen Opfergabe kann ich sicherlich erkennen, dass Er kein Gott des Todes ist, sondern ein Gott des Lebens. Und durch das Glauben an seine Opfer gewinnt auch unser Opfer, das Leiden wie das Sterben, an Sinn und hat Teilhabe an seiner glorreichen Auferstehung.

(Stille zum Gebet)

(Kyrie: Anja)

(Gebet: Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, wir danken Dir für Deine Opfergabe. Dein Leiden, Dein Blutver-gießen und Dein Tod am Kreuz reichen. Es ist genug! Amen!

Die 13. und 14. Station des Kreuzweges: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt. (Ralf)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus: (Conny)
„Gegen Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef; auch er war ein Jünger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pila-tus, ihm den Leichnam zu überlassen. Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber“ (Mt. 27,57–61).

(Ivan)

Menschen wie Josef von Arimatäa, Maria von Magdala und andere Frauen kommen dem toten Je-sus nah, sie begegnen dem furchtbaren Tod, wie un-zählige Menschen in der Ukraine. In den ersten 6 Wo-chen des russischen Krieges in der Ukraine gab es be-reits mehrere Tausend Todesopfer auf beiden Seiten. Hunderte ukrainische Kinder und Tausende Zivilisten sind tot. Und noch fast so viel in 8 Jahren seit 2014.

Gerade die Älteren fühlen sich angesichts von tausenden Verletzen und Toten an düstere Kapitel des letzten Jahrhunderts erinnert: An das millionenfache Sterben in den Weltkriegen und den millionenfachen Hungerstod im Holodomor (ein Völkermord durch Hunger in der Ukraine in den 30-er Jahren des 20. Jhdr.). Die Kornkammer Europas wird zur Totenkam-mer Europas. Wird unsere Schwarzerde dadurch noch mehr Fruchtbar? Fragt sich, wem dieser Weizen und das Brot von blutigem Nachgeschmack wohl schme-cken werden?

Der Heilige Josef von Arimathäa konnte die Opfer Jesu nicht verhindern. Es war aber auch nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe war es, sich um den Leich-nam Jesu zu kümmern. Er nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein unbe-nutztes Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen.

Was können wir ganz persönlich als einfache Glau-bende dazu beitragen, um einen Krieg zu verhindern oder die Folgen zu linden? Es soll jeder selbst persön-lich in seiner Lebenssituation entscheiden. Hauptsa-che ungleichgültig in den Bereichen von Politik, Mili-tär, Kirche oder auch anderen.

Ein verbluteter Leichnam der Ukraine brauch jetzt schon viel Pflege und Fürsorge durch Teilhabe und So-lidarität von Schwestern und Brüdern in Glauben, aber auch von der ganzen Weltgemeinschaft. Eine endgültige Grablegung der Ukraine ist sicherlich ein Wunsch des russischen Imperialismus. Es wird aber nur eine Zwischenstation sein auf dem Weg zur Auferstehung. Wie bei einer Taufe wollen wir im Grab den alten Menschen Adam mit seiner Korruption, Un-einigkeit und sowjetischen Mentalität endgültig beer-digen und ablegen und zusammen mit Christus als neuem Adam in Frieden, Gerechtigkeit, territorialer Souveränität und Integrität im gemeinsamen Haus Europa auferstehen.

Ich danke Euch allen, liebe Mitbetenden, für eure Teilnahme an dieser außerordentlichen Form, den Kreuzweg mit der Ukraine zu beten. Nun lade ich Euch ein, Euch fortführend an einer Unterstützung der Menschen in der Ukraine zu beteiligen.

(Stille zum Gebet)

(Kyrie: Anja)

Gebet des Herrn (Ralf)

Lasst uns beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Schlussgebet (Marianne)

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser, wir danken Dir für Deinen Weg zu unserer Erlösung. Mit Dir zusammen können wir unseren grauen Kriegsalltag in der Ukraine leben, und gehen zusammen mit unseren Schwestern und Brüder weltweit Deinen Kreuzweg. Wie damals, so warten wir auch heute auf Deinen siegreichen Ostergruß: „Fürchtet euch nicht! […] Seid gegrüßt!..“ (Mt. 28, 5-9). „Der Friede sei mit euch!“ (Lk. 24, 36). Dein Frieden sei mit uns! Amen!

Segensbitte (Ralf)

An diesem Karfreitag
erleben und erfahren wir neu:
Gott,  unbegreiflich und fern,
hoch über unseren Gedanken – entfernt von unseren Wegen.
Du bist nicht einfach die Antwort auf unsere Fragen –
du bist vielleicht die Frage nach unseren Antworten.
Warum, Gott, müssen so viele Unschuldige leiden?
Warum, Gott, müssen so viele Freiheit und Selbstbestimmung
mit Gewalt verteidigen?
Warum, Gott, müssen so viele fliehen?
Warum, Gott, bietet ihnen die gute Erde keinen sicheren Lebensraum?
Warum, Gott, greift das Böse um sich –
erobert Herzen, Gedanken,
erzeugt Gewalt und  Leid und Tod?
Warum – das ist die Frage des Ijob.
Warum – das ist die Frage deines Sohnes,
allein im Ölgarten und in aller Öffentlichkeit am Keuz.
In Jesu Spuren gehen wir den Kreuzweg –
das heißt:
Wir versuchen, an der offenen Frage des WARUM nicht irre werden –
aushalten, dass Du sie nicht beantwortest,
wie wir es gern hätten –
Ja. Nein. Weiß Nicht. Weil. Deshalb.
In Jesu Spuren den Kreuzweg gehen – heißt:
Die Spannung des Psalm 22 aushalten –
vom „Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen –
bis hin zum „Deine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk –
denn er hat das Werk getan.“

Mit Jakob schreien wir:
„Ich lasse dich nicht, es sei denn Du segnest mich!“
Segne uns, fremder Gott,
segne uns, Gott, der in unser Fleisch gekommen ist,
segne uns, Gott, der uns einen neuen Himmel und eine neue Erde ansagt.
Segne uns, Gott,
dass wir in den Spuren Jesu auf unseren Kreuzwegen die nötigen Schritte tun.
Segne uns dreieiner Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Gesang zum Schluss (Anja)Dank – Austausch – Abschied

 

Hier der Text als pdf zum Nachlesen und Ausdrucken

In der Osternacht halten die Kollekte für die Unterstützung von Geflüchteten in der Gemeinde von Pfarrer Ivan Sokhan. Wer eine Spendenquittung bekommen möchte, kann gern seine Spende in einen Umschlag legen und mit Namen und Adresse beschriften.
Wer die Spende überweisen möchte, benutze bitte dieses Konto:
Kath. Gehörlosengemeinde Trier
IBAN: DE97 3706 0193 3012 0020 24
BIC: GENODED1PAX
Stichwort: Solidarität Ukraine

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