Einige Menschen, die sich der Herz-Jesu-Kirche und sredna-herzjesu verbunden fühlen, haben ihre persönlichen Erfahrungen mit „Segen“ miteinander geteilt und aufgeschrieben…
Erfahrungen aus der „Arche“
„Es war ein feststehendes Ritual in der Arche, wahrscheinlich überall auf der Welt. Wenn jemand weggeht – auf Reisen, in eine neue Aufgabe in der Arche, in einem neuen Lebensabschnitt – dann bekommt die Person „a blessing“ – einen Segen. Jemand aus dem Umfeld der/des „Reisenden“ übernimmt die Aufgabe, die „Segensworte“ zu sprechen. Die Hände werden auf den Kopf oder auf die Schultern gelegt – und alle Anwesenden machen mit: sie legen ihre Hände so, dass eine Segenskette entsteht – und dass die Energie, die Liebe, der Zuspruch fließen kann. Ich habe einen solchen Segen in der Arche Daybreak in der Nähe von Toronto öfter erleben dürfen. Es tut so gut, wenn Hände und Worte auf einem ruhen – und die Kraft von vielen, die mit Dir verbunden sind. Der Segen macht Dich klein und demütig – und er macht Dich groß und stark.“ Und alle können mitmachen, auch die Menschen, die sich nicht durch Sprache ausdrücken können. Auch sie können ihre Energie und ihre Liebe mitteilen. Und sie tun es!“
(Ralf Schmitz)
Erfahrungen aus der MCC in Toronto
Die „Metropolitan Community Church“ war schon in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein unbeschreiblicher Ort. Dort wurde und wird „Inklusion“ gelebt, als es den Begriff noch nicht gab. Queere Menschen waren und sind genauso willkommen wie Menschen, die sich in anderen Kirchen nicht zuhause oder wohl fühlen. Ich habe dort zum ersten Mal erlebt, dass jeden Sonntag der Gottesdienst komplett in Gebärdensprache übersetzt wurde – und dass die Gottesdienstgemeinde das „Halleluja“ immer mitgebärdet hat. Ein tauber Parlamentsabgeordneter kam jeden Sonntag mit seiner Familie dort zum Gottesdienst.
Vor der Kommunion gab es die Möglichkeit der „Salbung“. Einzelne, Paare in allen Zusammensetzungen, Familien, kamen nach vorn – wurden von einer Person mit einem persönlichen Wort gesegnet und mit Öl gesalbt. Es war immer wieder bewegend: zwei alte Männer, die ihr Leben lang in ihrer Familie und ihrem Umfeld ausgegrenzt wurden, konnten hier zueinander stehen und den Segen Gottes erbitten und empfangen – lange vor der „Ehe für alle“. Im Mittelpunkt steht die Zusage: Gott ist an Deiner/Euerer Seite! Nur Mut!
(Ralf Schmitz)
Segenserfahrung bei SMiLe, einer integrativen Wohngemeinschaft
In meiner Zeit als Leitung der Wohngemeinschaft SMiLe, machte ich eine sehr berührende Erfahrung mit dem Wunsch nach Segen.
Ein junger Mann, dem sein Namenstag sehr wichtig war, sprach immer schon tagelang im Vorfeld, dass es bald soweit sei und er Namenstag habe. Er hat die Tage regelrecht gezählt.
Und dann formulierte er den Wunsch nach einem Segen für diesen Tag. Zuerst habe ich es mal überhört und mir gedacht, das legt sich wieder. Aber ich wurde eines bessren belehrt. Der junge Mann schien selbst so angetan von diesem Wunsch, dass er mir täglich damit in den Ohren lag.
Also überlegte ich mir, wie wir das gestalten können. Einmal in der Woche, immer am Montagabend, fand der Bewohnerabend in der WG statt. Ich dachte mir, dass dies ein guter Rahmen sei. Ich überlegte mir also einen Segen zum Namenstag.
Und so bekam der junge Mann an dem Bewohnerabend nach seinem Namenstag seinen Segen. Er hat noch sehr lange davon gesprochen und offensichtlich hat ihm dieses gesegnet sein, von seiner Wohngemeinschaft, sehr gutgetan. Er hat seine Mitbewohner*innen angesteckt. Selbst die Bewohner*innen, die gar nicht wussten, dass sie auch Namenstag haben, wollten dies auf einmal wissen und einen Segen haben.
Und so entstand das sehr schöne Ritual, dass alle Bewohner*innen am Bewohnerabend nach ihrem Namenstag von der Wohngemeinschaft gesegnet wurden.
Ich selbst konnte bei meinem Abschied von der WG SMiLe diese Erfahrung machen. Ich hatte die Wohngemeinschaft zu einem Abschiedsabend eingeladen, den wir mit einem Gottesdienst begonnen haben. Am Ende wurde ich nach „Arche Art“ von der Gemeinschaft gesegnet, was für mich eine sehr bewegende Erfahrung war, an die ich immer noch gerne zurückdenke. Wenn ich heute die Fotos von der Segnung anschaue, berührt es mich noch immer.
(Bruni Werner)
Erfahrungen vom Queeren Nachtgebet
2021 haben wir uns mit dem Nachtgebet an der Aktion „Liebegewinnt“ beteiligt und zum ersten Mal im Anschluss an das Gebet das Angebot eines persönlichen Segens gemacht. Dabei waren ausdrücklich alle Menschen eingeladen, allein oder zusammen mit anderen einen Segen zu empfangen. Durch den Zusammenhang mit der bundesweiten Aktion gab es sogar in Trier eine recht große mediale und öffentliche Aufmerksamkeit. Trotzdem wussten wir natürlich nicht ob und wie viele Menschen das Segensangebot nutzen würden. Wie sich dann gezeigt hat, gab es einen großen Zuspruch für das Angebot und es wurde tatsächlich von den unterschiedlichsten Menschen angenommen, Einzelpersonen, Paare und Familien. Ich erinnere mich, dass ich diese breite Mischung an Menschen als besonders bereichernd und schön empfunden habe.
Vor dem Gebet war ich etwas skeptisch bezüglich der Frage, von wem die Menschen einen Segen wünschen. Ich hatte angenommen, dass sie vor allem zu Ralf gehen würden, also den Segen von einem Priester erbitten. Einige haben das sicherlich auch bewusst so getan. Aber viele kamen auch zu Marc-Bernhard oder mir. Das hätte mich vielleicht weniger wundern sollen, denn immerhin sind wir ja bei Sredna. Es darf also gerne alles etwas anders sein.
Ich glaube aber auch, dass es zeigt, welches Verständnis die Besucher:innen von einem Segensgebet hatten. In dem Sinne, dass es weniger um die Menschen geht, die um den Segen bitten, sondern dass es eben Gott ist, der den Segen spendet: das Vertrauen in einen Gott, der uns begleitet und unterstützt.
Daneben denke ich, dass es in gewisser Weise, ebenso ein Zeichen des Vertrauens gegenüber der Person ist, die man um das Segensgebet bittet. Insbesondere wenn es nicht nur ganz allgemein um einen Segen geht, sondern auch um ein besonderes, persönliches Anliegen. Entsprechend halte ich eine Atmosphäre, die dieses Vertrauen ermöglicht, für besonders wichtig. Die geplante Schaffung eines besonderen Segensraumes scheint mir eine gute Basis für eine solche Atmosphäre.
Seit dieser ersten Aktion, haben wir im Nachtgebet regelmäßig ein Segensangebot gemacht, das auch jedes Mal von einigen Personen genutzt wurde. Manche kommen häufiger – aber es sind auch immer wieder neue Leute dabei, die das Angebot zum ersten Mal nutzen. Die Nachfrage hat allerdings schon etwas nachgelassen. Ich denke das liegt daran, dass die Personengruppe die das Gebet besucht, begrenzt ist. Außerdem wollen nicht alle immer um einen persönlichen Segen bitten.
Ich denke, Ähnliches gilt für die Gottesdienste bei Sredna/Herz Jesu. Daher glaube ich, dass die Frage, wie oft man das Angebot eines persönlichen Segens macht, auch wichtig ist. Gibt es vielleicht auch ein zu oft? Wird es dann vielleicht zu gewöhnlich und verliert womöglich an Bedeutung?
Wir haben das bei den Vorbereitungen zum Nachtgebet schon gelegentlich angesprochen und dabei gab es ganz unterschiedliche Meinungen dazu.
Für queere Menschen ist der Segen möglicherweise besonders, weil sie davon ausgeschlossen waren und es an vielen Orten noch immer sind.
Mein Eindruck, nach zwei Jahren Segensangebot beim Nachtgebet: Es ist eine Bereicherung und für viele eine besondere spirituelle Erfahrung, die Kraft spendet.
(Beate Heß)
Gesegnet sein
Es war Pfingsten 2016 im Benediktinerinnenkloster Sankt Scholastika in Dinklage. Wie schon seit 1986 hatte ich dort ein Chorwochenende mit ungefähr 25 Teilnehmer_innen geleitet. Ich war frisch pensioniert und stand kurz vor dem Start auf den Jakobsweg, den ich als Eröffnung und Zielsuche für mein Rentnerleben von Trier nach Santiago di Compostela geplant hatte. Als ehemaliger Benediktiner wusste ich, dass es die Übung eines Reisesegens gibt, den Brüder oder Schwestern erhalten, wenn sie sich dem Kloster für längere Zeit entfernen. (Regola Benedicti Kap. 67: Brüder auf Reisen – Sollen Brüder auf Reisen geschickt werden, empfehlen sie sich dem Gebet aller Brüder und des Abtes.)
So nahm ich mir heraus, Äbtissin Franziska zu fragen, ob wir nicht im Stillen eine solche Segenshandlung vornehmen könnten. Sie war sofort hell begeistert, nur nicht von der Idee, dies im Stillen zu machen. Und so fand ich mich in der großen Abschlussrunde auf dem Klosterhof wieder, umringt von den Sänger_innen und den Schwestern. Schwester Franziska hatte ein sehr persönliches Gebet formuliert und übergab mir eine kleine Muschel mit der Inschrift „Obsculta“ – dem ersten Wort der Regel: „Höre“ (mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!)
Immer noch ein wenig mit Scham vermischt, habe ich mich in diesem Moment und eigentlich dann auf dem ganzen Weg durch Frankreich und Spanien, auf sehr liebevolle Weise behütet und von Gott beschützt gefühlt. Die Pilgerreise sollte zu einem der großen spirituellen Erfahrungen meines Lebens werden und hat mich mit Vertrauen für den Rest meines Lebens gesegnet.
(Georg Weege)
Erfahrungen am 2. Fastensonntag 2023
Vor einer Operation wurde einer aus der Gottesdienstgemeinde gebeten, sich in die Mitte zu knien. Der folgende Segen wurde gesprochen. Die Hände der Segnenden lagen auf den Schultern, die Gemeinde formte mit ihren Händen ein „Dach“ als Zeichen der Unterstützung.
Segen
„Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dich zu behüten auf all deinen Wegen…“
Unser Gott der STÄRKE
lasse Dich den Weg gehen, der vor Dir liegt.
Unser Gott des TROSTES
nehme Dir die Angst vor allem Ungewissen und Unplanbaren, was auf Dich zukommen wird.
Unser Gott der ZUVERSICHT
richte Deinen Blick nach vorne.
Unser Gott der HOFFNUNG
verlasse Dich und uns niemals.
Unser Gott der LIEBE
sei für Dich spürbar in all den Menschen,
die an Deiner Seite sind –
die an Dich denken und für Dich beten.
Wir beten auch
um den Geist der Weisheit und Erkenntnis
für die Ärztinnen und Ärzte,
Pflegerinnen und Pfleger,
die sich in der nächsten Zeit
um Dich kümmern werden.
Unser Gott des HEILES
lass die Operation erfolgreich verlaufen
und Deinen Heilungsweg stetig voranschreiten.
Unser Gott des AUFBRUCHS
umarmt Dich und ruft Dir zu:
Steht auf! Fürchte Dich nicht! Ich bin bei Dir!“
(Ralf Schmitz)
Aus diesen Erfahrungen heraus entstand die Idee, dass es einen Ort oder einen Raum in der Herz-Jesu-Kirche geben soll, an dem das „Segnen“ und „Gesegnetwerden“ einen festen Platz hat.
Der Segen kann auf Wunsch nach den Gottesdiensten in der Nähe der Hl. Barbara zugesprochen werden – Einzelnen, Paaren in allen Zusammensetzungen, Familien.