3. Sonntag in der Osterzeit AM KOHLENFEUER

Telefongottesdienst zum 3. Sonntag in der Osterzeit
AM KOHLENFEUER

Lied zum Anfang: Gott aus seiner Herrlichkeit kam in unsre Erdenzeit

 

Einführung

 Liebe Schwestern und Brüder in der sredna-Gemeinde am Bet-phon,

wir feiern heute schon unseren 9. Gottesdienst in dieser Form und an diesem Ort – als  Telefonkonferenz bei Freetelco. Viele Morgen- Mittags- und Abendgebete bringen Menschen zusammen – ich bin froh, dass es dieses Medium gibt.

Ich habe in dieser Woche mit einem guten Kollegen telefoniert – er sagte: „Ich vermisse die Menschen so sehr, die Gemeinschaft!“ Ich habe ihm dann von unseren Telefongottesdiensten erzählt – an den Österlichen Tagen, am Letzten Donnerstag mit Telefongottesdienst „Leben im Sterben“ – und ich habe ihm gesagt: Nein, einsam und allein fühle ich mich ganz und gar nicht, auch wenn die Gemeinschaft anders und eigenartig ist.

Mit viel festlichem Geläut hat die Hohe Domkirche darauf hingewiesen, dass wir gestern hier in Trier das Fest des Gewandes Christi gefeiert haben – das Fest des Heiligen Rockes, wie der Volksmund sagt. Und schon gab es heute die Auseinandersetzung zwischen denen, die sagen „das Gebimmel geht mit auf die Nerven“ – und denen die sagen, „schön, wenigstens läuten sie noch“… Mit diesen Fragen waren wir ja hier rund um die Herz-Jesu-Kirche vor den Ostertagen auch beschäftigt. Vielleicht habt Ihr es über unseren Newsletter, in der Zeitung oder auf Facebook mitbekommen.

Für mich ist das Heilig-Rock-Fest in diesem Jahr in einer ganz anderen Hinsicht wichtig. Wir leben im Moment in der Vereinzelung, in der Zerstreuung, der Diaspora. Aus der Gehörlosengemeinde kenne ich dieses Gefühl und diese Erfahrung ja schon seit mehr als 20 Jahren. Einige von Euch erleben das vielleicht ähnlich – sie leben in einer konfessionellen Diaspora, weil die meisten Menschen drum herum eine andere Konfession haben als wir selbst – oder weil wir spüren: wir sind überhaupt nur noch eine kleine Minderheit von Gläubigen in einer weitgehend glaubensneutralen Umgebung.

In diese Situation hinein macht das ungeteilte Gewand Christi deutlich: egal wie dünn unser Glaubensfaden ist, egal welche Farbe er hat, aus welchem Material er ist, egal wo sich der nächste Faden befindet – wir gehören zusammen, wir sind zusammen ein Kleid, ein Gewebe, ein Netzwerk – die eine Kirche . Wir glauben an den einen Herrn und sind verbunden durch die eine Taufe, auch wenn wir diese Gemeinschaft im Moment nicht physisch spüren. Im Heilig-Rock-Lied der letzten Großen Wallfahrt 2012 hieß es in einer Strophe: Trau ihm, du Christenheit, auch wenn in schwerer Zeit der Zweifel kommt und kalte Angst dich überfällt – Wach auf, du Christenheit, und schau auf Jesu Kleid: der Einheit Bild, das unserer Sehnsucht Hoffnung verleiht: Herr Christ, erbarme dich – und führ zusammen, was getrennt.

Kyrie: Mit Jesus auf dem Weg

 

Tagesgebet

Barmherziger Gott und Vater,
dein Sohn Jesus Christus ist den Jüngern begegnet-
nach seinem Leiden und Sterben.
Er hat ihren Alltag gewandelt –
zum Ort seiner Gegenwart.
Er hat sie angeschaut und ihnen zu essen gegeben.
Wir bitten dich:
Lass uns ihn finden in unserem Alltag,
in unseren Sorgen und unserer Traurigkeit.
Dann werden wir österliche Menschen.
Darum bitten wir jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Impuls zur Lesung aus der Apostelgeschichte

Die Lesung aus der Apostelgeschichte spielt an Pfingsten, weil die Apostelgeschichte mit der Himmelfahrt Jesu, der Wahl des Apostels Matthias und des machtvollen Wirken des Heiligen Geistes an Pfingsten beginnt. Danach entfaltet sich die Geschichte der jungen Kirche.

Nach den ersten Tagen im verschlossenen Saal bekommt Petrus und mit ihm die anderen elf Apostel den Mund auf. Sie sind nicht mehr in ihrem Versteck, sondern trauen sich raus. Sie knüpfen am Glauben ihrer Zuhörer*innen an: die alle kennen David, sie kennen die Lieder, die Psalmen, die auf David zurück gehen – und Petrus macht deutlich: das wovon David erzählt, das ist jetzt Wirklichkeit geworden: Gott ließ seinen Frommen das Grab nicht schauen – Jesus ist auferstanden von den Toten. Und damit geht Gott noch weiter als bei David selbst – der gestorben ist uns begraben wurde – und dessen Grab sozusagen ein Wallfahrtsort war.

Das Grab Jesu war leer – Gott hat Jesus eine größere Ehre zuteil werden lassen – mit Jesus aber dann allen, die ihm folgen – ob sie nun leben oder schon gestorben sind. Jesus lebt weiter in seinem Geist, der die Menschen erfüllt. Das hatten die Apostel gerade am eigenen Leib erfahren. Welcher Geist erfüllt uns? Der Geist der Verzagtheit? Der Sorge? Der Wut? Der Traurigkeit?  Oder der Geist Jesu? Dieser Geist schenkt Leben im Sterben – und darüber hinaus!

Text: Apg 2,14.22b-33  (Marianne Grandjean)

Am Pfingsttag trat Petrus auf,
zusammen mit den Elf;
er erhob seine Stimme und begann zu reden:
Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem!Dies sollt ihr wissen,
achtet auf meine Worte!
22bJesus, den Nazoräer,
einen Mann, den Gott vor euch beglaubigt hat
durch Machttaten, Wunder und Zeichen,
die er durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst –
23ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen
hingegeben wurde,
habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen
ans Kreuz geschlagen und umgebracht.
24Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit
und auferweckt;
denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.
25David nämlich sagt über ihn:
Ich hatte den Herrn beständig vor Augen.
Denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke.
26Darum freute sich mein Herz
und frohlockte meine Zunge
und auch mein Leib wird in Hoffnung wohnen;
27denn du gibst meine Seele nicht der Unterwelt preis,
noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen.
28Du hast mir die Wege zum Leben gezeigt,
du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.
29Brüder,
ich darf freimütig zu euch über den Patriarchen David reden:
Er starb und wurde begraben
und sein Grabmal ist bei uns erhalten bis auf den heutigen Tag.
30Da er ein Prophet war
und wusste, dass Gott ihm einen Eid geschworen hatte,
einer von seinen Nachkommen werde auf seinem Thron sitzen,
31 sagte er vorausschauend über die Auferstehung des Christus:
Er gab ihn nicht der Unterwelt preis
und sein Leib schaute die Verwesung nicht.
32Diesen Jesus hat Gott auferweckt,
dafür sind wir alle Zeugen.
33Zur Rechten Gottes erhöht,
hat er vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfangen
und ihn ausgegossen,
wie ihr seht und hört.

Nach der Lesung aus der Apostelgeschichte: Das Grab ist leer  GL 780,1.2

 

2. Seht Christen, seht den Gottessohn, /der Hölle Überwinder! /Er steigt vom Kreuz zum höchsten Thron /als Mittler für die Sünder. / Er drückt den Wundern, die er tat/ in seinem Lebenslauf,/hierdurch, wie er versprochen hat, /der Wahrheit Siegel auf, /der Wahrheit Siegel auf./ Halleluja, halleluja!

Impuls zur Lesung aus dem 1. Petrusbrief

Die zweite Lesung, die Epistel, aus dem Brief, der dem Apostel Petrus zugeschrieben wird, richtet sich an Gläubige, die in der Fremde leben. In der Diaspora. In der Zerstreuung. Sie sind nur wenige – sie prägen nicht, nicht mehr das öffentliche Bild. Sie sind eine Minderheit.

Der Blick in diese Lesung mit ihrem Hintergrund ist ein Blick zurück und gleichzeitig ein Blick nach vorn. Ich habe das Gefühl, dass wir durch Corona mit einem Schlag in unsere Zukunft katapultiert wurden und werden. Wir leben schon in der Zukunft…. Wir sind nicht mehr „systemrelevant“, wenn das in so einer Stadt wie Trier anders scheinen mag. Unser System versucht sich selbst relevant zu machen – aber wenn man ehrlich hinschaut, sind die Zeiten vorbei. Wie dem auch sei – Petrus schreibt dieser Gemeinde irgendwo in Kleinasien, in der Türkei: Bleibt gottesfürchtig. Gebt nicht auf. Provoziert nicht – aber lasst Euch nicht unterkriegen. Ihr habt Euch für einen anderen Weg entschieden – ihr seid nicht mehr Sklaven der vorherrschenden Meinung des Egoismus. Jesus hat einen hohen Preis für Eure Freiheit bezahlt. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen ihm und seinem Leben, seiner Hingabe- und euch. Am Ende, ganz am Ende ist Herrlichkeit. Der Weg dahin mag und wird steinig sein – und durch den Tod führen. Aber: Am Ende, ganz am Ende ist Licht.

Lesung  1 Petr 1,17-21 (Marcus Horn)

Wenn ihr den als Vater anruft,
der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt,
dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid,
ein Leben in Gottesfurcht!
18Ihr wisst,
dass ihr aus eurer nichtigen,
von den Vätern ererbten Lebensweise
nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet,
nicht um Silber oder Gold,
19sondern mit dem kostbaren Blut Christi,
des Lammes ohne Fehl und Makel.
20Er war schon vor Grundlegung der Welt dazu ausersehen
und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen.
21Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen,
der ihn von den Toten auferweckt
und ihm die Herrlichkeit gegeben hat,
sodass ihr an Gott glauben
und auf ihn hoffen könnt.

Nach der Lesung aus dem Petrusbrief: Unsere Hoffnung bezwingt

 

 

Halleluja GL 714

 

Evangelium Joh 21 (Petra Weiland)

In jener Zeit
offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal,
am See von Tibérias,
und er offenbarte sich in folgender Weise.
2Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus,
Natánaël aus Kana in Galiläa,
die Söhne des Zebedäus
und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
3Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen.
Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit.
Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot.
Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.
Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
5Jesus sagte zu ihnen:
Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen?
Sie antworteten ihm: Nein.
6Er aber sagte zu ihnen:
Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus
und ihr werdet etwas finden.
Sie warfen das Netz aus
und konnten es nicht wieder einholen,
so voller Fische war es.
7Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus:
Es ist der Herr!
Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei,
gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war,
und sprang in den See.
8Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot
– sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt,
nur etwa zweihundert Ellen –
und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.
9Als sie an Land gingen,
sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer
und darauf Fisch und Brot liegen.
10Jesus sagte zu ihnen:
Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!
11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land.
Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt,
und obwohl es so viele waren,
zerriss das Netz nicht.
12Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst!
Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du?
Denn sie wussten, dass es der Herr war.
13Jesus trat heran,
nahm das Brot und gab es ihnen,
ebenso den Fisch.
14Dies war schon das dritte Mal,
dass Jesus sich den Jüngern offenbarte,
seit er von den Toten auferstanden war.

Halleluja GL 714

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

… schon das dritte Mal… schreibt Johannes. Es ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. Eigentlich war es schon das vierte Mal, wenn man die Begegnung Jesu mit Maria Magdalena am Grab dazu zählt.

Dreimal, viermal…. So ganz oft ist das eigentlich nicht. Vor allen Dingen ist seine Offenbarung, seine Erscheinung nicht von Dauer. Es gibt diese Momente, diese Augenblicke – sie beginnen mit Fremdheit, so ist es auch diesmal… Dann sagt oder tut Jesus etwas, an dem die Jünger ihn erkennen, ihn identifizieren können… Dann kommt die Freude auf, dann ist es auch schon wieder zu Ende.

Jesus kehrt nicht zurück in sein Leben vor dem Tod. Es geht nicht einfach so weiter, es ist nicht „alles wieder gut“, so wie früher. Das erlebt Maria Magdalena – und das erleben die Jünger. „Halt mich nicht fest!“ Aber er ermöglicht neue, andere Erfahrungen.

Und die sind fast erschreckend alltäglich. Zweimal im Wohnzimmer – im verschlossenen Saal, irgendwo Zuhause, wohin sich die verstörten Jünger zurückgezogen, versteckt hatten – und jetzt am See, sozusagen auf dem Arbeitsplatz.

Hierher, nach Galiläa, waren sie zurückgekehrt. In ihren Alltag. Das Öffentliche Wirken in Jerusalem, die Auseinandersetzungen mit den jüdischen und römischen Autoritäten waren zu Ende. Der ganz normale Alltag war wieder da. Fischen am See. Und das auch noch ohne irgendeinen Fang. Frust am Arbeitsplatz.

Hier begegnet ihnen Jesus – zweimal.
Die erste Begegnung ist ganz eigenartig: Jesus fragt die Jünger nach Nahrung: „Habt Ihr nicht etwas zu essen?“ Für wen? Für ihn, für sie selbst? Nein. Wir haben nichts. Unsere Netze, unser Kopf, unsere Hände und Herzen sind leer. Er schickt sie noch mal raus… mit einem „guten Rat“: „Werft das Netz auf der anderen Seite aus!“

Ich kenne mich nicht aus mit dem Fischfang – aber es klingt wie der blanke Hohn: „Was soll denn die Seite des Bootes ändern? Der gleiche See, die gleiche Stelle – und dazu noch in den Morgenstunden, wo die Sonne bald aufgeht und die Fische wieder in die Tiefe abtauchen… Die „andere Seite“ – die soll den großen Unterschied machen?

Ja. So einfach kann das sein. Einfach mal die andere Seite. Die Jünger machen die Erfahrung, dass ihr Fang reicht, dass er genügt, für sich und für andere – 153 große Fische. Sie erleben, dass es nicht nur reicht, sondern sie erleben den Überfluss, so viel, dass sie den Fang kaum bewältigen können…
Und das alles, weil sie etwas anders gemacht haben. 

Als sie ans Ufer zurückkommen, macht Jesus ihnen Frühstück. Einfacher und menschlicher geht es nicht. Es wird nichts geredet. Kein Wort über das, was geschehen ist, kein Wort über das, was sein wird. Es wird noch nicht mal gebetet vor dem Essen. Einfach nur zusammensitzen, ausruhen, ins knisternde Feuer schauen, den gebratenen Fisch riechen – und „frühstücken“. In der kleinen Gemeinschaft – von Kollegen und Freunden – mit dem Herrn.

Diese völlig alltägliche und gleichzeitig intensive, intime Begegnung mit ihm, die keine Worte braucht, bestätigt das, was Jesus vor seinem Tod getan und gesagt hat.

Alles, was er ihnen mitgegeben hat – vor allem den Auftrag, einander zu lieben und so Zeugen der Herrlichkeit Gottes zu sein, ist durch seinen Tod nicht entwertet worden – ganz im Gegenteil. Es ist vollendet.

Jetzt sind sie an der Reihe: Einander und vielen anderen Frühstück zu machen. Und es wird reichen. Weil der Herr sie ernährt. Weil sie – auf sein Wort hin – Dinge anders machen.

Liebe Schwestern und Brüder,
auch wenn ich kein Fischer bin – und noch nicht mal Fisch esse – ist mir dieses Osterevangelium am liebsten.
Was haben wir nicht alles anders gemacht in den letzten Tagen und Wochen – seit dem 7. März, als die Kirchen und Pfarrheime und die Pfarrbüros und die vielen anderen Orte geschlossen wurden. Was haben wir nicht alles anders gemacht…. Gut, zugegeben, damit haben wir in Herz-Jesu schon eine Menge Erfahrungen….

Wenn ich auf die letzten Wochen zurückblicke, hat es natürlich frustrierende Erfahrungen  für uns alle gegeben.  Erfahrungen, die uns überfordert haben. Es gab aber auch die Erfahrung gegeben, dass uns Dinge gelungen sind, dass sich das Netz füllt – im Bild gesprochen mit ganz anderen Fischen, als wir sie kennen und als wir sie erwartet haben. Dass da einfach ein Wunder passiert ist.

Und in allem hat Jesus uns genährt, irgendwie… ohne groß zu reden, wie am Kohlenfeuer. Jedes weitere Wort hätte vielleicht auch die Heiligkeit des Augenblicks und der Gegenwart Jesu zerstört. Ich finde so viele Ähnlichkeiten: Gegenwart Jesu im Alltag, in den Sorgen, der Last, der Traurigkeit – in den winzig kleinen Gemeinschaften, irgendwo, ganz flüchtig, am Ufer, draußen – nicht im Tempel, noch nicht mal in Herz Jesu… in diesen winzig kleinen zerbrechlichen aber auch vertrauten Gemeinschaften, am Telefon, via Skype – kurz bevor das Netz wieder zusammenklappt oder das WLAN nicht stark genug ist – da sind die winzigen Augenblicke seiner Gegenwart – und es gibt was zu essen, was ich – persönlich – noch nicht mal mag. Egal. Er ist da. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, heute Abend allein auf dem Balkon zu sitzen, mit einem Stück Brot und einem Glas Rotwein statt dem Fisch – und einfach nur seine Gegenwart zu spüren….  Und mir zu wünschen, dass ich dabei gewesen wäre – bei diesem Frühstück am Kohlenfeuer….

Es ist noch ein weiter Weg gewesen – von diesem Erlebnis nicht all seinen Zweideutigkeiten bis hin zur großen mutigen Rede auf dem Hauptmarkt – die Petrus an Pfingsten gehalten hat…. Es ist auch ein ganz anderes Konzept von Jüngerschaft von Gemeinschaft in der Nachfolge, das Johannes malt und das die Apostelgeschichte zeigt.

Bei Johannes lebt Jesus in Beziehungen, im kleinen – in Menschen, die sich umeinander kümmern – die sich lieben – und in denen in dieser Liebe zueinander die Herrlichkeit Gottes aufleuchtet…. Petrus bekommt am Kohlenfeuer den Auftrag, die Lämmer zu weiden, also selbst Frühstück für die Seinen zu machen…. und weiter geht’s genauso wie zwischen Maria und Johannes unterm Kreuz: füreinander da sein. Und wenn Menschen füreinander da sind, dann ist es vollbracht! Dann hat Jesus seinen Geist in die Sorgenden aus- und eingehaucht, wie auch hier am Morgen, am Kohlenfeuer, wo er dieses Brot- und Fischfrühstück macht.

Liebe Freundinnen und Freunde,
ich weiß nicht, welche neuen Vorschriften uns in der kommenden Woche erwarten. Ich weiß nicht, unter welchen Umständen Gottesdienst in der Kirche möglich sein wird. Ich weiß nicht, wie wir die Vorschriften umsetzen können – in welchen Schritten. Das Unternehmen „zurück in die Kirche“ macht mir Angst. Ich befürchte, dass Menschen unerfüllbare Erwartungen an uns haben werden – das haben wir gerade bei einigen Erstkommunion-Eltern und –katechetinnen erlebt.

Es wird nicht das große erwartete Wiedersehens-Fest mit Pauken und Trompeten und Glocken und feierlicher Kommunion unter den Gestalten von Brot und Wein geben. Wir werden nicht die Nähe der anderen spüren, sondern auf Abstand sitzen… Mag sein, dass wir uns hier am Telefon viel näher sind… Aber natürlich werden wir auch auf das Wort des Herrn unser Netz an dieser neuen Seite auswerfen und sehen, was geschieht und wie er uns nährt. Wir werden Erfahrungen machen – und hoffentlich auch in den seltsamen und fremden Begegnungen spüren: es ist der Herr.

Neue Momente, flüchtige Augenblicke – genau wie bei den Jüngern damals, die dann aus diesen Augenblicken leben konnten – und für sich und andere „Frühstück machten“, also ihnen zu essen geben konnten – Nahrung für den Leib, den Geist und die Seele.

Wir können – in wunderbaren Worten von Hilde Domin ausgedrückt – „nicht müde zu werden und dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten“.

 Nach der Predigt: Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit  GL 325,1-3

 

Fürbitten

Herr, Jesus Christus, nach deiner Auferstehung hast du dich deinen Jüngern offenbart und ihnen deine Nähe über den Tod hinaus gezeigt. Diese Zusage wollen auch wir nach Ostern in die Welt tragen.

Wir bitten dich.

Wir beten für alle, die seit Montag ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen und froh sind, zu einem Stück Normalität zurückzukehren.

Für alle, die weiterhin von den Beschränkungen existentiell betroffen sind und sich Sorgen machen, wie es weitergeht.

Für alle, die die politischen Entscheidungen in Frage stellen und Angst haben, dass die Lockerung eine weitere Welle an Infektionen mit sich bringt.

Ruf: Du sei bei uns, in unsrer Mitte, höre du uns Gott

Für die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, die in den nächsten Tagen wieder in die Schule gehen – besonders für alle, die ihr Abitur oder Abschlussprüfungen schreiben.

Für alle, die damit beschäftigt sind, die notwendigen Hygienemaßnahmen umzusetzen, um allen den größtmöglichen Schutz zu bieten.

Für alle, die weiterhin unter den Kontaktbeschränkungen leiden.

Für die Kinder, die nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen dürfen und ihre Freunde nicht treffen können.

Für die Menschen, die alleine leben und einsam sind.

Wir haben am Donnerstagabend einen bewegenden Telefongottesdienst im Rahmen der „Woche für das Leben“ gefeiert.

Wir beten auch heute für alle, deren Leben am Lebensanfang und Lebensende bedroht ist.

Für alle, die schwach und wehrlos sind – oder deren Leben von anderen als lebensunwürdig angesehen wird.

Und für alle, die sich für ein Leben in Fülle für alle Menschen einsetzen.

Wir beten für die Muslime, die in diesem Jahr ihren Fastenmonat Ramadan unter vielen Einschränkungen begehen müssen.

Für ein friedliches Miteinander aller Religionen auf der ganzen Welt.

Unser Bistum Trier würde in dieser Woche die Heilig Rock Tage feiern.

Wir beten für alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in ihren Gemeinden, Gruppen und Verbänden für die Zukunft der Trierer Kirche einsetzen.

Für einen guten Verlauf der Synodenumsetzung.

Beten wir in dieser Zeit ganz besonders um die Einheit der Christen – und sprechen wir gemeinsam am Ende der Fürbitten das Trierer Pilgergebet:

Jesus Christus, Heiland und Erlöser, erbarme dich über uns und über die ganze Welt, Gedenke deiner Christenheit und führe zusammen, was getrennt ist. Amen.

Vaterunser

Schlussgebet

Gott des Erbarmens und des Trostes,
wir sind in dieser Stunde deinem Sohn begegnet,
im Wort und in der Erfahrung der Gemeinschaft –
hier am Telefon und in Gedanken.
Er sucht unsere Nähe
und schenkt uns Gemeinschaft mit sich und untereinander.
Lass uns aus dieser Begegnung leben
und füreinander sorgen –
Frühstückmachen, zuhören, füreinander da sein.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.

Segen

Der allmächtige Gott
hat uns durch die Auferstehung seines Sohnes
aus Dunkelheit und Tod befreit –
Er segne uns und schenke uns seine Freude.

Wir sind mit Christus auferstanden,
durch die Taufe auf seinen Tod.
Er schenke uns neu die Gabe seines Lebens.

Gott hat uns in der Taufe angenommen als seine Kinder –
er stärke in uns die Gemeinschaft
mit allen Schwestern und Brüdern.

Das gewähre uns der dreieinige Gott:
Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Ansagen

Verabschiedung

Schlusslied: Freu dich, erlöste Christenheit Gl 337,1.2.7

 

7. So wirst zum Leben du erstehn, / freu dich und singe,/ und deinen Heiland ewig sehn,/ halleluja. Sing fröhlich, halleluja.

 

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